Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] der Zeit sehen; da er hingegen bey derselben
Verdeckung Annibals Heer in den tieffen Thä-
lern mit schlechter Müh sonder einige Gefahr
durch Abweltzung der Steine hätte ausrotten
können. Hingegen kundschaffte Fürst Hulde-
rich von etlichen Galliern aus: daß sie des
Nachts diese Berg-Engen unbesetzt liessen/ und
sich theils nach Axima/ theils nach Novima-
gum zurück zügen. Annibal brach hierauf in
höchster Eil des Nachts aus seinem Läger auff/
bemächtigte sich dieser felsenen Pforten/ und
führte das gantze Heer Berg auf. Am Mor-
gen fielen die Gallier und Allobroger Annibaln
grimmig an/ thäten ihm aber nicht so viel Scha-
den/ als das abschüßige und enge Gebürge; von
welchem ihrer viel und insonderheit Pferde und
andere Thiere mit grosser Menge abstürtzten.
Endlich aber ward Fürst Berthold vom Hertzo-
ge Magilus von einem Pfeile tödtlich verwun-
det/ und nicht alleine der Feind verjaget/ sondern
auch die Stadt Axima mit grossem Vorrathe
erobert/ allwo er drey Tage sein abgemattetes
Heer erfrischte; die benachbarten Gallier aber
derogestalt erschreckte: daß sie von allen Orten
mit Oelzweigen ihm entgegen kamen/ um seine
Freundschafft baten/ und alles nöthige reichlich
zuführten. Zwey Tage reisete Annibal dero-
gestalt friedlich durch das Centronische biß in das
Veragrische Gebiete/ da ihn denn in einem tief-
fen um und um mit steilen Klippen umgebenen
Thale die mißträulichen Gallier abermals an-
sielen; also: daß es hier um sein gantzes Heer ge-
than gewest wäre/ wenn der schlaue Annibal aus
einem vernünfftigen Mißtrauen nicht die Ele-
fanten und alles Kriegs-Geräthe mit der Reu-
terey allezeit zu voran geschickt/ den Kern des
Fußvolckes/ und insonder heit die der Felsen ge-
wohnte Deutschen aber im Rücken behalten hät-
te. Gleichwol war es ein hartes Treffen/ und
muste nach des gantzen Tages Gefechte An-
nibal auf einem kahlen Berge übernachten; er
erreichte auch allererst folgende Nacht seinen
[Spaltenumbruch] Vortrab. Folgenden Tag machten die Gal-
lier zwar hin und wieder Lermen/ aber ohne
Nachdruck. Denn so bald sie die ihnen gantz
fremden Elefanten ersahen/ trieb sie die Furcht
zurücke. Den neundten Tag erreichte Anni-
bal den längst gewünschten höchsten Pennini-
schen Gipffel/ von welchem man gegen West
Gallien/ gegen Sud-Ost aber das lustige Jta-
lien übersehen kan. Diesen Berg verehren die
Gallier nichts minder/ als die Syrier den Car-
melus; nennen ihn auch die Säule der Sonne.
Auf dem Gipffel stehet der Verager Gott Pen-
nus in Risen-Grösse in Marmel ausgehauen.
