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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Syphax. Jch hoffe nun nichts mehr von Menschen oder Göttern.
Sophon. Dir blickt ein Sonnenstrahl schon nach so grausen Wet-
tern.
Syphax. Ein Sonnenstrahl? von wem?
Sophon. Von Mir.
Syphax. Ach! falsches Liecht!
250Elende Sonne! gib' mir's Messer!
Sophon. Kennst du nicht
Mehr deine Sophonisb'.
Syphax. Jhr Götter!
Sophon. Dei-
ne Sonne/
Die diese Nacht durchstrahlt/ des Kerckers Angst in Wonne/
Die Band' in Freyheit kehrt.
Syphax. Wie? Syphax träumet
dir?
Höhnt ein Gespenste dich?
Sophon. Mein Fürst/ nein! glaube
mir.
255Die Sorge für dein Heil führt mich zu deinen Ketten.
Syphax. Kommt Sophonisbens Geist hieher?
Sophon. Jch dich
zu retten.
Syphax. Jch höre meinen Schatz/ schau aber einen Mann.
Sophon. Schau: in was Treu' und Noth sich nicht vermum-
men kan!
Syphax. Wie? ist/ mein Engel/ sie ein Römisch Kriegs-Knecht
worden?

260
Sophon. Die Liebe/ liebstes Haupt/ ist aus des Proteus Orden/
Die sich zu allen macht/ nimbt jede Farb' an sich
Wie ein Chamaeleon. Die hat/ mein Engel/ mich
Auch in dis Kleid versteckt dir Hülf und Rath zu bringen.
Syphax. Was kan aus der Gefahr für Hülffe mir entspringen?
265
Sophon. Verwechsele mit mir nur Augenblicks dein Kleid.
Syphax. Ach/ Ausbund/ wahrer Treu!
Sophon. Verspiele kei-
ne Zeit.
Der Wächter Aufsicht läßt uns nicht viel Wesens machen.
Syphax. Wil sie mich denn befreyn/ sich opfern diesen Drachen?
Sophon. Beförder deine Flucht. Jch weiß auch mir schon Rath.
270
Syphax. Wer schleußt die Fessel mir auf?
Sophon. Sopho-
nisbe hat
Schon Schlüssel.
Syphax. Kan mein Geist die Treue noch be-
greiffen?
Jedoch/ ich wil auf mich die Hencker lassen schleiffen
Schwerdt/
SOPHONISBE.
Syphax. Jch hoffe nun nichts mehr von Menſchen oder Goͤttern.
Sophon. Dir blickt ein Sonnenſtrahl ſchon nach ſo grauſen Wet-
tern.
Syphax. Ein Sonnenſtrahl? von wem?
Sophon. Von Mir.
Syphax. Ach! falſches Liecht!
250Elende Sonne! gib’ mir’s Meſſer!
Sophon. Kennſt du nicht
Mehr deine Sophonisb’.
Syphax. Jhr Goͤtter!
Sophon. Dei-
ne Sonne/
Die dieſe Nacht durchſtrahlt/ des Kerckers Angſt in Wonne/
Die Band’ in Freyheit kehrt.
Syphax. Wie? Syphax traͤumet
dir?
Hoͤhnt ein Geſpenſte dich?
Sophon. Mein Fuͤrſt/ nein! glaube
mir.
255Die Sorge fuͤr dein Heil fuͤhrt mich zu deinen Ketten.
Syphax. Kom̃t Sophonisbens Geiſt hieher?
Sophon. Jch dich
zu retten.
Syphax. Jch hoͤre meinen Schatz/ ſchau aber einen Mann.
Sophon. Schau: in was Treu’ und Noth ſich nicht vermum-
men kan!
Syphax. Wie? iſt/ mein Engel/ ſie ein Roͤmiſch Kriegs-Knecht
worden?

260
Sophon. Die Liebe/ liebſtes Haupt/ iſt aus des Proteus Orden/
Die ſich zu allen macht/ nimbt jede Farb’ an ſich
Wie ein Chamæleon. Die hat/ mein Engel/ mich
Auch in dis Kleid verſteckt dir Huͤlf und Rath zu bringen.
Syphax. Was kan aus der Gefahr fuͤr Huͤlffe mir entſpringen?
265
Sophon. Verwechſele mit mir nur Augenblicks dein Kleid.
Syphax. Ach/ Ausbund/ wahrer Treu!
Sophon. Verſpiele kei-
ne Zeit.
Der Waͤchter Aufſicht laͤßt uns nicht viel Weſens machen.
Syphax. Wil ſie mich denn befreyn/ ſich opfern dieſen Drachen?
Sophon. Befoͤrder deine Flucht. Jch weiß auch mir ſchon Rath.
270
Syphax. Wer ſchleußt die Feſſel mir auf?
Sophon. Sopho-
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Jedoch/ ich wil auf mich die Hencker laſſen ſchleiffen
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[28/0065] SOPHONISBE. Syphax. Jch hoffe nun nichts mehr von Menſchen oder Goͤttern. Sophon. Dir blickt ein Sonnenſtrahl ſchon nach ſo grauſen Wet- tern. Syphax. Ein Sonnenſtrahl? von wem? Sophon. Von Mir. Syphax. Ach! falſches Liecht! Elende Sonne! gib’ mir’s Meſſer! Sophon. Kennſt du nicht Mehr deine Sophonisb’. Syphax. Jhr Goͤtter! Sophon. Dei- ne Sonne/ Die dieſe Nacht durchſtrahlt/ des Kerckers Angſt in Wonne/ Die Band’ in Freyheit kehrt. Syphax. Wie? Syphax traͤumet dir? Hoͤhnt ein Geſpenſte dich? Sophon. Mein Fuͤrſt/ nein! glaube mir. Die Sorge fuͤr dein Heil fuͤhrt mich zu deinen Ketten. Syphax. Kom̃t Sophonisbens Geiſt hieher? Sophon. Jch dich zu retten. Syphax. Jch hoͤre meinen Schatz/ ſchau aber einen Mann. Sophon. Schau: in was Treu’ und Noth ſich nicht vermum- men kan! Syphax. Wie? iſt/ mein Engel/ ſie ein Roͤmiſch Kriegs-Knecht worden? Sophon. Die Liebe/ liebſtes Haupt/ iſt aus des Proteus Orden/ Die ſich zu allen macht/ nimbt jede Farb’ an ſich Wie ein Chamæleon. Die hat/ mein Engel/ mich Auch in dis Kleid verſteckt dir Huͤlf und Rath zu bringen. Syphax. Was kan aus der Gefahr fuͤr Huͤlffe mir entſpringen? Sophon. Verwechſele mit mir nur Augenblicks dein Kleid. Syphax. Ach/ Ausbund/ wahrer Treu! Sophon. Verſpiele kei- ne Zeit. Der Waͤchter Aufſicht laͤßt uns nicht viel Weſens machen. Syphax. Wil ſie mich denn befreyn/ ſich opfern dieſen Drachen? Sophon. Befoͤrder deine Flucht. Jch weiß auch mir ſchon Rath. Syphax. Wer ſchleußt die Feſſel mir auf? Sophon. Sopho- nisbe hat Schon Schluͤſſel. Syphax. Kan mein Geiſt die Treue noch be- greiffen? Jedoch/ ich wil auf mich die Hencker laſſen ſchleiffen Schwerdt/

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/65>, abgerufen am 23.11.2024.