spielenden Lust-Gärten zu erfüllen, nach dem doch alles in JESU Hand, als einem fruchtbaren, paradiesischen Boden ins unendliche seliglich wucheret, nicht weniger als die Erde aus einemkleinen Kir- schenstein ein groß-mächtigen Baum mit unzehlichen Blätteren und Früchten hervor wachsen machet: Und dieses mag auch wohl das süsseste und schrifft mäßigste in dieser sinnreichen Muthmassung seyn, allermassen die Heil. Schrifft überall eins aufs ander bezeuget, wie genau die Gnaden-Vergeltung der Gerechtigkeit GOttes seyn wer- de nicht nur was, sondern auch wie die Werck sind, nicht nur gut in der Materi, sondern nach der Form und Weise, wie viel und weit und tieff die Wercke von der heiligen Liebe JESU und von dem Glauben an GOTT tingirt, durchgetrungen und durchzückert sind, oder auch wie wenig sie von der lautern Absicht GOTT allein zu gefallen in sich haben, zumahl JESUS von gewisser Persohnen gar gut scheinenden Wercken ein ungnädigen Ausspruch gibt: wie daß er sie nehmlich nicht völlig erfunden habe für GOTT, welche folglich ein schlechte Zierde vor die künfftige ewige Wohnung abge- ben können, und wohl einer abgeschabenen, verblichenen und von Mäusen zerbissenen Tappetzerey gleichen, besser taugende vor eine Bettler-Hütten, als daß sie sich zu einem Königlichen Pallast schi- cken, deren man sich also mehr zu schämen als zu erfreuen haben wird: Kurtz so mancher Gläubiger in der seligen Ewigkeit anlanget, so mancherley sonderbare Belohnungen und Sieges-Kräntze werden da gesehen werden, dardurch ein jedweder gleichsam caracterisiert, mit seinem eigenen Nahmen gezeichnet, und von allen andern im Glorien-Reich wird unterscheiden werden, doch triumphiert alldor- ten diese überschwenckliche und allen Kindern Abrahams gemeine Seligkeit, und schwingt sich über alle andere sonderbahre Seelig- keiten hoch empor, daß GOTT selbst ihr sehr grosser Lohn und Kron seyn wird: O ja, wie viel angenehmer mag das wohl seyn über alles, was im Himmel und auf Erden erdacht Glücksee- ligkeit die die Glau- bigen schon hier geniessen.mag werden, im Meer der ewigen Gottheit verschlungen, und in Christi Liebe ewig zerflossen seyn.
§. 5. Ja wie viel seliger ists schon hier ein ausgegossener Glantz der Herrlichkeit Christi, wie er des Vatters zu seyn, in Demuth,
Sanfft-
Der verheiſſene
ſpielenden Luſt-Gaͤrten zu erfuͤllen, nach dem doch alles in JESU Hand, als einem fruchtbaren, paradieſiſchen Boden ins unendliche ſeliglich wucheret, nicht weniger als die Erde aus einemkleinen Kir- ſchenſtein ein groß-maͤchtigen Baum mit unzehlichen Blaͤtteren und Fruͤchten hervor wachſen machet: Und dieſes mag auch wohl das ſuͤſſeſte und ſchrifft maͤßigſte in dieſer ſinnreichen Muthmaſſung ſeyn, allermaſſen die Heil. Schrifft uͤberall eins aufs ander bezeuget, wie genau die Gnaden-Vergeltung der Gerechtigkeit GOttes ſeyn wer- de nicht nur was, ſondern auch wie die Werck ſind, nicht nur gut in der Materi, ſondern nach der Form und Weiſe, wie viel und weit und tieff die Wercke von der heiligen Liebe JESU und von dem Glauben an GOTT tingirt, durchgetrungen und durchzuͤckert ſind, oder auch wie wenig ſie von der lautern Abſicht GOTT allein zu gefallen in ſich haben, zumahl JESUS von gewiſſer Perſohnen gar gut ſcheinenden Wercken ein ungnaͤdigen Ausſpruch gibt: wie daß er ſie nehmlich nicht voͤllig erfunden habe fuͤr GOTT, welche folglich ein ſchlechte Zierde vor die kuͤnfftige ewige Wohnung abge- ben koͤnnen, und wohl einer abgeſchabenen, verblichenen und von Maͤuſen zerbiſſenen Tappetzerey gleichen, beſſer taugende vor eine Bettler-Huͤtten, als daß ſie ſich zu einem Koͤniglichen Pallaſt ſchi- cken, deren man ſich alſo mehr zu ſchaͤmen als zu erfreuen haben wird: Kurtz ſo mancher Glaͤubiger in der ſeligen Ewigkeit anlanget, ſo mancherley ſonderbare Belohnungen und Sieges-Kraͤntze werden da geſehen werden, dardurch ein jedweder gleichſam caracteriſiert, mit ſeinem eigenen Nahmen gezeichnet, und von allen andern im Glorien-Reich wird unterſcheiden werden, doch triumphiert alldor- ten dieſe uͤberſchwenckliche und allen Kindern Abrahams gemeine Seligkeit, und ſchwingt ſich uͤber alle andere ſonderbahre Seelig- keiten hoch empor, daß GOTT ſelbſt ihr ſehr groſſer Lohn und Kron ſeyn wird: O ja, wie viel angenehmer mag das wohl ſeyn uͤber alles, was im Himmel und auf Erden erdacht Gluͤckſee- ligkeit die die Glau- bigen ſchon hier genieſſen.mag werden, im Meer der ewigen Gottheit verſchlungen, und in Chriſti Liebe ewig zerfloſſen ſeyn.
