Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Evangelii JESU.

§. 2. Was den ersten Puncten betrifft, so haben wir vier StuckEinthei-
lung des 1.
Puncten.

dabey zu betrachten.

1. Welcher der Mann sey, der Vermögen genug habe, uns aus
allem unserem Ubel und Jammer auszuhelffen, auch alles gute dessen
wir bedürfftig seynd zu schencken; Der ist JESUS/ welches Er
eben damit anzeiget, indem Er uns klar genug zu erkennen gibt, wir sollen
vollends zu Jhm kommen, als zu dem vollkommenen Seligmacher.
2. Welches das einige Mittel seye, Theil zu haben an der Seligkeit
GOttes: Es ist der Glaub ausgetrucket in der Redens-Art zu Jhm
kommen.
3. Das gäntzliche Unvermögen zu JEsu zu nahen ohne
den Gnaden-Zug und Ruff GOttes des Vatters, welches deutlich
erhället aus den Worten kan nicht. 4. Daß alle Menschen ohne
Ausnahm Narren und Weise, Reiche und Arme, Gelehrte und Layen,
Burgerlich-Sittsame und Lasterhaffte, einer wie der andere in diesem
Elend stecken, massen JEsus sagt, Niemand.

§. 3. Das tieffe Verderben der Menschen ist groß, und wird gar gräß-Nicht zu
JESU
kommen
ist das
gröste
Elend.

lich vorgestellet in dem dritten Cap. an die Römer, folgender massen:
Da ist nicht der gerecht sey/ auch nicht einer; da ist nicht
der verständig sey, da ist nicht der nach GOtt frage.
a.
Allein dieses ist noch bey weitem nicht das gröste Unglück; sondern
dieses: daß man nicht zu JEsu kommt; worüber der GOtt
Jsrael so ernstlich klaget: Den gantzen Tag hab ich meine Hän-
de ausgestrecket zu dem Volck/ das ihme nichts sagen läßt/
und widerspricht.
b. Der tieffste Pfüht des menschlichen Elends ste-
het eigentlich und hauptsächlich nicht darinn, daß die Seele blind,
kranck, arm, sündig und der ewigen Pein schuldig seye, sondern da-
rinn, daß ein JEsus ist, und ihne niemand brauchet; ein Gnaden-
Brünnlein, und darinn sich niemand wäschet, niemand darnach mit
einem heissen Durst dürstet, niemand mit unzehlichen Begierden, als
so vielen Schritten herbeyspringet und trincket; daß ein Erlöser ist, und
man lieber ein Sclav bleibt; ein Abendmahl, dabey göttliche, könig-
liche Speisen, Engel-Brodt, Manna auffgetragen werden, und
man mehr Lust hat in den Trebern der Eitelkeit und Wollust; mehr
Lust am Dornstrauch, als am Weinstock; mehr Lust am Welt-
Geist, als am Geist JEsu.

§. 4. JEsus ist ein Prophet, eine Sonne; weil aber die Seele ihreUrsachen
dessen.

klare
a. Rom. III. 10.
b. Esai. LXV. 2.
Evangelii JESU.

§. 2. Was den erſten Puncten betrifft, ſo haben wir vier StuckEinthei-
lung des 1.
Puncten.

dabey zu betrachten.

1. Welcher der Mann ſey, der Vermoͤgen genug habe, uns aus
allem unſerem Ubel und Jammer auszuhelffen, auch alles gute deſſen
wir beduͤrfftig ſeynd zu ſchencken; Der iſt JESUS/ welches Er
eben damit anzeiget, indem Er uns klar genug zu erkennen gibt, wir ſollen
vollends zu Jhm kommen, als zu dem vollkommenen Seligmacher.
2. Welches das einige Mittel ſeye, Theil zu haben an der Seligkeit
GOttes: Es iſt der Glaub ausgetrucket in der Redens-Art zu Jhm
kommen.
3. Das gaͤntzliche Unvermoͤgen zu JEſu zu nahen ohne
den Gnaden-Zug und Ruff GOttes des Vatters, welches deutlich
erhaͤllet aus den Worten kan nicht. 4. Daß alle Menſchen ohne
Ausnahm Narren und Weiſe, Reiche und Arme, Gelehrte und Layen,
Burgerlich-Sittſame und Laſterhaffte, einer wie der andere in dieſem
Elend ſtecken, maſſen JEſus ſagt, Niemand.