Auf selbtem entspringt der Fluß Dranse/ und
noch ein ander/ jener laufft gegen Mitternacht
in den Lemannischen See/ dieser gegen Sud-
Ost in den Strom Duria; welcher Annibaln
gleichsam einen Wegweiser biß an den Fluß Po
abgab. Weil nun Annibaln das Wetter fug-
te/ lag er zwey Tage auf dieser Höhe stille; nicht
so wol: daß sein Heer daselbst ausruhte; als daß
er ihm die Zähne nach denen Herrligkeiten des
im Gesichte liegenden Jtaliens wäßricht mach-
te. Nach dem Andacht und Gottesdienst auch
das festeste Band der Gesetze/ der sicherste Kap-
zaum des Volckes ist/ ver gaß Hannibal nicht
auf diesem alle andere Berge überragenden und
deßhalben so viel heiligern Berge dem Jupiter/
dem alle Gipffel gewiedmet sind/ zu opffern;
setzte auch dem Pennus das Bild des Ammoni-
schen Jupiters gegen über. Auff der Seiten
aber grub er in einen Steinfelß: Annibal der
Carthaginenser Feldherr/ welcher am allerer-
sten mit einem Heere über diese Höhe in Jtalien
gedrungen/ leget dem Jupiter und dem Schutz-
Gotte dieses Gebürges ein heiliges Gelübde
ab: daß/ da sie ihn die beschworne Zerstörung der
Stadt Rom bewerckstelligen lassen/ er auff die
Spitze dieses Berges einen grössern Tempel/
als in Rom keiner ist/ bauen/ und don Capitoli-
nischen Jupiter drein setzen wolle. Ob nun
wol auch Annibal beym Aufbruche seinem Hee-

re
Erster Theil. M m m m m

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] der Zeit ſehen; da er hingegen bey derſelben
Verdeckung Annibals Heer in den tieffen Thaͤ-
lern mit ſchlechter Muͤh ſonder einige Gefahr
durch Abweltzung der Steine haͤtte ausrotten
koͤnnen. Hingegen kundſchaffte Fuͤrſt Hulde-
rich von etlichen Galliern aus: daß ſie des
Nachts dieſe Berg-Engen unbeſetzt lieſſen/ und
ſich theils nach Axima/ theils nach Novima-
gum zuruͤck zuͤgen. Annibal brach hierauf in
hoͤchſter Eil des Nachts aus ſeinem Laͤger auff/
bemaͤchtigte ſich dieſer felſenen Pforten/ und
fuͤhrte das gantze Heer Berg auf. Am Mor-
gen fielen die Gallier und Allobroger Annibaln
grimmig an/ thaͤten ihm aber nicht ſo viel Scha-
den/ als das abſchuͤßige und enge Gebuͤrge; von
welchem ihrer viel und inſonderheit Pferde und
andere Thiere mit groſſer Menge abſtuͤrtzten.
Endlich aber ward Fuͤrſt Berthold vom Hertzo-
ge Magilus von einem Pfeile toͤdtlich verwun-
det/ und nicht alleine der Feind verjaget/ ſondern
auch die Stadt Axima mit groſſem Vorrathe
erobert/ allwo er drey Tage ſein abgemattetes
Heer erfriſchte; die benachbarten Gallier aber
derogeſtalt erſchreckte: daß ſie von allen Orten
mit Oelzweigen ihm entgegen kamen/ um ſeine
Freundſchafft baten/ und alles noͤthige reichlich
zufuͤhrten. Zwey Tage reiſete Annibal dero-
geſtalt friedlich durch das Centroniſche biß in das
Veragriſche Gebiete/ da ihn denn in einem tief-
fen um und um mit ſteilen Klippen umgebenen
Thale die mißtraͤulichen Gallier abermals an-
ſielen; alſo: daß es hier um ſein gantzes Heer ge-
than geweſt waͤre/ wenn der ſchlaue Annibal aus
einem vernuͤnfftigen Mißtrauen nicht die Ele-
fanten und alles Kriegs-Geraͤthe mit der Reu-
terey allezeit zu voran geſchickt/ den Kern des
Fußvolckes/ und inſonder heit die der Felſen ge-
wohnte Deutſchen aber im Ruͤcken behalten haͤt-
te. Gleichwol war es ein hartes Treffen/ und
muſte nach des gantzen Tages Gefechte An-
nibal auf einem kahlen Berge uͤbernachten; er
erreichte auch allererſt folgende Nacht ſeinen
[Spaltenumbruch] Vortrab. Folgenden Tag machten die Gal-
lier zwar hin und wieder Lermen/ aber ohne
Nachdruck. Denn ſo bald ſie die ihnen gantz
fremden Elefanten erſahen/ trieb ſie die Furcht
zuruͤcke. Den neundten Tag erreichte Anni-
bal den laͤngſt gewuͤnſchten hoͤchſten Pennini-
ſchen Gipffel/ von welchem man gegen Weſt
Gallien/ gegen Sud-Oſt aber das luſtige Jta-
lien uͤberſehen kan. Dieſen Berg verehren die
Gallier nichts minder/ als die Syrier den Car-
melus; nennen ihn auch die Saͤule der Sonne.
