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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
herrlich Mittel anbietet in seinem Sohn. Ey so sehet nun und hö-
ret die Stimm seiner Botten: Kommet zur Mahlzeit, es ist alles
bereitet, kommet ohne Beysorg, das euch manglen werde an irgend
einem Gut, was ihr nur heiliglich wünschen könnet: Saget nicht
mit Naaman, es seyen wohl vortreffliche Wasser als in diesem Jor-
dan euren Aussatz zu heilen, ihr sehet zwar nur ein wenig Brod und
Wein, aber JEsus das ewige Wort will selbst da gegenwärtig seyn;
so kommet dann mit hungerigem Appetit.

§. 10. Diesen Hunger in euch zu erwecken, so mercket wohl.

Der Ap-
petit wird
erwecket
wann
man den
Magen
von den
Welt-
Speisen
ausleeret,

(a) Was eigentlich in uns diesen Appetit schwäche, oder gar be-
nehme, das sind zähe Feuchtigkeiten im Magen; Wir sind mit Welt-
Speisen voll gestopffet, diese müssen wir verwerffen, wo wir jemah-
len zu einem Hunger nach GOtt kommen wollen; Man sagt, es seye
ein Thier (der Wolff) das im harten Winter Herd einschlucke,
wann es aber ein Lamm findet, so entlastet es sich eilends vom Herd,
damit es schweitig vom Lamm waiden könne; Sehet das müsset ihr
von nun an die gantze Zeit euers Lebens thun, ihr habt euch biß da-
hin von eitelen Dingen der Welt und Gelüsten der sündigen Natur
nach dem Trieb euers verderbten Hertzens genehret, das alles muß
also fort hinauß geschmissen seyn, um nach diesem untadelichen Lamm
hungerig zu werden; wer nicht mit unabläßigem Gebett anhaltet um
die hohe Gnad der Selbst- und Welt-Verläugnung, der wird für-
wahr niemahls hungeren und dursten nach JEsu mit ihm gesättiget
und überkleidet zu werden.

§. 11. (b) Das zweyte Mittel nach JEsu hungerig ist, euern Zu-wann
man seine
eigene
Noth-
durfft
wohl zu
Her[tz]en
nimmt.

stand betrachten, darinnen ihr seyd ohne JEsu so lang ihr nicht in
ihm seyd und er in euch, so ist nichts als gebresten, wahre Nacht
und Jammer überall; darum seyd wenigstens so begierig über JE-
sum als ein Hungerleider über ein Almosen; damit dieses geschehe,
so lasset euch seyn, ihr seyet schon allbereit in der ewigen grausamen
Höllen-Hitz, da der reiche Mann bey Abraham ein Tropf Wassers
bettelte aber zu spat; darum ruffet jetzt aus der Tieffe zu GOtt und
schreyet seine Barmhertzigkeit an; Ach mein HErr und mein GOtt!
einen Tropffen deines Bluts in meinem Durst, so ist mir wohl, ach
daß ich nur den Saum deiner Wunden anrühre! so werde ich heyl!
O ja! so kustet dann und erwäget, wie kräfftig, fürtrefflich, süß,
nutzlich, nöthig und heilsam diese Speise seye, der Appetit kommt

unte-
U u u u u u

Lebens-Mahlzeit.
herrlich Mittel anbietet in ſeinem Sohn. Ey ſo ſehet nun und hoͤ-
ret die Stimm ſeiner Botten: Kommet zur Mahlzeit, es iſt alles
bereitet, kommet ohne Beyſorg, das euch manglen werde an irgend
einem Gut, was ihr nur heiliglich wuͤnſchen koͤnnet: Saget nicht
mit Naaman, es ſeyen wohl vortreffliche Waſſer als in dieſem Jor-
dan euren Auſſatz zu heilen, ihr ſehet zwar nur ein wenig Brod und
Wein, aber JEſus das ewige Wort will ſelbſt da gegenwaͤrtig ſeyn;
ſo kommet dann mit hungerigem Appetit.

§. 10. Dieſen Hunger in euch zu erwecken, ſo mercket wohl.

Der Ap-
petit wird
erwecket
wann
man den
Magen
von den
Welt-
Speiſen
ausleeret,

(a) Was eigentlich in uns dieſen Appetit ſchwaͤche, oder gar be-
nehme, das ſind zaͤhe Feuchtigkeiten im Magen; Wir ſind mit Welt-
Speiſen voll geſtopffet, dieſe muͤſſen wir verwerffen, wo wir jemah-
len zu einem Hunger nach GOtt kommen wollen; Man ſagt, es ſeye
ein Thier (der Wolff) das im harten Winter Herd einſchlucke,
wann es aber ein Lamm findet, ſo entlaſtet es ſich eilends vom Herd,
damit es ſchweitig vom Lamm waiden koͤnne; Sehet das muͤſſet ihr
von nun an die gantze Zeit euers Lebens thun, ihr habt euch biß da-
hin von eitelen Dingen der Welt und Geluͤſten der ſuͤndigen Natur
nach dem Trieb euers verderbten Hertzens genehret, das alles muß
alſo fort hinauß geſchmiſſen ſeyn, um nach dieſem untadelichen Lam̃
hungerig zu werden; wer nicht mit unablaͤßigem Gebett anhaltet um
die hohe Gnad der Selbſt- und Welt-Verlaͤugnung, der wird fuͤr-
wahr niemahls hungeren und durſten nach JEſu mit ihm geſaͤttiget
und uͤberkleidet zu werden.

