Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
gerten in der Stadt Tannetum die gantze vierd-te Legion/ und die Römisch gesinnten Brixiani- schen Gallier; biß Lucius Atilius mit seiner Le- gion und viel Galliern an-/ die Deutschen a- ber mit grosser Beute sich zurück zohen. Weil nun aber die Massilier den Römern Anni- bals Siege in Hispanien zu wissen machten; schisfte der Bürgermeister Publius Scipio mit einem ansehlichen Heere von Pisa ab an dem Ligustischen Meer-Strande biß nach Maßili- en/ in Meinung biß in Hispanien zu segeln. Er erfuhr aber daselbst mit Erstaunung: Anni- bal habe nicht nur das Pyreneische Gebürge hi[n]te[r] sich gelegt/ auch die ihm widerstehenden Narbonischen Gallier zerstreuet/ sondern sey auch schon begriffen über den Rhodan zu setzen. Sintemal die zwey deutschen Fürsten Mata- lus und Dietrich die auff der West-Seite des Rhodans wohnenden Ardyes/ wie auch die Deutschen an dem Fluß Araris schon ver- mocht hatten: daß sie Hannibaln eine grosse Menge Nachen zu Fertigung einer Schiffbrü- cke den Strom herab brachten. Die Kriegsvöl- cker höleten auch unzehlich viel Bäume zu Na- chen aus. Die Volcaischen Gallier alleine zohen sich mit allen ihrigen auff die Ost-Seite des Flusses/ und bothen mit der Maßilier Hülffe Annibaln an dem Strande die Stirne. Da- hero führte Fürst Dietrich ein Theil des Hee- res unter dem jungen Hanno Bomilcars Soh- ne unvermerckt eine Tagereise am Rhodan hinauff; allwo der Rhodan in sich ein kleines Eyland macht. daselbst machten sie des Nach- tes in dem anliegenden Walde eine Menge Flössen zusammen/ kamen also unverhindert ü- ber den Fluß; hiermit rückten sie auff der Ost- Seite Stromwerts wieder ab/ berichteten ih- re Uberkunfft und Anzug Annibaln; welcher denn alle Schiffe mit Volck besetzte/ und dar- mit überzukommen versuchte. Als nun die Maßilier und Gallier dieses zu verwehren cus- serst arbeiteten; fiel Hertzog Dietrich mit neu- [Spaltenumbruch] en deutschen Hülffs-Völckern und Hanno mit seinen Mohren ihrem Feinde in Rücken; er- legten derer viel tausend; also kam Hannibal mit einem grossen Siege über den Rhodan. Wiewohl er mit Ubersetzung der das Wasser überaus fliehenden Elephanten/ denen er eine Schiffbrücke bauen/ und selbte mit Rasen be- setzen muste/ unglaubliche Mühe anwendete; derer etliche zwar auch bey Loßtrennung eines an die am obersten Ufer stehenden Bäume an- gebundenen Schiffes in Fluß stürtzten/ aber mit empor gereckten Schnautzen doch herdurch wa- teten. Allhier kam der tapffere Magilus mit Bericht seiner Siege und zum Wegweiser wie- der bey Annibaln; Publius Scipio aber mit seinem Heere am Rhodan wiewohl zu spat an/ weil Annibal schon drey Tage vorher am Rho- dan hinauff/ über den durch der Vecontier Land flüssenden gefährlichen Strom Druentia gedie- gen war. Das vierdte Nachtlager schlug