§. 5. Ja wie viel ſeliger iſts ſchon hier ein ausgegoſſener Glantz der Herrlichkeit Chriſti, wie er des Vatters zu ſeyn, in Demuth,
Sanfft-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1076"n="980"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der verheiſſene</hi></fw><lb/>ſpielenden Luſt-Gaͤrten zu erfuͤllen, nach dem doch alles in JESU<lb/>
Hand, als einem fruchtbaren, paradieſiſchen Boden ins unendliche<lb/>ſeliglich wucheret, nicht weniger als die Erde aus einemkleinen Kir-<lb/>ſchenſtein ein groß-maͤchtigen Baum mit unzehlichen Blaͤtteren und<lb/>
Fruͤchten hervor wachſen machet: Und dieſes mag auch wohl das<lb/>ſuͤſſeſte und ſchrifft maͤßigſte in dieſer ſinnreichen Muthmaſſung ſeyn,<lb/>
allermaſſen die Heil. Schrifft uͤberall eins aufs ander bezeuget, wie<lb/>
genau die Gnaden-Vergeltung der Gerechtigkeit GOttes ſeyn wer-<lb/>
de nicht nur <hirendition="#fr">was,</hi>ſondern auch <hirendition="#fr">wie</hi> die Werck ſind, nicht nur gut in<lb/>
der Materi, ſondern nach der Form und Weiſe, wie viel und weit<lb/>
und tieff die Wercke von der heiligen Liebe JESU und von dem<lb/>
Glauben an GOTT tingirt, durchgetrungen und durchzuͤckert ſind,<lb/>
oder auch wie wenig ſie von der lautern Abſicht GOTT allein zu<lb/>
gefallen in ſich haben, zumahl JESUS von gewiſſer Perſohnen<lb/>
gar gut ſcheinenden Wercken ein ungnaͤdigen Ausſpruch gibt: wie<lb/>
daß er ſie nehmlich nicht voͤllig erfunden habe fuͤr GOTT, welche<lb/>
folglich ein ſchlechte Zierde vor die kuͤnfftige ewige Wohnung abge-<lb/>
ben koͤnnen, und wohl einer abgeſchabenen, verblichenen und von<lb/>
Maͤuſen zerbiſſenen Tappetzerey gleichen, beſſer taugende vor eine<lb/>
Bettler-Huͤtten, als daß ſie ſich zu einem Koͤniglichen Pallaſt ſchi-<lb/>
cken, deren man ſich alſo mehr zu ſchaͤmen als zu erfreuen haben<lb/>
wird: Kurtz ſo mancher Glaͤubiger in der ſeligen Ewigkeit anlanget,<lb/>ſo mancherley ſonderbare Belohnungen und Sieges-Kraͤntze werden<lb/>
da geſehen werden, dardurch ein jedweder gleichſam caracteriſiert,<lb/>
mit ſeinem eigenen Nahmen gezeichnet, und von allen andern im<lb/>
Glorien-Reich wird unterſcheiden werden, doch triumphiert alldor-<lb/>
ten dieſe uͤberſchwenckliche und allen Kindern Abrahams gemeine<lb/>
Seligkeit, und ſchwingt ſich uͤber alle andere ſonderbahre Seelig-<lb/>
keiten hoch empor, daß GOTT ſelbſt ihr ſehr groſſer Lohn und<lb/>
Kron ſeyn wird: O ja, <hirendition="#fr">wie viel angenehmer mag das<lb/>
wohl ſeyn</hi> uͤber alles, was im Himmel und auf Erden erdacht<lb/><noteplace="left">Gluͤckſee-<lb/>
ligkeit die<lb/>
die Glau-<lb/>
bigen<lb/>ſchon hier<lb/>
genieſſen.</note>mag werden, im Meer der ewigen Gottheit verſchlungen, und in<lb/>
