SUS in seinem ewigen Rath bestimmet, in seiner holden Liebes- Treue zugemässen und abgecirkelt hat, den habe ich alle Hindernus- sen und Beschwerlichkeiten in meines Beruffers Krafft übersteigende zu End gebracht, trotz aller List und Macht des Satans, der mir argtückisch den Weg mannichmahl abgeschnitten: Jch habe den Glauben bewahret in kindlicher Einfalt immer auf JESUM schauend, wie ein Stern von seinem eigenen Glantz nichts weißt, also befliesse ich mich alles mein Thun gleichsam zu vergessen, unge- achtet aller hohen Gaben und Offenbahrungen ein Nichts zu blei- ben, und biß an meinen letzten Athemzug aus dem blossen Glauben zu leben, und an der freyen, puren unverdienten Gnade meines Se- ligmachers wie ein Kind an der Mutter Brust zu hangen, und mit Freuden meine Seele dem anzuvertrauen, dessen Erbarmung ich lauterlich alles zu dancken habe, was ich bin, und was ich ausge- richtet habe? Hinfort wird er seine eigene Gerechtigkeit in mir krö- nen, der gerechte Richter, daß sie von nun an ewig aus mir heraus- flamme wie die Sonne in des Vatters Reich.
§. 9. Aber ach ihr lieben Brüder! Wie sind wir doch noch soWunsch. gar weit unden, sintemahl uns alles noch so tief zu Hertzen gehet, erfreut und betrübt. JESUS gebe uns doch bald die Flügel sei- nes Geistes, vermittelst deren wir uns auf eine heilige Weise werden hinauf schwingen können unter die Sternen GOttes, damit der Tugend-Schein und die Liebes-Flamm hinfort nicht von eines jed- weden Menschen Boßheit hin und her gewehet und bey nahe aus- gelöscht werde: Wann das Hertz von allem was Mensch und irr- disch heißt, frey gemacht, Himmel an erhaben, und in Christi Hand zu hoch gesessen, als daß ein jede Flader-Zung und Neid-Lüfft- lein da hinan möge:
Wer über sich entzündt, dem HERRN ist einverleibet Den fichtet wenig an, was alle Boßheit treibet.
§. 10. Ein Stern kan wohl von Neblen und Wolcken überzogenEin Gläu- biger blei- bet unter allen Stürmen in stiller Ruhe. werden, es gehet ihm darum nichts ab, und förchtet sich nicht, mas- sen er weißt, daß ihn kein Sturm vom Himmel hinunter stossen werde. Auch in dem letzten Getümmel der Völckern, da alles grausam bunt durcheinander gehen wird, ist er getrost, glauben- de es werde ihne niemand reissen aus der rechten Hand JESU
Christi,
ewige Sternen-Himmel.
SUS in ſeinem ewigen Rath beſtimmet, in ſeiner holden Liebes- Treue zugemaͤſſen und abgecirkelt hat, den habe ich alle Hindernuſ- ſen und Beſchwerlichkeiten in meines Beruffers Krafft uͤberſteigende zu End gebracht, trotz aller Liſt und Macht des Satans, der mir argtuͤckiſch den Weg mannichmahl abgeſchnitten: Jch habe den Glauben bewahret in kindlicher Einfalt immer auf JESUM ſchauend, wie ein Stern von ſeinem eigenen Glantz nichts weißt, alſo beflieſſe ich mich alles mein Thun gleichſam zu vergeſſen, unge- achtet aller hohen Gaben und Offenbahrungen ein Nichts zu blei- ben, und biß an meinen letzten Athemzug aus dem bloſſen Glauben zu leben, und an der freyen, puren unverdienten Gnade meines Se- ligmachers wie ein Kind an der Mutter Bruſt zu hangen, und mit Freuden meine Seele dem anzuvertrauen, deſſen Erbarmung ich lauterlich alles zu dancken habe, was ich bin, und was ich ausge- richtet habe? Hinfort wird er ſeine eigene Gerechtigkeit in mir kroͤ- nen, der gerechte Richter, daß ſie von nun an ewig aus mir heraus- flamme wie die Sonne in des Vatters Reich.
