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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
Wie
schlecht es
mit sol-
chen ab-
lauffen
werde.

§. 3. Was wilt du dazumal sagen ach armer Sünder! Wie wilt
du dich verantworten! O wie förchten wir uns jetzt, damit wir als-
dann vor Freude jauchzen, dann wir kennen den, der da gesagt hat:
Die Rache ist mein, ich will vergelten spricht der HErr, und abermal
der HErr wird sein Volck richten; Es ist schrecklich in die Hand des
lebendigen GOttes fallen a, wer den HErren JEsum nicht lieb hat,
der seye anathema, maranata b, wage es doch recht, niemand auf ge-
rathwol, es gehet schlechterdings nicht an, die Liebe und Hochschä-
tzung JESU über alles bey gesunden Tagen versaumen wollen; als
ob er nirgend zu nutz und von GOtt nur darzu gegeben wäre, alle un-
bußfertige, rohe, frevelhaffte oder leichtsinnige, unachtsame Sün-
der in ihrem Sünden Unrath und Gestanck in den reinen Himmel
der Herrlichkeit GOttes aufzunehmen und als ob der allein weise und
gute GOtt etwas unnöthiges, überflüßiges gethan hätte uns seinen
eingebohrnen Sohn zum König, Propheten und Hohenpriester vor
unsere gantze Lebens-Regierung zu zuordnen und uns eben darum so
viele Jahre leben zu lassen, damit wir Zeit hätten und JEsus sein
hohes Mittler-Amt nach des Vatters Rath und Willen an uns aus-
führen könte, uns Verkruppelte, Aussätzige, Schulden-volle Thoren
zu einem so edlen, schönen, ewigen Reich zu zubereiten: O in der
Ewigkeit werden wir allererst innen werden, daß keine Stund von
unserem Leben übrig, kein Wort des Evangeliums umsonst, kein
Werck Christi vergebens, kein Amt und Wohlthat des Erlösers über-
flüßig, das nirgend zu zugebrauchen, ja daß uns nicht unumgäng-
lich nothwendig seye alle Tag und Stund unserer Wohlfahrt, alle
Augenblick muß JEsus uns seyn der Weg, die Warheit und das Le-
ben; Wann wir auch dessen keinen anderen Grund hätten denn nur
diesen eintzig, daß es GOtt also angeordnet hat, der je unendlich
besser weißt, was uns noth ist, als wir elende Würmer, die erst sint
gestern her und die Thorheit selbst sind.

Die Ver-
ordnung
JEsu zum
Mittler
durch den
Vatter
ist tröst-
lich,

§. 4. Anderseits fliesset daraus ein überschwäncklicher tieffer Strom
des Trosts; daß nicht nur ein JEsus ist, sondern fürnemlich das
alles; was er ist, Er es um des Vatters willen und durch den Vat-
ter ist, also daß der ewige GOtt Vatter dieses von Ewigkeit also

beschlos-
a Hebr. X.
b 1 Cor. XVI.
Lebens-Mahlzeit.
Wie
ſchlecht es
mit ſol-
chen ab-
lauffen
werde.

§. 3. Was wilt du dazumal ſagen ach armer Suͤnder! Wie wilt
du dich verantworten! O wie foͤrchten wir uns jetzt, damit wir als-
dann vor Freude jauchzen, dann wir kennen den, der da geſagt hat:
Die Rache iſt mein, ich will vergelten ſpricht der HErr, und abermal
der HErr wird ſein Volck richten; Es iſt ſchrecklich in die Hand des
lebendigen GOttes fallen a, wer den HErren JEſum nicht lieb hat,
der ſeye anathema, maranata b, wage es doch recht, niemand auf ge-
rathwol, es gehet ſchlechterdings nicht an, die Liebe und Hochſchaͤ-
tzung JESU uͤber alles bey geſunden Tagen verſaumen wollen; als
ob er nirgend zu nutz und von GOtt nur darzu gegeben waͤre, alle un-
bußfertige, rohe, frevelhaffte oder leichtſinnige, unachtſame Suͤn-
der in ihrem Suͤnden Unrath und Geſtanck in den reinen Himmel
der Herrlichkeit GOttes aufzunehmen und als ob der allein weiſe und
gute GOtt etwas unnoͤthiges, uͤberfluͤßiges gethan haͤtte uns ſeinen
eingebohrnen Sohn zum Koͤnig, Propheten und Hohenprieſter vor
unſere gantze Lebens-Regierung zu zuordnen und uns eben darum ſo
viele Jahre leben zu laſſen, damit wir Zeit haͤtten und JEſus ſein
hohes Mittler-Amt nach des Vatters Rath und Willen an uns aus-
fuͤhren koͤnte, uns Verkruppelte, Auſſaͤtzige, Schulden-volle Thoren
zu einem ſo edlen, ſchoͤnen, ewigen Reich zu zubereiten: O in der
Ewigkeit werden wir allererſt innen werden, daß keine Stund von
unſerem Leben uͤbrig, kein Wort des Evangeliums umſonſt, kein
Werck Chriſti vergebens, kein Amt und Wohlthat des Erloͤſers uͤber-
fluͤßig, das nirgend zu zugebrauchen, ja daß uns nicht unumgaͤng-
lich nothwendig ſeye alle Tag und Stund unſerer Wohlfahrt, alle
Augenblick muß JEſus uns ſeyn der Weg, die Warheit und das Le-
ben; Wann wir auch deſſen keinen anderen Grund haͤtten denn nur
dieſen eintzig, daß es GOtt alſo angeordnet hat, der je unendlich
beſſer weißt, was uns noth iſt, als wir elende Wuͤrmer, die erſt ſint
geſtern her und die Thorheit ſelbſt ſind.

