Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Kurtz hierauff traff auch Minutius mit dem
Fürsten Corolam; als Hertzog Bojorich mit ei-
nem Theile des Heeres gegen dem Flusse Au-
ser die Ligurische Gräntze für der Römer Ein-
fall beobachtete. Diese Gelegenheit und der
Mangel an Lebensmitteln zwang den Minu-
tius: daß er wiewohl mit ziemlichem Verlust
durch die Bojen durchschlagen/ und über den
Fluß Cöcina zurück weichen muste. Welches
alles zu Rom schlechtes Vergnügen gab/ weil sie
gemeinet durch diese zwey mächtige Heere alle
Bojen auszurotten; wiewol Marcus Fulvius
in Hispanien diese Scharte mercklich ausge-
wetzt hatte; weil von ihm die Celtiberier geschla-
gen/ und ihr König Hilerm gefangen worden
war. Folgendes Früh-Jahr zohen die Bür-
gemeister Lucius Qvintius/ und Domitius E-
nobarbus mit zwey mächtigen Heeren wider
die Bojen und Ligurier auff. Aber sie gerie-
then in eusserste Noth und Gefahr. Denn
Fürst Dorulach überfiel die Römische Reuterey
bey Tursena/ und schlug sie aus dem Felde. Co-
rolam und Bojorich aber stürmten gar das Rö-
mische Läger an dem Flusse Ausser; dessen schnel-
le Ergiessung alleine die Eroberung verhinder-
te. Gleichwohl aber traute Qvintius nicht den
andern Sturm der ergrimmten Deutschen zu
erwarten; ließ also allen Vorrath im Stiche/
und machte sich des Nachts stillschweigend über
ein Theil des Gebürges. Nachdem aber ein
Uberläuffer solches verkundschaffte/ schwemmte
Fürst Dorulach mit einem Theile der Reuterey/
und einer Anzahl hinten auff die Pferde gesetz-
ten Fußvolcks durch den Fluß Auser/ dessen
Wasser sich ehe in der Mitten empor wöllet/ ehe
er sein Ufer übergeust; kam also den Römern
nicht allein zuvor/ sondern verhieb und besetzte
auch den Ausgang des Forstes/ durch welches
Qvintius unvermeidlich ziehen muste. Her-
tzog Corolam ließ ein Theil seines Volckes zu
Bewahrung des verlassenen Römischen Lägers/
folgte den Römern auff der Ferse nach und be-
[Spaltenumbruch] setzte den Eingang des Waldes. Fürst Bojo-
rich beobachtete die Seiten und Fuß-Steige.
Also waren die Römer im Sacke; und menschli-
chem Ansehen nach/ musten sie entweder erhun-
gern oder sich ergeben. Qvintius selbst wuste
mehr weder Hülffe noch Rath/ und wolte ihm
schon selbst verzweiffelnde das Schwerd in
Bauch stossen; als Masanissens Sohn Mi-
cipsa/ welcher mit acht hundert Numidiern den
Römern allhier Beystand leistete/ ihm das
Schwerd aus den Händen wand/ die Thor-
heit der das Laster des Bruder- und Vater-
Mords übertreffenden eigenen Entleibung für
Augen stellte/ und ihm aus dieser Fallgrube zu
gelangen Hoffnung machte. Micipsa erwehl-
te hierauff einen gemeinen ihm nicht unehnli-
chen Numidier/ zohe ihm seine von Gold und
Edelgesteinen schimmernde Kleider und Rüstung
an; gab ihm etliche der treuesten Numidier zu sei-
ner Bedienung zu/ und beredete ihn durch gros-
se Verheissungen: daß er unter seinem Nah-
men folgende Nacht zu den Deutschen überge-
hen/ und den freyen Abzug/ oder nur zum min-
