Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.
445Für's neue Kirchen-Thor: daß alles Volck schau' an: Wie hoch ein grosser Baum durch Laster fallen kan. Kul-Kiahia. Diß lehrt: daß GOtt zerbricht Hoffärtige wie Scherben/ Daß Mensch und Ameis nur zum eigenen Verderben So Ehr als Flügel krieg't; daß der wie Glaß zerfäll't/ 450Der nur der Boßheit Nichts für einen Grundstein hält. Doch diß ist's Vorbild nur des rechten Trauer-Spieles. Sag't: auf was Arth nunmehr der Mittelpunckt des Zieles Sich sicher treffen läß't. Mufti. Man heisch ihn für den Rath Des Divans/ mit Befehl: daß wegen seiner That 455Er Red' und Rechenschaft sol Herr und Volcke geben. Bectas. Wohl! wir woll'n Augenblicks in Divan uns erheben. Der Schauplatz stellet für des Käysers Hosada. Ibrahim. Kiosem. Mehemet. Nasuf. Piali Bassa. Capachi- Bachi. Etliche andere Bassen. Etliche Cadi. Selistar Aga. Ibrah. SO ist durch Menchel-Mord mein liebster Achmet todt? Nasuf. Ja/ seine Leiche lig't geworffen in den Koth! Den Hunden zu der Kost/ dem Pöfel zum Gespötte. 460 Ibrah. Verteufelt-Böse that! Ach! daß ich/ Achmet/ hätte Dem Stifter deines Mord's den Mufti/ vor erdrück't! Eh' es an dir den Muth zu kühlen ihm gelück't. Ha! wie hat Jbrahim; so schändlich sich vergangen? So heßlich sich befleck't? als er ihr schlimm Verlangen 465So liederlich verhieng. Ja Jbrahim selbst gab/ Den Henckern Muth und Strick/ als wir dich setzten ab! Denn/ wer die Nattern schon läß't unterm Haupte nisten/ Der lockt sie selbst in's Fleisch/ zum Hertzen/ zu den Brüsten. Wer eines Nagelsbreit der Aufruhrs-Glutt räum't ein/ 470Dem wird ein flammend Brand bald unterm Dache seyn; Der muß den Wind bald seh'n mit seiner Asche spielen. Ja/ der lesch't Glutt mit Oel/ meyn't Kalck mit Flutt zu kühlen/ Wer ein aufrührisch Volck mit linden Fingern streich't. Doch/ hat kem Mensch als sie Schuld: daß mit ihm erbleich't 475Des Sultans rechter Arm. Kios. Mein Sohn/ sol ich's entgelten? Läß't wegen Zufall sich ein gutter Rathschluß schelten? Wer Redligkeit und Witz auf's Rath-Hauß mit sich träg't/ Jst Ruhms-werth/ wenn sein Rath gleich mit Verlust außschläg't. Ibrah. Ja mit Verlust des Ruhms; wo wir schnur-stracks nicht waschen 480Durch Blutt diß Brandmal ab. Eil't! opfert Achmets Aschen Das Fleisch der Mörder auf. Wer eilet alsobald/ Erbricht des Mufti Hauß des Henckers mit Gewalt/ Und liefert uns hieher den kalten Kopf des Hundes? Kiosem. Erwege noch einmal den Außspruch deines Mundes; 485Und wie man mit Gefahr ein Nest voll Wespen stör't. Ibrah. Was Sanftmuth schaden thut/ hat Achmet uns gelehr't. 1. Cadi. Großmächt'ger Herr und Fürst; Jch muß umb Gnade bitten: Und daß man über den nicht möge Grimm außschütten/ Der auf der Obern Heiß muß böser Bothe seyn. 490 