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Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.

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Ein anders.

O mein GOtt/ wie kan ichs doch anstellen/ daß
ich alle Heiligen in der Lieb übertreffe/ damit ich dich
mögte lieben/ wie ich schuldig bin: Jch begehre jh-
nen nicht vorzugehen in der Glory/ oder in den
Verdiensten/ dann ich dessen nicht würdig bin:
sondern ich wolte sie gern übertreffen im lieben/ vnd
dir dienen/ damit ich dir mehr Freud machen thäte/
als andere/ dieweil du diß vnd noch vil mehr vmb
mich verdienet hast.

O mein GOtt/ wanns möglich wäre/ daß ich
könte GOtt seyn/ so wolt ichs doch nicht thun/ da-
mit du deiner Gottheit nicht beraubt würdest. Ja
wann ich würcklich Gott wäre/ so wolt ich mich der
Gottheit berauben/ vnd sie dir mit dem allervoll-
komnesten Affect übergeben/ damit du derselbige
Gott wärest/ der du jetzt bist: Ja ich wolte lieber zu
nichts gemacht werden/ als zulassen/ daß dir das
allergeringste Pünctlein deiner Göttlichen Voll-
kommenheit solte abgehen.

Vnd das soll dir von mir gewiß seyn/ daß ich mit
so starckem vnd beständigem Willen mir hab für-
genommen dich zu lieben/ daß/ wann du mir weder
in disem/ noch in jenem Leben einige Belohnung
woltest geben: Ja wann du mich schon in disem
Leben mit allem Elend überschütten/ vnd in jenem
ewiglich verstossen woltest/ so wolt ich dich dannoch
lieben/ vnd dir auß allen meinen Kräfften dienen/
vnd nicht ein Augenblick davon ablassen. Vnd
bitte demütiglich/ daß du disen meinen Willen an-
nemmen/ vnd ewiglich bekräfftigen wöllest/ Amen.

Ge-
S 3
Ein anders.

O mein GOtt/ wie kan ichs doch anſtellen/ daß
ich alle Heiligen in der Lieb übertreffe/ damit ich dich
mögte lieben/ wie ich ſchuldig bin: Jch begehre jh-
nen nicht vorzugehen in der Glory/ oder in den
Verdienſten/ dann ich deſſen nicht würdig bin:
ſondern ich wolte ſie gern übertreffen im lieben/ vnd
dir dienen/ damit ich dir mehr Freud machen thäte/
als andere/ dieweil du diß vnd noch vil mehr vmb
mich verdienet haſt.

O mein GOtt/ wanns möglich wäre/ daß ich
könte GOtt ſeyn/ ſo wolt ichs doch nicht thun/ da-
mit du deiner Gottheit nicht beraubt würdeſt. Ja
wann ich würcklich Gott wäre/ ſo wolt ich mich der
Gottheit berauben/ vnd ſie dir mit dem allervoll-
komneſten Affect übergeben/ damit du derſelbige
Gott wäreſt/ der du jetzt biſt: Ja ich wolte lieber zu
nichts gemacht werden/ als zulaſſen/ daß dir das
allergeringſte Pünctlein deiner Göttlichen Voll-
kommenheit ſolte abgehen.

Vnd das ſoll dir von mir gewiß ſeyn/ daß ich mit
ſo ſtarckem vnd beſtändigem Willen mir hab für-
genommen dich zu lieben/ daß/ wann du mir weder
in diſem/ noch in jenem Leben einige Belohnung
wolteſt geben: Ja wann du mich ſchon in diſem
Leben mit allem Elend überſchütten/ vnd in jenem
ewiglich verſtoſſen wolteſt/ ſo wolt ich dich dannoch
lieben/ vnd dir auß allen meinen Kräfften dienen/
vnd nicht ein Augenblick davon ablaſſen. Vnd
bitte demütiglich/ daß du diſen meinen Willen an-
nemmen/ vnd ewiglich bekräfftigen wölleſt/ Amen.

Ge-
S 3
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[277/0277] Ein anders. O mein GOtt/ wie kan ichs doch anſtellen/ daß ich alle Heiligen in der Lieb übertreffe/ damit ich dich mögte lieben/ wie ich ſchuldig bin: Jch begehre jh- nen nicht vorzugehen in der Glory/ oder in den Verdienſten/ dann ich deſſen nicht würdig bin: ſondern ich wolte ſie gern übertreffen im lieben/ vnd dir dienen/ damit ich dir mehr Freud machen thäte/ als andere/ dieweil du diß vnd noch vil mehr vmb mich verdienet haſt. O mein GOtt/ wanns möglich wäre/ daß ich könte GOtt ſeyn/ ſo wolt ichs doch nicht thun/ da- mit du deiner Gottheit nicht beraubt würdeſt. Ja wann ich würcklich Gott wäre/ ſo wolt ich mich der Gottheit berauben/ vnd ſie dir mit dem allervoll- komneſten Affect übergeben/ damit du derſelbige Gott wäreſt/ der du jetzt biſt: Ja ich wolte lieber zu nichts gemacht werden/ als zulaſſen/ daß dir das allergeringſte Pünctlein deiner Göttlichen Voll- kommenheit ſolte abgehen. Vnd das ſoll dir von mir gewiß ſeyn/ daß ich mit ſo ſtarckem vnd beſtändigem Willen mir hab für- genommen dich zu lieben/ daß/ wann du mir weder in diſem/ noch in jenem Leben einige Belohnung wolteſt geben: Ja wann du mich ſchon in diſem Leben mit allem Elend überſchütten/ vnd in jenem ewiglich verſtoſſen wolteſt/ ſo wolt ich dich dannoch lieben/ vnd dir auß allen meinen Kräfften dienen/ vnd nicht ein Augenblick davon ablaſſen. Vnd bitte demütiglich/ daß du diſen meinen Willen an- nemmen/ vnd ewiglich bekräfftigen wölleſt/ Amen. Ge- S 3

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Zitationshilfe: Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684/277>, abgerufen am 25.06.2024.