sten eine erträgliche Gefängnis biß zu ihrer
Auslösung erbitten solte. Dieser Numidier
wuste diesen Betrug meisterlich zu spielen/ ließ
zwey seiner Gesellen zu der eussersten Wache
der Deutschen kriechen/ und seine Ankunfft be-
richten. Fürst Bojorich hörte diese zwey Uber-
läuffer vergnügt an/ schickte auch alsofort den ei-
nen zurück/ mit Vermeldung: daß/ weil die
Deutschen nur der Römer/ nicht der Numidier/
und insonderheit des aus deutschem Geblüte ent-
sprossenen Masanißa Feinde wären/ solte Mi-
cipsa nicht nur gerne gesehen/ sondern auch
Fürstlich gehalten werden. Kurtz hierauff fand
sich der falsche Micipsa ein/ mit Bericht: daß
seine Numidier/ so bald sie sich nur würden weg-
spielen können/ insgesamt nachfolgen/ und zwar
zu mehrer Versicherung alle ihre Waffen weg-
werffen würden. Die Sonne war kaum
auffgegangen/ als der Numidische Schwarm

sich
Q q q q q 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Kurtz hierauff traff auch Minutius mit dem
Fuͤrſten Corolam; als Hertzog Bojorich mit ei-
nem Theile des Heeres gegen dem Fluſſe Au-
ſer die Liguriſche Graͤntze fuͤr der Roͤmer Ein-
fall beobachtete. Dieſe Gelegenheit und der
Mangel an Lebensmitteln zwang den Minu-
tius: daß er wiewohl mit ziemlichem Verluſt
durch die Bojen durchſchlagen/ und uͤber den
Fluß Coͤcina zuruͤck weichen muſte. Welches
alles zu Rom ſchlechtes Vergnuͤgen gab/ weil ſie
gemeinet durch dieſe zwey maͤchtige Heere alle
Bojen auszurotten; wiewol Marcus Fulvius
in Hiſpanien dieſe Scharte mercklich ausge-
wetzt hatte; weil von ihm die Celtiberier geſchla-
gen/ und ihr Koͤnig Hilerm gefangen worden
war. Folgendes Fruͤh-Jahr zohen die Buͤr-
gemeiſter Lucius Qvintius/ und Domitius E-
nobarbus mit zwey maͤchtigen Heeren wider
die Bojen und Ligurier auff. Aber ſie gerie-
then in euſſerſte Noth und Gefahr. Denn
Fuͤrſt Dorulach uͤberfiel die Roͤmiſche Reuterey
bey Turſena/ und ſchlug ſie aus dem Felde. Co-
rolam und Bojorich aber ſtuͤrmten gar das Roͤ-
miſche Laͤger an dem Fluſſe Auſſer; deſſen ſchnel-
le Ergieſſung alleine die Eroberung verhinder-
te. Gleichwohl aber traute Qvintius nicht den
andern Sturm der ergrimmten Deutſchen zu
erwarten; ließ alſo allen Vorrath im Stiche/
und machte ſich des Nachts ſtillſchweigend uͤber
ein Theil des Gebuͤrges. Nachdem aber ein
Uberlaͤuffer ſolches verkundſchaffte/ ſchwemmte
Fuͤrſt Dorulach mit einem Theile der Reuterey/
und einer Anzahl hinten auff die Pferde geſetz-
ten Fußvolcks durch den Fluß Auſer/ deſſen
Waſſer ſich ehe in der Mitten empor woͤllet/ ehe
er ſein Ufer uͤbergeuſt; kam alſo den Roͤmern
nicht allein zuvor/ ſondern verhieb und beſetzte
auch den Ausgang des Forſtes/ durch welches
Qvintius unvermeidlich ziehen muſte. Her-
tzog Corolam ließ ein Theil ſeines Volckes zu
Bewahrung des verlaſſenen Roͤmiſchen Laͤgers/
folgte den Roͤmern auff der Ferſe nach und be-
[Spaltenumbruch] ſetzte den Eingang des Waldes. Fuͤrſt Bojo-
rich beobachtete die Seiten und Fuß-Steige.
