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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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ewige Sternen-Himmel.

§. 10. Eben darum wiese GOtt den Abraham auf die Sternen,Stärcke[t]
auch den
Glauben
und erqui-
cket.

seinen Glauben zu stärcken, und ihme die Verheissung vom Messia,
und der unbeschreiblichen Grösse seines Reichs alle Nächte zu erfri-
schen, ja so offt er etwas zehlen wollte, ihme eben dieses in die Ge-
dächtnuß zu bringen. Die Alt-Vätter studirten im Buch der Na-
tur, das ware ihre Bibliothec, da sie durch Handleitung des Heil.
Geistes viele verborgene Weißheit ohne Kopfbrechen aufgrabten: Es
hat auch insgemein ein Christ eine zweyfache Ergötzung an der Na-
tur, erstlich der äusseren Sinnen, wie alle andere Menschen, dar-
bey ist sie ihm ein Gemäld, das er verstehet, was ein jede Sach in
der sichtbaren Welt vom Gnaden-Reich abbilde, bedeute, vorstelle,
wodurch der Geist zugleich ungemein erquickt wird.

§. 11. Und ist diese Gemüths-Erfrischung um so viel inniger undWelche
Erqui-
ckung
recht em-
pfindlich
ist.

gründlicher, je lebendiger es dem Menschen ins Hertz gepräget wird,
daß alle sichtbare Ding nur geringe Schatten seyen, dessen was er
im Geist und Wesen besitze, oder auch selbst durch GOttes neu-
schaffende Gnaden-Krafft in dem Heyls-wärtigen Nahmen JESU
worden seye, als die Sonn, der wahre Morgenstern scheine in ih-
me, der Baum des Lebens wachse in ihm, in seinem Glauben, der
wahre Weinstock reiche seine Göttliche Trauben dar in ihm, in sei-
nem Hertzen in täglicher Gedult, Liebe und Freundlichkeit, die le-
bendigen Springbrünne und Bäche des aufquillenden Heil. Geistes
wallen in ihme, ja er seye selbst durch die stäts-würckende Gunst JE-
su eine Rose, Lilien, Veyelin, Mirtensträuchlein, ein Sing-Vö-
gelein, ein Schäfflein und ein Sternlein worden, wie GOtt hier
zu Abraham spricht: Also soll dein Saame werden!
Welches das vierdte Stuck ist, so in unserm Text uns zu betrachten
vorkommt, und uns vorstellet

§. 12. Eine überschwengliche Verheissung GOttes, da sich seinVon der
über-
schwenck-
lich grös-
sern Ver-
heissung
so Abra-
ham ge-
schehen.

Hertz wie ein Meer ergosse gegen Abraham, und eben darmit bewie-
se und andeutete, wie er seines treuen Freundes sehr grosser Lohn
seyn werde, also daß er über seines lieben, himmlischen Vatters
Treuhertzigkeit und Allgenugsamkeit erstaunet und verzucket werde
seyn; Als ob GOTT zu seinem lieben Kind sagte: Jch sehe, daß
dich ein heimlich Anligen truckt, und daß dich bald diese, bald jene
Bekümmernuß überfällt, sonderlich weilen du so einsam, ohne Kin-
der in der Frembdlingschafft unter den Heyden, wie ein Schaaf

unter
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ewige Sternen-Himmel.

§. 10. Eben darum wieſe GOtt den Abraham auf die Sternen,Staͤrcke[t]
auch den
Glauben
und erqui-
cket.

ſeinen Glauben zu ſtaͤrcken, und ihme die Verheiſſung vom Meſſia,
und der unbeſchreiblichen Groͤſſe ſeines Reichs alle Naͤchte zu erfri-
ſchen, ja ſo offt er etwas zehlen wollte, ihme eben dieſes in die Ge-
daͤchtnuß zu bringen. Die Alt-Vaͤtter ſtudirten im Buch der Na-
tur, das ware ihre Bibliothec, da ſie durch Handleitung des Heil.
Geiſtes viele verborgene Weißheit ohne Kopfbrechen aufgrabten: Es
hat auch insgemein ein Chriſt eine zweyfache Ergoͤtzung an der Na-
tur, erſtlich der aͤuſſeren Sinnen, wie alle andere Menſchen, dar-
bey iſt ſie ihm ein Gemaͤld, das er verſtehet, was ein jede Sach in
der ſichtbaren Welt vom Gnaden-Reich abbilde, bedeute, vorſtelle,
wodurch der Geiſt zugleich ungemein erquickt wird.

§. 11. Und iſt dieſe Gemuͤths-Erfriſchung um ſo viel inniger undWelche
Erqui-
ckung
recht em-
pfindlich
iſt.

gruͤndlicher, je lebendiger es dem Menſchen ins Hertz gepraͤget wird,
daß alle ſichtbare Ding nur geringe Schatten ſeyen, deſſen was er
im Geiſt und Weſen beſitze, oder auch ſelbſt durch GOttes neu-
ſchaffende Gnaden-Krafft in dem Heyls-waͤrtigen Nahmen JESU
worden ſeye, als die Sonn, der wahre Morgenſtern ſcheine in ih-
me, der Baum des Lebens wachſe in ihm, in ſeinem Glauben, der
wahre Weinſtock reiche ſeine Goͤttliche Trauben dar in ihm, in ſei-
nem Hertzen in taͤglicher Gedult, Liebe und Freundlichkeit, die le-
bendigen Springbruͤnne und Baͤche des aufquillenden Heil. Geiſtes
wallen in ihme, ja er ſeye ſelbſt durch die ſtaͤts-wuͤrckende Gunſt JE-
ſu eine Roſe, Lilien, Veyelin, Mirtenſtraͤuchlein, ein Sing-Voͤ-
gelein, ein Schaͤfflein und ein Sternlein worden, wie GOtt hier
zu Abraham ſpricht: Alſo ſoll dein Saame werden!
Welches das vierdte Stuck iſt, ſo in unſerm Text uns zu betrachten
vorkommt, und uns vorſtellet

