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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Wunder-Geheimnuß des
biß man derselben hellen Schein, in Entdeckung aller Schönhei-
ten seines Reichs empfindet.

Deß Men-
schen Un-
vermögen
zu JEsu
zu kom-
men.

§. 7. Einmalen, es gehöret mehr darzu, wann man zu JEsu
kommen will, welches wir deutlich aus den Worten JESU im
Text sehen, dann JEsus sagt: Es könne niemand zu Jhm kom-
men;
Er muß gewiß etwas anders meynen, als nur zur Kirche,
Predigt, und heiligen Abendmahl kommen, dann das kan jeder-
männiglich; Es muß, wie hernach solle gezeigt werden, ein, dem
fleischlich und in Sünden ersoffenen Hertzen gantz frembde und un-
bekannte, ja gäntzlich unmögliche Sache seyn, darzu er auch, mit
allen angewendten Kräfften nicht gelangen könne, weilen JEsus
so deutlich sagt: Niemand kan zu mir kommen.

Kommet
aus dem
Fall A-
dams her.

§. 8. Und diese Unvermögenheit zu JESU zu kommen, kommt
her, von dem Fall Adams, dann durch denselben ist der Ver-
stand verfinstert, daß man den Weg zu Jhme nicht findet; der
Geschmack ist verdorben, der Wille verkehret, daß man lieber sei-
nen eigenen Weg wandelt, und seinen Gedancken nachgehet; die
Empfindung verwüstet, daß man weder sein Elend, noch JEsu
Glory und Herrlichkeit, weder seine heßliche Gestalt, noch JEsu
durchtringende Schönheit, weder den gifftig- und Seelen-verwun-
denden Stachel der Sünden, noch die süsse und hertz-erquickende
Gnade JEsu empfinden, sehen, noch kosten, ja, sein so seliges
Leben nicht lieben, seine Seligkeit nicht geniessen will; Ach! da
findet er, der arme blinde Mensch nichts, ach ja! gar nichts süs-
ses in JEsu; Und was Wunders? was macht ein Todter im Pa-
radieß? ein Blinder in einem, mit zierlichen und kostbahren Ge-
mählden gezierten Gemach? welches wohl der heutige Zustand der
Reformirten Kirchen seyn mag.

Diese
Würckun-
gen GOt-
tes in der
Seelen,
welche der
Ordnung
nach erzeh-
let werden,
hindert
Satanas.

§. 9. Aber, es schlägt noch darzu Satanas, welcher mit seinen
Einblasungen der Seele näher ist, als sie meinet, also, daß wann
das ewige Licht, einige sanfft scheinende Strahlen in den finstern
Kercker, darinn der arme Geist an des Teuffels Ketten gefangen
ligt, hinein wirfft, daß entweder ein heimlich tieff verborgen Seh-
nen und Verlangen nach GOTT und seiner süssen Gemeinschafft
auffgehet, oder auch etwann ein Zorn-Blitz in das Hertz hinein
blitzet, wodurch die Sicherheit in etwas angegriffen und erschüt-

tert

Wunder-Geheimnuß des
biß man derſelben hellen Schein, in Entdeckung aller Schoͤnhei-
ten ſeines Reichs empfindet.

Deß Men-
ſchen Un-
vermoͤgen
zu JEſu
zu kom-
men.

§. 7. Einmalen, es gehoͤret mehr darzu, wann man zu JEſu
kommen will, welches wir deutlich aus den Worten JESU im
Text ſehen, dann JEſus ſagt: Es koͤnne niemand zu Jhm kom-
men;
Er muß gewiß etwas anders meynen, als nur zur Kirche,
Predigt, und heiligen Abendmahl kommen, dann das kan jeder-
maͤnniglich; Es muß, wie hernach ſolle gezeigt werden, ein, dem
fleiſchlich und in Suͤnden erſoffenen Hertzen gantz frembde und un-
bekannte, ja gaͤntzlich unmoͤgliche Sache ſeyn, darzu er auch, mit
allen angewendten Kraͤfften nicht gelangen koͤnne, weilen JEſus
ſo deutlich ſagt: Niemand kan zu mir kommen.

Kommet
aus dem
Fall A-
dams her.

