Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] anfangs ein Geräusche/ hernach ein ie länger ie
mehr wachsendes Getümmel des Volckes mit
unzehlbaren Windlichtern spüren ließ. Kurtz
hierauf kam König Ergamenes und die Köni-
gin Elisa gantz erblast ins Zimmer/ berichteten
den Aufruhr des Volckes; und daß sie wegen
Beleidigung der Priester und der alten Sitten
in höchster Lebensgefahr schwebten. Nach lan-
ger Berathschlagung und einlauffendem Be-
richte: daß der rasende Pöfel schon das eine Thor
des Hofes aufgewogen/ und man also keine Aus-
flucht mehr zu finden hätte/ setzte Narvas die zu
Thirmida bekommene güldene Mütze auff/
nahm den Helffenbeinernen Stab in die rechte/
den Schild der Andromeda in die lincke Hand;
gürtete aber sein Schwerd unter seinen Pur-
pur-Mantel/ und trat in Begleitung wol 100.
Wachsfackeln an der innersten Pforte dem Vol-
cke entgegen. Diese unverhoffte Begegnung
hemmete den ersten Sturm des Volckes; als
er aber ihnen noch ferner einhielt/ durch was
Verdienste er die Würde des Priesterthums
erworben; mit was Unrechte ihm derogestalt die
Priester seine Braut entführet; mit was Aer-
gernüsse sie ihre Geilheit unter dem Scheine der
Andacht bekleideten/ und die Blüten der Jung-
frauschafften denen keuschesten Seelen weg-
raubten/ verwandelte das leicht bewegliche
Volck nicht alleine ihre Raserey in jauchzende
Glückwünsche/ sondern sie brachten es auch da-
hin: daß denen unzüchtigen Priestern dieses
schandbare Vorrecht durch ein Reichs-Gesetze
abgeschafft ward. Fürst Narvas aber lebte in
höchster Vergnügung mit seiner tugendhafften
Gemahlin/ übte wider den feindlichen schwar-
tzen König grosse Heldenthaten aus/ erweiterte
sein Massesylisches Königreich durch kluge Krie-
ges- und Friedens-Künste/ zeugte mit Adrasten
drey tapffere Söhne/ Narvas/ Gala/ Desal-
ces/ und erfüllte gantz Africa mit seinem Ruh-
me.

Dieser junge Fürst Narvas begab sich im
siebzehnden Jahre seines Alters in der Stadt
[Spaltenumbruch] Carthago Kriegsdienste; brachte sich auch durch
seine Tapfferkeit nach kurtzer Zeit in solches An-
sehen: daß er in Sicilien zum Obersten über die
Numidischen Hülffsvölcker gemacht ward. Es
ereignete sich aber: daß als der kühne und ver-
schmitzte Amilcar Barca seine wunderschöne
Tochter Sophonisbe nach Lilybeum mit über-
brachte/ und Autaritus der Celten Heerführer
sich zugleich in sie verliebten/ und ieder durch sei-
ne behertzte Herfürzückung beym Amilcar sich
in Ansehen/ bey Sophonisben in Gewogenheit
zu setzen trachtete. Amilcar gab beyden ein ge-
neigtes Auge/ theils weil ieder dieser Liebhaber
sein Eydam zu seyn verdienten/ theils daß er sie
anreitzte durch heldenmäßige Thaten einander
das Vortheil abzurennen. Gleichwol schien
endlich Fürst Narvas bey Sophonisben/ Fürst
Autaritus beym Amilcar den besten Stein im
Brete zu haben. Hierüber machte Rom und
Carthago mit einander Friede/ und Amilcar/
dessen Macht und Glücke ohne diß viel in die
