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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] durch nichts mehr vergället ward/ als daß sie
mit ihren Kindern nicht sterben konte. Als
Ptolomeus allhier so abscheulich wütete/ fiel der
erzürnte Belgius mit einem mächtigen Heere
in Macedonien ein; iedoch schickte er eine neue
Botschafft an den Ptolomeus/ die ihm andeute-
te: daß er zwar sein eigen Unrecht gegen Erstat-
tung verursachter Kriegs-Kosten vergessen wol-
te; die an der Arsinoen Hause verübte Grau-
samkeit aber anders nicht/ als durch Abtretung
der Stadt Cassandrea und des väterlichen Rei-
ches an den sich zu ihm geflüchteten Ptolomeus/
beygelegt werden könte. Allein/ er bildete ihm
ein: es wäre nicht schwerer einen grossen Krieg/
als grausame Laster zu endigen; daher wieß er
diese Gesandschafft schimpflich und mit dieser
Antwort ab: Er könte mit dem Belgius kei-
nen Frieden schlüssen/ als biß zwölf Deutsche
Fürsten ihm zur Versicherung/ und alle ihre
Waffen ausgeliefert würden. Ja die ihn zu
stürtzen beschlüssende Rache Gottes bethörte ihn
so gar: daß er die von den Dardanern ihm ange-
botene zwantzig tausend Hülffs-Völcker ver-
ächtlich ausschlug/ vorwendende: daß seine
Kriegsleute der Macedonier Söhne wären/ die
unter dem grossen Alexander die gantze Welt ü-
berwältigt hätten. König Belgius/ und der
junge Ptolomeus/ konten sich über des Ptolo-
meus hochmüthiger Antwort nicht genungsam
verwundern/ und sich des Lachens enthalten;
drangen daher mit ihrem Kriegs - Heer über
das Skandische Gebürge und den Fluß Axius
in das Hertze Macedoniens; und nach dem
Ptolomeus mit allen seinen Kräfften ihnen bey
der Stadt Aedessa eine Schlacht lieferte/ wur-
den die Macedonier/ entweder weil es ihnen des
Ptolomeus auch zu ihres Reichs Auffnehmen
gereichende Laster zu verfechten kein Ernst war/
oder weil so denn/ wenn das Verhängnüß die
Hand abzeucht/ die Hertzhafftigsten ihre Tu-
gend verlernen/ in weniger Zeit zertrennet/ und
aus dem Felde geschlagen. Unter den Ver-
[Spaltenumbruch] wundeten ward Ptolomeus selbst/ und ein mit
Macedonischen Waffen angethaner Kriegs-
Knecht gefunden/ der dem halb todten Könige
auf dem Halse lag/ und mit seinem Degen ihm
schon sieben Wunden versetzt hatte. Wie nun
König Belgius diesen weg zu reissen/ und den
Ptolomeus aufzurichten befahl/ gab Arsinoe
durch Abziehung ihres Helmes sich zu erken-
nen/ welche ihr anwesender Sohn Ptolomeus
alsobald thränende umhalsete/ Belgius nach
grosser Verwunderung aufs freundlichste be-
willkommte; Sie aber erzehlte: daß sie um ge-
gen ihrem Todfeinde verdiente Rache auszuü-
ben/ bey vernommenem Kriege sich in einen
Kriegsknecht verkleidet/ unter der Macedonier
Heer den Tag für der Schlacht sich vermenget/
und durch die unvergleichliche Tapfferkeit der
Deutschen/ als sie den Ptolomeus in der Flucht
vom Pferde gerennet/ ihren Vorsatz glückselig
auszuüben Gelegenheit gefunden hätte. Ptolo-
meus öffnete über dieser Erzehlung seine schon
halb gebrochene Augen/ und sahe mit einem tief-
fen Seufzer seine siegende Arsinoe an. Bel-
gius redete ihn hierüber mit ernster Gebehr-
dung an: Dieses ist noch nicht genung dir dei-
nen Tod zu verbittern/ sondern wisse: daß in
dreyen Tagen Belgius mit Arsinoen auff dei-
ner Königlichen Burg sein Hochzeit-Feyer hal-
ten wird. Ptolomeus seufzete hierauff/ noch
mehr aber/ als noch selbigen Tag sich Aedessa;
und den dritten die Stadt Pella ergab/ und er
mit schälen Augen/ und vergifftetem Hertzen so
wol den Macedonischen Stul/ als das Bette
Arsinoens vom Belgius betreten sahe. Pto-
lomeus lief mit dem Kopffe wieder eine marmel-
ne Säule; worauf Belgius um ihn eines so
mühsamen Todes zu überheben/ ihm das Haupt
abschlagen/ und auff eine Lantze stecken ließ/ wel-
ches hernach zum Schrecken der Feinde durch
gantz Macedonien herum geführet ward. Mit
diesem Schlüssel oder vielmehr mit dem Schre-
cken seiner blutigen Sebel eröffnete ihm Bel-