§. 3. Das tieffe Verderben der Menſchen iſt groß, und wird gar graͤß-Nicht zu
JESU
kommen
iſt das
groͤſte
Elend.

lich vorgeſtellet in dem dritten Cap. an die Roͤmer, folgender maſſen:
Da iſt nicht der gerecht ſey/ auch nicht einer; da iſt nicht
der verſtaͤndig ſey, da iſt nicht der nach GOtt frage.
a.
Allein dieſes iſt noch bey weitem nicht das groͤſte Ungluͤck; ſondern
dieſes: daß man nicht zu JEſu kommt; woruͤber der GOtt
Jſrael ſo ernſtlich klaget: Den gantzen Tag hab ich meine Haͤn-
de ausgeſtrecket zu dem Volck/ das ihme nichts ſagen laͤßt/
und widerſpricht.
b. Der tieffſte Pfuͤht des menſchlichen Elends ſte-
het eigentlich und hauptſaͤchlich nicht darinn, daß die Seele blind,
kranck, arm, ſuͤndig und der ewigen Pein ſchuldig ſeye, ſondern da-
rinn, daß ein JEſus iſt, und ihne niemand brauchet; ein Gnaden-
Bruͤnnlein, und darinn ſich niemand waͤſchet, niemand darnach mit
einem heiſſen Durſt duͤrſtet, niemand mit unzehlichen Begierden, als
ſo vielen Schritten herbeyſpringet und trincket; daß ein Erloͤſer iſt, und
man lieber ein Sclav bleibt; ein Abendmahl, dabey goͤttliche, koͤnig-
liche Speiſen, Engel-Brodt, Manna auffgetragen werden, und
man mehr Luſt hat in den Trebern der Eitelkeit und Wolluſt; mehr
Luſt am Dornſtrauch, als am Weinſtock; mehr Luſt am Welt-
Geiſt, als am Geiſt JEſu.

§. 4. JEſus iſt ein Prophet, eine Sonne; weil aber die Seele ihreUrſachen
deſſen.