Ibrah. Was ist's? 1. Cadi. Der Sultan sol in Divan sich stell'n ein. Dem Volcke werden recht/ und außführ'n seine Thaten. Ibrah. Wer schickt dich? 1. Cadi. Mufti zwar; doch Bürger und Soldaten Versamlen für der Burg nebst ihm in Tempel sich. Ibrah. Hör't: was der thör'chte Schwarm der Sclaven wider mich 495Hochfrevelnd sich erkühn't! Soll'n wir der Narrheit lachen? Wie? oder alsobald mit Donner auf sie krachen? Geh' und bring' ihnen noch die Gnaden-Warnung bey: Daß schnelle Buß ihr Heil/ Trotz ihr Verderben sey. Doch warumb lassen wir nicht bald den Schwarm zertrennen? 500Es muß ein glüend Stahl den kalten Brand verbrennen/ Der durch ein Glied sich schleich't in gantzen Cörper ein; Denn/ da die Asche nicht sol neuer Saame seyn/ Auch nicht mehr Drachen Köpf' auß ihren Strimpfeln blühen/ Muß's Messer/ welches kerb't/ von Pein und Rache glüen. Mein
445Fuͤr’s neue Kirchen-Thor: daß alles Volck ſchau’ an: Wie hoch ein groſſer Baum durch Laſter fallen kan. Kul-Kiahia. Diß lehrt: daß GOtt zerbricht Hoffaͤrtige wie Scherben/ Daß Menſch und Ameis nur zum eigenen Verderben So Ehr als Fluͤgel krieg’t; daß der wie Glaß zerfaͤll’t/ 450Der nur der Boßheit Nichts fuͤr einen Grundſtein haͤlt. Doch diß iſt’s Vorbild nur des rechten Trauer-Spieles. Sag’t: auf was Arth nunmehr der Mittelpunckt des Zieles Sich ſicher treffen laͤß’t. Mufti. Man heiſch ihn fuͤr den Rath Des Divans/ mit Befehl: daß wegen ſeiner That 455Er Red’ und Rechenſchaft ſol Herr und Volcke geben. Bectas. Wohl! wir woll’n Augenblicks in Divan uns erheben. Der Schauplatz ſtellet fuͤr des Kaͤyſers Hoſada. Ibrahim. Kioſem. Mehemet. Naſuf. Piali Baſſa. Capachi- Bachi. Etliche andere Baſſen. Etliche Cadi. Seliſtar Aga. Ibrah. SO iſt durch Menchel-Mord mein liebſter Achmet todt? Naſuf. Ja/ ſeine Leiche lig’t geworffen in den Koth! Den Hunden zu der Koſt/ dem Poͤfel zum Geſpoͤtte. 460 Ibrah. Verteufelt-Boͤſe that! Ach! daß ich/ Achmet/ haͤtte Dem Stifter deines Mord’s den Mufti/ vor erdruͤck’t! Eh’ es an dir den Muth zu kuͤhlen ihm geluͤck’t. Ha! wie hat Jbrahim; ſo ſchaͤndlich ſich vergangen? So heßlich ſich befleck’t? als er ihr ſchlimm Verlangen 465So liederlich verhieng. Ja Jbrahim ſelbſt gab/ Den Henckern Muth und Strick/ als wir dich ſetzten ab! Denn/ wer die Nattern ſchon laͤß’t unterm Haupte niſten/ Der lockt ſie ſelbſt in’s Fleiſch/ zum Hertzen/ zu den Bruͤſten. Wer eines Nagelsbreit der Aufruhrs-Glutt raͤum’t ein/ 470Dem wird ein flammend Brand bald unterm Dache ſeyn; Der muß den Wind bald ſeh’n mit ſeiner Aſche ſpielen. Ja/ der leſch’t Glutt mit Oel/ meyn’t Kalck mit Flutt zu kuͤhlen/ Wer ein aufruͤhriſch Volck mit linden Fingern ſtreich’t. Doch/ hat kem Menſch als ſie Schuld: daß mit ihm erbleich’t 475Des Sultans rechter Arm. Kioſ. Mein