§. 11. (b) Das zweyte Mittel nach JEſu hungerig iſt, euern Zu-wann
man ſeine
eigene
Noth-
durfft
wohl zu
Her[tz]en
nimmt.

ſtand betrachten, darinnen ihr ſeyd ohne JEſu ſo lang ihr nicht in
ihm ſeyd und er in euch, ſo iſt nichts als gebreſten, wahre Nacht
und Jammer uͤberall; darum ſeyd wenigſtens ſo begierig uͤber JE-
ſum als ein Hungerleider uͤber ein Almoſen; damit dieſes geſchehe,
ſo laſſet euch ſeyn, ihr ſeyet ſchon allbereit in der ewigen grauſamen
Hoͤllen-Hitz, da der reiche Mann bey Abraham ein Tropf Waſſers
bettelte aber zu ſpat; darum ruffet jetzt aus der Tieffe zu GOtt und
ſchreyet ſeine Barmhertzigkeit an; Ach mein HErr und mein GOtt!
einen Tropffen deines Bluts in meinem Durſt, ſo iſt mir wohl, ach
daß ich nur den Saum deiner Wunden anruͤhre! ſo werde ich heyl!
O ja! ſo kuſtet dann und erwaͤget, wie kraͤfftig, fuͤrtrefflich, ſuͤß,
nutzlich, noͤthig und heilſam dieſe Speiſe ſeye, der Appetit kommt

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[1073/1169] Lebens-Mahlzeit. herrlich Mittel anbietet in ſeinem Sohn. Ey ſo ſehet nun und hoͤ- ret die Stimm ſeiner Botten: Kommet zur Mahlzeit, es iſt alles bereitet, kommet ohne Beyſorg, das euch manglen werde an irgend einem Gut, was ihr nur heiliglich wuͤnſchen koͤnnet: Saget nicht mit Naaman, es ſeyen wohl vortreffliche Waſſer als in dieſem Jor- dan euren Auſſatz zu heilen, ihr ſehet zwar nur ein wenig Brod und Wein, aber JEſus das ewige Wort will ſelbſt da gegenwaͤrtig ſeyn; ſo kommet dann mit hungerigem Appetit. §. 10. Dieſen Hunger in euch zu erwecken, ſo mercket wohl. (a) Was eigentlich in uns dieſen Appetit ſchwaͤche, oder gar be- nehme, das ſind zaͤhe Feuchtigkeiten im Magen; Wir ſind mit Welt- Speiſen voll geſtopffet, dieſe muͤſſen wir verwerffen, wo wir jemah- len zu einem Hunger nach GOtt kommen wollen; Man ſagt, es ſeye ein Thier (der Wolff) das im harten Winter Herd einſchlucke, wann es aber ein Lamm findet, ſo entlaſtet es ſich eilends vom Herd, damit es ſchweitig vom Lamm waiden koͤnne; Sehet das muͤſſet ihr von nun an die gantze Zeit euers Lebens thun, ihr habt euch biß da- hin von eitelen Dingen der Welt und Geluͤſten der ſuͤndigen Natur nach dem Trieb euers verderbten Hertzens genehret, das alles muß alſo fort hinauß geſchmiſſen ſeyn, um nach dieſem untadelichen Lam̃ hungerig zu werden; wer nicht mit unablaͤßigem Gebett anhaltet um die hohe Gnad der Selbſt- und Welt-Verlaͤugnung, der wird fuͤr- wahr niemahls hungeren und durſten nach JEſu mit ihm geſaͤttiget und uͤberkleidet zu werden. §. 11. (b) Das zweyte Mittel nach JEſu hungerig iſt, euern Zu- ſtand betrachten, darinnen ihr ſeyd ohne JEſu ſo lang ihr nicht in ihm ſeyd und er in euch, ſo iſt nichts als gebreſten, wahre Nacht und Jammer uͤberall; darum ſeyd wenigſtens ſo begierig uͤber JE- ſum als ein Hungerleider uͤber ein Almoſen; damit dieſes geſchehe, ſo laſſet euch ſeyn, ihr ſeyet ſchon allbereit in der ewigen grauſamen Hoͤllen-Hitz, da der reiche Mann bey Abraham ein Tropf Waſſers bettelte aber zu ſpat; darum ruffet jetzt aus der Tieffe zu GOtt und ſchreyet ſeine Barmhertzigkeit an; Ach mein HErr und mein GOtt! einen Tropffen deines Bluts in meinem Durſt, ſo iſt mir wohl, ach daß ich nur den Saum deiner Wunden anruͤhre! ſo werde ich heyl! O ja! ſo kuſtet dann und erwaͤget, wie kraͤfftig, fuͤrtrefflich, ſuͤß, nutzlich, noͤthig und heilſam dieſe Speiſe ſeye, der Appetit kommt unte- wann man ſeine eigene Noth- durfft wohl zu Hertzen nimmt. U u u u u u

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1073. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1169>, abgerufen am 22.11.2024.