tzet und die Erden gegründet werde und GOtt zu Zion spreche: du bist mein Volck, mithin viel Leute durch sie bekehrt und dem Satan entrissen werden.
§. 5. Also hat JEsus nicht ein Pünctlein von allem Willen GOt-Alles was JEsus ge- leistet und gethan: als sein Gehor- sam, tes ausgelassen, daß er nicht aufs vollkommenste ins Werck gesetzt ha- ben solte, nicht nur uns zu erlösen, sondern uns auch sehr hoch zu er- höhen in seine hoch-theure Nachfolg, welches wol die höchste Ehre ist, so einem Sünder widerfahren kan, dieses Vorrecht, diese Krafft und Herrlichkeit haben Christo nachzufolgen in seinen Fuß- stapffen, nach dem Fürbild, so er uns hinterlassen hat a. Kan uns wol der süsse JEsus nach so unendlichem Gehorsam etwas anmuthen daß uns zu schwer, zu hart, zu schmächlich und allzu schmertzlich vor- kommen könne, da er um unsertwillen seinem Vatter so genauen Ge- horsam geleistet und das allergreulichste Tractament über sich genom- men und willigst erduldet;
§. 6. JEsus hat den Himmel verlassen aus Liebe zu uns und wirdie Ver- lassung des Him- mels, wolten nicht aus Liebe zu Jhme ein Elim b, ein Jerus. c, ein Berg der Verklärung d, eine Hochzeit-Freud e, verlassen und uns ins Thal der Schatten des Todes f, in die Tieffe der Absterbung aller Dingen begeben; ja solten wir nicht aus Liebe zu Jhm die dürren, öden Stätte des Wahn-Glaubens, die stinckende Pfützen der Wollüste, der gefährliche Felß-Schropffen der Hoffart, die stechende Dorn- sträuche der Welt-Sorgen, die sümpfichten Moräste der Gelt- und Welt-Liebe, die förchterliche Oerter der Menschen-Forcht, die fin- stere Gefängnissen so mancherlicher unordentlichen Affecten, die Mör- der-Gruben und Drachen-Höhlenen, welche allzumal auf einem höl- lischen Schwefel-Grund stehen verlassen, um zu JEsu ins Paradis seiner fruchtbaren Liebe zu kommen;
§. 7. Da JEsus den Willen seines Vatters zu thun, als GOttes-seine Wohnung unter dem verruch- testen Volck im Elend, Lamm sich unter Wölff und Bären und eingefleischte Teufel bege- ben, und wir wolten den Willen JEsu zuthun uns nicht zum lieb- reichesten Vatter und denen freundlichen heiligen Englen und allen Seeligen begeben; der reichste und herrlichste Himmels-König ist arm und elend erschienen unter den Menschen, und wir wolten lange zaude-
ren
a 1 Petr. II. 21.
bExod. XV.
cHebr. XIII. 12. 13.
dMatth XVII.
eJoh. II.
fPs. XXIII.
Lebens-Mahlzeit.
tzet und die Erden gegruͤndet werde und GOtt zu Zion ſpreche: du biſt mein Volck, mithin viel Leute durch ſie bekehrt und dem Satan entriſſen werden.
§. 5. Alſo hat JEſus nicht ein Puͤnctlein von allem Willen GOt-Alles was JEſus ge- leiſtet und gethan: als ſein Gehor- ſam, tes ausgelaſſen, daß er nicht aufs vollkommenſte ins Werck geſetzt ha- ben ſolte, nicht nur uns zu erloͤſen, ſondern uns auch ſehr hoch zu er- hoͤhen in ſeine hoch-theure Nachfolg, welches wol die hoͤchſte Ehre iſt, ſo einem Suͤnder widerfahren kan, dieſes Vorrecht, dieſe Krafft und Herrlichkeit haben Chriſto nachzufolgen in ſeinen Fuß- ſtapffen, nach dem Fuͤrbild, ſo er uns hinterlaſſen hat a. Kan uns wol der ſuͤſſe JEſus nach ſo unendlichem Gehorſam etwas anmuthen daß uns zu ſchwer, zu hart, zu ſchmaͤchlich und allzu ſchmertzlich vor- kommen koͤnne, da er um unſertwillen ſeinem Vatter ſo genauen Ge- horſam geleiſtet und das allergreulichſte Tractament uͤber ſich genom- men und willigſt erduldet;
§. 6. JEſus hat den Himmel verlaſſen aus Liebe zu uns und wirdie Ver- laſſung des Him- mels, wolten nicht aus Liebe zu Jhme ein Elim b, ein Jeruſ. c, ein Berg der Verklaͤrung d, eine Hochzeit-Freud e, verlaſſen und uns ins Thal der Schatten des Todes f, in die Tieffe der Abſterbung aller Dingen begeben; ja ſolten wir nicht aus Liebe zu Jhm die duͤrren, oͤden Staͤtte des Wahn-Glaubens, die ſtinckende Pfuͤtzen der Wolluͤſte, der gefaͤhrliche Felß-Schropffen der Hoffart, die ſtechende Dorn- ſtraͤuche der Welt-Sorgen, die ſuͤmpfichten Moraͤſte der Gelt- und Welt-Liebe, die foͤrchterliche Oerter der Menſchen-Forcht, die fin- ſtere Gefaͤngniſſen ſo mancherlicher unordentlichen Affecten, die Moͤr- der-Gruben und Drachen-Hoͤhlenen, welche allzumal auf einem hoͤl- liſchen Schwefel-Grund ſtehen verlaſſen, um zu JEſu ins Paradis ſeiner fruchtbaren Liebe zu kommen;
§. 7. Da JEſus den Willen ſeines Vatters zu thun, als GOttes-ſeine Wohnung unter dem verruch- teſten Volck im Elend, Lamm ſich unter Woͤlff und Baͤren und eingefleiſchte Teufel bege- ben, und wir wolten den Willen JEſu zuthun uns nicht zum lieb- reicheſten Vatter und denen freundlichen heiligen Englen und allen Seeligen begeben; der reichſte und herrlichſte Himmels-Koͤnig iſt arm und elend erſchienen unter den Menſchen, und wir wolten lange zaude-
ren
a 1 Petr. II. 21.