Sohn/ ſol ich’s entgelten? Laͤß’t wegen Zufall ſich ein gutter Rathſchluß ſchelten? Wer Redligkeit und Witz auf’s Rath-Hauß mit ſich traͤg’t/ Jſt Ruhms-werth/ wenn ſein Rath gleich mit Verluſt außſchlaͤg’t. Ibrah. Ja mit Verluſt des Ruhms; wo wir ſchnur-ſtracks nicht waſchen 480Durch Blutt diß Brandmal ab. Eil’t! opfert Achmets Aſchen Das Fleiſch der Moͤrder auf. Wer eilet alſobald/ Erbricht des Mufti Hauß des Henckers mit Gewalt/ Und liefert uns hieher den kalten Kopf des Hundes? Kioſem. Erwege noch einmal den Außſpruch deines Mundes; 485Und wie man mit Gefahr ein Neſt voll Weſpen ſtoͤr’t. Ibrah. Was Sanftmuth ſchaden thut/ hat Achmet uns gelehr’t. 1. Cadi. Großmaͤcht’ger Herr und Fuͤrſt; Jch muß umb Gnade bitten: Und daß man uͤber den nicht moͤge Grimm außſchuͤtten/ Der auf der Obern Heiß muß boͤſer Bothe ſeyn. 490 Ibrah. Was iſt’s? 1. Cadi. Der Sultan ſol in Divan ſich ſtell’n ein. Dem Volcke werden recht/ und außfuͤhr’n ſeine Thaten. Ibrah. Wer ſchickt dich? 1. Cadi. Mufti zwar; doch Buͤrger und Soldaten Verſamlen fuͤr der Burg nebſt ihm in Tempel ſich. Ibrah. Hoͤr’t: was der thoͤr’chte Schwarm der Sclaven wider mich 495Hochfrevelnd ſich erkuͤhn’t! Soll’n wir der Narrheit lachen? Wie? oder alſobald mit Donner auf ſie krachen? Geh’ und bring’ ihnen noch die Gnaden-Warnung bey: Daß ſchnelle Buß ihr Heil/ Trotz ihr Verderben ſey. Doch warumb laſſen wir nicht bald den Schwarm zertrennen? 500Es muß ein gluͤend Stahl den kalten Brand verbrennen/ Der durch ein Glied ſich ſchleich’t in gantzen Coͤrper ein; Denn/ da die Aſche nicht ſol neuer Saame ſeyn/ Auch nicht mehr Drachen Koͤpf’ auß ihren Strimpfeln bluͤhen/ Muß’s Meſſer/ welches kerb’t/ von Pein und Rache gluͤen. Mein
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Fuͤr’s neue Kirchen-Thor: daß alles Volck ſchau’ an:
Wie hoch ein groſſer Baum durch Laſter fallen kan.
Kul-Kiahia. Diß lehrt: daß GOtt zerbricht Hoffaͤrtige wie Scherben/
Daß Menſch und Ameis nur zum eigenen Verderben
So Ehr als Fluͤgel krieg’t; daß der wie Glaß zerfaͤll’t/
Der nur der Boßheit Nichts fuͤr einen Grundſtein haͤlt.
Doch diß iſt’s Vorbild nur des rechten Trauer-Spieles.
Sag’t: auf was Arth nunmehr der Mittelpunckt des Zieles
Sich ſicher treffen laͤß’t.
Mufti. Man heiſch ihn fuͤr den Rath
Des Divans/ mit Befehl: daß wegen ſeiner That
Er Red’ und Rechenſchaft ſol Herr und Volcke geben.
Bectas. Wohl! wir woll’n Augenblicks in Divan uns erheben.
Der Schauplatz ſtellet fuͤr des Kaͤyſers
Hoſada.
Ibrahim. Kioſem. Mehemet. Naſuf. Piali Baſſa. Capachi-
Bachi. Etliche andere Baſſen. Etliche Cadi. Seliſtar
Aga.
Ibrah. SO iſt durch Menchel-Mord mein liebſter Achmet todt?
Naſuf. Ja/ ſeine Leiche lig’t geworffen in den Koth!
Den Hunden zu der Koſt/ dem Poͤfel zum Geſpoͤtte.