Alſo waren die Roͤmer im Sacke; und menſchli-
chem Anſehen nach/ muſten ſie entweder erhun-
gern oder ſich ergeben. Qvintius ſelbſt wuſte
mehr weder Huͤlffe noch Rath/ und wolte ihm
ſchon ſelbſt verzweiffelnde das Schwerd in
Bauch ſtoſſen; als Maſaniſſens Sohn Mi-
cipſa/ welcher mit acht hundert Numidiern den
Roͤmern allhier Beyſtand leiſtete/ ihm das
Schwerd aus den Haͤnden wand/ die Thor-
heit der das Laſter des Bruder- und Vater-
Mords uͤbertreffenden eigenen Entleibung fuͤr
Augen ſtellte/ und ihm aus dieſer Fallgrube zu
gelangen Hoffnung machte. Micipſa erwehl-
te hierauff einen gemeinen ihm nicht unehnli-
chen Numidier/ zohe ihm ſeine von Gold und
Edelgeſteinen ſchim̃ernde Kleider und Ruͤſtung
an; gab ihm etliche der treueſten Numidier zu ſei-
ner Bedienung zu/ und beredete ihn durch groſ-
ſe Verheiſſungen: daß er unter ſeinem Nah-
men folgende Nacht zu den Deutſchen uͤberge-
hen/ und den freyen Abzug/ oder nur zum min-
ſten eine ertraͤgliche Gefaͤngnis biß zu ihrer
Ausloͤſung erbitten ſolte. Dieſer Numidier
wuſte dieſen Betrug meiſterlich zu ſpielen/ ließ
zwey ſeiner Geſellen zu der euſſerſten Wache
der Deutſchen kriechen/ und ſeine Ankunfft be-
richten. Fuͤrſt Bojorich hoͤrte dieſe zwey Uber-
laͤuffer vergnuͤgt an/ ſchickte auch alſofort den ei-
nen zuruͤck/ mit Vermeldung: daß/ weil die
Deutſchen nur der Roͤmer/ nicht der Numidier/
und inſonderheit des aus deutſchem Gebluͤte ent-
ſproſſenen Maſanißa Feinde waͤren/ ſolte Mi-
cipſa nicht nur gerne geſehen/ ſondern auch
Fuͤrſtlich gehalten werden. Kurtz hierauff fand
ſich der falſche Micipſa ein/ mit Bericht: daß
ſeine Numidier/ ſo bald ſie ſich nur wuͤrden weg-
ſpielen koͤnnen/ insgeſamt nachfolgen/ und zwar
zu mehrer Verſicherung alle ihre Waffen weg-
werffen wuͤrden. Die Sonne war kaum
auffgegangen/ als der Numidiſche Schwarm

ſich
Q q q q q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0923" n="861[863]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
Kurtz hierauff traff auch Minutius mit dem<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Corolam; als Hertzog Bojorich mit ei-<lb/>
nem Theile des Heeres gegen dem Flu&#x017F;&#x017F;e Au-<lb/>
&#x017F;er die Liguri&#x017F;che Gra&#x0364;ntze fu&#x0364;r der Ro&#x0364;mer Ein-<lb/>
fall beobachtete. Die&#x017F;e Gelegenheit und der<lb/>
Mangel an Lebensmitteln zwang den Minu-<lb/>
tius: daß er wiewohl mit ziemlichem Verlu&#x017F;t<lb/>
durch die Bojen durch&#x017F;chlagen/ und u&#x0364;ber den<lb/>
Fluß Co&#x0364;cina zuru&#x0364;ck weichen mu&#x017F;te. Welches<lb/>
alles zu Rom &#x017F;chlechtes Vergnu&#x0364;gen gab/ weil &#x017F;ie<lb/>
gemeinet durch die&#x017F;e zwey ma&#x0364;chtige Heere alle<lb/>
Bojen auszurotten; wiewol Marcus Fulvius<lb/>
in Hi&#x017F;panien die&#x017F;e Scharte mercklich ausge-<lb/>
wetzt hatte; weil von ihm die Celtiberier ge&#x017F;chla-<lb/>
gen/ und ihr Ko&#x0364;nig Hilerm gefangen worden<lb/>
war. Folgendes Fru&#x0364;h-Jahr zohen die Bu&#x0364;r-<lb/>
gemei&#x017F;ter Lucius Qvintius/ und Domitius E-<lb/>