Auf dem Gipffel ſtehet der Verager Gott Pen-
nus in Riſen-Groͤſſe in Marmel ausgehauen.
Auf ſelbtem entſpringt der Fluß Dranſe/ und
noch ein ander/ jener laufft gegen Mitternacht
in den Lemanniſchen See/ dieſer gegen Sud-
Oſt in den Strom Duria; welcher Annibaln
gleichſam einen Wegweiſer biß an den Fluß Po
abgab. Weil nun Annibaln das Wetter fug-
te/ lag er zwey Tage auf dieſer Hoͤhe ſtille; nicht
ſo wol: daß ſein Heer daſelbſt ausruhte; als daß
er ihm die Zaͤhne nach denen Herrligkeiten des
im Geſichte liegenden Jtaliens waͤßricht mach-
te. Nach dem Andacht und Gottesdienſt auch
das feſteſte Band der Geſetze/ der ſicherſte Kap-
zaum des Volckes iſt/ ver gaß Hannibal nicht
auf dieſem alle andere Berge uͤberragenden und
deßhalben ſo viel heiligern Berge dem Jupiter/
dem alle Gipffel gewiedmet ſind/ zu opffern;
ſetzte auch dem Pennus das Bild des Ammoni-
ſchen Jupiters gegen uͤber. Auff der Seiten
aber grub er in einen Steinfelß: Annibal der
Carthaginenſer Feldherr/ welcher am allerer-
ſten mit einem Heere uͤber dieſe Hoͤhe in Jtalien
gedrungen/ leget dem Jupiter und dem Schutz-
Gotte dieſes Gebuͤrges ein heiliges Geluͤbde
ab: daß/ da ſie ihn die beſchworne Zerſtoͤrung der
Stadt Rom bewerckſtelligen laſſen/ er auff die
Spitze dieſes Berges einen groͤſſern Tempel/
als in Rom keiner iſt/ bauen/ und don Capitoli-
niſchen Jupiter drein ſetzen wolle. Ob nun
wol auch Annibal beym Aufbruche ſeinem Hee-

re
Erſter Theil. M m m m m
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0887" n="825[827]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
der Zeit &#x017F;ehen; da er hingegen bey der&#x017F;elben<lb/>
Verdeckung Annibals Heer in den tieffen Tha&#x0364;-<lb/>
lern mit &#x017F;chlechter Mu&#x0364;h &#x017F;onder einige Gefahr<lb/>
durch Abweltzung der Steine ha&#x0364;tte ausrotten<lb/>
ko&#x0364;nnen. Hingegen kund&#x017F;chaffte Fu&#x0364;r&#x017F;t Hulde-<lb/>
rich von etlichen Galliern aus: daß &#x017F;ie des<lb/>
Nachts die&#x017F;e Berg-Engen unbe&#x017F;etzt lie&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
&#x017F;ich theils nach Axima/ theils nach Novima-<lb/>
gum zuru&#x0364;ck zu&#x0364;gen. Annibal brach hierauf in<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ter Eil des Nachts aus &#x017F;einem La&#x0364;ger auff/<lb/>
bema&#x0364;chtigte &#x017F;ich die&#x017F;er fel&#x017F;enen Pforten/ und<lb/>
fu&#x0364;hrte das gantze Heer Berg auf. Am Mor-<lb/>
gen fielen die Gallier und Allobroger Annibaln<lb/>
grimmig an/ tha&#x0364;ten ihm aber nicht &#x017F;o viel Scha-<lb/>
den/ als das ab&#x017F;chu&#x0364;ßige und enge Gebu&#x0364;rge; von<lb/>
welchem ihrer viel und in&#x017F;onderheit Pferde und<lb/>
andere Thiere mit gro&#x017F;&#x017F;er Menge ab&#x017F;tu&#x0364;rtzten.<lb/>
Endlich aber ward Fu&#x0364;r&#x017F;t Berthold vom Hertzo-<lb/>