Anni- bal in der Tricaßnier Gebiete am Fluße Jsara auff; Allwo zwey Allobrogische Fürsten über ih- rem zwischen dem Rhodan und Jsar in Gestalt eines Eylandes liegenden Erbtheile mit einan- der zwistig waren/ Annibaln aber ihren Streit zu entscheiden unter gaben. Annibal sprach wi- der Bertholden für den Brancus/ als welcher auch für sich das Recht der Erstgeburt hatte/ und Annibaln an Volck und nöthigem Vorrathe al- len möglichen Vorschub zur Reise that. Allhier stiessen zu Annibaln etliche tausend Alemänner und Nemeter unter dem Fürsten Hulderich der Chlotildis jüngsten Bruder; Fürst Ber- thold aber nahm seine Zuflucht zu denen be- nachbarten Fürsten der Centroner und Ve- ragrer/ brachte auch durch seine klägliche Be- schwerden es so weit: daß diese Völcker in aller Eil alle Lücken der Alpen gegen Annibaln besetzten/ der zwischen dem Rhodan und dem Jsar seinen Weg unsäumbar verfolgte. Ber- thold aber war allzuhitzig/ ließ sich mit sei- nen im Vortheil stehenden Völckern für der
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
gerten in der Stadt Tannetum die gantze vierd-te Legion/ und die Roͤmiſch geſinnten Brixiani- ſchen Gallier; biß Lucius Atilius mit ſeiner Le- gion und viel Galliern an-/ die Deutſchen a- ber mit groſſer Beute ſich zuruͤck zohen. Weil nun aber die Maſſilier den Roͤmern Anni- bals Siege in Hiſpanien zu wiſſen machten; ſchiſfte der Buͤrgermeiſter Publius Scipio mit einem anſehlichen Heere von Piſa ab an dem Liguſtiſchen Meer-Strande biß nach Maßili- en/ in Meinung biß in Hiſpanien zu ſegeln. Er erfuhr aber daſelbſt mit Erſtaunung: Anni- bal habe nicht nur das Pyreneiſche Gebuͤrge hi[n]te[r] ſich gelegt/ auch die ihm widerſtehenden Narboniſchen Gallier zerſtreuet/ ſondern ſey auch ſchon begriffen uͤber den Rhodan zu ſetzen. Sintemal die zwey deutſchen Fuͤrſten Mata- lus und Dietrich die auff der Weſt-Seite des Rhodans wohnenden Ardyes/ wie auch die Deutſchen an dem Fluß Araris ſchon ver- mocht hatten: daß ſie Hannibaln eine groſſe Menge Nachen zu Fertigung einer Schiffbruͤ- cke den Strom herab brachten. Die Kriegsvoͤl- cker hoͤleten auch unzehlich viel Baͤume zu Na- chen aus. Die Volcaiſchen Gallier alleine zohen ſich mit allen ihrigen auff die Oſt-Seite des Fluſſes/ und bothen mit der Maßilier Huͤlffe Annibaln an dem Strande die Stirne. Da- hero fuͤhrte Fuͤrſt Dietrich ein Theil des Hee- res unter dem jungen Hanno Bomilcars Soh- ne unvermerckt eine Tagereiſe am Rhodan hinauff; allwo der Rhodan in ſich ein kleines Eyland macht. daſelbſt machten ſie des Nach- tes in dem anliegenden Walde eine Menge Floͤſſen zuſammen/ kamen alſo unverhindert uͤ- ber den Fluß; hiermit ruͤckten ſie auff der Oſt- Seite Stromwerts wieder ab/ berichteten ih- re Uberkunfft und Anzug Annibaln; welcher denn alle Schiffe mit Volck beſetzte/ und dar- mit uͤberzukommen verſuchte. Als