Die Ver-
ordnung
JEſu zum
Mittler
durch den
Vatter
iſt troͤſt-
lich,

§. 4. Anderſeits flieſſet daraus ein uͤberſchwaͤncklicher tieffer Strom
des Troſts; daß nicht nur ein JEſus iſt, ſondern fuͤrnemlich das
alles; was er iſt, Er es um des Vatters willen und durch den Vat-
ter iſt, alſo daß der ewige GOtt Vatter dieſes von Ewigkeit alſo

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a Hebr. X.
b 1 Cor. XVI.
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[1052/1148] Lebens-Mahlzeit. §. 3. Was wilt du dazumal ſagen ach armer Suͤnder! Wie wilt du dich verantworten! O wie foͤrchten wir uns jetzt, damit wir als- dann vor Freude jauchzen, dann wir kennen den, der da geſagt hat: Die Rache iſt mein, ich will vergelten ſpricht der HErr, und abermal der HErr wird ſein Volck richten; Es iſt ſchrecklich in die Hand des lebendigen GOttes fallen a, wer den HErren JEſum nicht lieb hat, der ſeye anathema, maranata b, wage es doch recht, niemand auf ge- rathwol, es gehet ſchlechterdings nicht an, die Liebe und Hochſchaͤ- tzung JESU uͤber alles bey geſunden Tagen verſaumen wollen; als ob er nirgend zu nutz und von GOtt nur darzu gegeben waͤre, alle un- bußfertige, rohe, frevelhaffte oder leichtſinnige, unachtſame Suͤn- der in ihrem Suͤnden Unrath und Geſtanck in den reinen Himmel der Herrlichkeit GOttes aufzunehmen und als ob der allein weiſe und gute GOtt etwas unnoͤthiges, uͤberfluͤßiges gethan haͤtte uns ſeinen eingebohrnen Sohn zum Koͤnig, Propheten und Hohenprieſter vor unſere gantze Lebens-Regierung zu zuordnen und uns eben darum ſo viele Jahre leben zu laſſen, damit wir Zeit haͤtten und JEſus ſein hohes Mittler-Amt nach des Vatters Rath und Willen an uns aus- fuͤhren koͤnte, uns Verkruppelte, Auſſaͤtzige, Schulden-volle Thoren zu einem ſo edlen, ſchoͤnen, ewigen Reich zu zubereiten: O in der Ewigkeit werden wir allererſt innen werden, daß keine Stund von unſerem Leben uͤbrig, kein Wort des Evangeliums umſonſt, kein Werck Chriſti vergebens, kein Amt und Wohlthat des Erloͤſers uͤber- fluͤßig, das nirgend zu zugebrauchen, ja daß uns nicht unumgaͤng- lich nothwendig ſeye alle Tag und Stund unſerer Wohlfahrt, alle Augenblick muß JEſus uns ſeyn der Weg, die Warheit und das Le- ben; Wann wir auch deſſen keinen anderen Grund haͤtten denn nur dieſen eintzig, daß es GOtt alſo angeordnet hat, der je unendlich beſſer weißt, was uns noth iſt, als wir elende Wuͤrmer, die erſt ſint geſtern her und die Thorheit ſelbſt ſind. §. 4. Anderſeits flieſſet daraus ein uͤberſchwaͤncklicher tieffer Strom des Troſts; daß nicht nur ein JEſus iſt, ſondern fuͤrnemlich das alles; was er iſt, Er es um des Vatters willen und durch den Vat- ter iſt, alſo daß der ewige GOtt Vatter dieſes von Ewigkeit alſo beſchloſ- a Hebr. X. b 1 Cor. XVI.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1052. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1148>, abgerufen am 13.06.2024.