Augen gestochen hatte/ legte seinen Stab nieder/
und zohe mit Sophonisben nach Hause. Der
Rath zu Carthago beschloß zwar klüglich bey so
verdächtigem Frieden kein geworbenes Kriegs-
volck abzudancken/ noch durch Ersparung der
Verpflegungs-Kosten die allgemeine Sicher-
heit in Gefahr zu setzen; Weil aber der Stadt-
halter zu Lylibeum Gescon vernünfftig überleg-
te; wie gefährlich es sey fremde Völcker zu Hülf-
fe zu ruffen/ indem noch in frischem Andencken
war/ wie die Carier vom Cyrus/ Rhegium und
Messana neulich von Römern/ Griechenland
von Philippen unter das Joch gespannet wor-
den; ja daß fremde Kriegsvölcker entweder stets
wider den Feind geführet/ oder ihre Kräfften und
Laster wie die schwermenden Bienen durch den
Rauch zertheilet werden müssen; so schickte
Gescon sie auff einzelen Schiffen nach und nach
in Africa. Allhier aber fing Amilcar so
wohl den Narvas als Autaritus über Achsel
anzusehen; theils weil der Barckische Stamm/
so sich noch von der Königin Dido herrechnete/

aller
J i i i i 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] anfangs ein Geraͤuſche/ hernach ein ie laͤnger ie
mehr wachſendes Getuͤmmel des Volckes mit
unzehlbaren Windlichtern ſpuͤren ließ. Kurtz
hierauf kam Koͤnig Ergamenes und die Koͤni-
gin Eliſa gantz erblaſt ins Zimmer/ berichteten
den Aufruhr des Volckes; und daß ſie wegen
Beleidigung der Prieſter und der alten Sitten
in hoͤchſter Lebensgefahr ſchwebten. Nach lan-
ger Berathſchlagung und einlauffendem Be-
richte: daß der raſende Poͤfel ſchon das eine Thor
des Hofes aufgewogen/ und man alſo keine Aus-
flucht mehr zu finden haͤtte/ ſetzte Narvas die zu
Thirmida bekommene guͤldene Muͤtze auff/
nahm den Helffenbeinernen Stab in die rechte/
den Schild der Andromeda in die lincke Hand;
guͤrtete aber ſein Schwerd unter ſeinen Pur-
pur-Mantel/ und trat in Begleitung wol 100.
Wachsfackeln an der innerſten Pforte dem Vol-
cke entgegen. Dieſe unverhoffte Begegnung
hemmete den erſten Sturm des Volckes; als
er aber ihnen noch ferner einhielt/ durch was
Verdienſte er die Wuͤrde des Prieſterthums
erworben; mit was Unrechte ihm derogeſtalt die
Prieſter ſeine Braut entfuͤhret; mit was Aer-
gernuͤſſe ſie ihre Geilheit unter dem Scheine der
Andacht bekleideten/ und die Bluͤten der Jung-
frauſchafften denen keuſcheſten Seelen weg-
raubten/ verwandelte das leicht bewegliche
Volck nicht alleine ihre Raſerey in jauchzende
Gluͤckwuͤnſche/ ſondern ſie brachten es auch da-
hin: daß denen unzuͤchtigen Prieſtern dieſes
ſchandbare Vorrecht durch ein Reichs-Geſetze
abgeſchafft ward. Fuͤrſt Narvas aber lebte in
hoͤchſter Vergnuͤgung mit ſeiner tugendhafften
Gemahlin/ uͤbte wider den feindlichen ſchwar-
tzen Koͤnig groſſe Heldenthaten aus/ erweiterte
ſein Maſſeſyliſches Koͤnigreich durch kluge Krie-
ges- und Friedens-Kuͤnſte/ zeugte mit Adraſten
drey tapffere Soͤhne/ Narvas/ Gala/ Deſal-
ces/ und erfuͤllte gantz Africa mit ſeinem Ruh-
me.