nun die Maßilier und Gallier dieſes zu verwehren cuſ- ſerſt arbeiteten; fiel Hertzog Dietrich mit neu- [Spaltenumbruch] en deutſchen Huͤlffs-Voͤlckern und Hanno mit ſeinen Mohren ihrem Feinde in Ruͤcken; er- legten derer viel tauſend; alſo kam Hannibal mit einem groſſen Siege uͤber den Rhodan. Wiewohl er mit Uberſetzung der das Waſſer uͤberaus fliehenden Elephanten/ denen er eine Schiffbruͤcke bauen/ und ſelbte mit Raſen be- ſetzen muſte/ unglaubliche Muͤhe anwendete; derer etliche zwar auch bey Loßtrennung eines an die am oberſten Ufer ſtehenden Baͤume an- gebundenen Schiffes in Fluß ſtuͤrtzten/ aber mit empor gereckten Schnautzen doch herdurch wa- teten. Allhier kam der tapffere Magilus mit Bericht ſeiner Siege und zum Wegweiſer wie- der bey Annibaln; Publius Scipio aber mit ſeinem Heere am Rhodan wiewohl zu ſpat an/ weil Annibal ſchon drey Tage vorher am Rho- dan hinauff/ uͤber den durch der Vecontier Land fluͤſſenden gefaͤhrlichen Strom Druentia gedie- gen war. Das vierdte Nachtlager ſchlug Anni- bal in der Tricaßnier Gebiete am Fluße Jſara auff; Allwo zwey Allobrogiſche Fuͤrſten uͤber ih- rem zwiſchen dem Rhodan und Jſar in Geſtalt eines Eylandes liegenden Erbtheile mit einan- der zwiſtig waren/ Annibaln aber ihren Streit zu entſcheiden unter gaben. Annibal ſprach wi- der Bertholden fuͤr den Brancus/ als welcher auch fuͤr ſich das Recht der Erſtgeburt hatte/ und Annibaln an Volck und noͤthigem Vorrathe al- len moͤglichen Vorſchub zur Reiſe that. Allhier ſtieſſen zu Annibaln etliche tauſend Alemaͤnner und Nemeter unter dem Fuͤrſten Hulderich der Chlotildis juͤngſten Bruder; Fuͤrſt Ber- thold aber nahm ſeine Zuflucht zu denen be- nachbarten Fuͤrſten der Centroner und Ve- ragrer/ brachte auch durch ſeine klaͤgliche Be- ſchwerden es ſo weit: daß dieſe Voͤlcker in aller Eil alle Luͤcken der Alpen gegen Annibaln beſetzten/ der zwiſchen dem Rhodan und dem Jſar ſeinen Weg unſaͤumbar verfolgte. Ber- thold aber war allzuhitzig/ ließ ſich mit ſei- nen im Vortheil ſtehenden Voͤlckern fuͤr der
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Sechſtes Buch
gerten in der Stadt Tannetum die gantze vierd-
te Legion/ und die Roͤmiſch geſinnten Brixiani-
ſchen Gallier; biß Lucius Atilius mit ſeiner Le-
gion und viel Galliern an-/ die Deutſchen a-
ber mit groſſer Beute ſich zuruͤck zohen. Weil
nun aber die Maſſilier den Roͤmern Anni-
bals Siege in Hiſpanien zu wiſſen machten;
ſchiſfte der Buͤrgermeiſter Publius Scipio mit
einem anſehlichen Heere von Piſa ab an dem
Liguſtiſchen Meer-Strande biß nach Maßili-
en/ in Meinung biß in Hiſpanien zu ſegeln.
Er erfuhr aber daſelbſt mit Erſtaunung: Anni-
bal habe nicht nur das Pyreneiſche Gebuͤrge
hinter ſich gelegt/ auch die ihm widerſtehenden
Narboniſchen Gallier zerſtreuet/ ſondern ſey
auch ſchon begriffen uͤber den Rhodan zu ſetzen.
