Er schickt/ obs gleich nicht scheint/ Zu seiner Zeit das Leben.
GOtt kan und wird allen Abgang an em- pfindlichen Süßigkeiten u. geistlichen Nied- lichkeiten gar herrlich ersetzen: prätendiere kein Recht bey GOtt, fasse den Sinn Jobs u. des verlohrnen Sohns, Job. 13: 15. Luc. 15. du wirst hernach befinden, daß du nit zu- ruck geblieben, und daß dir deine Zeit keines- wegs verlohren gangen, noch dein Warten vergebens gewesen, Hebr. 10: 36, 37. Mich. 7: 7-10. Du hast einmal das Ey, die anfäng- liche zubereitende Gnad, den Eckel an den bißherigen Wandel, das Mißfallen an dei- nem Zustand, eine ängstliche Forcht vor GOttes Gericht, eine sehnliche Begierd dem- selben durch den Gehorsam des Glaubens zu entfliehen, ein tieff Gefühl der Kräfften der Finsterniß, des Unglaubens, der Träg- heit, Unlust zum Buß-Kampff, der Hertzens- Härtigkeit und Unachtsamkeit des ewigen Heils: Summa, du erkennest und geste- hest den tieffen Abgrund deines Verderbens und deine jämmerliche Ungeschicklichkeit zum Himmelreich, welches eine seltene Gnade ist in diesen Zeiten der allgemeinen grossen Sicherheit, wie vor der Sündfluth, da ein jeder den Wahn behalt, er habe einen guten Glauben, er müsse ja bey Leib nicht zweiffeln an seiner Seligkeit, und alle gute
Hoff-
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CAP. VI.
Er ſchickt/ obs gleich nicht ſcheint/ Zu ſeiner Zeit das Leben.
GOtt kan und wird allen Abgang an em- pfindlichen Suͤßigkeiten u. geiſtlichen Nied- lichkeiten gar herrlich erſetzen: praͤtendiere kein Recht bey GOtt, faſſe den Sinn Jobs u. des verlohrnen Sohns, Job. 13: 15. Luc. 15. du wirſt hernach befinden, daß du nit zu- ruck geblieben, und daß dir deine Zeit keines- wegs verlohren gangen, noch dein Warten vergebens geweſen, Hebr. 10: 36, 37. Mich. 7: 7-10. Du haſt einmal das Ey, die anfaͤng- liche zubereitende Gnad, den Eckel an den bißherigen Wandel, das Mißfallen an dei- nem Zuſtand, eine aͤngſtliche Forcht vor GOttes Gericht, eine ſehnliche Begierd dem- ſelben durch den Gehorſam des Glaubens zu entfliehen, ein tieff Gefuͤhl der Kraͤfften der Finſterniß, des Unglaubens, der Traͤg- heit, Unluſt zum Buß-Kampff, der Hertzens- Haͤrtigkeit und Unachtſamkeit des ewigen Heils: Summa, du erkenneſt und geſte- heſt den tieffen Abgrund deines Verderbens und deine jaͤmmerliche Ungeſchicklichkeit zum Himmelreich, welches eine ſeltene Gnade iſt in dieſen Zeiten der allgemeinen groſſen Sicherheit, wie vor der Suͤndfluth, da ein jeder den Wahn behalt, er habe einen guten Glauben, er muͤſſe ja bey Leib nicht zweiffeln an ſeiner Seligkeit, und alle gute
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CAP. VI.
Er ſchickt/ obs gleich nicht ſcheint/
Zu ſeiner Zeit das Leben.
GOtt kan und wird allen Abgang an em-
pfindlichen Suͤßigkeiten u. geiſtlichen Nied-
lichkeiten gar herrlich erſetzen: praͤtendiere
kein Recht bey GOtt, faſſe den Sinn Jobs
u. des verlohrnen Sohns, Job. 13: 15. Luc.
15. du wirſt hernach befinden, daß du nit zu-
ruck geblieben, und daß dir deine Zeit keines-
wegs verlohren gangen, noch dein Warten
vergebens geweſen, Hebr. 10: 36, 37. Mich.
7: 7-10. Du haſt einmal das Ey, die anfaͤng-
liche zubereitende Gnad, den Eckel an den
bißherigen Wandel, das Mißfallen an dei-
nem Zuſtand, eine aͤngſtliche Forcht vor
GOttes Gericht, eine ſehnliche Begierd dem-
ſelben durch den Gehorſam des Glaubens
zu entfliehen, ein tieff Gefuͤhl der Kraͤfften
der Finſterniß, des Unglaubens, der Traͤg-
heit, Unluſt zum Buß-Kampff, der Hertzens-
Haͤrtigkeit und Unachtſamkeit des ewigen
Heils: Summa, du erkenneſt und geſte-
heſt den tieffen Abgrund deines Verderbens
und deine jaͤmmerliche Ungeſchicklichkeit
zum Himmelreich, welches eine ſeltene
Gnade iſt in dieſen Zeiten der allgemeinen
groſſen Sicherheit, wie vor der Suͤndfluth,
da ein jeder den Wahn behalt, er habe einen
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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/229>, abgerufen am 16.02.2025.
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