Dieſer junge Fuͤrſt Narvas begab ſich im
ſiebzehnden Jahre ſeines Alters in der Stadt
[Spaltenumbruch] Carthago Kriegsdienſte; brachte ſich auch durch
ſeine Tapfferkeit nach kurtzer Zeit in ſolches An-
ſehen: daß er in Sicilien zum Oberſten uͤber die
Numidiſchen Huͤlffsvoͤlcker gemacht ward. Es
ereignete ſich aber: daß als der kuͤhne und ver-
ſchmitzte Amilcar Barca ſeine wunderſchoͤne
Tochter Sophonisbe nach Lilybeum mit uͤber-
brachte/ und Autaritus der Celten Heerfuͤhrer
ſich zugleich in ſie verliebten/ und ieder durch ſei-
ne behertzte Herfuͤrzuͤckung beym Amilcar ſich
in Anſehen/ bey Sophonisben in Gewogenheit
zu ſetzen trachtete. Amilcar gab beyden ein ge-
neigtes Auge/ theils weil ieder dieſer Liebhaber
ſein Eydam zu ſeyn verdienten/ theils daß er ſie
anreitzte durch heldenmaͤßige Thaten einander
das Vortheil abzurennen. Gleichwol ſchien
endlich Fuͤrſt Narvas bey Sophonisben/ Fuͤrſt
Autaritus beym Amilcar den beſten Stein im
Brete zu haben. Hieruͤber machte Rom und
Carthago mit einander Friede/ und Amilcar/
deſſen Macht und Gluͤcke ohne diß viel in die
Augen geſtochen hatte/ legte ſeinen Stab nieder/
und zohe mit Sophonisben nach Hauſe. Der
Rath zu Carthago beſchloß zwar kluͤglich bey ſo
verdaͤchtigem Frieden kein geworbenes Kriegs-
volck abzudancken/ noch durch Erſparung der
Verpflegungs-Koſten die allgemeine Sicher-
heit in Gefahr zu ſetzen; Weil aber der Stadt-
halter zu Lylibeum Geſcon vernuͤnfftig uͤberleg-
te; wie gefaͤhrlich es ſey fremde Voͤlcker zu Huͤlf-
fe zu ruffen/ indem noch in friſchem Andencken
war/ wie die Carier vom Cyrus/ Rhegium und
Meſſana neulich von Roͤmern/ Griechenland
von Philippen unter das Joch geſpannet wor-
den; ja daß fremde Kriegsvoͤlcker entweder ſtets
wider den Feind gefuͤhret/ oder ihre Kraͤfften und
Laſter wie die ſchwermenden Bienen durch den
Rauch zertheilet werden muͤſſen; ſo ſchickte
Geſcon ſie auff einzelen Schiffen nach und nach
in Africa. Allhier aber fing Amilcar ſo
wohl den Narvas als Autaritus uͤber Achſel
anzuſehen; theils weil der Barckiſche Stamm/
ſo ſich noch von der Koͤnigin Dido herrechnete/

aller
J i i i i 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0865" n="803[805]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
anfangs ein Gera&#x0364;u&#x017F;che/ hernach ein ie la&#x0364;nger ie<lb/>
mehr wach&#x017F;endes Getu&#x0364;mmel des Volckes mit<lb/>
unzehlbaren Windlichtern &#x017F;pu&#x0364;ren ließ. Kurtz<lb/>
hierauf kam Ko&#x0364;nig Ergamenes und die Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin Eli&#x017F;a gantz erbla&#x017F;t ins Zimmer/ berichteten<lb/>
den Aufruhr des Volckes; und daß &#x017F;ie wegen<lb/>
Beleidigung der Prie&#x017F;ter und der alten Sitten<lb/>
in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Lebensgefahr &#x017F;chwebten. Nach lan-<lb/>
ger Berath&#x017F;chlagung und einlauffendem Be-<lb/>
richte: daß der ra&#x017F;ende Po&#x0364;fel &#x017F;chon das eine Thor<lb/>
des Hofes aufgewogen/ und man al&#x017F;o keine Aus-<lb/>
flucht mehr zu finden ha&#x0364;tte/ &#x017F;etzte Narvas die zu<lb/>
Thirmida bekommene gu&#x0364;ldene Mu&#x0364;tze auff/<lb/>