§. 9. Aber ach ihr lieben Bruͤder! Wie ſind wir doch noch ſoWunſch. gar weit unden, ſintemahl uns alles noch ſo tief zu Hertzen gehet, erfreut und betruͤbt. JESUS gebe uns doch bald die Fluͤgel ſei- nes Geiſtes, vermittelſt deren wir uns auf eine heilige Weiſe werden hinauf ſchwingen koͤnnen unter die Sternen GOttes, damit der Tugend-Schein und die Liebes-Flamm hinfort nicht von eines jed- weden Menſchen Boßheit hin und her gewehet und bey nahe aus- geloͤſcht werde: Wann das Hertz von allem was Menſch und irr- diſch heißt, frey gemacht, Himmel an erhaben, und in Chriſti Hand zu hoch geſeſſen, als daß ein jede Flader-Zung und Neid-Luͤfft- lein da hinan moͤge:
Wer uͤber ſich entzuͤndt, dem HERRN iſt einverleibet Den fichtet wenig an, was alle Boßheit treibet.
§. 10. Ein Stern kan wohl von Neblen und Wolcken uͤberzogenEin Glaͤu- biger blei- bet unter allen Stuͤrmen in ſtiller Ruhe. werden, es gehet ihm darum nichts ab, und foͤrchtet ſich nicht, maſ- ſen er weißt, daß ihn kein Sturm vom Himmel hinunter ſtoſſen werde. Auch in dem letzten Getuͤmmel der Voͤlckern, da alles grauſam bunt durcheinander gehen wird, iſt er getroſt, glauben- de es werde ihne niemand reiſſen aus der rechten Hand JESU
Chriſti,
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ewige Sternen-Himmel.
SUS in ſeinem ewigen Rath beſtimmet, in ſeiner holden Liebes-
Treue zugemaͤſſen und abgecirkelt hat, den habe ich alle Hindernuſ-
ſen und Beſchwerlichkeiten in meines Beruffers Krafft uͤberſteigende
zu End gebracht, trotz aller Liſt und Macht des Satans, der mir
argtuͤckiſch den Weg mannichmahl abgeſchnitten: Jch habe den
Glauben bewahret in kindlicher Einfalt immer auf JESUM
ſchauend, wie ein Stern von ſeinem eigenen Glantz nichts weißt,
alſo beflieſſe ich mich alles mein Thun gleichſam zu vergeſſen, unge-
achtet aller hohen Gaben und Offenbahrungen ein Nichts zu blei-
ben, und biß an meinen letzten Athemzug aus dem bloſſen Glauben
zu leben, und an der freyen, puren unverdienten Gnade meines Se-
ligmachers wie ein Kind an der Mutter Bruſt zu hangen, und mit
Freuden meine Seele dem anzuvertrauen, deſſen Erbarmung ich
lauterlich alles zu dancken habe, was ich bin, und was ich ausge-
richtet habe? Hinfort wird er ſeine eigene Gerechtigkeit in mir kroͤ-
nen, der gerechte Richter, daß ſie von nun an ewig aus mir heraus-
flamme wie die Sonne in des Vatters Reich.
§. 9. Aber ach ihr lieben Bruͤder! Wie ſind wir doch noch ſo
gar weit unden, ſintemahl uns alles noch ſo tief zu Hertzen gehet,
erfreut und betruͤbt. JESUS gebe uns doch bald die Fluͤgel ſei-
nes Geiſtes, vermittelſt deren wir uns auf eine heilige Weiſe werden
hinauf ſchwingen koͤnnen unter die Sternen GOttes, damit der
Tugend-Schein und die Liebes-Flamm hinfort nicht von eines jed-
weden Menſchen Boßheit hin und her gewehet und bey nahe aus-
geloͤſcht werde: Wann das Hertz von allem was Menſch und irr-
diſch heißt, frey gemacht, Himmel an erhaben, und in Chriſti
Hand zu hoch geſeſſen, als daß ein jede Flader-Zung und Neid-Luͤfft-
lein da hinan moͤge:
Wunſch.
Wer uͤber ſich entzuͤndt, dem HERRN iſt einverleibet
Den fichtet wenig an, was alle Boßheit treibet.
§. 10. Ein Stern kan wohl von Neblen und Wolcken uͤberzogen
werden, es gehet ihm darum nichts ab, und foͤrchtet ſich nicht, maſ-
ſen er weißt, daß ihn kein Sturm vom Himmel hinunter ſtoſſen
werde. Auch in dem letzten Getuͤmmel der Voͤlckern, da alles
grauſam bunt durcheinander gehen wird, iſt er getroſt, glauben-
de es werde ihne niemand reiſſen aus der rechten Hand JESU
Chriſti,
Ein Glaͤu-
biger blei-
bet unter
allen
Stuͤrmen
in ſtiller
Ruhe.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 983. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1079>, abgerufen am 22.11.2024.
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