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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
Nutz zu
machen.
Das ist fürwahr eine Mahlzeit des Lebens, ein Freuden-Fest deren,
die in GOtt leben, ists sich nicht werth, daß man komme im Glau-
ben, Liebe, mit Einbrunst und Fröhlichkeit: Das Heilige Abend-
mahl ist eine hohe Gnaden-Säul, daß ihr allein durch JEsum le-
bet, da wird er euch aufgetischet als das Brod der Seelen, wisset
ihr ein anders Sacrament, das euch auf eine andere Speise weise,
die eure Hoffnung ernähre ins ewige Leben; Kommet dann in aller
Einfalt euern Glauben zu stärcken; Kommet und esset umsonst von
diesem Lebens-Brod; so werdet ihr in diesem Leib- und Seel-erqui-
ckenden Wesen Christi Fleisch empfinden, daß ihr GOttes Kinder
und Erben seyet. JEsus wird euch erhöhen auf neue Stafflen sei-
ner lebendigen Gnaden-Krafft in der Heiligung, so euch mehrere
Gewißheit eurer künfftigen, ewigen Verklärung geben wird: Jsts
sich nicht der Mühe werth allem innigst nachzudencken?

Was der
Urheber
zum Be-
huf dessen
thun wol-
le.

§. 8. Nun damit euch alles wohl gelinge; so muß ich euch vier
Stuck vorhalten 1. euch zeigen, daß GOtt und sein Gesalbeter euch
die Seelen-Nahrung zubereitet und aufgetischet, dazu ihr jetzt son-
derlich eingeladen werdet, 2. muß ich euch, wo möglich, Appetit
machen, 3. ein Prüffen-Stein in die Hand geben, damit ihr er-
forschen könnet, ob ihr den rechten wahren Glauben habt, der allein Chri-
stum JEsum essen kan. 4. Wann wir dieses in uns rechtschaffen zu seyn
befinden, so wollen wir mit einanderen lustig und guter Dingen seyn
an diesem heiligen Himmels-Fest zu unvergänglicher Freude der See-
len und zu ewiger Verklärung der Tugenden unsers GOTTES.

GOtt und
JEsus la-
det im H.
Abend-
mahl zur
aufge-
tischten
Seelen-
Speiß
ein.

§. 9. (1.) Jsts eine Sache, die in Ewigkeit nicht genugsam be-
wunderet werden mag, daß GOtt sich nicht darmit vergnüget, sei-
nen Sohn in die Welt zu senden, in den Tod zu übergeben, und
im Feuer-Ofen seines Zorns zur köstlichsten Speise zu zubereiten,
sondern daß GOtt doch darzu JEsum durch seine unendliche Güte
und Weißheit also accommodiret und so zu reden zurüstet im Heili-
gen Abendmahl wie wirs am liebsten essen; Er gibt uns sichtbare Zei-
chen und Siegel dessen, was er für uns thut, also daß wir die
Wahrheit seiner Verheissungen mit Augen sehen und mit Händen
greiffen können, wie er seine himmlische Gaben uns mittheile; Ach
wer erkennt gebührender massen die grosse Barmhertzigkeit GOttes,
der nach tausendmahl tausend Beleidigungen uns dennoch nöthiget
Frieden mit ihme zu machen und damit es von statten gehe, ein so

herr-

Lebens-Mahlzeit.
Nutz zu
machen.
Das iſt fuͤrwahr eine Mahlzeit des Lebens, ein Freuden-Feſt deren,
die in GOtt leben, iſts ſich nicht werth, daß man komme im Glau-
ben, Liebe, mit Einbrunſt und Froͤhlichkeit: Das Heilige Abend-
mahl iſt eine hohe Gnaden-Saͤul, daß ihr allein durch JEſum le-
bet, da wird er euch aufgetiſchet als das Brod der Seelen, wiſſet
ihr ein anders Sacrament, das euch auf eine andere Speiſe weiſe,
die eure Hoffnung ernaͤhre ins ewige Leben; Kommet dann in aller
Einfalt euern Glauben zu ſtaͤrcken; Kommet und eſſet umſonſt von
dieſem Lebens-Brod; ſo werdet ihr in dieſem Leib- und Seel-erqui-
ckenden Weſen Chriſti Fleiſch empfinden, daß ihr GOttes Kinder
und Erben ſeyet. JEſus wird euch erhoͤhen auf neue Stafflen ſei-
ner lebendigen Gnaden-Krafft in der Heiligung, ſo euch mehrere
Gewißheit eurer kuͤnfftigen, ewigen Verklaͤrung geben wird: Jſts
ſich nicht der Muͤhe werth allem innigſt nachzudencken?

Was der
Urheber
zum Be-
huf deſſen
thun wol-
le.

§. 8. Nun damit euch alles wohl gelinge; ſo muß ich euch vier
Stuck vorhalten 1. euch zeigen, daß GOtt und ſein Geſalbeter euch
die Seelen-Nahrung zubereitet und aufgetiſchet, dazu ihr jetzt ſon-
derlich eingeladen werdet, 2. muß ich euch, wo moͤglich, Appetit
machen, 3. ein Pruͤffen-Stein in die Hand geben, damit ihr er-
forſchen koͤñet, ob ihr den rechten wahren Glauben habt, der allein Chri-
ſtum JEſum eſſen kan. 4. Wann wir dieſes in uns rechtſchaffen zu ſeyn
befinden, ſo wollen wir mit einanderen luſtig und guter Dingen ſeyn
an dieſem heiligen Himmels-Feſt zu unvergaͤnglicher Freude der See-
len und zu ewiger Verklaͤrung der Tugenden unſers GOTTES.

