dert jährig war, auch nicht die erstorbene Bärmutter der Sara. Dann er zweifflete nicht an der Verheissung GOTTES, durch Unglauben; sondern ward starck im Glauben, und gab GOTT die Ehre. Und war völliglich versicheret, daß, was er verheissen hat- te, das könnte er auch thun.
Dann GOttes Krafft ist hey den Schwa- chen aber nach seiner Gnade Seufftzen- ben mäch- tig.
§. 6. Je weniger Grund der arme Sünder bey sich selbst findet zu glauben und sich ungeacht dieser äussersten Ungeschicklichkeit, den- noch der ewigen Liebe als GOTTES Wesen und Natur zur Of- fenbahrung seiner grossen Wunder ein ergibt, JESU Gnad und allen Heyls-begierigen offene Wunden anschreyet mit demüthigen Hertzens-Flehen, der wird in kurtzem erfahren, was GOTT ist und vermag, und mit was Freuden, er einen jeden der zu ihm kommt und ihne im Vertrauen anruffet aus allem Ubel zu allem Guten verhelffe, dann wann uns JEsus nicht mit inniger Freude seines Hertzens auf unser beständiges Anhalten hin Guts thäte, so dörff- ten wir nicht sagen, daß er uns fein rechtschaffen lieb habe, wie er es gleichwohl mit beweglichen Worten und erstaunlichen Wercken erzeiget hat, in dem er so entsetzliche Marter und Schande vor uns gelitten, da wir noch seine Feinde waren: O wie vielmehr wird sei- ne unvergleichliche, unüberwindliche und unendliche Liebe alle dieje- nigen segnen, heilen, erleuchten, heiligen die von jetzt an begehren seine Freunde zu seyn: Mache doch nur dir selbst nicht so viel Ver- nunfft-Schlüsse, bedencke nur diß, wer Abraham vor seiner Be- kehrung gewesen seye, war er nicht ein blinder Heyd, samt seinen Verwandten und Landes-Leuten in finsterer Abgötterey verirret? Was willt du dir noch lang viele Riegel stossen, dich an dem Aus- gang zu hindern aus der verwirrten Welt ins selige Land des Gött- lichen Glaubens? Nimm in tieffer Erkanntnuß deiner Unwertheit nur getrost den Segen Abrahams an wie ein Kind, freue dich, lo- be und dancke deinem GOTT, daß er ein so herrlich Mittel aus- ersehen und geordnet hat, von der Sünd und allen ihren Geschäff- ten loß und frey, hingegen ein seeliger Mitgenoß aller der grossen Güteren des Gnaden-Bunds zu werden, nehmlich den blossen Glau- ben: Ein Mittel das GOTT so ruhmlich, darneben uns Sün- dern in unserem äussersten Verderben und Armuth, so gar erwünscht, kommlich und anständig ist.
Das
Der verheiſſene
dert jaͤhrig war, auch nicht die erſtorbene Baͤrmutter der Sara. Dann er zweifflete nicht an der Verheiſſung GOTTES, durch Unglauben; ſondern ward ſtarck im Glauben, und gab GOTT die Ehre. Und war voͤlliglich verſicheret, daß, was er verheiſſen hat- te, das koͤnnte er auch thun.
Dann GOttes Krafft iſt hey den Schwa- chen aber nach ſeiner Gnade Seufftzen- ben maͤch- tig.