ge Magilus von einem Pfeile to&#x0364;dtlich verwun-<lb/>
det/ und nicht alleine der Feind verjaget/ &#x017F;ondern<lb/>
auch die Stadt Axima mit gro&#x017F;&#x017F;em Vorrathe<lb/>
erobert/ allwo er drey Tage &#x017F;ein abgemattetes<lb/>
Heer erfri&#x017F;chte; die benachbarten Gallier aber<lb/>
deroge&#x017F;talt er&#x017F;chreckte: daß &#x017F;ie von allen Orten<lb/>
mit Oelzweigen ihm entgegen kamen/ um &#x017F;eine<lb/>
Freund&#x017F;chafft baten/ und alles no&#x0364;thige reichlich<lb/>
zufu&#x0364;hrten. Zwey Tage rei&#x017F;ete Annibal dero-<lb/>
ge&#x017F;talt friedlich durch das Centroni&#x017F;che biß in das<lb/>
Veragri&#x017F;che Gebiete/ da ihn denn in einem tief-<lb/>
fen um und um mit &#x017F;teilen Klippen umgebenen<lb/>
Thale die mißtra&#x0364;ulichen Gallier abermals an-<lb/>
&#x017F;ielen; al&#x017F;o: daß es hier um &#x017F;ein gantzes Heer ge-<lb/>
than gewe&#x017F;t wa&#x0364;re/ wenn der &#x017F;chlaue Annibal aus<lb/>
einem vernu&#x0364;nfftigen Mißtrauen nicht die Ele-<lb/>
fanten und alles Kriegs-Gera&#x0364;the mit der Reu-<lb/>
terey allezeit zu voran ge&#x017F;chickt/ den Kern des<lb/>
Fußvolckes/ und in&#x017F;onder heit die der Fel&#x017F;en ge-<lb/>
wohnte Deut&#x017F;chen aber im Ru&#x0364;cken behalten ha&#x0364;t-<lb/>
te. Gleichwol war es ein hartes Treffen/ und<lb/>
mu&#x017F;te nach des gantzen Tages Gefechte An-<lb/>
nibal auf einem kahlen Berge u&#x0364;bernachten; er<lb/>
erreichte auch allerer&#x017F;t folgende Nacht &#x017F;einen<lb/><cb/>
Vortrab. Folgenden Tag machten die Gal-<lb/>
lier zwar hin und wieder Lermen/ aber ohne<lb/>
Nachdruck. Denn &#x017F;o bald &#x017F;ie die ihnen gantz<lb/>
fremden Elefanten er&#x017F;ahen/ trieb &#x017F;ie die Furcht<lb/>
zuru&#x0364;cke. Den neundten Tag erreichte Anni-<lb/>
bal den la&#x0364;ng&#x017F;t gewu&#x0364;n&#x017F;chten ho&#x0364;ch&#x017F;ten Pennini-<lb/>
&#x017F;chen Gipffel/ von welchem man gegen We&#x017F;t<lb/>
Gallien/ gegen Sud-O&#x017F;t aber das lu&#x017F;tige Jta-<lb/>
lien u&#x0364;ber&#x017F;ehen kan. Die&#x017F;en Berg verehren die<lb/>
Gallier nichts minder/ als die Syrier den Car-<lb/>
melus; nennen ihn auch die Sa&#x0364;ule der Sonne.<lb/>
Auf dem Gipffel &#x017F;tehet der Verager Gott Pen-<lb/>
nus in Ri&#x017F;en-Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in Marmel ausgehauen.<lb/>
Auf &#x017F;elbtem ent&#x017F;pringt der Fluß Dran&#x017F;e/ und<lb/>
noch ein ander/ jener laufft gegen Mitternacht<lb/>
in den Lemanni&#x017F;chen See/ die&#x017F;er gegen Sud-<lb/>
O&#x017F;t in den Strom Duria; welcher Annibaln<lb/>
gleich&#x017F;am einen Wegwei&#x017F;er biß an den Fluß Po<lb/>
abgab. Weil nun Annibaln das Wetter fug-<lb/>
te/ lag er zwey Tage auf die&#x017F;er Ho&#x0364;he &#x017F;tille; nicht<lb/>
&#x017F;o wol: daß &#x017F;ein Heer da&#x017F;elb&#x017F;t ausruhte; als daß<lb/>
