Begehren abschlagen? Wie! das Ge- schenck seiner Erlösung, so Er euch als ei- ne liebreiche Mutter auff dringet, verschmä- hen? Saget ihr nicht mit Mund und Her- tzen: Sihe, wir kommen zu Dir, denn Du bist unser GOtt. O JEsu ziehe uns, so lauffen wir.
Wo ist ein im Kercker gefangen ligender Schuldner, der es nicht gern habe, rüh- me, dancke, so ein anderer für ihn bezahlt! Wo ist ein Sclav auf den Galeeren, der sich nicht von Hertzen über das Rantzion- Gelt erfreue? und ihr wollet lieber im Schuld-Thurn verreblen, und an den Sünden als Ketten deß höllischen Meer- Räubers noch länger angeschmidet bleiben, und so genug dem todtnen Schweffel-Meer deß feurigen Pfuls zurudern, als Christo von nun an leben: Wann ihr eine Weyd um eine grosse Summ Gelds kaufftet, wä- ret ihr dessen zufrieden, daß ein anderer sein Vieh darauf triebe, und ihr in vielen, ja nur in einem Jahr kein Einkommen da- von hättet? Wie dörffet ihr denn dem Teuffel gestatten, daß er sein Höllen-Thie- re Zorn, Geitz, Hochmuth, Unkeusch- heit, Heucheley, Falschheit, Füllerey, Neyd, Verleumbdung in euerm Hertzen weide, daß sie alles verwüsten, Graas und Laub abfressen, alle Gedancken und Be-
gier-
Das Schweitzeriſche Canaan.
Begehren abſchlagen? Wie! das Ge- ſchenck ſeiner Erloͤſung, ſo Er euch als ei- ne liebreiche Mutter auff dringet, verſchmaͤ- hen? Saget ihr nicht mit Mund und Her- tzen: Sihe, wir kommen zu Dir, denn Du biſt unſer GOtt. O JEſu ziehe uns, ſo lauffen wir.
Wo iſt ein im Kercker gefangen ligender Schuldner, der es nicht gern habe, ruͤh- me, dancke, ſo ein anderer fuͤr ihn bezahlt! Wo iſt ein Sclav auf den Galeeren, der ſich nicht von Hertzen uͤber das Rantzion- Gelt erfreue? und ihr wollet lieber im Schuld-Thurn verreblen, und an den Suͤnden als Ketten deß hoͤlliſchen Meer- Raͤubers noch laͤnger angeſchmidet bleiben, und ſo genug dem todtnen Schweffel-Meer deß feurigen Pfuls zurudern, als Chriſto von nun an leben: Wann ihr eine Weyd um eine groſſe Summ Gelds kaufftet, waͤ- ret ihr deſſen zufrieden, daß ein anderer ſein Vieh darauf triebe, und ihr in vielen, ja nur in einem Jahr kein Einkommen da- von haͤttet? Wie doͤrffet ihr denn dem Teuffel geſtatten, daß er ſein Hoͤllen-Thie- re Zorn, Geitz, Hochmuth, Unkeuſch- heit, Heucheley, Falſchheit, Fuͤllerey, Neyd, Verleumbdung in euerm Hertzen weide, daß ſie alles verwuͤſten, Graas und Laub abfreſſen, alle Gedancken und Be-
gier-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0162"n="94"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Schweitzeriſche Canaan.</hi></fw><lb/>
Begehren abſchlagen? Wie! das Ge-<lb/>ſchenck ſeiner Erloͤſung, ſo Er euch als ei-<lb/>
ne liebreiche Mutter auff dringet, verſchmaͤ-<lb/>
hen? Saget ihr nicht mit Mund und Her-<lb/>
tzen: Sihe, wir kommen zu Dir, denn<lb/>
Du biſt unſer GOtt. O JEſu ziehe uns,<lb/>ſo lauffen wir.</p><lb/><p>Wo iſt ein im Kercker gefangen ligender<lb/>
Schuldner, der es nicht gern habe, ruͤh-<lb/>
me, dancke, ſo ein anderer fuͤr ihn bezahlt!<lb/>
Wo iſt ein Sclav auf den Galeeren, der<lb/>ſich nicht von Hertzen uͤber das Rantzion-<lb/>
Gelt erfreue? und ihr wollet lieber im<lb/>
Schuld-Thurn verreblen, und an den<lb/>
Suͤnden als Ketten deß hoͤlliſchen Meer-<lb/>
Raͤubers noch laͤnger angeſchmidet bleiben,<lb/>
und ſo genug dem todtnen Schweffel-Meer<lb/>
deß feurigen Pfuls zurudern, als Chriſto<lb/>
von nun an leben: Wann ihr eine Weyd<lb/>
um eine groſſe Summ Gelds kaufftet, waͤ-<lb/>
ret ihr deſſen zufrieden, daß ein anderer<lb/>ſein Vieh darauf triebe, und ihr in vielen,<lb/>
ja nur in einem Jahr kein Einkommen da-<lb/>
von haͤttet? Wie doͤrffet ihr denn dem<lb/>
Teuffel geſtatten, daß er ſein Hoͤllen-Thie-<lb/>
re Zorn, Geitz, Hochmuth, Unkeuſch-<lb/>
heit, Heucheley, Falſchheit, Fuͤllerey,<lb/>
Neyd, Verleumbdung in euerm Hertzen<lb/>
weide, daß ſie alles verwuͤſten, Graas und<lb/>
Laub abfreſſen, alle Gedancken und Be-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gier-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[94/0162]
Das Schweitzeriſche Canaan.
Begehren abſchlagen? Wie! das Ge-
ſchenck ſeiner Erloͤſung, ſo Er euch als ei-
ne liebreiche Mutter auff dringet, verſchmaͤ-
hen? Saget ihr nicht mit Mund und Her-
tzen: Sihe, wir kommen zu Dir, denn
Du biſt unſer GOtt. O JEſu ziehe uns,
ſo lauffen wir.
Wo iſt ein im Kercker gefangen ligender
Schuldner, der es nicht gern habe, ruͤh-
me, dancke, ſo ein anderer fuͤr ihn bezahlt!
Wo iſt ein Sclav auf den Galeeren, der
ſich nicht von Hertzen uͤber das Rantzion-
Gelt erfreue? und ihr wollet lieber im
Schuld-Thurn verreblen, und an den
Suͤnden als Ketten deß hoͤlliſchen Meer-
Raͤubers noch laͤnger angeſchmidet bleiben,
und ſo genug dem todtnen Schweffel-Meer
deß feurigen Pfuls zurudern, als Chriſto
von nun an leben: Wann ihr eine Weyd
um eine groſſe Summ Gelds kaufftet, waͤ-
ret ihr deſſen zufrieden, daß ein anderer
ſein Vieh darauf triebe, und ihr in vielen,
ja nur in einem Jahr kein Einkommen da-
von haͤttet? Wie doͤrffet ihr denn dem
Teuffel geſtatten, daß er ſein Hoͤllen-Thie-
re Zorn, Geitz, Hochmuth, Unkeuſch-
heit, Heucheley, Falſchheit, Fuͤllerey,
Neyd, Verleumbdung in euerm Hertzen
weide, daß ſie alles verwuͤſten, Graas und
Laub abfreſſen, alle Gedancken und Be-
gier-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/162>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.