empfangenen Gaben-Schein in tieffer Demuth vor dem Thron GOt- tes und des Lamms nieder legen.
Die höchste Glory, so die Heyden ihren abgestorbenen Helden zuschrieben, ware, daß sie ausgaben, ihr Geist seye in einen Stern am Firmament verwandelt worden, wie sie unter andern Julio dem ersten Käyser diese Ehre angethan. O wohl eine magere Seeligkeit ein Natur-Stern zu seyn!
Die stoltzesten Monarchen in Orient nenneten sich in ihren schwül- stigen, hochtrabenden Titlen Söhne der Sonnen und der Sternen Brüder. O wohl eine eitele Freud und Ehre! was ist dieses gegen dem, ein geistlicher Stern selbst zu seyn, ein Kind des lebendigen GOttes, und ein Bruder unsers HERRN JESU Christi im Anschauen seiner Schönheit und im vergnügtesten Genuß seiner hei- ligen Liebe.
§. 4. Scharffsinnige Gelehrte halten davor, die Gewaltige, weitDie Herr- lichkeit der Glaubi- gen in der andern Welt wird weiters ausge- führet. als die Erd-Kugel grössere Sonnen-Cörper der Sternen können nicht nur so zur Augen-Lust geschaffen seyn, daß sie ewig unbewohnt seyn solten, glauben hiemit, daß es so viel ewige Plätze seyn wer- den, darinnen die Heiligen wie Adam auf Erden, als souveraine Monarchen und höchst-seelig gebietende Kaysere regieren, und sie mit Einwohnern anfüllen werden, als ihr eigen Königreich; desgleichen kein Potentat von Anbeginn der Welt nie besessen hat, sintemahl weder Nebucadnezar noch Alexander der Grosse, auch Augustus nicht den gantzen Erdkreiß beherrscht hat, wohl bey weitem nicht: Und gesetzt, sie hätten ihn überall innen gehabt, was ist die grobe, eingeschrumpfte, dunckele, kleine Erd-Kugel zu rechnen gegen denen unmässigen grossen, reinen, saubern, Liecht-hellen Sonnen-Welten der Sternen, und damit niemand meyne, es werde ein Mangel da- rinnen seyn an allerhand Schmuck und herrlichen Zierrathen, so se- tzen sie darzu, daß so viele Wercke des Glaubens; der Liebe, der Verlaugnung und Aufopfferung ein jeder auf Erden aus der Gna- den-Fülle JESU durch den Glauben empfahe, sammle, und Chri- sto seinem Vormund in der Ewigkeit aufzubehalten und beyzulegen übergebe, so vieles schicke er vor ihm hin, seine ihm bestimmte Reichs- Kugel zu meublieren, auch mit himmlischen, silber-strahlenden Ge- zelten, zwitzerenden Pallästen, und mit anmuthig durch einander
spielenden
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ewige Sternen-Himmel.
empfangenen Gaben-Schein in tieffer Demuth vor dem Thron GOt- tes und des Lamms nieder legen.
Die hoͤchſte Glory, ſo die Heyden ihren abgeſtorbenen Helden zuſchrieben, ware, daß ſie ausgaben, ihr Geiſt ſeye in einen Stern am Firmament verwandelt worden, wie ſie unter andern Julio dem erſten Kaͤyſer dieſe Ehre angethan. O wohl eine magere Seeligkeit ein Natur-Stern zu ſeyn!
Die ſtoltzeſten Monarchen in Orient nenneten ſich in ihren ſchwuͤl- ſtigen, hochtrabenden Titlen Soͤhne der Sonnen und der Sternen Bruͤder. O wohl eine eitele Freud und Ehre! was iſt dieſes gegen dem, ein geiſtlicher Stern ſelbſt zu ſeyn, ein Kind des lebendigen GOttes, und ein Bruder unſers HERRN JESU Chriſti im Anſchauen ſeiner Schoͤnheit und im vergnuͤgteſten Genuß ſeiner hei- ligen Liebe.