nobarbus mit zwey ma&#x0364;chtigen Heeren wider<lb/>
die Bojen und Ligurier auff. Aber &#x017F;ie gerie-<lb/>
then in eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Noth und Gefahr. Denn<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t Dorulach u&#x0364;berfiel die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reuterey<lb/>
bey Tur&#x017F;ena/ und &#x017F;chlug &#x017F;ie aus dem Felde. Co-<lb/>
rolam und Bojorich aber &#x017F;tu&#x0364;rmten gar das Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;che La&#x0364;ger an dem Flu&#x017F;&#x017F;e Au&#x017F;&#x017F;er; de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chnel-<lb/>
le Ergie&#x017F;&#x017F;ung alleine die Eroberung verhinder-<lb/>
te. Gleichwohl aber traute Qvintius nicht den<lb/>
andern Sturm der ergrimmten Deut&#x017F;chen zu<lb/>
erwarten; ließ al&#x017F;o allen Vorrath im Stiche/<lb/>
und machte &#x017F;ich des Nachts &#x017F;till&#x017F;chweigend u&#x0364;ber<lb/>
ein Theil des Gebu&#x0364;rges. Nachdem aber ein<lb/>
Uberla&#x0364;uffer &#x017F;olches verkund&#x017F;chaffte/ &#x017F;chwemmte<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t Dorulach mit einem Theile der Reuterey/<lb/>
und einer Anzahl hinten auff die Pferde ge&#x017F;etz-<lb/>
ten Fußvolcks durch den Fluß Au&#x017F;er/ de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich ehe in der Mitten empor wo&#x0364;llet/ ehe<lb/>
er &#x017F;ein Ufer u&#x0364;bergeu&#x017F;t; kam al&#x017F;o den Ro&#x0364;mern<lb/>
nicht allein zuvor/ &#x017F;ondern verhieb und be&#x017F;etzte<lb/>
auch den Ausgang des For&#x017F;tes/ durch welches<lb/>
Qvintius unvermeidlich ziehen mu&#x017F;te. Her-<lb/>
tzog Corolam ließ ein Theil &#x017F;eines Volckes zu<lb/>
Bewahrung des verla&#x017F;&#x017F;enen Ro&#x0364;mi&#x017F;chen La&#x0364;gers/<lb/>
folgte den Ro&#x0364;mern auff der Fer&#x017F;e nach und be-<lb/><cb/>
&#x017F;etzte den Eingang des Waldes. Fu&#x0364;r&#x017F;t Bojo-<lb/>
rich beobachtete die Seiten und Fuß-Steige.<lb/>
Al&#x017F;o waren die Ro&#x0364;mer im Sacke; und men&#x017F;chli-<lb/>
chem An&#x017F;ehen nach/ mu&#x017F;ten &#x017F;ie entweder erhun-<lb/>
gern oder &#x017F;ich ergeben. Qvintius &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x017F;te<lb/>
mehr weder Hu&#x0364;lffe noch Rath/ und wolte ihm<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;elb&#x017F;t verzweiffelnde das Schwerd in<lb/>
Bauch &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; als Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;ens Sohn Mi-<lb/>
cip&#x017F;a/ welcher mit acht hundert Numidiern den<lb/>
Ro&#x0364;mern allhier Bey&#x017F;tand lei&#x017F;tete/ ihm das<lb/>
Schwerd aus den Ha&#x0364;nden wand/ die Thor-<lb/>
heit der das La&#x017F;ter des Bruder- und Vater-<lb/>
Mords u&#x0364;bertreffenden eigenen Entleibung fu&#x0364;r<lb/>
Augen &#x017F;tellte/ und ihm aus die&#x017F;er Fallgrube zu<lb/>
gelangen Hoffnung machte. Micip&#x017F;a erwehl-<lb/>
te hierauff einen gemeinen ihm nicht unehnli-<lb/>
chen Numidier/ zohe ihm &#x017F;eine von Gold und<lb/>
