Leben, was seine Barmhertzigkeit an ihnen thun wurde. Höre was Paulus hievon sagt: Es ist aber nicht geschrieben allein um seinet- willen, daß es ihm zugerechnet worden seye, sondern auch um un- sertwillen, welchen es wird zugerechnet werden, denen die da glau- ben an den, der unsern HErren JEsum auferweckt hat von den Todten a. GOttes Verheissung verjahret nicht, wäre er nicht ge- sinnet selbige an allen Gnaden-Hungerigen zu erfüllen, auf daß sie durch dieselbigen theilhafftig wurden der Göttlichen Natur und ent- flohen dem Verderben, das in der Welt ist durch die Lust b, so hätte er sie nicht so viel 100. Jahr biß auf unsere Zeiten erhalten, wider alles Toben des Drachen und nachwerts des Thiers aus dem Abgrund zu Rom.
§. 5. Noch wirffst du ein: ey wann ich nur frömmer wäre, ichDoch muß man nach dem Exempel Abra- hams auch wi- der Hoffen glauben. bin nunmehr des sündigen, eitelen Welt-Lebens so gar gewohnt und zu allem Guten erstorben, daß es gar kein Ansehen dazu hat, daß ich noch sollte ein begnadetes Kind GOttes werden, ein geist- licher Ritter und treuer Streiter unter Christi Blut-Fahnen, ein Uberwinder der Welt, ich wäre leyder viel tüchtiger Römischer Kayser oder Professor auf der berühmtesten Universität der Welt zu werden, als ein erleuchteter, vertrauter Freund GOttes, und ein himmlischer König in seinem Gnaden-Reich; nein es gibt nichts daraus, da ist durchaus keine Wahrscheinlichkeit?
Antw. Was hatte es vor ein Ansehen, daß ein alter, bereit hun- dertjähriger Mann wie Abraham mit der unfruchtbaren Sara, de- ren Bärmutter auch erstorben ware, sollte noch so viele Nachkömm- linge bekommen, als Sternen am Himmel, und Sand am Uffer des Meers; gleichwohl glaubete er, wie geschrieben stehet: Jch hab dich gesetzt zum Vatter vieler Völcker vor GOTT, dem du ge- glaubet hast, der da lebendig macht die Todten, und ruffet den Dingen die nicht sind, als wären sie c. Und er hat geglaubet wi- der Hoffnung, unter Hoffnung, daß er werden wurde ein Vatter vieler Völckern, nach dem das gesagt war: Also wird dein Saa- me seyn. Und weil er nicht schwach ward im Glauben, betrachtet er nicht seinen Leib, welcher schon erstorben war, als er vast hun-
dert-
aRom. IV. 23. 24.
b 2 Petr. I. 4.
cRom. IV. 17. 21.
ewige Sternen-Himmel.
Leben, was ſeine Barmhertzigkeit an ihnen thun wurde. Hoͤre was Paulus hievon ſagt: Es iſt aber nicht geſchrieben allein um ſeinet- willen, daß es ihm zugerechnet worden ſeye, ſondern auch um un- ſertwillen, welchen es wird zugerechnet werden, denen die da glau- ben an den, der unſern HErren JEſum auferweckt hat von den Todten a. GOttes Verheiſſung verjahret nicht, waͤre er nicht ge- ſinnet ſelbige an allen Gnaden-Hungerigen zu erfuͤllen, auf daß ſie durch dieſelbigen theilhafftig wurden der Goͤttlichen Natur und ent- flohen dem Verderben, das in der Welt iſt durch die Luſt b, ſo haͤtte er ſie nicht ſo viel 100. Jahr biß auf unſere Zeiten erhalten, wider alles Toben des Drachen und nachwerts des Thiers aus dem Abgrund zu Rom.
§. 5. Noch wirffſt du ein: ey wann ich nur froͤmmer waͤre, ichDoch muß man nach dem Exempel Abra- hams auch wi- der Hoffen glauben. bin nunmehr des ſuͤndigen, eitelen Welt-Lebens ſo gar gewohnt und zu allem Guten erſtorben, daß es gar kein Anſehen dazu hat, daß ich noch ſollte ein begnadetes Kind GOttes werden, ein geiſt- licher Ritter und treuer Streiter unter Chriſti Blut-Fahnen, ein Uberwinder der Welt, ich waͤre leyder viel tuͤchtiger Roͤmiſcher Kayſer oder Profeſſor auf der beruͤhmteſten Univerſitaͤt der Welt zu werden, als ein erleuchteter, vertrauter Freund GOttes, und ein himmliſcher Koͤnig in ſeinem Gnaden-Reich; nein es gibt nichts daraus, da iſt durchaus keine Wahrſcheinlichkeit?