er ihm die Za&#x0364;hne nach denen Herrligkeiten des<lb/>
im Ge&#x017F;ichte liegenden Jtaliens wa&#x0364;ßricht mach-<lb/>
te. Nach dem Andacht und Gottesdien&#x017F;t auch<lb/>
das fe&#x017F;te&#x017F;te Band der Ge&#x017F;etze/ der &#x017F;icher&#x017F;te Kap-<lb/>
zaum des Volckes i&#x017F;t/ ver gaß Hannibal nicht<lb/>
auf die&#x017F;em alle andere Berge u&#x0364;berragenden und<lb/>
deßhalben &#x017F;o viel heiligern Berge dem Jupiter/<lb/>
dem alle Gipffel gewiedmet &#x017F;ind/ zu opffern;<lb/>
&#x017F;etzte auch dem Pennus das Bild des Ammoni-<lb/>
&#x017F;chen Jupiters gegen u&#x0364;ber. Auff der Seiten<lb/>
aber grub er in einen Steinfelß: Annibal der<lb/>
Carthaginen&#x017F;er Feldherr/ welcher am allerer-<lb/>
&#x017F;ten mit einem Heere u&#x0364;ber die&#x017F;e Ho&#x0364;he in Jtalien<lb/>
gedrungen/ leget dem Jupiter und dem Schutz-<lb/>
Gotte die&#x017F;es Gebu&#x0364;rges ein heiliges Gelu&#x0364;bde<lb/>
ab: daß/ da &#x017F;ie ihn die be&#x017F;chworne Zer&#x017F;to&#x0364;rung der<lb/>
Stadt Rom bewerck&#x017F;telligen la&#x017F;&#x017F;en/ er auff die<lb/>
Spitze die&#x017F;es Berges einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Tempel/<lb/>
als in Rom keiner i&#x017F;t/ bauen/ und don Capitoli-<lb/>
ni&#x017F;chen Jupiter drein &#x017F;etzen wolle. Ob nun<lb/>
wol auch Annibal beym Aufbruche &#x017F;einem Hee-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;ter Theil. M m m m m</fw><fw place="bottom" type="catch">re</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[825[827]/0887] Arminius und Thußnelda. der Zeit ſehen; da er hingegen bey derſelben Verdeckung Annibals Heer in den tieffen Thaͤ- lern mit ſchlechter Muͤh ſonder einige Gefahr durch Abweltzung der Steine haͤtte ausrotten koͤnnen. Hingegen kundſchaffte Fuͤrſt Hulde- rich von etlichen Galliern aus: daß ſie des Nachts dieſe Berg-Engen unbeſetzt lieſſen/ und ſich theils nach Axima/ theils nach Novima- gum zuruͤck zuͤgen. Annibal brach hierauf in hoͤchſter Eil des Nachts aus ſeinem Laͤger auff/ bemaͤchtigte ſich dieſer felſenen Pforten/ und fuͤhrte das gantze Heer Berg auf. Am Mor- gen fielen die Gallier und Allobroger Annibaln grimmig an/ thaͤten ihm aber nicht ſo viel Scha- den/ als das abſchuͤßige und enge Gebuͤrge; von welchem ihrer viel und inſonderheit Pferde und andere Thiere mit groſſer Menge abſtuͤrtzten. Endlich aber ward Fuͤrſt Berthold vom Hertzo- ge Magilus von einem Pfeile toͤdtlich verwun- det/ und nicht alleine der Feind verjaget/ ſondern auch die Stadt Axima mit groſſem Vorrathe erobert/ allwo er drey Tage ſein abgemattetes Heer erfriſchte; die benachbarten Gallier aber derogeſtalt erſchreckte: daß ſie von allen Orten mit Oelzweigen ihm entgegen kamen/ um ſeine Freundſchafft baten/ und alles noͤthige reichlich zufuͤhrten. Zwey Tage reiſete Annibal dero- geſtalt