Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
Hoffnung haben, er werde so gewiß in Him-
mel kommen als immer einer: Jm Gegen-
theil zweiffelst du nit nur, sondern schlies-
sest aus GOttes unfehlbarem Wort, daß du
unmöglich ins Himmelreich eingehen kön-
nest, du werdest denn gantz anders, von
Grund und Boden erneuert, empfahest aus
Christo einen neuen Sinn, Muth und
Hertz, neue Gedancken, Willen und Leben,
und thust den Willen des Vatters im Him-
mel, und wandelst, wie JEsus gewandelt,
1. Joh. 2: 6. 2. Cor. 5: 17. Joh. 3: 5. las-
sest es auch bey dieser Uberzeugung nicht
bleiben, sondern das ist dannenhero deine
Haupt-Sorg, daß du von deiner vorigen
Finsterniß zum neuen Gnaden-Licht, und
von der Gewalt des Satans zu GOtt kom-
men mögest in das selige Gnaden-Reich des
Sohns seiner Liebe, Act. 26: 18. Col. 1: 13.
Derowegen bist du nicht mehr unter der
Sünd, sondern al[lb]ereit unter dem Gesetz,
stehest in gesetzlicher B[u]ß, Rom. 7: 14-23.
bist unter der Besatzung verschlossen, und
wirst verwahret biß auf den Glauben; in
welcher Gefängniß es den Menschen offt so
angst wird, daß, wie Luther hierüber sagt,
wann Himmel und Erden schon noch zehn-
mal grösser und weiter wären, dunckts doch
die Seel in solcher Bangigkeit sie seyen
so eng als ein Mäusenloch: Hier ist nichts

bessers

Das Schweitzeriſche Canaan.
Hoffnung haben, er werde ſo gewiß in Him-
mel kommen als immer einer: Jm Gegen-
theil zweiffelſt du nit nur, ſondern ſchlieſ-
ſeſt aus GOttes unfehlbarem Wort, daß du
unmoͤglich ins Himmelreich eingehen koͤn-
neſt, du werdeſt denn gantz anders, von
Grund und Boden erneuert, empfaheſt aus
Chriſto einen neuen Sinn, Muth und
Hertz, neue Gedancken, Willen und Leben,
und thuſt den Willen des Vatters im Him-
mel, und wandelſt, wie JEſus gewandelt,
1. Joh. 2: 6. 2. Cor. 5: 17. Joh. 3: 5. laſ-
ſeſt es auch bey dieſer Uberzeugung nicht
bleiben, ſondern das iſt dannenhero deine
Haupt-Sorg, daß du von deiner vorigen
Finſterniß zum neuen Gnaden-Licht, und
von der Gewalt des Satans zu GOtt kom-
men moͤgeſt in das ſelige Gnaden-Reich des
Sohns ſeiner Liebe, Act. 26: 18. Col. 1: 13.
Derowegen biſt du nicht mehr unter der
Suͤnd, ſondern al[lb]ereit unter dem Geſetz,
ſteheſt in geſetzlicher B[u]ß, Rom. 7: 14-23.
biſt unter der Beſatzung verſchloſſen, und
wirſt verwahret biß auf den Glauben; in
welcher Gefaͤngniß es den Menſchen offt ſo
angſt wird, daß, wie Luther hieruͤber ſagt,
wann Himmel und Erden ſchon noch zehn-
mal groͤſſer und weiter waͤren, dunckts doch
die Seel in ſolcher Bangigkeit ſie ſeyen
ſo eng als ein Maͤuſenloch: Hier iſt nichts