bExod. XV.
cHebr. XIII. 12. 13.
dMatth XVII.
eJoh. II.
fPſ. XXIII.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1143"n="1047"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Lebens-Mahlzeit.</hi></fw><lb/>
tzet und die Erden gegruͤndet werde und GOtt zu Zion ſpreche: du<lb/>
biſt mein Volck, mithin viel Leute durch ſie bekehrt und dem Satan<lb/>
entriſſen werden.</p><lb/><p>§. 5. Alſo hat JEſus nicht ein Puͤnctlein von allem Willen GOt-<noteplace="right">Alles was<lb/>
JEſus ge-<lb/>
leiſtet und<lb/>
gethan:<lb/>
als ſein<lb/>
Gehor-<lb/>ſam,</note><lb/>
tes ausgelaſſen, daß er nicht aufs vollkommenſte ins Werck geſetzt ha-<lb/>
ben ſolte, nicht nur uns zu erloͤſen, ſondern uns auch ſehr hoch zu er-<lb/>
hoͤhen in ſeine hoch-theure Nachfolg, welches wol die hoͤchſte Ehre<lb/>
iſt, ſo einem Suͤnder widerfahren kan, dieſes Vorrecht, dieſe<lb/>
Krafft und Herrlichkeit haben Chriſto nachzufolgen in ſeinen Fuß-<lb/>ſtapffen, nach dem Fuͤrbild, ſo er uns hinterlaſſen hat <noteplace="foot"n="a">1 <hirendition="#aq">Petr. II.</hi> 21.</note>. Kan uns<lb/>
wol der ſuͤſſe JEſus nach ſo unendlichem Gehorſam etwas anmuthen<lb/>
daß uns zu ſchwer, zu hart, zu ſchmaͤchlich und allzu ſchmertzlich vor-<lb/>
kommen koͤnne, da er um unſertwillen ſeinem Vatter ſo genauen Ge-<lb/>
horſam geleiſtet und das allergreulichſte Tractament uͤber ſich genom-<lb/>
men und willigſt erduldet;</p><lb/><p>§. 6. JEſus hat den <hirendition="#fr">Himmel</hi> verlaſſen aus Liebe zu uns und wir<noteplace="right">die Ver-<lb/>
laſſung<lb/>
des Him-<lb/>
mels,</note><lb/>
wolten nicht aus Liebe zu Jhme ein Elim <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Exod. XV.</hi></note>, ein Jeruſ. <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Hebr. XIII.</hi> 12. 13.</note>, ein Berg<lb/>
der Verklaͤrung <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Matth XVII.</hi></note>, eine Hochzeit-Freud <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Joh. II.</hi></note>, verlaſſen und uns ins Thal<lb/>
der Schatten des Todes <noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">Pſ. XXIII.</hi></note>, in die Tieffe der Abſterbung aller Dingen<lb/>
begeben; ja ſolten wir nicht aus Liebe zu Jhm die duͤrren, oͤden<lb/>
Staͤtte des Wahn-Glaubens, die ſtinckende Pfuͤtzen der Wolluͤſte,<lb/>
der gefaͤhrliche Felß-Schropffen der Hoffart, die ſtechende Dorn-<lb/>ſtraͤuche der Welt-Sorgen, die ſuͤmpfichten Moraͤſte der Gelt- und<lb/>
Welt-Liebe, die foͤrchterliche Oerter der Menſchen-Forcht, die fin-<lb/>ſtere Gefaͤngniſſen ſo mancherlicher unordentlichen Affecten, die Moͤr-<lb/>
der-Gruben und Drachen-Hoͤhlenen, welche allzumal auf einem hoͤl-<lb/>
liſchen Schwefel-Grund ſtehen verlaſſen, um zu JEſu ins Paradis<lb/>ſeiner fruchtbaren Liebe zu kommen;</p><lb/><p>§. 7. Da JEſus den Willen ſeines Vatters zu thun, als GOttes-<noteplace="right">ſeine<lb/>
Wohnung<lb/>
unter dem<lb/>
verruch-<lb/>
teſten<lb/>
Volck im<lb/>
Elend,</note><lb/>
Lamm ſich unter Woͤlff und Baͤren und eingefleiſchte Teufel bege-<lb/>
ben, und wir wolten den Willen JEſu zuthun uns nicht zum lieb-<lb/>
reicheſten Vatter und denen freundlichen heiligen Englen und allen<lb/>
Seeligen begeben; der reichſte und herrlichſte Himmels-Koͤnig iſt arm<lb/>
und elend erſchienen unter den Menſchen, und wir wolten lange zaude-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ren</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1047/1143]
Lebens-Mahlzeit.