Edelge&#x017F;teinen &#x017F;chim&#x0303;ernde Kleider und Ru&#x0364;&#x017F;tung<lb/>
an; gab ihm etliche der treue&#x017F;ten Numidier zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Bedienung zu/ und beredete ihn durch gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Verhei&#x017F;&#x017F;ungen: daß er unter &#x017F;einem Nah-<lb/>
men folgende Nacht zu den Deut&#x017F;chen u&#x0364;berge-<lb/>
hen/ und den freyen Abzug/ oder nur zum min-<lb/>
&#x017F;ten eine ertra&#x0364;gliche Gefa&#x0364;ngnis biß zu ihrer<lb/>
Auslo&#x0364;&#x017F;ung erbitten &#x017F;olte. Die&#x017F;er Numidier<lb/>
wu&#x017F;te die&#x017F;en Betrug mei&#x017F;terlich zu &#x017F;pielen/ ließ<lb/>
zwey &#x017F;einer Ge&#x017F;ellen zu der eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Wache<lb/>
der Deut&#x017F;chen kriechen/ und &#x017F;eine Ankunfft be-<lb/>
richten. Fu&#x0364;r&#x017F;t Bojorich ho&#x0364;rte die&#x017F;e zwey Uber-<lb/>
la&#x0364;uffer vergnu&#x0364;gt an/ &#x017F;chickte auch al&#x017F;ofort den ei-<lb/>
nen zuru&#x0364;ck/ mit Vermeldung: daß/ weil die<lb/>
Deut&#x017F;chen nur der Ro&#x0364;mer/ nicht der Numidier/<lb/>
und in&#x017F;onderheit des aus deut&#x017F;chem Geblu&#x0364;te ent-<lb/>
&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;enen Ma&#x017F;anißa Feinde wa&#x0364;ren/ &#x017F;olte Mi-<lb/>
cip&#x017F;a nicht nur gerne ge&#x017F;ehen/ &#x017F;ondern auch<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlich gehalten werden. Kurtz hierauff fand<lb/>
&#x017F;ich der fal&#x017F;che Micip&#x017F;a ein/ mit Bericht: daß<lb/>
&#x017F;eine Numidier/ &#x017F;o bald &#x017F;ie &#x017F;ich nur wu&#x0364;rden weg-<lb/>
&#x017F;pielen ko&#x0364;nnen/ insge&#x017F;amt nachfolgen/ und zwar<lb/>
zu mehrer Ver&#x017F;icherung alle ihre Waffen weg-<lb/>
werffen wu&#x0364;rden. Die Sonne war kaum<lb/>
auffgegangen/ als der Numidi&#x017F;che Schwarm<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q q q q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[861[863]/0923] Arminius und Thußnelda. Kurtz hierauff traff auch Minutius mit dem Fuͤrſten Corolam; als Hertzog Bojorich mit ei- nem Theile des Heeres gegen dem Fluſſe Au- ſer die Liguriſche Graͤntze fuͤr der Roͤmer Ein- fall beobachtete. Dieſe Gelegenheit und der Mangel an Lebensmitteln zwang den Minu- tius: daß er wiewohl mit ziemlichem Verluſt durch die Bojen durchſchlagen/ und uͤber den Fluß Coͤcina zuruͤck weichen muſte. Welches alles zu Rom ſchlechtes Vergnuͤgen gab/ weil ſie gemeinet durch dieſe zwey maͤchtige Heere alle Bojen auszurotten; wiewol Marcus Fulvius in Hiſpanien dieſe Scharte mercklich ausge- wetzt hatte; weil von ihm die Celtiberier geſchla- gen/ und ihr Koͤnig Hilerm gefangen worden war. Folgendes Fruͤh-Jahr zohen die Buͤr- gemeiſter Lucius Qvintius/ und Domitius E- nobarbus mit zwey maͤchtigen Heeren wider die Bojen und Ligurier auff. Aber ſie gerie- then in euſſerſte Noth und Gefahr. Denn Fuͤrſt Dorulach uͤberfiel die Roͤmiſche Reuterey bey Turſena/ und ſchlug ſie aus dem Felde. Co- rolam