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Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.

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Auß den HH. Vättern.

HErr ich darff/ vnd kan jetzt nit verzweifflen/
dann weil wir Feind waren/ seynd wir durch den
Todt deines Sohns versöhnt worden; wie vil
mehr jetzunder versöhnt/ werden wir seelig wer-
den durch jhne.

Der HErr ist nit so vnfreundlich/ daß er seine
Glider nit liebe/ seine Barmhertzigkeiten seynd
meine Verdienst/ so lang er nit auffhört Barm-
hertzig zu seyn/ so lang bin ich nicht arm an Ver-
diensten. Jst sein Erbärmnuß vil/ (wie sie dann
vnendlich ist) so seynd auch vil meine Verdienst.

Der HErr thut alles/ daß er vns seelig mache/
vnd wir werffen alle Hoffnung deß Heyls hinweg?
Er sagt/ daß bey den Englen selbst ein Freud sey
über eines Sünders Bekehrung/ vnd du armsee-
liger verzweifflest? mißgönnest dir dein Heyl vnnd
dem HErrn sein grosse Freud. Er ruefft alle zum
Abendmahl/ vnd will/ daß sein Hauß erfüllt werde/
auch die Blinden/ Lahmen/ zwingt er hinein zuge-
hen? was bleibst du übrig du Armseeliger? war-
umb streittest wider die Barmhertzigkeit GOt-
tes.

Was kan barmhertzigers verstanden werden/
als daß GOtt der Vatter dem Sünder/ so zur
ewigen Peyn verordnet/ vnd sich nicht hat können
erlösen/ gesagt hat: Nimb meinen Eingebornen/
vnd gib jhn für dich; der Sohn aber: Nimme mich/
vnd erlöse dich.

Kein Mutter ist so bereit jhrem Kind/ wann es
mitten in den Flammen ligt/ beyzuspringen als
GOTT bereit ist dem Sünder zuhelffeu/ wann er

schon
Auß den HH. Vättern.

HErꝛ ich darff/ vnd kan jetzt nit verzweifflen/
dann weil wir Feind waren/ ſeynd wir durch den
Todt deines Sohns verſöhnt worden; wie vil
mehr jetzunder verſöhnt/ werden wir ſeelig wer-
den durch jhne.

Der HErꝛ iſt nit ſo vnfreundlich/ daß er ſeine
Glider nit liebe/ ſeine Barmhertzigkeiten ſeynd
meine Verdienſt/ ſo lang er nit auffhört Barm-
hertzig zu ſeyn/ ſo lang bin ich nicht arm an Ver-
dienſten. Jſt ſein Erbärmnuß vil/ (wie ſie dann
vnendlich iſt) ſo ſeynd auch vil meine Verdienſt.

Der HErꝛ thut alles/ daß er vns ſeelig mache/
vnd wir werffen alle Hoffnung deß Heyls hinweg?
Er ſagt/ daß bey den Englen ſelbſt ein Freud ſey
über eines Sünders Bekehrung/ vnd du armſee-
liger verzweiffleſt? mißgönneſt dir dein Heyl vnnd
dem HErꝛn ſein groſſe Freud. Er ruefft alle zum
Abendmahl/ vnd will/ daß ſein Hauß erfüllt werde/
auch die Blinden/ Lahmen/ zwingt er hinein zuge-
hen? was bleibſt du übrig du Armſeeliger? war-
umb ſtreitteſt wider die Barmhertzigkeit GOt-
tes.

Was kan barmhertzigers verſtanden werden/
als daß GOtt der Vatter dem Sünder/ ſo zur
ewigen Peyn verordnet/ vnd ſich nicht hat können
erlöſen/ geſagt hat: Nimb meinen Eingebornen/
vnd gib jhn für dich; der Sohn aber: Nimme mich/
vnd erlöſe dich.

Kein Mutter iſt ſo bereit jhrem Kind/ wann es
mitten in den Flammen ligt/ beyzuſpringen als
GOTT bereit iſt dem Sünder zuhelffeu/ wann er

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[271/0271] Auß den HH. Vättern. HErꝛ ich darff/ vnd kan jetzt nit verzweifflen/ dann weil wir Feind waren/ ſeynd wir durch den Todt deines Sohns verſöhnt worden; wie vil mehr jetzunder verſöhnt/ werden wir ſeelig wer- den durch jhne. Der HErꝛ iſt nit ſo vnfreundlich/ daß er ſeine Glider nit liebe/ ſeine Barmhertzigkeiten ſeynd meine Verdienſt/ ſo lang er nit auffhört Barm- hertzig zu ſeyn/ ſo lang bin ich nicht arm an Ver- dienſten. Jſt ſein Erbärmnuß vil/ (wie ſie dann vnendlich iſt) ſo ſeynd auch vil meine Verdienſt. Der HErꝛ thut alles/ daß er vns ſeelig mache/ vnd wir werffen alle Hoffnung deß Heyls hinweg? Er ſagt/ daß bey den Englen ſelbſt ein Freud ſey über eines Sünders Bekehrung/ vnd du armſee- liger verzweiffleſt? mißgönneſt dir dein Heyl vnnd dem HErꝛn ſein groſſe Freud. Er ruefft alle zum Abendmahl/ vnd will/ daß ſein Hauß erfüllt werde/ auch die Blinden/ Lahmen/ zwingt er hinein zuge- hen? was bleibſt du übrig du Armſeeliger? war- umb ſtreitteſt wider die Barmhertzigkeit GOt- tes. Was kan barmhertzigers verſtanden werden/ als daß GOtt der Vatter dem Sünder/ ſo zur ewigen Peyn verordnet/ vnd ſich nicht hat können erlöſen/ geſagt hat: Nimb meinen Eingebornen/ vnd gib jhn für dich; der Sohn aber: Nimme mich/ vnd erlöſe dich. Kein Mutter iſt ſo bereit jhrem Kind/ wann es mitten in den Flammen ligt/ beyzuſpringen als GOTT bereit iſt dem Sünder zuhelffeu/ wann er ſchon

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Zitationshilfe: Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684/271>, abgerufen am 24.11.2024.