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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] Knechte/ und drey tausend Reiter auf den Bei-
nen; also: daß er sich spielende gantz Griechen-
lands Meister hätte machen können. Sinte-
mal keine Römische Macht bey der Hand/ Egy-
pten in einen Krieg mit dem Antiochus in Syri-
en eingeflochten/ Eumenes zwar gegen den Per-
ses/ der ihn zu Delphis wollen ermorden lassen/
verbittert/ aber die Römische Macht zu vergrös-
sern nicht gemeynet/ Masanissa in Numidien/
weil er Carthago siebzig abgenommene Städte
wieder geben musie/ den Römern nicht mehr so
geneigt war. Aber Perses versäumte die Ge-
legenheit und den Ansprung/ verspielte die Zeit
und Kriegs-Kosten; ließ sich auch den Gesand-
ten Martius theils durch Dräuen erschrecken/
theils durch gemachte Friedens-Hoffnung ums
Licht führen; biß die Römer die Haupt-Stadt
in Thessalien einnahmen/ der Bürgermeister
Licinius mit einem mächtigen Heere/ und der
Stadt-Vogt Lucretius mit einer Kriegs-Flotte
in Griechenland einbrach. Der schläfrige Per-
ses hätte ihm die Römer biß in Macedonien auf
den Hals kommen lassen; wenn nicht König Co-
tys mit tausend Thracischen/ Hertzog Gözonor
mit tausend Edelleuten über die unter dem Feld-
hauptmanne Ascleopiadiot voran geschickte zwey
tausend Deutsche zu Pella ankommen wären/
und den Perses den Römern entgegen zu ziehen
ermahnet hätten; weil im Kriege der Angriff ein
Zeichen eines hertzhaften Vertrauens/ und sein
Pferd an einen fremden Zaum binden kein ge-
ringer Vortheil wäre. Perses rückte also ge-
gen Thessalien fort; Hertzog Gözonor selbst
führte den Vortrab/ und rückte über den Fluß
Aliacmon/ nahm die Städte Azor/ Py-
thoum/ Doliche und Pertebe mit Schrecken/
Creta durch Gewalt/ Myle mit Sturm ein.
Hierauf setzte sich Perses mit seinem gantzen
Heere bey der Stadt Sycurium unter dem Ber-
ge Ossa an dem Eingange des Tempischen Tha-
les/ und durchstreiffte das gantze flache Thessali-
en mit der Deutschen und Thracischen Reiterey.
[Spaltenumbruch] Licinius hingegen konte sich mit Noth durch
Epirus und das bergichte Athamarien durch-
arbeiten; erreichte aber endlich den Fluß Pe-
neus; stieß daselbst zu dem Thessalischen Fürsten
Hippias; und ob wohl Evmenes/ Attalus und
Phileterus die drey Pergamenischen Brüder
und der Deutschen Galater Fürst Carsignot mit
7000. zu ihm stiessen/ wagte er sichdoch nicht dem
Perseus unter die Augen zu ziehen/ sondern
setzte sich unter die Stadt Larissa/ und
verschantzte sein Läger an dem Flusse Peneus.
Ob nun wohl Perses der Pherer Gebiete täglich
mit Raub und Brand beschädigte; lagen die
Römer doch stille/ biß Perses mit einem Theile
seines Heeres biß ins Gesichte des Lägers rück-
te/ Gözonor aber und Cotys mit fünf hundert
Deutschen und Odrysischen Reitern unter den
Wall kamen/ und die Römer ausforderten.