Antw. Was hatte es vor ein Anſehen, daß ein alter, bereit hun- dertjaͤhriger Mann wie Abraham mit der unfruchtbaren Sara, de- ren Baͤrmutter auch erſtorben ware, ſollte noch ſo viele Nachkoͤmm- linge bekommen, als Sternen am Himmel, und Sand am Uffer des Meers; gleichwohl glaubete er, wie geſchrieben ſtehet: Jch hab dich geſetzt zum Vatter vieler Voͤlcker vor GOTT, dem du ge- glaubet haſt, der da lebendig macht die Todten, und ruffet den Dingen die nicht ſind, als waͤren ſie c. Und er hat geglaubet wi- der Hoffnung, unter Hoffnung, daß er werden wurde ein Vatter vieler Voͤlckern, nach dem das geſagt war: Alſo wird dein Saa- me ſeyn. Und weil er nicht ſchwach ward im Glauben, betrachtet er nicht ſeinen Leib, welcher ſchon erſtorben war, als er vaſt hun-
dert-
aRom. IV. 23. 24.
b 2 Petr. I. 4.
cRom. IV. 17. 21.
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ewige Sternen-Himmel.
Leben, was ſeine Barmhertzigkeit an ihnen thun wurde. Hoͤre was
Paulus hievon ſagt: Es iſt aber nicht geſchrieben allein um ſeinet-
willen, daß es ihm zugerechnet worden ſeye, ſondern auch um un-
ſertwillen, welchen es wird zugerechnet werden, denen die da glau-
ben an den, der unſern HErren JEſum auferweckt hat von den
Todten a. GOttes Verheiſſung verjahret nicht, waͤre er nicht ge-
ſinnet ſelbige an allen Gnaden-Hungerigen zu erfuͤllen, auf daß ſie
durch dieſelbigen theilhafftig wurden der Goͤttlichen Natur und ent-
flohen dem Verderben, das in der Welt iſt durch die Luſt b, ſo
haͤtte er ſie nicht ſo viel 100. Jahr biß auf unſere Zeiten erhalten,
wider alles Toben des Drachen und nachwerts des Thiers aus dem
Abgrund zu Rom.
§. 5. Noch wirffſt du ein: ey wann ich nur froͤmmer waͤre, ich
bin nunmehr des ſuͤndigen, eitelen Welt-Lebens ſo gar gewohnt
und zu allem Guten erſtorben, daß es gar kein Anſehen dazu hat,
daß ich noch ſollte ein begnadetes Kind GOttes werden, ein geiſt-
licher Ritter und treuer Streiter unter Chriſti Blut-Fahnen, ein
Uberwinder der Welt, ich waͤre leyder viel tuͤchtiger Roͤmiſcher
Kayſer oder Profeſſor auf der beruͤhmteſten Univerſitaͤt der Welt zu
werden, als ein erleuchteter, vertrauter Freund GOttes, und ein
himmliſcher Koͤnig in ſeinem Gnaden-Reich; nein es gibt nichts
daraus, da iſt durchaus keine Wahrſcheinlichkeit?
Doch
muß man
nach dem
Exempel
Abra-
hams
auch wi-
der Hoffen
glauben.
Antw. Was hatte es vor ein Anſehen, daß ein alter, bereit hun-
dertjaͤhriger Mann wie Abraham mit der unfruchtbaren Sara, de-
ren Baͤrmutter auch erſtorben ware, ſollte noch ſo viele Nachkoͤmm-
linge bekommen, als Sternen am Himmel, und Sand am Uffer
des Meers; gleichwohl glaubete er, wie geſchrieben ſtehet: Jch hab
dich geſetzt zum Vatter vieler Voͤlcker vor GOTT, dem du ge-
glaubet haſt, der da lebendig macht die Todten, und ruffet den
Dingen die nicht ſind, als waͤren ſie c. Und er hat geglaubet wi-
der Hoffnung, unter Hoffnung, daß er werden wurde ein Vatter
vieler Voͤlckern, nach dem das geſagt war: Alſo wird dein Saa-
me ſeyn. Und weil er nicht ſchwach ward im Glauben, betrachtet
er nicht ſeinen Leib, welcher ſchon erſtorben war, als er vaſt hun-
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a Rom. IV. 23. 24.
b 2 Petr. I. 4.
c Rom. IV. 17. 21.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 975. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1071>, abgerufen am 22.11.2024.
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