§. 8. Und dieſe Unvermoͤgenheit zu JESU zu kommen, kommt
her, von dem Fall Adams, dann durch denſelben iſt der Ver-
ſtand verfinſtert, daß man den Weg zu Jhme nicht findet; der
Geſchmack iſt verdorben, der Wille verkehret, daß man lieber ſei-
nen eigenen Weg wandelt, und ſeinen Gedancken nachgehet; die
Empfindung verwuͤſtet, daß man weder ſein Elend, noch JEſu
Glory und Herrlichkeit, weder ſeine heßliche Geſtalt, noch JEſu
durchtringende Schoͤnheit, weder den gifftig- und Seelen-verwun-
denden Stachel der Suͤnden, noch die ſuͤſſe und hertz-erquickende
Gnade JEſu empfinden, ſehen, noch koſten, ja, ſein ſo ſeliges
Leben nicht lieben, ſeine Seligkeit nicht genieſſen will; Ach! da
findet er, der arme blinde Menſch nichts, ach ja! gar nichts ſuͤſ-
ſes in JEſu; Und was Wunders? was macht ein Todter im Pa-
radieß? ein Blinder in einem, mit zierlichen und koſtbahren Ge-
maͤhlden gezierten Gemach? welches wohl der heutige Zuſtand der
Reformirten Kirchen ſeyn mag.

Dieſe
Wuͤrckun-
gen GOt-
tes in der
Seelen,
welche der
Ordnung
nach erzeh-
let weꝛden,
hindert
Satanas.

§. 9. Aber, es ſchlaͤgt noch darzu Satanas, welcher mit ſeinen
Einblaſungen der Seele naͤher iſt, als ſie meinet, alſo, daß wann
das ewige Licht, einige ſanfft ſcheinende Strahlen in den finſtern
Kercker, darinn der arme Geiſt an des Teuffels Ketten gefangen
ligt, hinein wirfft, daß entweder ein heimlich tieff verborgen Seh-
nen und Verlangen nach GOTT und ſeiner ſuͤſſen Gemeinſchafft
auffgehet, oder auch etwann ein Zorn-Blitz in das Hertz hinein
blitzet, wodurch die Sicherheit in etwas angegriffen und erſchuͤt-

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[10/0106] Wunder-Geheimnuß des biß man derſelben hellen Schein, in Entdeckung aller Schoͤnhei- ten ſeines Reichs empfindet. §. 7. Einmalen, es gehoͤret mehr darzu, wann man zu JEſu kommen will, welches wir deutlich aus den Worten JESU im Text ſehen, dann JEſus ſagt: Es koͤnne niemand zu Jhm kom- men; Er muß gewiß etwas anders meynen, als nur zur Kirche, Predigt, und heiligen Abendmahl kommen, dann das kan jeder- maͤnniglich; Es muß, wie hernach ſolle gezeigt werden, ein, dem fleiſchlich und in Suͤnden erſoffenen Hertzen gantz frembde und un- bekannte, ja gaͤntzlich unmoͤgliche Sache ſeyn, darzu er auch, mit allen angewendten Kraͤfften nicht gelangen koͤnne, weilen JEſus ſo deutlich ſagt: Niemand kan zu mir kommen. §. 8. Und dieſe Unvermoͤgenheit zu JESU zu kommen, kommt her, von dem Fall Adams, dann durch denſelben iſt der Ver- ſtand verfinſtert, daß man den Weg zu Jhme nicht findet; der Geſchmack iſt verdorben, der Wille verkehret, daß man lieber ſei- nen eigenen Weg wandelt, und ſeinen Gedancken nachgehet; die Empfindung verwuͤſtet, daß man weder ſein Elend, noch JEſu Glory und Herrlichkeit, weder ſeine heßliche Geſtalt, noch JEſu durchtringende Schoͤnheit, weder den gifftig- und Seelen-verwun- denden Stachel der Suͤnden, noch die ſuͤſſe und hertz-erquickende Gnade JEſu empfinden, ſehen, noch koſten, ja, ſein ſo ſeliges Leben nicht lieben, ſeine Seligkeit nicht genieſſen will; Ach! da findet er, der arme blinde Menſch nichts, ach ja! gar nichts ſuͤſ- ſes in JEſu; Und was Wunders? was macht ein Todter im Pa- radieß? ein Blinder in einem, mit zierlichen und koſtbahren Ge- maͤhlden gezierten Gemach? welches wohl der heutige Zuſtand der Reformirten Kirchen ſeyn mag. §. 9. Aber, es ſchlaͤgt noch darzu Satanas, welcher mit ſeinen Einblaſungen der Seele naͤher iſt, als ſie meinet, alſo, daß wann das ewige Licht, einige ſanfft ſcheinende Strahlen in den finſtern Kercker, darinn der arme Geiſt an des Teuffels Ketten gefangen ligt, hinein wirfft, daß entweder ein heimlich tieff verborgen Seh- nen und Verlangen nach GOTT und ſeiner ſuͤſſen Gemeinſchafft auffgehet, oder auch etwann ein Zorn-Blitz in das Hertz hinein blitzet, wodurch die Sicherheit in etwas angegriffen und erſchuͤt- tert

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/106>, abgerufen am 24.11.2024.