gius

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] durch nichts mehr vergaͤllet ward/ als daß ſie
mit ihren Kindern nicht ſterben konte. Als
Ptolomeus allhier ſo abſcheulich wuͤtete/ fiel der
erzuͤrnte Belgius mit einem maͤchtigen Heere
in Macedonien ein; iedoch ſchickte er eine neue
Botſchafft an den Ptolomeus/ die ihm andeute-
te: daß er zwar ſein eigen Unrecht gegen Erſtat-
tung verurſachter Kriegs-Koſten vergeſſen wol-
te; die an der Arſinoen Hauſe veruͤbte Grau-
ſamkeit aber anders nicht/ als durch Abtretung
der Stadt Caſſandrea und des vaͤterlichen Rei-
ches an den ſich zu ihm gefluͤchteten Ptolomeus/
beygelegt werden koͤnte. Allein/ er bildete ihm
ein: es waͤre nicht ſchwerer einen groſſen Krieg/
als grauſame Laſter zu endigen; daher wieß er
dieſe Geſandſchafft ſchimpflich und mit dieſer
Antwort ab: Er koͤnte mit dem Belgius kei-
nen Frieden ſchluͤſſen/ als biß zwoͤlf Deutſche
Fuͤrſten ihm zur Verſicherung/ und alle ihre
Waffen ausgeliefert wuͤrden. Ja die ihn zu
ſtuͤrtzen beſchluͤſſende Rache Gottes bethoͤrte ihn
ſo gar: daß er die von den Dardanern ihm ange-
botene zwantzig tauſend Huͤlffs-Voͤlcker ver-
aͤchtlich ausſchlug/ vorwendende: daß ſeine
Kriegsleute der Macedonier Soͤhne waͤren/ die
unter dem groſſen Alexander die gantze Welt uͤ-
berwaͤltigt haͤtten. Koͤnig Belgius/ und der
junge Ptolomeus/ konten ſich uͤber des Ptolo-
meus hochmuͤthiger Antwort nicht genungſam
verwundern/ und ſich des Lachens enthalten;
drangen daher mit ihrem Kriegs - Heer uͤber
das Skandiſche Gebuͤrge und den Fluß Axius
in das Hertze Macedoniens; und nach dem
Ptolomeus mit allen ſeinen Kraͤfften ihnen bey
der Stadt Aedeſſa eine Schlacht lieferte/ wur-
den die Macedonier/ entweder weil es ihnen des
Ptolomeus auch zu ihres Reichs Auffnehmen
gereichende Laſter zu verfechten kein Ernſt war/
oder weil ſo denn/ wenn das Verhaͤngnuͤß die
Hand abzeucht/ die Hertzhafftigſten ihre Tu-
gend verlernen/ in weniger Zeit zertrennet/ und
aus dem Felde geſchlagen. Unter den Ver-
[Spaltenumbruch] wundeten ward Ptolomeus ſelbſt/ und ein mit
Macedoniſchen Waffen angethaner Kriegs-
Knecht gefunden/ der dem halb todten Koͤnige
auf dem Halſe lag/ und mit ſeinem Degen ihm
ſchon ſieben Wunden verſetzt hatte. Wie nun
Koͤnig Belgius dieſen weg zu reiſſen/ und den
Ptolomeus aufzurichten befahl/ gab Arſinoe
durch Abziehung ihres Helmes ſich zu erken-
nen/ welche ihr anweſender Sohn Ptolomeus
alſobald thraͤnende umhalſete/ Belgius nach
groſſer Verwunderung aufs freundlichſte be-
willkommte; Sie aber erzehlte: daß ſie um ge-
gen ihrem Todfeinde verdiente Rache auszuuͤ-
ben/ bey vernommenem Kriege ſich in einen
Kriegsknecht verkleidet/ unter der Macedonier
Heer den Tag fuͤr der Schlacht ſich vermenget/
und durch die unvergleichliche Tapfferkeit der
Deutſchen/ als ſie den Ptolomeus in der Flucht
vom Pferde gerennet/ ihren Vorſatz gluͤckſelig
auszuuͤben Gelegenheit gefunden haͤtte. Ptolo-
meus oͤffnete uͤber dieſer Erzehlung ſeine ſchon
halb gebrochene Augen/ und ſahe mit einem tief-
fen Seufzer ſeine ſiegende Arſinoe an. Bel-
gius redete ihn hieruͤber mit ernſter Gebehr-
dung an: Dieſes iſt noch nicht genung dir dei-
nen Tod zu verbittern/ ſondern wiſſe: daß in
dreyen Tagen Belgius mit Arſinoen auff dei-
ner Koͤniglichen Burg ſein Hochzeit-Feyer hal-
ten wird. Ptolomeus ſeufzete hierauff/ noch
mehr aber/ als noch ſelbigen Tag ſich Aedeſſa;
und den dritten die Stadt Pella ergab/ und er
mit ſchaͤlen Augen/ und vergifftetem Hertzen ſo
wol den Macedoniſchen Stul/ als das Bette
Arſinoens vom Belgius betreten ſahe. Pto-
lomeus lief mit dem Kopffe wieder eine marmel-
ne Saͤule; worauf Belgius um ihn eines ſo
muͤhſamen Todes zu uͤberheben/ ihm das Haupt
abſchlagen/ und auff eine Lantze ſtecken ließ/ wel-
ches hernach zum Schrecken der Feinde durch
gantz Macedonien herum gefuͤhret ward. Mit
dieſem Schluͤſſel oder vielmehr mit dem Schre-
cken ſeiner blutigen Sebel eroͤffnete ihm Bel-

gius
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 778[780]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/840>, abgerufen am 23.11.2024.