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Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.

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Vbung der Demuth.
wann der Hagel gantz gulden wäre? Warumb wilst
du die guldene Trübsal nicht gedulten?

Dem Vogel/ den man behalten will/ stutzet man
die Flügel/ also auch GOtt den Seinigen?

Wann dir ein Partickel vom Creutz CHristi ge-
schenckt wird/ erfreuest du dich; warumb nicht auch/
wann er dir einen Thail seines geistlichen Creutz mit-
thailt.

Achter Absatz.
Vbung der Demuth.

JCh bekenne/ allergnädigster Vatter/ daß ich
vnder allen Menschen/ so in der Welt leben/
der allerlasterhafftigste bin.

Jch bekenne mich vnwürdig zu seyn/ den die
Erd trägt/ vnd ernehrt.

Jch glaube/ daß/ wann die gröste Sünder di-
ser Welt solche Hülff/ wie ich von GOtt em-
pfangen/ vil eyffriger sich zu jhm würden kehren/
vnd wol auch mit grösserer Vollkommenheit jhn
lieben vnd verehren/ jhre Sünden mehr bereuen/
vnd jhm treulicher/ weder ich/ anfangen zudienen.

Jch entsetze mich/ HErr/ vor grosser Verwun-
derung/ wie du mein Angesicht/ der ich ein so vn-
danckbare Creatur bin/ könnest gedulden: halte
mich demnach gantz vnwürdig dir zu dienen/
vnd daß mein Gebert von dir soll erhört werden.

Jch erkenne mich für vnwürdig/ wegen meines
Vngehorsambs vnd Widerspennigkeit/ daß ich
vnder deinen Glaubigen/ vnd in dem Hauß dei-

ner
V 2

Vbung der Demuth.
wann der Hagel gantz gulden wäre? Warumb wilſt
du die guldene Trübſal nicht gedulten?

Dem Vogel/ den man behalten will/ ſtutzet man
die Flügel/ alſo auch GOtt den Seinigen?

Wann dir ein Partickel vom Creutz CHriſti ge-
ſchenckt wird/ erfreueſt du dich; warumb nicht auch/
wann er dir einen Thail ſeines geiſtlichen Creutz mit-
thailt.

Achter Abſatz.
Vbung der Demuth.

JCh bekenne/ allergnädigſter Vatter/ daß ich
vnder allen Menſchen/ ſo in der Welt leben/
der allerlaſterhafftigſte bin.

Jch bekenne mich vnwürdig zu ſeyn/ den die
Erd trägt/ vnd ernehrt.

Jch glaube/ daß/ wann die gröſte Sünder di-
ſer Welt ſolche Hülff/ wie ich von GOtt em-
pfangen/ vil eyffriger ſich zu jhm würden kehren/
vnd wol auch mit gröſſerer Vollkommenheit jhn
lieben vnd verehren/ jhre Sünden mehr bereuen/
vnd jhm treulicher/ weder ich/ anfangen zudienen.

Jch entſetze mich/ HErꝛ/ vor groſſer Verwun-
derung/ wie du mein Angeſicht/ der ich ein ſo vn-
danckbare Creatur bin/ könneſt gedulden: halte
mich demnach gantz vnwürdig dir zu dienen/
vnd daß mein Gebeꝛt von dir ſoll erhört werden.

Jch erkenne mich für vnwürdig/ wegen meines
Vngehorſambs vnd Widerſpennigkeit/ daß ich
vnder deinen Glaubigen/ vnd in dem Hauß dei-

ner
V 2
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[307/0307] Vbung der Demuth. wann der Hagel gantz gulden wäre? Warumb wilſt du die guldene Trübſal nicht gedulten? Dem Vogel/ den man behalten will/ ſtutzet man die Flügel/ alſo auch GOtt den Seinigen? Wann dir ein Partickel vom Creutz CHriſti ge- ſchenckt wird/ erfreueſt du dich; warumb nicht auch/ wann er dir einen Thail ſeines geiſtlichen Creutz mit- thailt. Achter Abſatz. Vbung der Demuth. JCh bekenne/ allergnädigſter Vatter/ daß ich vnder allen Menſchen/ ſo in der Welt leben/ der allerlaſterhafftigſte bin. Jch bekenne mich vnwürdig zu ſeyn/ den die Erd trägt/ vnd ernehrt. Jch glaube/ daß/ wann die gröſte Sünder di- ſer Welt ſolche Hülff/ wie ich von GOtt em- pfangen/ vil eyffriger ſich zu jhm würden kehren/ vnd wol auch mit gröſſerer Vollkommenheit jhn lieben vnd verehren/ jhre Sünden mehr bereuen/ vnd jhm treulicher/ weder ich/ anfangen zudienen. Jch entſetze mich/ HErꝛ/ vor groſſer Verwun- derung/ wie du mein Angeſicht/ der ich ein ſo vn- danckbare Creatur bin/ könneſt gedulden: halte mich demnach gantz vnwürdig dir zu dienen/ vnd daß mein Gebeꝛt von dir ſoll erhört werden. Jch erkenne mich für vnwürdig/ wegen meines Vngehorſambs vnd Widerſpennigkeit/ daß ich vnder deinen Glaubigen/ vnd in dem Hauß dei- ner V 2

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Zitationshilfe: Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684/307>, abgerufen am 24.11.2024.