§. 4. Scharffſinnige Gelehrte halten davor, die Gewaltige, weitDie Herr- lichkeit der Glaubi- gen in der andern Welt wird weiters ausge- fuͤhret. als die Erd-Kugel groͤſſere Sonnen-Coͤrper der Sternen koͤnnen nicht nur ſo zur Augen-Luſt geſchaffen ſeyn, daß ſie ewig unbewohnt ſeyn ſolten, glauben hiemit, daß es ſo viel ewige Plaͤtze ſeyn wer- den, darinnen die Heiligen wie Adam auf Erden, als ſouveraine Monarchen und hoͤchſt-ſeelig gebietende Kayſere regieren, und ſie mit Einwohnern anfuͤllen werden, als ihr eigen Koͤnigreich; desgleichen kein Potentat von Anbeginn der Welt nie beſeſſen hat, ſintemahl weder Nebucadnezar noch Alexander der Groſſe, auch Auguſtus nicht den gantzen Erdkreiß beherrſcht hat, wohl bey weitem nicht: Und geſetzt, ſie haͤtten ihn uͤberall innen gehabt, was iſt die grobe, eingeſchrumpfte, dunckele, kleine Erd-Kugel zu rechnen gegen denen unmaͤſſigen groſſen, reinen, ſaubern, Liecht-hellen Sonnen-Welten der Sternen, und damit niemand meyne, es werde ein Mangel da- rinnen ſeyn an allerhand Schmuck und herrlichen Zierrathen, ſo ſe- tzen ſie darzu, daß ſo viele Wercke des Glaubens; der Liebe, der Verlaugnung und Aufopfferung ein jeder auf Erden aus der Gna- den-Fuͤlle JESU durch den Glauben empfahe, ſammle, und Chri- ſto ſeinem Vormund in der Ewigkeit aufzubehalten und beyzulegen uͤbergebe, ſo vieles ſchicke er vor ihm hin, ſeine ihm beſtimmte Reichs- Kugel zu meublieren, auch mit himmliſchen, ſilber-ſtrahlenden Ge- zelten, zwitzerenden Pallaͤſten, und mit anmuthig durch einander
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ewige Sternen-Himmel.
empfangenen Gaben-Schein in tieffer Demuth vor dem Thron GOt-
tes und des Lamms nieder legen.
Die hoͤchſte Glory, ſo die Heyden ihren abgeſtorbenen Helden
zuſchrieben, ware, daß ſie ausgaben, ihr Geiſt ſeye in einen Stern
am Firmament verwandelt worden, wie ſie unter andern Julio dem
erſten Kaͤyſer dieſe Ehre angethan. O wohl eine magere Seeligkeit
ein Natur-Stern zu ſeyn!
Die ſtoltzeſten Monarchen in Orient nenneten ſich in ihren ſchwuͤl-
ſtigen, hochtrabenden Titlen Soͤhne der Sonnen und der Sternen
Bruͤder. O wohl eine eitele Freud und Ehre! was iſt dieſes gegen
dem, ein geiſtlicher Stern ſelbſt zu ſeyn, ein Kind des lebendigen
GOttes, und ein Bruder unſers HERRN JESU Chriſti im
Anſchauen ſeiner Schoͤnheit und im vergnuͤgteſten Genuß ſeiner hei-
ligen Liebe.
§. 4. Scharffſinnige Gelehrte halten davor, die Gewaltige, weit
als die Erd-Kugel groͤſſere Sonnen-Coͤrper der Sternen koͤnnen
nicht nur ſo zur Augen-Luſt geſchaffen ſeyn, daß ſie ewig unbewohnt
ſeyn ſolten, glauben hiemit, daß es ſo viel ewige Plaͤtze ſeyn wer-
den, darinnen die Heiligen wie Adam auf Erden, als ſouveraine
Monarchen und hoͤchſt-ſeelig gebietende Kayſere regieren, und ſie mit
Einwohnern anfuͤllen werden, als ihr eigen Koͤnigreich; desgleichen
kein Potentat von Anbeginn der Welt nie beſeſſen hat, ſintemahl
weder Nebucadnezar noch Alexander der Groſſe, auch Auguſtus
nicht den gantzen Erdkreiß beherrſcht hat, wohl bey weitem nicht:
Und geſetzt, ſie haͤtten ihn uͤberall innen gehabt, was iſt die grobe,
eingeſchrumpfte, dunckele, kleine Erd-Kugel zu rechnen gegen denen
unmaͤſſigen groſſen, reinen, ſaubern, Liecht-hellen Sonnen-Welten
der Sternen, und damit niemand meyne, es werde ein Mangel da-
rinnen ſeyn an allerhand Schmuck und herrlichen Zierrathen, ſo ſe-
tzen ſie darzu, daß ſo viele Wercke des Glaubens; der Liebe, der
Verlaugnung und Aufopfferung ein jeder auf Erden aus der Gna-
den-Fuͤlle JESU durch den Glauben empfahe, ſammle, und Chri-
ſto ſeinem Vormund in der Ewigkeit aufzubehalten und beyzulegen
uͤbergebe, ſo vieles ſchicke er vor ihm hin, ſeine ihm beſtimmte Reichs-
Kugel zu meublieren, auch mit himmliſchen, ſilber-ſtrahlenden Ge-
zelten, zwitzerenden Pallaͤſten, und mit anmuthig durch einander
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lichkeit der
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 979. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1075>, abgerufen am 22.11.2024.
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