Ibrah. Verteufelt-Boͤſe that! Ach! daß ich/ Achmet/ haͤtte
Dem Stifter deines Mord’s den Mufti/ vor erdruͤck’t!
Eh’ es an dir den Muth zu kuͤhlen ihm geluͤck’t.
Ha! wie hat Jbrahim; ſo ſchaͤndlich ſich vergangen?
So heßlich ſich befleck’t? als er ihr ſchlimm Verlangen
So liederlich verhieng. Ja Jbrahim ſelbſt gab/
Den Henckern Muth und Strick/ als wir dich ſetzten ab!
Denn/ wer die Nattern ſchon laͤß’t unterm Haupte niſten/
Der lockt ſie ſelbſt in’s Fleiſch/ zum Hertzen/ zu den Bruͤſten.
Wer eines Nagelsbreit der Aufruhrs-Glutt raͤum’t ein/
Dem wird ein flammend Brand bald unterm Dache ſeyn;
Der muß den Wind bald ſeh’n mit ſeiner Aſche ſpielen.
Ja/ der leſch’t Glutt mit Oel/ meyn’t Kalck mit Flutt zu kuͤhlen/
Wer ein aufruͤhriſch Volck mit linden Fingern ſtreich’t.
Doch/ hat kem Menſch als ſie Schuld: daß mit ihm erbleich’t
Des Sultans rechter Arm.
Kioſ. Mein Sohn/ ſol ich’s entgelten?
Laͤß’t wegen Zufall ſich ein gutter Rathſchluß ſchelten?
Wer Redligkeit und Witz auf’s Rath-Hauß mit ſich traͤg’t/
Jſt Ruhms-werth/ wenn ſein Rath gleich mit Verluſt außſchlaͤg’t.
Ibrah. Ja mit Verluſt des Ruhms; wo wir ſchnur-ſtracks nicht waſchen
Durch Blutt diß Brandmal ab. Eil’t! opfert Achmets Aſchen
Das Fleiſch der Moͤrder auf. Wer eilet alſobald/
Erbricht des Mufti Hauß des Henckers mit Gewalt/
Und liefert uns hieher den kalten Kopf des Hundes?
Kioſem. Erwege noch einmal den Außſpruch deines Mundes;
Und wie man mit Gefahr ein Neſt voll Weſpen ſtoͤr’t.
Ibrah. Was Sanftmuth ſchaden thut/ hat Achmet uns gelehr’t.
1. Cadi. Großmaͤcht’ger Herr und Fuͤrſt; Jch muß umb Gnade bitten:
Und daß man uͤber den nicht moͤge Grimm außſchuͤtten/
Der auf der Obern Heiß muß boͤſer Bothe ſeyn.
Ibrah. Was iſt’s? 1.
Cadi. Der Sultan ſol in Divan ſich ſtell’n ein.
Dem Volcke werden recht/ und außfuͤhr’n ſeine Thaten.
Ibrah. Wer ſchickt dich? 1.
Cadi. Mufti zwar; doch Buͤrger und Soldaten
Verſamlen fuͤr der Burg nebſt ihm in Tempel ſich.
Ibrah. Hoͤr’t: was der thoͤr’chte Schwarm der Sclaven wider mich
Hochfrevelnd ſich erkuͤhn’t! Soll’n wir der Narrheit lachen?
Wie? oder alſobald mit Donner auf ſie krachen?
Geh’ und bring’ ihnen noch die Gnaden-Warnung bey:
Daß ſchnelle Buß ihr Heil/ Trotz ihr Verderben ſey.
Doch warumb laſſen wir nicht bald den Schwarm zertrennen?
Es muß ein gluͤend Stahl den kalten Brand verbrennen/
Der durch ein Glied ſich ſchleich’t in gantzen Coͤrper ein;
Denn/ da die Aſche nicht ſol neuer Saame ſeyn/
Auch nicht mehr Drachen Koͤpf’ auß ihren Strimpfeln bluͤhen/
Muß’s Meſſer/ welches kerb’t/ von Pein und Rache gluͤen.
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