nahm den Helffenbeinernen Stab in die rechte/<lb/>
den Schild der Andromeda in die lincke Hand;<lb/>
gu&#x0364;rtete aber &#x017F;ein Schwerd unter &#x017F;einen Pur-<lb/>
pur-Mantel/ und trat in Begleitung wol 100.<lb/>
Wachsfackeln an der inner&#x017F;ten Pforte dem Vol-<lb/>
cke entgegen. Die&#x017F;e unverhoffte Begegnung<lb/>
hemmete den er&#x017F;ten Sturm des Volckes; als<lb/>
er aber ihnen noch ferner einhielt/ durch was<lb/>
Verdien&#x017F;te er die Wu&#x0364;rde des Prie&#x017F;terthums<lb/>
erworben; mit was Unrechte ihm deroge&#x017F;talt die<lb/>
Prie&#x017F;ter &#x017F;eine Braut entfu&#x0364;hret; mit was Aer-<lb/>
gernu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie ihre Geilheit unter dem Scheine der<lb/>
Andacht bekleideten/ und die Blu&#x0364;ten der Jung-<lb/>
frau&#x017F;chafften denen keu&#x017F;che&#x017F;ten Seelen weg-<lb/>
raubten/ verwandelte das leicht bewegliche<lb/>
Volck nicht alleine ihre Ra&#x017F;erey in jauchzende<lb/>
Glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;che/ &#x017F;ondern &#x017F;ie brachten es auch da-<lb/>
hin: daß denen unzu&#x0364;chtigen Prie&#x017F;tern die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;chandbare Vorrecht durch ein Reichs-Ge&#x017F;etze<lb/>
abge&#x017F;chafft ward. Fu&#x0364;r&#x017F;t Narvas aber lebte in<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ter Vergnu&#x0364;gung mit &#x017F;einer tugendhafften<lb/>
Gemahlin/ u&#x0364;bte wider den feindlichen &#x017F;chwar-<lb/>
tzen Ko&#x0364;nig gro&#x017F;&#x017F;e Heldenthaten aus/ erweiterte<lb/>
&#x017F;ein Ma&#x017F;&#x017F;e&#x017F;yli&#x017F;ches Ko&#x0364;nigreich durch kluge Krie-<lb/>
ges- und Friedens-Ku&#x0364;n&#x017F;te/ zeugte mit Adra&#x017F;ten<lb/>
drey tapffere So&#x0364;hne/ Narvas/ Gala/ De&#x017F;al-<lb/>
ces/ und erfu&#x0364;llte gantz Africa mit &#x017F;einem Ruh-<lb/>
me.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er junge Fu&#x0364;r&#x017F;t Narvas begab &#x017F;ich im<lb/>
&#x017F;iebzehnden Jahre &#x017F;eines Alters in der Stadt<lb/><cb/>
Carthago Kriegsdien&#x017F;te; brachte &#x017F;ich auch durch<lb/>
&#x017F;eine Tapfferkeit nach kurtzer Zeit in &#x017F;olches An-<lb/>
&#x017F;ehen: daß er in Sicilien zum Ober&#x017F;ten u&#x0364;ber die<lb/>
Numidi&#x017F;chen Hu&#x0364;lffsvo&#x0364;lcker gemacht ward. Es<lb/>
ereignete &#x017F;ich aber: daß als der ku&#x0364;hne und ver-<lb/>
&#x017F;chmitzte Amilcar Barca &#x017F;eine wunder&#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Tochter Sophonisbe nach Lilybeum mit u&#x0364;ber-<lb/>
brachte/ und Autaritus der Celten Heerfu&#x0364;hrer<lb/>
&#x017F;ich zugleich in &#x017F;ie verliebten/ und ieder durch &#x017F;ei-<lb/>
ne behertzte Herfu&#x0364;rzu&#x0364;ckung beym Amilcar &#x017F;ich<lb/>
in An&#x017F;ehen/ bey Sophonisben in Gewogenheit<lb/>
zu &#x017F;etzen trachtete. Amilcar gab beyden ein ge-<lb/>
neigtes Auge/ theils weil ieder die&#x017F;er Liebhaber<lb/>
&#x017F;ein Eydam zu &#x017F;eyn verdienten/ theils daß er &#x017F;ie<lb/>
anreitzte durch heldenma&#x0364;ßige Thaten einander<lb/>