und Bojorich aber ſtuͤrmten gar das Roͤ- miſche Laͤger an dem Fluſſe Auſſer; deſſen ſchnel- le Ergieſſung alleine die Eroberung verhinder- te. Gleichwohl aber traute Qvintius nicht den andern Sturm der ergrimmten Deutſchen zu erwarten; ließ alſo allen Vorrath im Stiche/ und machte ſich des Nachts ſtillſchweigend uͤber ein Theil des Gebuͤrges. Nachdem aber ein Uberlaͤuffer ſolches verkundſchaffte/ ſchwemmte Fuͤrſt Dorulach mit einem Theile der Reuterey/ und einer Anzahl hinten auff die Pferde geſetz- ten Fußvolcks durch den Fluß Auſer/ deſſen Waſſer ſich ehe in der Mitten empor woͤllet/ ehe er ſein Ufer uͤbergeuſt; kam alſo den Roͤmern nicht allein zuvor/ ſondern verhieb und beſetzte auch den Ausgang des Forſtes/ durch welches Qvintius unvermeidlich ziehen muſte. Her- tzog Corolam ließ ein Theil ſeines Volckes zu Bewahrung des verlaſſenen Roͤmiſchen Laͤgers/ folgte den Roͤmern auff der Ferſe nach und be- ſetzte den Eingang des Waldes. Fuͤrſt Bojo- rich beobachtete die Seiten und Fuß-Steige. Alſo waren die Roͤmer im Sacke; und menſchli- chem Anſehen nach/ muſten ſie entweder erhun- gern oder ſich ergeben. Qvintius ſelbſt wuſte mehr weder Huͤlffe noch Rath/ und wolte ihm ſchon ſelbſt verzweiffelnde das Schwerd in Bauch ſtoſſen; als Maſaniſſens Sohn Mi- cipſa/ welcher mit acht hundert Numidiern den Roͤmern allhier Beyſtand leiſtete/ ihm das Schwerd aus den Haͤnden wand/ die Thor- heit der das Laſter des Bruder- und Vater- Mords uͤbertreffenden eigenen Entleibung fuͤr Augen ſtellte/ und ihm aus dieſer Fallgrube zu gelangen Hoffnung machte. Micipſa erwehl- te hierauff einen gemeinen ihm nicht unehnli- chen Numidier/ zohe ihm ſeine von Gold und Edelgeſteinen ſchim̃ernde Kleider und Ruͤſtung an; gab ihm etliche der treueſten Numidier zu ſei- ner Bedienung zu/ und beredete ihn durch groſ- ſe Verheiſſungen: daß er unter ſeinem Nah- men folgende Nacht zu den Deutſchen uͤberge- hen/ und den freyen Abzug/ oder nur zum min- ſten eine ertraͤgliche Gefaͤngnis biß zu ihrer Ausloͤſung erbitten ſolte. Dieſer Numidier wuſte dieſen Betrug meiſterlich zu ſpielen/ ließ zwey ſeiner Geſellen zu der euſſerſten Wache der Deutſchen kriechen/ und ſeine Ankunfft be- richten. Fuͤrſt Bojorich hoͤrte dieſe zwey Uber- laͤuffer vergnuͤgt an/ ſchickte auch alſofort den ei- nen zuruͤck/ mit Vermeldung: daß/ weil die Deutſchen nur der Roͤmer/ nicht der Numidier/ und inſonderheit des aus deutſchem Gebluͤte ent- ſproſſenen Maſanißa Feinde waͤren/ ſolte Mi- cipſa nicht nur gerne geſehen/ ſondern auch Fuͤrſtlich gehalten werden. Kurtz hierauff fand ſich der falſche Micipſa ein/ mit Bericht: daß ſeine Numidier/ ſo bald ſie ſich nur wuͤrden weg- ſpielen koͤnnen/ insgeſamt nachfolgen/ und zwar zu mehrer Verſicherung alle ihre Waffen weg- werffen wuͤrden. Die Sonne war kaum auffgegangen/ als der Numidiſche Schwarm ſich Q q q q q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/923
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 861[863]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/923>, abgerufen am 25.11.2024.