friedlich durch das Centroniſche biß in das Veragriſche Gebiete/ da ihn denn in einem tief- fen um und um mit ſteilen Klippen umgebenen Thale die mißtraͤulichen Gallier abermals an- ſielen; alſo: daß es hier um ſein gantzes Heer ge- than geweſt waͤre/ wenn der ſchlaue Annibal aus einem vernuͤnfftigen Mißtrauen nicht die Ele- fanten und alles Kriegs-Geraͤthe mit der Reu- terey allezeit zu voran geſchickt/ den Kern des Fußvolckes/ und inſonder heit die der Felſen ge- wohnte Deutſchen aber im Ruͤcken behalten haͤt- te. Gleichwol war es ein hartes Treffen/ und muſte nach des gantzen Tages Gefechte An- nibal auf einem kahlen Berge uͤbernachten; er erreichte auch allererſt folgende Nacht ſeinen Vortrab. Folgenden Tag machten die Gal- lier zwar hin und wieder Lermen/ aber ohne Nachdruck. Denn ſo bald ſie die ihnen gantz fremden Elefanten erſahen/ trieb ſie die Furcht zuruͤcke. Den neundten Tag erreichte Anni- bal den laͤngſt gewuͤnſchten hoͤchſten Pennini- ſchen Gipffel/ von welchem man gegen Weſt Gallien/ gegen Sud-Oſt aber das luſtige Jta- lien uͤberſehen kan. Dieſen Berg verehren die Gallier nichts minder/ als die Syrier den Car- melus; nennen ihn auch die Saͤule der Sonne. Auf dem Gipffel ſtehet der Verager Gott Pen- nus in Riſen-Groͤſſe in Marmel ausgehauen. Auf ſelbtem entſpringt der Fluß Dranſe/ und noch ein ander/ jener laufft gegen Mitternacht in den Lemanniſchen See/ dieſer gegen Sud- Oſt in den Strom Duria; welcher Annibaln gleichſam einen Wegweiſer biß an den Fluß Po abgab. Weil nun Annibaln das Wetter fug- te/ lag er zwey Tage auf dieſer Hoͤhe ſtille; nicht ſo wol: daß ſein Heer daſelbſt ausruhte; als daß er ihm die Zaͤhne nach denen Herrligkeiten des im Geſichte liegenden Jtaliens waͤßricht mach- te. Nach dem Andacht und Gottesdienſt auch das feſteſte Band der Geſetze/ der ſicherſte Kap- zaum des Volckes iſt/ ver gaß Hannibal nicht auf dieſem alle andere Berge uͤberragenden und deßhalben ſo viel heiligern Berge dem Jupiter/ dem alle Gipffel gewiedmet ſind/ zu opffern; ſetzte auch dem Pennus das Bild des Ammoni- ſchen Jupiters gegen uͤber. Auff der Seiten aber grub er in einen Steinfelß: Annibal der Carthaginenſer Feldherr/ welcher am allerer- ſten mit einem Heere uͤber dieſe Hoͤhe in Jtalien gedrungen/ leget dem Jupiter und dem Schutz- Gotte dieſes Gebuͤrges ein heiliges Geluͤbde ab: daß/ da ſie ihn die beſchworne Zerſtoͤrung der Stadt Rom bewerckſtelligen laſſen/ er auff die Spitze dieſes Berges einen groͤſſern Tempel/ als in Rom keiner iſt/ bauen/ und don Capitoli- niſchen Jupiter drein ſetzen wolle. Ob nun wol auch Annibal beym Aufbruche ſeinem Hee- re Erſter Theil. M m m m m

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/887
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 825[827]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/887>, abgerufen am 23.11.2024.