GOtt und
JEſus la-
det im H.
Abend-
mahl zur
aufge-
tiſchten
Seelen-
Speiß
ein.

§. 9. (1.) Jſts eine Sache, die in Ewigkeit nicht genugſam be-
wunderet werden mag, daß GOtt ſich nicht darmit vergnuͤget, ſei-
nen Sohn in die Welt zu ſenden, in den Tod zu uͤbergeben, und
im Feuer-Ofen ſeines Zorns zur koͤſtlichſten Speiſe zu zubereiten,
ſondern daß GOtt doch darzu JEſum durch ſeine unendliche Guͤte
und Weißheit alſo accommodiret und ſo zu reden zuruͤſtet im Heili-
gen Abendmahl wie wirs am liebſten eſſen; Er gibt uns ſichtbare Zei-
chen und Siegel deſſen, was er fuͤr uns thut, alſo daß wir die
Wahrheit ſeiner Verheiſſungen mit Augen ſehen und mit Haͤnden
greiffen koͤnnen, wie er ſeine himmliſche Gaben uns mittheile; Ach
wer erkennt gebuͤhrender maſſen die groſſe Barmhertzigkeit GOttes,
der nach tauſendmahl tauſend Beleidigungen uns dennoch noͤthiget
Frieden mit ihme zu machen und damit es von ſtatten gehe, ein ſo

herr-
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[1072/1168] Lebens-Mahlzeit. Das iſt fuͤrwahr eine Mahlzeit des Lebens, ein Freuden-Feſt deren, die in GOtt leben, iſts ſich nicht werth, daß man komme im Glau- ben, Liebe, mit Einbrunſt und Froͤhlichkeit: Das Heilige Abend- mahl iſt eine hohe Gnaden-Saͤul, daß ihr allein durch JEſum le- bet, da wird er euch aufgetiſchet als das Brod der Seelen, wiſſet ihr ein anders Sacrament, das euch auf eine andere Speiſe weiſe, die eure Hoffnung ernaͤhre ins ewige Leben; Kommet dann in aller Einfalt euern Glauben zu ſtaͤrcken; Kommet und eſſet umſonſt von dieſem Lebens-Brod; ſo werdet ihr in dieſem Leib- und Seel-erqui- ckenden Weſen Chriſti Fleiſch empfinden, daß ihr GOttes Kinder und Erben ſeyet. JEſus wird euch erhoͤhen auf neue Stafflen ſei- ner lebendigen Gnaden-Krafft in der Heiligung, ſo euch mehrere Gewißheit eurer kuͤnfftigen, ewigen Verklaͤrung geben wird: Jſts ſich nicht der Muͤhe werth allem innigſt nachzudencken? Nutz zu machen. §. 8. Nun damit euch alles wohl gelinge; ſo muß ich euch vier Stuck vorhalten 1. euch zeigen, daß GOtt und ſein Geſalbeter euch die Seelen-Nahrung zubereitet und aufgetiſchet, dazu ihr jetzt ſon- derlich eingeladen werdet, 2. muß ich euch, wo moͤglich, Appetit machen, 3. ein Pruͤffen-Stein in die Hand geben, damit ihr er- forſchen koͤñet, ob ihr den rechten wahren Glauben habt, der allein Chri- ſtum JEſum eſſen kan. 4. Wann wir dieſes in uns rechtſchaffen zu ſeyn befinden, ſo wollen wir mit einanderen luſtig und guter Dingen ſeyn an dieſem heiligen Himmels-Feſt zu unvergaͤnglicher Freude der See- len und zu ewiger Verklaͤrung der Tugenden unſers GOTTES. §. 9. (1.) Jſts eine Sache, die in Ewigkeit nicht genugſam be- wunderet werden mag, daß GOtt ſich nicht darmit vergnuͤget, ſei- nen Sohn in die Welt zu ſenden, in den Tod zu uͤbergeben, und im Feuer-Ofen ſeines Zorns zur koͤſtlichſten Speiſe zu zubereiten, ſondern daß GOtt doch darzu JEſum durch ſeine unendliche Guͤte und Weißheit alſo accommodiret und ſo zu reden zuruͤſtet im Heili- gen Abendmahl wie wirs am liebſten eſſen; Er gibt uns ſichtbare Zei- chen und Siegel deſſen, was er fuͤr uns thut, alſo daß wir die Wahrheit ſeiner Verheiſſungen mit Augen ſehen und mit Haͤnden greiffen koͤnnen, wie er ſeine himmliſche Gaben uns mittheile; Ach wer erkennt gebuͤhrender maſſen die groſſe Barmhertzigkeit GOttes, der nach tauſendmahl tauſend Beleidigungen uns dennoch noͤthiget Frieden mit ihme zu machen und damit es von ſtatten gehe, ein ſo herr-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1072. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1168>, abgerufen am 22.11.2024.