das Vortheil abzurennen. Gleichwol &#x017F;chien<lb/>
endlich Fu&#x0364;r&#x017F;t Narvas bey Sophonisben/ Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
Autaritus beym Amilcar den be&#x017F;ten Stein im<lb/>
Brete zu haben. Hieru&#x0364;ber machte Rom und<lb/>
Carthago mit einander Friede/ und Amilcar/<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Macht und Glu&#x0364;cke ohne diß viel in die<lb/>
Augen ge&#x017F;tochen hatte/ legte &#x017F;einen Stab nieder/<lb/>
und zohe mit Sophonisben nach Hau&#x017F;e. Der<lb/>
Rath zu Carthago be&#x017F;chloß zwar klu&#x0364;glich bey &#x017F;o<lb/>
verda&#x0364;chtigem Frieden kein geworbenes Kriegs-<lb/>
volck abzudancken/ noch durch Er&#x017F;parung der<lb/>
Verpflegungs-Ko&#x017F;ten die allgemeine Sicher-<lb/>
heit in Gefahr zu &#x017F;etzen; Weil aber der Stadt-<lb/>
halter zu Lylibeum Ge&#x017F;con vernu&#x0364;nfftig u&#x0364;berleg-<lb/>
te; wie gefa&#x0364;hrlich es &#x017F;ey fremde Vo&#x0364;lcker zu Hu&#x0364;lf-<lb/>
fe zu ruffen/ indem noch in fri&#x017F;chem Andencken<lb/>
war/ wie die Carier vom Cyrus/ Rhegium und<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;ana neulich von Ro&#x0364;mern/ Griechenland<lb/>
von Philippen unter das Joch ge&#x017F;pannet wor-<lb/>
den; ja daß fremde Kriegsvo&#x0364;lcker entweder &#x017F;tets<lb/>
wider den Feind gefu&#x0364;hret/ oder ihre Kra&#x0364;fften und<lb/>
La&#x017F;ter wie die &#x017F;chwermenden Bienen durch den<lb/>
Rauch zertheilet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o &#x017F;chickte<lb/>
Ge&#x017F;con &#x017F;ie auff einzelen Schiffen nach und nach<lb/>
in Africa. Allhier aber fing Amilcar &#x017F;o<lb/>
wohl den Narvas als Autaritus u&#x0364;ber Ach&#x017F;el<lb/>
anzu&#x017F;ehen; theils weil der Barcki&#x017F;che Stamm/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ich noch von der Ko&#x0364;nigin Dido herrechnete/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i i i i 2</fw><fw place="bottom" type="catch">aller</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[803[805]/0865] Arminius und Thußnelda. anfangs ein Geraͤuſche/ hernach ein ie laͤnger ie mehr wachſendes Getuͤmmel des Volckes mit unzehlbaren Windlichtern ſpuͤren ließ. Kurtz hierauf kam Koͤnig Ergamenes und die Koͤni- gin Eliſa gantz erblaſt ins Zimmer/ berichteten den Aufruhr des Volckes; und daß ſie wegen Beleidigung der Prieſter und der alten Sitten in hoͤchſter Lebensgefahr ſchwebten. Nach lan- ger Berathſchlagung und einlauffendem Be- richte: daß der raſende Poͤfel ſchon das eine Thor des Hofes aufgewogen/ und man alſo keine Aus- flucht mehr zu finden haͤtte/ ſetzte Narvas die zu Thirmida bekommene guͤldene Muͤtze auff/ nahm den Helffenbeinernen Stab in die rechte/ den Schild der Andromeda in die lincke Hand; guͤrtete aber ſein Schwerd unter ſeinen Pur- pur-Mantel/ und trat in Begleitung wol 100. Wachsfackeln an der innerſten Pforte dem Vol- cke entgegen. Dieſe unverhoffte Begegnung hemmete den erſten Sturm des Volckes; als er aber ihnen noch ferner einhielt/ durch was Verdienſte er die Wuͤrde des Prieſterthums erworben; mit was