Sintemal die zwey deutſchen Fuͤrſten Mata-
lus und Dietrich die auff der Weſt-Seite des
Rhodans wohnenden Ardyes/ wie auch die
Deutſchen an dem Fluß Araris ſchon ver-
mocht hatten: daß ſie Hannibaln eine groſſe
Menge Nachen zu Fertigung einer Schiffbruͤ-
cke den Strom herab brachten. Die Kriegsvoͤl-
cker hoͤleten auch unzehlich viel Baͤume zu Na-
chen aus. Die Volcaiſchen Gallier alleine zohen
ſich mit allen ihrigen auff die Oſt-Seite des
Fluſſes/ und bothen mit der Maßilier Huͤlffe
Annibaln an dem Strande die Stirne. Da-
hero fuͤhrte Fuͤrſt Dietrich ein Theil des Hee-
res unter dem jungen Hanno Bomilcars Soh-
ne unvermerckt eine Tagereiſe am Rhodan
hinauff; allwo der Rhodan in ſich ein kleines
Eyland macht. daſelbſt machten ſie des Nach-
tes in dem anliegenden Walde eine Menge
Floͤſſen zuſammen/ kamen alſo unverhindert uͤ-
ber den Fluß; hiermit ruͤckten ſie auff der Oſt-
Seite Stromwerts wieder ab/ berichteten ih-
re Uberkunfft und Anzug Annibaln; welcher
denn alle Schiffe mit Volck beſetzte/ und dar-
mit uͤberzukommen verſuchte. Als nun die
Maßilier und Gallier dieſes zu verwehren cuſ-
ſerſt arbeiteten; fiel Hertzog Dietrich mit neu-
en deutſchen Huͤlffs-Voͤlckern und Hanno mit
ſeinen Mohren ihrem Feinde in Ruͤcken; er-
legten derer viel tauſend; alſo kam Hannibal
mit einem groſſen Siege uͤber den Rhodan.
Wiewohl er mit Uberſetzung der das Waſſer
uͤberaus fliehenden Elephanten/ denen er eine
Schiffbruͤcke bauen/ und ſelbte mit Raſen be-
ſetzen muſte/ unglaubliche Muͤhe anwendete;
derer etliche zwar auch bey Loßtrennung eines
an die am oberſten Ufer ſtehenden Baͤume an-
gebundenen Schiffes in Fluß ſtuͤrtzten/ aber mit
empor gereckten Schnautzen doch herdurch wa-
teten. Allhier kam der tapffere Magilus mit
Bericht ſeiner Siege und zum Wegweiſer wie-
der bey Annibaln; Publius Scipio aber mit
ſeinem Heere am Rhodan wiewohl zu ſpat an/
weil Annibal ſchon drey Tage vorher am Rho-
dan hinauff/ uͤber den durch der Vecontier Land
fluͤſſenden gefaͤhrlichen Strom Druentia gedie-
gen war. Das vierdte Nachtlager ſchlug Anni-
bal in der Tricaßnier Gebiete am Fluße Jſara
auff; Allwo zwey Allobrogiſche Fuͤrſten uͤber ih-
rem zwiſchen dem Rhodan und Jſar in Geſtalt
eines Eylandes liegenden Erbtheile mit einan-
der zwiſtig waren/ Annibaln aber ihren Streit
zu entſcheiden unter gaben. Annibal ſprach wi-
der Bertholden fuͤr den Brancus/ als welcher
auch fuͤr ſich das Recht der Erſtgeburt hatte/ und
Annibaln an Volck und noͤthigem Vorrathe al-
len moͤglichen Vorſchub zur Reiſe that. Allhier
ſtieſſen zu Annibaln etliche tauſend Alemaͤnner
und Nemeter unter dem Fuͤrſten Hulderich der
Chlotildis juͤngſten Bruder; Fuͤrſt Ber-
thold aber nahm ſeine Zuflucht zu denen be-
nachbarten Fuͤrſten der Centroner und Ve-
ragrer/ brachte auch durch ſeine klaͤgliche Be-
ſchwerden es ſo weit: daß dieſe Voͤlcker in aller
Eil alle Luͤcken der Alpen gegen Annibaln
beſetzten/ der zwiſchen dem Rhodan und dem
Jſar ſeinen Weg unſaͤumbar verfolgte. Ber-
thold aber war allzuhitzig/ ließ ſich mit ſei-
nen im Vortheil ſtehenden Voͤlckern fuͤr
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 824[826]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/886>, abgerufen am 22.07.2024. |