§. 6. Je weniger Grund der arme Suͤnder bey ſich ſelbſt findet zu glauben und ſich ungeacht dieſer aͤuſſerſten Ungeſchicklichkeit, den- noch der ewigen Liebe als GOTTES Weſen und Natur zur Of- fenbahrung ſeiner groſſen Wunder ein ergibt, JESU Gnad und allen Heyls-begierigen offene Wunden anſchreyet mit demuͤthigen Hertzens-Flehen, der wird in kurtzem erfahren, was GOTT iſt und vermag, und mit was Freuden, er einen jeden der zu ihm kommt und ihne im Vertrauen anruffet aus allem Ubel zu allem Guten verhelffe, dann wann uns JEſus nicht mit inniger Freude ſeines Hertzens auf unſer beſtaͤndiges Anhalten hin Guts thaͤte, ſo doͤrff- ten wir nicht ſagen, daß er uns fein rechtſchaffen lieb habe, wie er es gleichwohl mit beweglichen Worten und erſtaunlichen Wercken erzeiget hat, in dem er ſo entſetzliche Marter und Schande vor uns gelitten, da wir noch ſeine Feinde waren: O wie vielmehr wird ſei- ne unvergleichliche, unuͤberwindliche und unendliche Liebe alle dieje- nigen ſegnen, heilen, erleuchten, heiligen die von jetzt an begehren ſeine Freunde zu ſeyn: Mache doch nur dir ſelbſt nicht ſo viel Ver- nunfft-Schluͤſſe, bedencke nur diß, wer Abraham vor ſeiner Be- kehrung geweſen ſeye, war er nicht ein blinder Heyd, ſamt ſeinen Verwandten und Landes-Leuten in finſterer Abgoͤtterey verirret? Was willt du dir noch lang viele Riegel ſtoſſen, dich an dem Aus- gang zu hindern aus der verwirrten Welt ins ſelige Land des Goͤtt- lichen Glaubens? Nimm in tieffer Erkanntnuß deiner Unwertheit nur getroſt den Segen Abrahams an wie ein Kind, freue dich, lo- be und dancke deinem GOTT, daß er ein ſo herrlich Mittel aus- erſehen und geordnet hat, von der Suͤnd und allen ihren Geſchaͤff- ten loß und frey, hingegen ein ſeeliger Mitgenoß aller der groſſen Guͤteren des Gnaden-Bunds zu werden, nehmlich den bloſſen Glau- ben: Ein Mittel das GOTT ſo ruhmlich, darneben uns Suͤn- dern in unſerem aͤuſſerſten Verderben und Armuth, ſo gar erwuͤnſcht, kommlich und anſtaͤndig iſt.
Das
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Der verheiſſene
dert jaͤhrig war, auch nicht die erſtorbene Baͤrmutter der Sara.
Dann er zweifflete nicht an der Verheiſſung GOTTES, durch
Unglauben; ſondern ward ſtarck im Glauben, und gab GOTT die
Ehre. Und war voͤlliglich verſicheret, daß, was er verheiſſen hat-
te, das koͤnnte er auch thun.
§. 6. Je weniger Grund der arme Suͤnder bey ſich ſelbſt findet
zu glauben und ſich ungeacht dieſer aͤuſſerſten Ungeſchicklichkeit, den-
noch der ewigen Liebe als GOTTES Weſen und Natur zur Of-
fenbahrung ſeiner groſſen Wunder ein ergibt, JESU Gnad und
allen Heyls-begierigen offene Wunden anſchreyet mit demuͤthigen
Hertzens-Flehen, der wird in kurtzem erfahren, was GOTT iſt
und vermag, und mit was Freuden, er einen jeden der zu ihm
kommt und ihne im Vertrauen anruffet aus allem Ubel zu allem Guten
verhelffe, dann wann uns JEſus nicht mit inniger Freude ſeines
Hertzens auf unſer beſtaͤndiges Anhalten hin Guts thaͤte, ſo doͤrff-
ten wir nicht ſagen, daß er uns fein rechtſchaffen lieb habe, wie er
es gleichwohl mit beweglichen Worten und erſtaunlichen Wercken
erzeiget hat, in dem er ſo entſetzliche Marter und Schande vor uns
gelitten, da wir noch ſeine Feinde waren: O wie vielmehr wird ſei-
ne unvergleichliche, unuͤberwindliche und unendliche Liebe alle dieje-
nigen ſegnen, heilen, erleuchten, heiligen die von jetzt an begehren
ſeine Freunde zu ſeyn: Mache doch nur dir ſelbſt nicht ſo viel Ver-
nunfft-Schluͤſſe, bedencke nur diß, wer Abraham vor ſeiner Be-
kehrung geweſen ſeye, war er nicht ein blinder Heyd, ſamt ſeinen
Verwandten und Landes-Leuten in finſterer Abgoͤtterey verirret?
Was willt du dir noch lang viele Riegel ſtoſſen, dich an dem Aus-
gang zu hindern aus der verwirrten Welt ins ſelige Land des Goͤtt-
lichen Glaubens? Nimm in tieffer Erkanntnuß deiner Unwertheit
nur getroſt den Segen Abrahams an wie ein Kind, freue dich, lo-
be und dancke deinem GOTT, daß er ein ſo herrlich Mittel aus-
erſehen und geordnet hat, von der Suͤnd und allen ihren Geſchaͤff-
ten loß und frey, hingegen ein ſeeliger Mitgenoß aller der groſſen
Guͤteren des Gnaden-Bunds zu werden, nehmlich den bloſſen Glau-
ben: Ein Mittel das GOTT ſo ruhmlich, darneben uns Suͤn-
dern in unſerem aͤuſſerſten Verderben und Armuth, ſo gar erwuͤnſcht,
kommlich und anſtaͤndig iſt.
Das
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1072>, abgerufen am 24.11.2024.
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