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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ja auch ein grosses Stücke Geldes bezahlen;
worvon zu Rom ein vierspänniger güldener
Wagen nebst zwölff mit Golde überzogenen
Schilden gefertigt/ und zum Siegs-Zeichen
über die hierdurch auffs neue verbitterte
Deutschen/ dem Jupiter auffgehencket wur-
den. Hiermit erklärete allererst Antiochus auff
bewegliches Einreden Annibals den Krieg wi-
der die Römer; aber so bald er nur hörte: daß
der Bürgermeister Acilius Glabrio wieder ihn
im Anzuge war/ flohe er. Sein Heer aber
ward bey der berühmten Enge zwischen Pho-
cis und Thessalien ereilet/ geschlagen/ und sei-
ne Macht aus gantz Grichenland verjaget.
Diese glücklichen Streiche machten die Rö-
mer übermüthig; also: daß sie die Deutschen
und Gallier in Jtalien zu vertilgen nunmehr
ungezweiffelte Hoffnung schöpfften. Minu-
tius brach also mit einem f[r]ischen Heere in Li-
gurien ein. Die Einwohner/ als sie sahen/
daß es nun nicht allein um ihre Freyheit/ son-
dern um ihr Leben zu thun wäre; verschwu-
ren sich zusammen bey einander vollends
Gutt und Blut auffzusetzen. Die wenige
Hoffnung gegen die Römische Macht länger
zu bestehen/ und die Ungedult ihres Hertzogs/
welcher eine bösse Entschlüssung für besser
hielt/ als keine; verursachte: daß sie des
Nachts des Minutius Läger stürmeten/ wel-
ches er mit der Helffte seines Heeres leicht be-
schirmete. Als nun er die Ligurier überaus
abgemattet sahe; fiel er bey anbrechendem
Tage mit seinem ausgeruheten Volcke zu zwey
Pforten heraus; aber er fand nichts destomin-
der männlichen Widerstand; wiewohl end-
lich die viel schwächern Deutschen nach Ver-
lust vier tausend Mann das Feld räumen/
und sich in die Gebürge ziehen musten. Zwey
Monat darnach traff der Bürgermeister Pu-
blius Cornelius Scipio mit einem noch stär-
ckern Heere gegen die Bojen vom Morgen
biß in die sinckende Nacht. Weil denn die-
[Spaltenumbruch] se so hartnäckicht fochten: daß sie Vermöge
ihres gethanen Gelübdes lieber alle sterben
als flichen wolten; blieben ihrer fünff und zwan-
zig tausend todt; unter diesen alle Bojische Für-
sten/ und der gantze Adel; also: daß die ver-
lebten Alten und die unvermögenden Kinder
sich schlechterdinges der Römischen Botmäs-
sigkeit unterwarffen; auch die Helffte ihrer Ae-
cker Römischen Einwohnern abtreten musten.
Ob nun wohl auff Römischer Seite auch über
zehntausend Mann blieben waren/ hielt doch
Scipio ein prächtiges Siegs-Gepränge/ in
welchem er tausend schöne Pferde/ fünff hun-
dert bespannte Streit-Wagen/ etliche tausend
Ertztene Geschirre/ funffzehn hundert goldene
Ketten/ die die Edlen über ihren Waffen zu
tragen pflegten/ zweyhundert fünff und vier-
zig Pfund ungeschlagenes Gold/ zwey tausend
drey hundert und vierzig Pfund Silber ihm
für führen ließ. Bald hierauff schlug Emi-
lius Regillus mit Hülffe der Rhodier des An-
tiochus Schiff-Flotte/ und mit selbter den un-
glücklichen Annibal aus der See; Lucius Cor-
nelius Scipio setzte unter allen Römern zum
ersten mit Kriegs-Macht in Asien über; und
das Verhängniß strit hier ebenfals für die
Römer. Denn bey darauff folgender Schlacht
fiel ein hefftiger Platz-Regen; und machte die
Seenen an den Persischen Bogen/ und das
Leder an den Schleudern/ welches der Asia-
tischen Völcker beste Waffen sind/ unbrauch-
bar. Diese grosse Niederlage/ und des Kö-
nigs Eumenes Beystand zwang dem weibi-
schen Antiochus einen schimpfflichen Frieden
ab; indem er sich alles Gebietes in Europa
und in Asien disseits des Taurischen Gebür-
ges verzeihen/ also Lycaonien/ Phrygien/ My-
sien/ Jonien/ Lycien/ Carien abtreten/ fünff-
zehn tausend Talent den Römern/ fünff hun-
dert nebst einer Menge Getreydes dem Köni-
ge Eumenes bezahlen/ den Annibal nebst etli-
chen Grichischen Herren auszulieffern ver-

spre-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ja auch ein groſſes Stuͤcke Geldes bezahlen;
worvon zu Rom ein vierſpaͤnniger guͤldener
Wagen nebſt zwoͤlff mit Golde uͤberzogenen
Schilden gefertigt/ und zum Siegs-Zeichen
uͤber die hierdurch auffs neue verbitterte
Deutſchen/ dem Jupiter auffgehencket wur-
den. Hiermit erklaͤrete allererſt Antiochus auff
bewegliches Einreden Annibals den Krieg wi-
der die Roͤmer; aber ſo bald er nur hoͤrte: daß
der Buͤrgermeiſter Acilius Glabrio wieder ihn
im Anzuge war/ flohe er. Sein Heer aber
ward bey der beruͤhmten Enge zwiſchen Pho-
cis und Theſſalien ereilet/ geſchlagen/ und ſei-
ne Macht aus gantz Grichenland verjaget.