klare
a. Rom. III. 10.
b. Eſai. LXV. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0103" n="7"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Evangelii <hi rendition="#g">JESU.</hi></hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 2. Was den er&#x017F;ten Puncten betrifft, &#x017F;o haben wir vier Stuck<note place="right">Einthei-<lb/>
lung des 1.<lb/>
Puncten.</note><lb/>
dabey zu betrachten.</p><lb/>
          <p>1. Welcher der Mann &#x017F;ey, der Vermo&#x0364;gen genug habe, uns aus<lb/>
allem un&#x017F;erem Ubel und Jammer auszuhelffen, auch alles gute de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir bedu&#x0364;rfftig &#x017F;eynd zu &#x017F;chencken; Der i&#x017F;t <hi rendition="#fr">JESUS/</hi> welches Er<lb/>
eben damit anzeiget, indem Er uns klar genug zu erkennen gibt, wir &#x017F;ollen<lb/>
vollends zu Jhm kommen, als zu dem vollkommenen Seligmacher.<lb/>
2. Welches das einige Mittel &#x017F;eye, Theil zu haben an der Seligkeit<lb/>
GOttes: Es i&#x017F;t der Glaub ausgetrucket in der Redens-Art <hi rendition="#fr">zu Jhm<lb/>
kommen.</hi> 3. Das ga&#x0364;ntzliche Unvermo&#x0364;gen zu JE&#x017F;u zu nahen ohne<lb/>
den Gnaden-Zug und Ruff GOttes des Vatters, welches deutlich<lb/>
erha&#x0364;llet aus den Worten <hi rendition="#fr">kan nicht.</hi> 4. Daß alle Men&#x017F;chen ohne<lb/>
Ausnahm Narren und Wei&#x017F;e, Reiche und Arme, Gelehrte und Layen,<lb/>
Burgerlich-Sitt&#x017F;ame und La&#x017F;terhaffte, einer wie der andere in die&#x017F;em<lb/>
Elend &#x017F;tecken, ma&#x017F;&#x017F;en JE&#x017F;us &#x017F;agt, <hi rendition="#fr">Niemand.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 3. Das tieffe Verderben der Men&#x017F;chen i&#x017F;t groß, und wird gar gra&#x0364;ß-<note place="right">Nicht zu<lb/><hi rendition="#g">JESU</hi><lb/>
kommen<lb/>
i&#x017F;t das<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te<lb/>
Elend.</note><lb/>
lich vorge&#x017F;tellet in dem dritten Cap. an die Ro&#x0364;mer, folgender ma&#x017F;&#x017F;en:<lb/><hi rendition="#fr">Da i&#x017F;t nicht der gerecht &#x017F;ey/ auch nicht einer; da i&#x017F;t nicht<lb/>
der ver&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ey, da i&#x017F;t nicht der nach GOtt frage.</hi> <note place="foot" n="a."><hi rendition="#aq">Rom. III.</hi> 10.</note><lb/>
Allein die&#x017F;es i&#x017F;t noch bey weitem nicht das gro&#x0364;&#x017F;te Unglu&#x0364;ck; &#x017F;ondern<lb/>
die&#x017F;es: <hi rendition="#fr">daß man nicht zu JE&#x017F;u kommt;</hi> woru&#x0364;ber der GOtt<lb/>
J&#x017F;rael &#x017F;o ern&#x017F;tlich klaget: <hi rendition="#fr">Den gantzen Tag hab ich meine Ha&#x0364;n-<lb/>
de ausge&#x017F;trecket zu dem Volck/ das ihme nichts &#x017F;agen la&#x0364;ßt/<lb/>
und wider&#x017F;pricht.</hi> <note place="foot" n="b."><hi rendition="#aq">E&#x017F;ai. LXV.</hi> 2.</note> Der tieff&#x017F;te Pfu&#x0364;ht des men&#x017F;chlichen Elends &#x017F;te-<lb/>
het eigentlich und haupt&#x017F;a&#x0364;chlich nicht darinn, daß die Seele blind,<lb/>
kranck, arm, &#x017F;u&#x0364;ndig und der ewigen Pein &#x017F;chuldig &#x017F;eye, &#x017F;ondern da-<lb/>
rinn, daß ein JE&#x017F;us i&#x017F;t, und ihne niemand brauchet; ein Gnaden-<lb/>
Bru&#x0364;nnlein, und darinn &#x017F;ich niemand wa&#x0364;&#x017F;chet, niemand darnach mit<lb/>
einem hei&#x017F;&#x017F;en Dur&#x017F;t du&#x0364;r&#x017F;tet, niemand mit unzehlichen Begierden, als<lb/>
&#x017F;o vielen Schritten herbey&#x017F;pringet und trincket; daß ein Erlo&#x0364;&#x017F;er i&#x017F;t, und<lb/>
man lieber ein Sclav bleibt; ein Abendmahl, dabey go&#x0364;ttliche, ko&#x0364;nig-<lb/>
liche Spei&#x017F;en, Engel-Brodt, Manna auffgetragen werden, und<lb/>
man mehr Lu&#x017F;t hat in den Trebern der Eitelkeit und Wollu&#x017F;t; mehr<lb/>
Lu&#x017F;t am Dorn&#x017F;trauch, als am Wein&#x017F;tock; mehr Lu&#x017F;t am Welt-<lb/>
Gei&#x017F;t, als am Gei&#x017F;t JE&#x017F;u.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 4. JE&#x017F;us i&#x017F;t ein Prophet, eine Sonne; weil aber die Seele ihre<note place="right">Ur&#x017F;achen<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">klare</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0103] Evangelii JESU. §. 2. Was den erſten Puncten betrifft, ſo haben wir vier Stuck dabey zu betrachten. Einthei- lung des 1. Puncten. 1. Welcher der Mann ſey, der Vermoͤgen genug habe, uns aus allem unſerem Ubel und Jammer auszuhelffen, auch alles gute deſſen wir beduͤrfftig ſeynd zu ſchencken; Der iſt JESUS/ welches Er eben damit anzeiget, indem Er uns klar genug zu erkennen gibt, wir ſollen vollends zu Jhm kommen, als zu dem vollkommenen Seligmacher. 2. Welches das einige Mittel ſeye, Theil zu haben an der Seligkeit GOttes: Es iſt der Glaub ausgetrucket in der Redens-Art zu Jhm kommen. 3. Das gaͤntzliche Unvermoͤgen zu JEſu zu nahen ohne den Gnaden-Zug und Ruff GOttes des Vatters, welches deutlich erhaͤllet aus den Worten kan nicht. 4. Daß alle Menſchen ohne Ausnahm Narren und Weiſe, Reiche und Arme, Gelehrte und Layen, Burgerlich-Sittſame und Laſterhaffte, einer wie der andere in dieſem Elend ſtecken, maſſen JEſus ſagt, Niemand. §. 3. Das tieffe Verderben der Menſchen iſt groß, und wird gar graͤß- lich vorgeſtellet in dem dritten Cap. an die Roͤmer, folgender maſſen: Da iſt nicht der gerecht ſey/ auch nicht einer; da iſt nicht der verſtaͤndig ſey, da iſt nicht der nach GOtt frage. a. Allein dieſes iſt noch bey weitem nicht das groͤſte Ungluͤck; ſondern dieſes: daß man nicht zu JEſu kommt; woruͤber der GOtt Jſrael ſo ernſtlich klaget: Den gantzen Tag hab ich meine Haͤn- de ausgeſtrecket zu dem Volck/ das ihme nichts ſagen laͤßt/ und widerſpricht. b. Der tieffſte Pfuͤht des menſchlichen Elends ſte- het eigentlich und hauptſaͤchlich nicht darinn, daß die Seele blind, kranck, arm, ſuͤndig und der ewigen Pein ſchuldig ſeye, ſondern da- rinn, daß ein JEſus iſt, und ihne niemand brauchet; ein Gnaden- Bruͤnnlein, und darinn ſich niemand waͤſchet, niemand darnach mit einem heiſſen Durſt duͤrſtet, niemand mit unzehlichen Begierden, als ſo vielen Schritten herbeyſpringet und trincket; daß ein Erloͤſer iſt, und man lieber ein Sclav bleibt; ein Abendmahl, dabey goͤttliche, koͤnig- liche Speiſen, Engel-Brodt, Manna auffgetragen werden, und man mehr Luſt hat in den Trebern der Eitelkeit und Wolluſt; mehr Luſt am Dornſtrauch, als am Weinſtock; mehr Luſt am Welt- Geiſt, als am Geiſt JEſu. Nicht zu JESU kommen iſt das groͤſte Elend. §. 4. JEſus iſt ein Prophet, eine Sonne; weil aber die Seele ihre klare Urſachen deſſen. a. Rom. III. 10. b. Eſai. LXV. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/103
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/103>, abgerufen am 21.11.2024.