Chriſti Liebe ewig zerfloſſen ſeyn.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 5. Ja wie viel ſeliger iſts ſchon hier ein ausgegoſſener Glantz<lb/>
der Herrlichkeit Chriſti, wie er des Vatters zu ſeyn, in Demuth,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sanfft-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[980/1076]
Der verheiſſene
ſpielenden Luſt-Gaͤrten zu erfuͤllen, nach dem doch alles in JESU
Hand, als einem fruchtbaren, paradieſiſchen Boden ins unendliche
ſeliglich wucheret, nicht weniger als die Erde aus einemkleinen Kir-
ſchenſtein ein groß-maͤchtigen Baum mit unzehlichen Blaͤtteren und
Fruͤchten hervor wachſen machet: Und dieſes mag auch wohl das
ſuͤſſeſte und ſchrifft maͤßigſte in dieſer ſinnreichen Muthmaſſung ſeyn,
allermaſſen die Heil. Schrifft uͤberall eins aufs ander bezeuget, wie
genau die Gnaden-Vergeltung der Gerechtigkeit GOttes ſeyn wer-
de nicht nur was, ſondern auch wie die Werck ſind, nicht nur gut in
der Materi, ſondern nach der Form und Weiſe, wie viel und weit
und tieff die Wercke von der heiligen Liebe JESU und von dem
Glauben an GOTT tingirt, durchgetrungen und durchzuͤckert ſind,
oder auch wie wenig ſie von der lautern Abſicht GOTT allein zu
gefallen in ſich haben, zumahl JESUS von gewiſſer Perſohnen
gar gut ſcheinenden Wercken ein ungnaͤdigen Ausſpruch gibt: wie
daß er ſie nehmlich nicht voͤllig erfunden habe fuͤr GOTT, welche
folglich ein ſchlechte Zierde vor die kuͤnfftige ewige Wohnung abge-
ben koͤnnen, und wohl einer abgeſchabenen, verblichenen und von
Maͤuſen zerbiſſenen Tappetzerey gleichen, beſſer taugende vor eine
Bettler-Huͤtten, als daß ſie ſich zu einem Koͤniglichen Pallaſt ſchi-
cken, deren man ſich alſo mehr zu ſchaͤmen als zu erfreuen haben
wird: Kurtz ſo mancher Glaͤubiger in der ſeligen Ewigkeit anlanget,
ſo mancherley ſonderbare Belohnungen und Sieges-Kraͤntze werden
da geſehen werden, dardurch ein jedweder gleichſam caracteriſiert,
mit ſeinem eigenen Nahmen gezeichnet, und von allen andern im
Glorien-Reich wird unterſcheiden werden, doch triumphiert alldor-
ten dieſe uͤberſchwenckliche und allen Kindern Abrahams gemeine
Seligkeit, und ſchwingt ſich uͤber alle andere ſonderbahre Seelig-
keiten hoch empor, daß GOTT ſelbſt ihr ſehr groſſer Lohn und
Kron ſeyn wird: O ja, wie viel angenehmer mag das
wohl ſeyn uͤber alles, was im Himmel und auf Erden erdacht
mag werden, im Meer der ewigen Gottheit verſchlungen, und in
Chriſti Liebe ewig zerfloſſen ſeyn.
Gluͤckſee-
ligkeit die
die Glau-
bigen
ſchon hier
genieſſen.
§. 5. Ja wie viel ſeliger iſts ſchon hier ein ausgegoſſener Glantz
der Herrlichkeit Chriſti, wie er des Vatters zu ſeyn, in Demuth,
Sanfft-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 980. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1076>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.