beſſers
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0230" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
Hoffnung haben, er werde &#x017F;o gewiß in Him-<lb/>
mel kommen als immer einer: Jm Gegen-<lb/>
theil zweiffel&#x017F;t du nit nur, &#x017F;ondern &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;t aus GOttes unfehlbarem Wort, daß du<lb/>
unmo&#x0364;glich ins Himmelreich eingehen ko&#x0364;n-<lb/>
ne&#x017F;t, du werde&#x017F;t denn gantz anders, von<lb/>
Grund und Boden erneuert, empfahe&#x017F;t aus<lb/>
Chri&#x017F;to einen neuen Sinn, Muth und<lb/>
Hertz, neue Gedancken, Willen und Leben,<lb/>
und thu&#x017F;t den Willen des Vatters im Him-<lb/>
mel, und wandel&#x017F;t, wie JE&#x017F;us gewandelt,<lb/>
1. Joh. 2: 6. 2. Cor. 5: 17. Joh. 3: 5. la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;t es auch bey die&#x017F;er Uberzeugung nicht<lb/>
bleiben, &#x017F;ondern das i&#x017F;t dannenhero deine<lb/>
Haupt-Sorg, daß du von deiner vorigen<lb/>
Fin&#x017F;terniß zum neuen Gnaden-Licht, und<lb/>
von der Gewalt des Satans zu GOtt kom-<lb/>
men mo&#x0364;ge&#x017F;t in das &#x017F;elige Gnaden-Reich des<lb/>
Sohns &#x017F;einer Liebe, Act. 26: 18. Col. 1: 13.<lb/>
Derowegen bi&#x017F;t du nicht mehr unter der<lb/>
Su&#x0364;nd, &#x017F;ondern al<supplied>lb</supplied>ereit unter dem Ge&#x017F;etz,<lb/>
&#x017F;tehe&#x017F;t in ge&#x017F;etzlicher B<supplied>u</supplied>ß, Rom. 7: 14-23.<lb/>
bi&#x017F;t unter der Be&#x017F;atzung ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
wir&#x017F;t verwahret biß auf den Glauben; in<lb/>
welcher Gefa&#x0364;ngniß es den Men&#x017F;chen offt &#x017F;o<lb/>
ang&#x017F;t wird, daß, wie Luther hieru&#x0364;ber &#x017F;agt,<lb/>
wann Himmel und Erden &#x017F;chon noch zehn-<lb/>
mal gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und weiter wa&#x0364;ren, dunckts doch<lb/>
die Seel in &#x017F;olcher Bangigkeit &#x017F;ie &#x017F;eyen<lb/>
&#x017F;o eng als ein Ma&#x0364;u&#x017F;enloch: Hier i&#x017F;t nichts<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;&#x017F;ers</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0230] Das Schweitzeriſche Canaan. Hoffnung haben, er werde ſo gewiß in Him- mel kommen als immer einer: Jm Gegen- theil zweiffelſt du nit nur, ſondern ſchlieſ- ſeſt aus GOttes unfehlbarem Wort, daß du unmoͤglich ins Himmelreich eingehen koͤn- neſt, du werdeſt denn gantz anders, von Grund und Boden erneuert, empfaheſt aus Chriſto einen neuen Sinn, Muth und Hertz, neue Gedancken, Willen und Leben, und thuſt den Willen des Vatters im Him- mel, und wandelſt, wie JEſus gewandelt, 1. Joh. 2: 6. 2. Cor. 5: 17. Joh. 3: 5. laſ- ſeſt es auch bey dieſer Uberzeugung nicht bleiben, ſondern das iſt dannenhero deine Haupt-Sorg, daß du von deiner vorigen Finſterniß zum neuen Gnaden-Licht, und von der Gewalt des Satans zu GOtt kom- men moͤgeſt in das ſelige Gnaden-Reich des Sohns ſeiner Liebe, Act. 26: 18. Col. 1: 13. Derowegen biſt du nicht mehr unter der Suͤnd, ſondern allbereit unter dem Geſetz, ſteheſt in geſetzlicher Buß, Rom. 7: 14-23. biſt unter der Beſatzung verſchloſſen, und wirſt verwahret biß auf den Glauben; in welcher Gefaͤngniß es den Menſchen offt ſo angſt wird, daß, wie Luther hieruͤber ſagt, wann Himmel und Erden ſchon noch zehn- mal groͤſſer und weiter waͤren, dunckts doch die Seel in ſolcher Bangigkeit ſie ſeyen ſo eng als ein Maͤuſenloch: Hier iſt nichts beſſers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/230
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/230>, abgerufen am 24.11.2024.