tzet und die Erden gegruͤndet werde und GOtt zu Zion ſpreche: du
biſt mein Volck, mithin viel Leute durch ſie bekehrt und dem Satan
entriſſen werden.
§. 5. Alſo hat JEſus nicht ein Puͤnctlein von allem Willen GOt-
tes ausgelaſſen, daß er nicht aufs vollkommenſte ins Werck geſetzt ha-
ben ſolte, nicht nur uns zu erloͤſen, ſondern uns auch ſehr hoch zu er-
hoͤhen in ſeine hoch-theure Nachfolg, welches wol die hoͤchſte Ehre
iſt, ſo einem Suͤnder widerfahren kan, dieſes Vorrecht, dieſe
Krafft und Herrlichkeit haben Chriſto nachzufolgen in ſeinen Fuß-
ſtapffen, nach dem Fuͤrbild, ſo er uns hinterlaſſen hat a. Kan uns
wol der ſuͤſſe JEſus nach ſo unendlichem Gehorſam etwas anmuthen
daß uns zu ſchwer, zu hart, zu ſchmaͤchlich und allzu ſchmertzlich vor-
kommen koͤnne, da er um unſertwillen ſeinem Vatter ſo genauen Ge-
horſam geleiſtet und das allergreulichſte Tractament uͤber ſich genom-
men und willigſt erduldet;
Alles was
JEſus ge-
leiſtet und
gethan:
als ſein
Gehor-
ſam,
§. 6. JEſus hat den Himmel verlaſſen aus Liebe zu uns und wir
wolten nicht aus Liebe zu Jhme ein Elim b, ein Jeruſ. c, ein Berg
der Verklaͤrung d, eine Hochzeit-Freud e, verlaſſen und uns ins Thal
der Schatten des Todes f, in die Tieffe der Abſterbung aller Dingen
begeben; ja ſolten wir nicht aus Liebe zu Jhm die duͤrren, oͤden
Staͤtte des Wahn-Glaubens, die ſtinckende Pfuͤtzen der Wolluͤſte,
der gefaͤhrliche Felß-Schropffen der Hoffart, die ſtechende Dorn-
ſtraͤuche der Welt-Sorgen, die ſuͤmpfichten Moraͤſte der Gelt- und
Welt-Liebe, die foͤrchterliche Oerter der Menſchen-Forcht, die fin-
ſtere Gefaͤngniſſen ſo mancherlicher unordentlichen Affecten, die Moͤr-
der-Gruben und Drachen-Hoͤhlenen, welche allzumal auf einem hoͤl-
liſchen Schwefel-Grund ſtehen verlaſſen, um zu JEſu ins Paradis
ſeiner fruchtbaren Liebe zu kommen;
die Ver-
laſſung
des Him-
mels,
§. 7. Da JEſus den Willen ſeines Vatters zu thun, als GOttes-
Lamm ſich unter Woͤlff und Baͤren und eingefleiſchte Teufel bege-
ben, und wir wolten den Willen JEſu zuthun uns nicht zum lieb-
reicheſten Vatter und denen freundlichen heiligen Englen und allen
Seeligen begeben; der reichſte und herrlichſte Himmels-Koͤnig iſt arm
und elend erſchienen unter den Menſchen, und wir wolten lange zaude-
ren
ſeine
Wohnung
unter dem
verruch-
teſten
Volck im
Elend,
a 1 Petr. II. 21.
b Exod. XV.
c Hebr. XIII. 12. 13.
d Matth XVII.
e Joh. II.
f Pſ. XXIII.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1047. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1143>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.