Der Deutsche Fürst Carsignat hatte mit seinem
Vetter Gözonor mit Fleiß abgeredet: daß einer
dem Perses/ der ander den Römern beystehen
solte/ um durch ein oder des andern Theiles Ver-
lust die deutsche Herrschafft zu unterstützen. Die-
ser und Attalus konten den Schimpf nicht ver-
schmertzen/ rückten also mit ihrer Reiterey her-
aus/ und geriethen mit einander in ein hitziges
Gefechte; darinnen aber Hertzog Carsignat
selbst von einem deutschen Ritter tödtlich/ und
Attalus vom Fürsten Gözonor verwundet
ward. Nach fast gleichem Verluste trennte
sie die Nacht. Nach etlichen Tagen stellten
beyde Theile endlich ihre Heere gegen einander
in Schlacht-Ordnung. Der König Cotys
grief mit seinem rechten Horne die Römische/
Perses und Gözonor aber die Griechische und
Asiatische Reiterey an. Ob nun wohl des Car-
signats zwey hundert deutsche Reiter ihr bestes
thaten/ so brach doch Gözonor mit seinen meh-
rern Deutschen durch. Die Etolier geriethen
für ihrem Geschrey in die Flucht. Evmenes
nahm zwar sein Volck ein/ und brachte die Flüch-
tigen wieder zu Stande; es tauerte aber nicht

lan-

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] Knechte/ und drey tauſend Reiter auf den Bei-
nen; alſo: daß er ſich ſpielende gantz Griechen-
lands Meiſter haͤtte machen koͤnnen. Sinte-
mal keine Roͤmiſche Macht bey der Hand/ Egy-
pten in einen Krieg mit dem Antiochus in Syri-
en eingeflochten/ Eumenes zwar gegen den Per-
ſes/ der ihn zu Delphis wollen ermorden laſſen/
verbittert/ aber die Roͤmiſche Macht zu vergroͤſ-
ſern nicht gemeynet/ Maſaniſſa in Numidien/
weil er Carthago ſiebzig abgenommene Staͤdte
wieder geben muſie/ den Roͤmern nicht mehr ſo
geneigt war. Aber Perſes verſaͤumte die Ge-
legenheit und den Anſprung/ verſpielte die Zeit
und Kriegs-Koſten; ließ ſich auch den Geſand-
ten Martius theils durch Draͤuen erſchrecken/
theils durch gemachte Friedens-Hoffnung ums
Licht fuͤhren; biß die Roͤmer die Haupt-Stadt
in Theſſalien einnahmen/ der Buͤrgermeiſter
Licinius mit einem maͤchtigen Heere/ und der
Stadt-Vogt Lucretius mit einer Kriegs-Flotte
in Griechenland einbrach. Der ſchlaͤfrige Per-
ſes haͤtte ihm die Roͤmer biß in Macedonien auf
den Hals kommen laſſen; wenn nicht Koͤnig Co-
tys mit tauſend Thraciſchen/ Hertzog Goͤzonor
mit tauſend Edelleuten uͤber die unter dem Feld-
hauptmanne Aſcleopiadiot voran geſchickte zwey
tauſend Deutſche zu Pella ankommen waͤren/
und den Perſes den Roͤmern entgegen zu ziehen
ermahnet haͤtten; weil im Kriege der Angriff ein
Zeichen eines hertzhaften Vertrauens/ und ſein
Pferd an einen fremden Zaum binden kein ge-
ringer Vortheil waͤre. Perſes ruͤckte alſo ge-
gen Theſſalien fort; Hertzog Goͤzonor ſelbſt
fuͤhrte den Vortrab/ und ruͤckte uͤber den Fluß
Aliacmon/ nahm die Staͤdte Azor/ Py-
thoum/ Doliche und Pertebe mit Schrecken/
Creta durch Gewalt/ Myle mit Sturm ein.
Hierauf ſetzte ſich Perſes mit ſeinem gantzen
Heere bey der Stadt Sycurium unter dem Ber-
ge Oſſa an dem Eingange des Tempiſchen Tha-
les/ und durchſtreiffte das gantze flache Theſſali-
en mit der Deutſchen und Thraciſchen Reiterey.