Dieſe gluͤcklichen Streiche machten die Roͤ-
mer uͤbermuͤthig; alſo: daß ſie die Deutſchen
und Gallier in Jtalien zu vertilgen nunmehr
ungezweiffelte Hoffnung ſchoͤpfften. Minu-
tius brach alſo mit einem f[r]iſchen Heere in Li-
gurien ein. Die Einwohner/ als ſie ſahen/
daß es nun nicht allein um ihre Freyheit/ ſon-
dern um ihr Leben zu thun waͤre; verſchwu-
ren ſich zuſammen bey einander vollends
Gutt und Blut auffzuſetzen. Die wenige
Hoffnung gegen die Roͤmiſche Macht laͤnger
zu beſtehen/ und die Ungedult ihres Hertzogs/
welcher eine boͤſſe Entſchluͤſſung fuͤr beſſer
hielt/ als keine; verurſachte: daß ſie des
Nachts des Minutius Laͤger ſtuͤrmeten/ wel-
ches er mit der Helffte ſeines Heeres leicht be-
ſchirmete. Als nun er die Ligurier uͤberaus
abgemattet ſahe; fiel er bey anbrechendem
Tage mit ſeinem ausgeruheten Volcke zu zwey
Pforten heraus; aber er fand nichts deſtomin-
der maͤnnlichen Widerſtand; wiewohl end-
lich die viel ſchwaͤchern Deutſchen nach Ver-
luſt vier tauſend Mann das Feld raͤumen/
und ſich in die Gebuͤrge ziehen muſten. Zwey
Monat darnach traff der Buͤrgermeiſter Pu-
blius Cornelius Scipio mit einem noch ſtaͤr-
ckern Heere gegen die Bojen vom Morgen
biß in die ſinckende Nacht. Weil denn die-
[Spaltenumbruch] ſe ſo hartnaͤckicht fochten: daß ſie Vermoͤge
ihres gethanen Geluͤbdes lieber alle ſterben
als flichen wolten; blieben ihrer fuͤnff und zwan-
zig tauſend todt; unter dieſen alle Bojiſche Fuͤr-
ſten/ und der gantze Adel; alſo: daß die ver-
lebten Alten und die unvermoͤgenden Kinder
ſich ſchlechterdinges der Roͤmiſchen Botmaͤſ-
ſigkeit unterwarffen; auch die Helffte ihrer Ae-
cker Roͤmiſchen Einwohnern abtreten muſten.
Ob nun wohl auff Roͤmiſcher Seite auch uͤber
zehntauſend Mann blieben waren/ hielt doch
Scipio ein praͤchtiges Siegs-Gepraͤnge/ in
welchem er tauſend ſchoͤne Pferde/ fuͤnff hun-
dert beſpannte Streit-Wagen/ etliche tauſend
Ertztene Geſchirre/ funffzehn hundert goldene
Ketten/ die die Edlen uͤber ihren Waffen zu
tragen pflegten/ zweyhundert fuͤnff und vier-
zig Pfund ungeſchlagenes Gold/ zwey tauſend
drey hundert und vierzig Pfund Silber ihm
fuͤr fuͤhren ließ. Bald hierauff ſchlug Emi-
lius Regillus mit Huͤlffe der Rhodier des An-
tiochus Schiff-Flotte/ und mit ſelbter den un-
gluͤcklichen Annibal aus der See; Lucius Cor-
nelius Scipio ſetzte unter allen Roͤmern zum
erſten mit Kriegs-Macht in Aſien uͤber; und
das Verhaͤngniß ſtrit hier ebenfals fuͤr die
Roͤmer. Denn bey darauff folgender Schlacht
fiel ein hefftiger Platz-Regen; und machte die
Seenen an den Perſiſchen Bogen/ und das
Leder an den Schleudern/ welches der Aſia-
tiſchen Voͤlcker beſte Waffen ſind/ unbrauch-
bar. Dieſe groſſe Niederlage/ und des Koͤ-
nigs Eumenes Beyſtand zwang dem weibi-
ſchen Antiochus einen ſchimpfflichen Frieden
ab; indem er ſich alles Gebietes in Europa
und in Aſien diſſeits des Tauriſchen Gebuͤr-
ges verzeihen/ alſo Lycaonien/ Phrygien/ My-
ſien/ Jonien/ Lycien/ Carien abtreten/ fuͤnff-
zehn tauſend Talent den Roͤmern/ fuͤnff hun-
dert nebſt einer Menge Getreydes dem Koͤni-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 863[865]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/925>, abgerufen am 25.11.2024.