Unrechte ihm derogeſtalt die Prieſter ſeine Braut entfuͤhret; mit was Aer- gernuͤſſe ſie ihre Geilheit unter dem Scheine der Andacht bekleideten/ und die Bluͤten der Jung- frauſchafften denen keuſcheſten Seelen weg- raubten/ verwandelte das leicht bewegliche Volck nicht alleine ihre Raſerey in jauchzende Gluͤckwuͤnſche/ ſondern ſie brachten es auch da- hin: daß denen unzuͤchtigen Prieſtern dieſes ſchandbare Vorrecht durch ein Reichs-Geſetze abgeſchafft ward. Fuͤrſt Narvas aber lebte in hoͤchſter Vergnuͤgung mit ſeiner tugendhafften Gemahlin/ uͤbte wider den feindlichen ſchwar- tzen Koͤnig groſſe Heldenthaten aus/ erweiterte ſein Maſſeſyliſches Koͤnigreich durch kluge Krie- ges- und Friedens-Kuͤnſte/ zeugte mit Adraſten drey tapffere Soͤhne/ Narvas/ Gala/ Deſal- ces/ und erfuͤllte gantz Africa mit ſeinem Ruh- me. Dieſer junge Fuͤrſt Narvas begab ſich im ſiebzehnden Jahre ſeines Alters in der Stadt Carthago Kriegsdienſte; brachte ſich auch durch ſeine Tapfferkeit nach kurtzer Zeit in ſolches An- ſehen: daß er in Sicilien zum Oberſten uͤber die Numidiſchen Huͤlffsvoͤlcker gemacht ward. Es ereignete ſich aber: daß als der kuͤhne und ver- ſchmitzte Amilcar Barca ſeine wunderſchoͤne Tochter Sophonisbe nach Lilybeum mit uͤber- brachte/ und Autaritus der Celten Heerfuͤhrer ſich zugleich in ſie verliebten/ und ieder durch ſei- ne behertzte Herfuͤrzuͤckung beym Amilcar ſich in Anſehen/ bey Sophonisben in Gewogenheit zu ſetzen trachtete. Amilcar gab beyden ein ge- neigtes Auge/ theils weil ieder dieſer Liebhaber ſein Eydam zu ſeyn verdienten/ theils daß er ſie anreitzte durch heldenmaͤßige Thaten einander das Vortheil abzurennen. Gleichwol ſchien endlich Fuͤrſt Narvas bey Sophonisben/ Fuͤrſt Autaritus beym Amilcar den beſten Stein im Brete zu haben. Hieruͤber machte Rom und Carthago mit einander Friede/ und Amilcar/ deſſen Macht und Gluͤcke ohne diß viel in die Augen geſtochen hatte/ legte ſeinen Stab nieder/ und zohe mit Sophonisben nach Hauſe. Der Rath zu Carthago beſchloß zwar kluͤglich bey ſo verdaͤchtigem Frieden kein geworbenes Kriegs- volck abzudancken/ noch durch Erſparung der Verpflegungs-Koſten die allgemeine Sicher- heit in Gefahr zu ſetzen; Weil aber der Stadt- halter zu Lylibeum Geſcon vernuͤnfftig uͤberleg- te; wie gefaͤhrlich es ſey fremde Voͤlcker zu Huͤlf- fe zu ruffen/ indem noch in friſchem Andencken war/ wie die Carier vom Cyrus/ Rhegium und Meſſana neulich von Roͤmern/ Griechenland von Philippen unter das Joch geſpannet wor- den; ja daß fremde Kriegsvoͤlcker entweder ſtets wider den Feind gefuͤhret/ oder ihre Kraͤfften und Laſter wie die ſchwermenden Bienen durch den Rauch zertheilet werden muͤſſen; ſo ſchickte Geſcon ſie auff einzelen Schiffen nach und nach in Africa. Allhier aber fing Amilcar ſo wohl den Narvas als Autaritus uͤber Achſel anzuſehen; theils weil der Barckiſche Stamm/ ſo ſich noch von der Koͤnigin Dido herrechnete/ aller J i i i i 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/865
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 803[805]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/865>, abgerufen am 23.11.2024.