[Spaltenumbruch] Licinius hingegen konte ſich mit Noth durch
Epirus und das bergichte Athamarien durch-
arbeiten; erreichte aber endlich den Fluß Pe-
neus; ſtieß daſelbſt zu dem Theſſaliſchen Fuͤrſten
Hippias; und ob wohl Evmenes/ Attalus und
Phileterus die drey Pergameniſchen Bruͤder
und der Deutſchen Galater Fuͤrſt Carſignot mit
7000. zu ihm ſtieſſen/ wagte er ſichdoch nicht dem
Perſeus unter die Augen zu ziehen/ ſondern
ſetzte ſich unter die Stadt Lariſſa/ und
verſchantzte ſein Laͤger an dem Fluſſe Peneus.
Ob nun wohl Perſes der Pherer Gebiete taͤglich
mit Raub und Brand beſchaͤdigte; lagen die
Roͤmer doch ſtille/ biß Perſes mit einem Theile
ſeines Heeres biß ins Geſichte des Laͤgers ruͤck-
te/ Goͤzonor aber und Cotys mit fuͤnf hundert
Deutſchen und Odryſiſchen Reitern unter den
Wall kamen/ und die Roͤmer ausforderten.
Der Deutſche Fuͤrſt Carſignat hatte mit ſeinem
Vetter Goͤzonor mit Fleiß abgeredet: daß eineꝛ
dem Perſes/ der ander den Roͤmern beyſtehen
ſolte/ um durch ein oder des andern Theiles Ver-
luſt die deutſche Herrſchafft zu unterſtuͤtzen. Die-
ſer und Attalus konten den Schimpf nicht ver-
ſchmertzen/ ruͤckten alſo mit ihrer Reiterey her-
aus/ und geriethen mit einander in ein hitziges
Gefechte; darinnen aber Hertzog Carſignat
ſelbſt von einem deutſchen Ritter toͤdtlich/ und
Attalus vom Fuͤrſten Goͤzonor verwundet
ward. Nach faſt gleichem Verluſte trennte
ſie die Nacht. Nach etlichen Tagen ſtellten
beyde Theile endlich ihre Heere gegen einander
in Schlacht-Ordnung. Der Koͤnig Cotys
grief mit ſeinem rechten Horne die Roͤmiſche/
Perſes und Goͤzonor aber die Griechiſche und
Aſiatiſche Reiterey an. Ob nun wohl des Car-
ſignats zwey hundert deutſche Reiter ihr beſtes
thaten/ ſo brach doch Goͤzonor mit ſeinen meh-
rern Deutſchen durch. Die Etolier geriethen
fuͤr ihrem Geſchrey in die Flucht. Evmenes
nahm zwar ſein Volck ein/ und brachte die Fluͤch-
tigen wieder zu Stande; es tauerte aber nicht

lan-
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[874[876]/0936] Sechſtes Buch Knechte/ und drey tauſend Reiter auf den Bei- nen; alſo: daß er ſich ſpielende gantz Griechen- lands Meiſter haͤtte machen koͤnnen. Sinte- mal keine Roͤmiſche Macht bey der Hand/ Egy- pten in einen Krieg mit dem Antiochus in Syri- en eingeflochten/ Eumenes zwar gegen den Per- ſes/ der ihn zu Delphis wollen ermorden laſſen/ verbittert/ aber die Roͤmiſche Macht zu vergroͤſ- ſern nicht gemeynet/ Maſaniſſa in Numidien/ weil er Carthago ſiebzig abgenommene Staͤdte wieder geben muſie/ den Roͤmern nicht mehr ſo geneigt war. Aber Perſes verſaͤumte die Ge- legenheit und den Anſprung/ verſpielte die Zeit und Kriegs-Koſten; ließ ſich auch den Geſand- ten Martius theils durch Draͤuen erſchrecken/ theils durch gemachte Friedens-Hoffnung ums Licht fuͤhren; biß die Roͤmer die Haupt-Stadt in Theſſalien einnahmen/ der Buͤrgermeiſter Licinius mit einem maͤchtigen Heere/ und der Stadt-Vogt Lucretius mit einer Kriegs-Flotte in Griechenland einbrach. Der ſchlaͤfrige Per- ſes haͤtte ihm die