§. 12. Eine uͤberſchwengliche Verheiſſung GOttes, da ſich ſeinVon der
uͤber-
ſchwenck-
lich groͤſ-
ſern Ver-
heiſſung
ſo Abra-
ham ge-
ſchehen.

Hertz wie ein Meer ergoſſe gegen Abraham, und eben darmit bewie-
ſe und andeutete, wie er ſeines treuen Freundes ſehr groſſer Lohn
ſeyn werde, alſo daß er uͤber ſeines lieben, himmliſchen Vatters
Treuhertzigkeit und Allgenugſamkeit erſtaunet und verzucket werde
ſeyn; Als ob GOTT zu ſeinem lieben Kind ſagte: Jch ſehe, daß
dich ein heimlich Anligen truckt, und daß dich bald dieſe, bald jene
Bekuͤmmernuß uͤberfaͤllt, ſonderlich weilen du ſo einſam, ohne Kin-
der in der Frembdlingſchafft unter den Heyden, wie ein Schaaf

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[929/1025] ewige Sternen-Himmel. §. 10. Eben darum wieſe GOtt den Abraham auf die Sternen, ſeinen Glauben zu ſtaͤrcken, und ihme die Verheiſſung vom Meſſia, und der unbeſchreiblichen Groͤſſe ſeines Reichs alle Naͤchte zu erfri- ſchen, ja ſo offt er etwas zehlen wollte, ihme eben dieſes in die Ge- daͤchtnuß zu bringen. Die Alt-Vaͤtter ſtudirten im Buch der Na- tur, das ware ihre Bibliothec, da ſie durch Handleitung des Heil. Geiſtes viele verborgene Weißheit ohne Kopfbrechen aufgrabten: Es hat auch insgemein ein Chriſt eine zweyfache Ergoͤtzung an der Na- tur, erſtlich der aͤuſſeren Sinnen, wie alle andere Menſchen, dar- bey iſt ſie ihm ein Gemaͤld, das er verſtehet, was ein jede Sach in der ſichtbaren Welt vom Gnaden-Reich abbilde, bedeute, vorſtelle, wodurch der Geiſt zugleich ungemein erquickt wird. Staͤrcket auch den Glauben und erqui- cket. §. 11. Und iſt dieſe Gemuͤths-Erfriſchung um ſo viel inniger und gruͤndlicher, je lebendiger es dem Menſchen ins Hertz gepraͤget wird, daß alle ſichtbare Ding nur geringe Schatten ſeyen, deſſen was er im Geiſt und Weſen beſitze, oder auch ſelbſt durch GOttes neu- ſchaffende Gnaden-Krafft in dem Heyls-waͤrtigen Nahmen JESU worden ſeye, als die Sonn, der wahre Morgenſtern ſcheine in ih- me, der Baum des Lebens wachſe in ihm, in ſeinem Glauben, der wahre Weinſtock reiche ſeine Goͤttliche Trauben dar in ihm, in ſei- nem Hertzen in taͤglicher Gedult, Liebe und Freundlichkeit, die le- bendigen Springbruͤnne und Baͤche des aufquillenden Heil. Geiſtes wallen in ihme, ja er ſeye ſelbſt durch die ſtaͤts-wuͤrckende Gunſt JE- ſu eine Roſe, Lilien, Veyelin, Mirtenſtraͤuchlein, ein Sing-Voͤ- gelein, ein Schaͤfflein und ein Sternlein worden, wie GOtt hier zu Abraham ſpricht: Alſo ſoll dein Saame werden! Welches das vierdte Stuck iſt, ſo in unſerm Text uns zu betrachten vorkommt, und uns vorſtellet Welche Erqui- ckung recht em- pfindlich iſt. §. 12. Eine uͤberſchwengliche Verheiſſung GOttes, da ſich ſein Hertz wie ein Meer ergoſſe gegen Abraham, und eben darmit bewie- ſe und andeutete, wie er ſeines treuen Freundes ſehr groſſer Lohn ſeyn werde, alſo daß er uͤber ſeines lieben, himmliſchen Vatters Treuhertzigkeit und Allgenugſamkeit erſtaunet und verzucket werde ſeyn; Als ob GOTT zu ſeinem lieben Kind ſagte: Jch ſehe, daß dich ein heimlich Anligen truckt, und daß dich bald dieſe, bald jene Bekuͤmmernuß uͤberfaͤllt, ſonderlich weilen du ſo einſam, ohne Kin- der in der Frembdlingſchafft unter den Heyden, wie ein Schaaf unter Von der uͤber- ſchwenck- lich groͤſ- ſern Ver- heiſſung ſo Abra- ham ge- ſchehen. B b b b b b

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 929. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1025>, abgerufen am 22.11.2024.