Roͤmer biß in Macedonien auf den Hals kommen laſſen; wenn nicht Koͤnig Co- tys mit tauſend Thraciſchen/ Hertzog Goͤzonor mit tauſend Edelleuten uͤber die unter dem Feld- hauptmanne Aſcleopiadiot voran geſchickte zwey tauſend Deutſche zu Pella ankommen waͤren/ und den Perſes den Roͤmern entgegen zu ziehen ermahnet haͤtten; weil im Kriege der Angriff ein Zeichen eines hertzhaften Vertrauens/ und ſein Pferd an einen fremden Zaum binden kein ge- ringer Vortheil waͤre. Perſes ruͤckte alſo ge- gen Theſſalien fort; Hertzog Goͤzonor ſelbſt fuͤhrte den Vortrab/ und ruͤckte uͤber den Fluß Aliacmon/ nahm die Staͤdte Azor/ Py- thoum/ Doliche und Pertebe mit Schrecken/ Creta durch Gewalt/ Myle mit Sturm ein. Hierauf ſetzte ſich Perſes mit ſeinem gantzen Heere bey der Stadt Sycurium unter dem Ber- ge Oſſa an dem Eingange des Tempiſchen Tha- les/ und durchſtreiffte das gantze flache Theſſali- en mit der Deutſchen und Thraciſchen Reiterey. Licinius hingegen konte ſich mit Noth durch Epirus und das bergichte Athamarien durch- arbeiten; erreichte aber endlich den Fluß Pe- neus; ſtieß daſelbſt zu dem Theſſaliſchen Fuͤrſten Hippias; und ob wohl Evmenes/ Attalus und Phileterus die drey Pergameniſchen Bruͤder und der Deutſchen Galater Fuͤrſt Carſignot mit 7000. zu ihm ſtieſſen/ wagte er ſichdoch nicht dem Perſeus unter die Augen zu ziehen/ ſondern ſetzte ſich unter die Stadt Lariſſa/ und verſchantzte ſein Laͤger an dem Fluſſe Peneus. Ob nun wohl Perſes der Pherer Gebiete taͤglich mit Raub und Brand beſchaͤdigte; lagen die Roͤmer doch ſtille/ biß Perſes mit einem Theile ſeines Heeres biß ins Geſichte des Laͤgers ruͤck- te/ Goͤzonor aber und Cotys mit fuͤnf hundert Deutſchen und Odryſiſchen Reitern unter den Wall kamen/ und die Roͤmer ausforderten. Der Deutſche Fuͤrſt Carſignat hatte mit ſeinem Vetter Goͤzonor mit Fleiß abgeredet: daß eineꝛ dem Perſes/ der ander den Roͤmern beyſtehen ſolte/ um durch ein oder des andern Theiles Ver- luſt die deutſche Herrſchafft zu unterſtuͤtzen. Die- ſer und Attalus konten den Schimpf nicht ver- ſchmertzen/ ruͤckten alſo mit ihrer Reiterey her- aus/ und geriethen mit einander in ein hitziges Gefechte; darinnen aber Hertzog Carſignat ſelbſt von einem deutſchen Ritter toͤdtlich/ und Attalus vom Fuͤrſten Goͤzonor verwundet ward. Nach faſt gleichem Verluſte trennte ſie die Nacht. Nach etlichen Tagen ſtellten beyde Theile endlich ihre Heere gegen einander in Schlacht-Ordnung. Der Koͤnig Cotys grief mit ſeinem rechten Horne die Roͤmiſche/ Perſes und Goͤzonor aber die Griechiſche und Aſiatiſche Reiterey an. Ob nun wohl des Car- ſignats zwey hundert deutſche Reiter ihr beſtes thaten/ ſo brach doch Goͤzonor mit ſeinen meh- rern Deutſchen durch. Die Etolier geriethen fuͤr ihrem Geſchrey in die Flucht. Evmenes nahm zwar ſein Volck ein/ und brachte die Fluͤch- tigen wieder zu Stande; es tauerte aber nicht lan-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 874[876]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/936>, abgerufen am 11.06.2024.