Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gius viel Städte/ und erschütterte gantz Grie-
chenland. Die zwey Macedonischen Fürsten
Meleager und Antipater unterstunden sich
zwar die Macedonier vom Wehklagen und
Verfluchung des lasterhafften Ptolomeus zur
Gegenwehr anzuleiten/ aber jener verlohr nach
sechzig/ dieser nach fünf und vierzig Tagen mit
seiner zerstreueten Macht die Königliche Wür-
de; welche hingegen der junge Ptolomeus durch
der Deutschen Hülffe/ und der Thracier Auff-
stand gegen die Macedonischen Landvögte wie-
der erlangte. Endlich brachte der unedle
Sosthenes/ welcher eines Ackermannes Sohn/
und durch seine Tapfferkeit ein Oberster über
zweytausend Kriegsknechte worden war/ das
Macedonische Wesen ein wenig in Stand/ sin-
temal die von dem Marsingischen Fürsten Ce-
rethrius vorher gedemüthigten Geten und Tri-
ballen den Deutschen nach seinem frühzeitigen
Absterben hinterrücks eingefallen waren/ und
also König Belgius seine Macht zurücke ziehen
muste. Sosthenes ward derogestalt zwar für
den König in Macedonien ausgeruffen/ wie-
wol er nach dem Beyspiele des grossen Philip-
pus nur den Nahmen eines Feldherren an-
nahm; Alleine es kam Brennus der von dem
Necker aus dem Schwartzwalde in Pannonien
gezogener Tectosager Hertzog/ welcher sich in-
zwischen zum Meister in Jllyris biß an den
Fluß Drilon gemacht hatte/ auff bewegliches
zuschreiben des König Belgius mit einem fri-
schen Heere in Macedonien/ zu welchem Bel-
gius noch dreißig tausend an der Ost-See um
die Weichsel/ um die Agstein-Jnseln wohnende
Herulier und Skirer unter dem Fürsten Aci-
chor stossen. Sosthenes begegnete zwar dem
Brennus bey Heraclea an dem Flusse Erich-
ton/ und versuchte alles/ was einem tapfferen
Heerführer möglich war; insonderheit sprengte
er aus: daß Brennus von ihm erlegt wäre/ wor-
mit er denen Macedoniern einen Muth/ viel
Deutschen auch irre machte; alleine der feurige
[Spaltenumbruch] Brennus ließ sich um diesen schädlichen Jrr-
thum zu wiederlegen/ bald als ein Blitz an der
Spitze sehen/ und band mit dem auch unerschre-
ckenen/ und für ein gantzes Königreich fechten-
den Sosthenes tapffer an. Dieser aber hatte
mehr Hertze denn Glücke. Denn er ward vom
Brennus aus dem Sattel gehoben/ von Pfer-
den ertreten/ das durch Verlust seines Hauptes
verstimmelte Heer in die Flucht/ und nicht al-
lein das von den Deutschen überschwemmte Ma-
cedonien grossen Theils erobert/ sondern auch
des Brennus Siegs-Fahnen biß an den Berg
Cytheron/ und die Corinthische Land-Enge
ausgebreitet. Denn weil die Griechen dem
Sosthenes Hülfsvölcker zugeschickt/ die Deut-
schen aber schon gute Zeit die berühmten Herr-
ligkeiten Griechenlands im Kopffe hatten/ be-
schloß Brennus mit dem Fürsten Acichor Grie-
chenland zu bekriegen. Das Geschrey hiervon
erschütterte diß mehr/ als für Zeiten Xerxes mit
seinen unzehlbaren Persen; daher auch der
Griechen Zurüstung nunmehr zwey mal so groß
war. Ja alle benachbarte Könige schickten ih-
nen Hülfsvölcker/ insonderheit Antiochus aus
Asien den Telesarchus/ und der inzwischen nach
dem Sosthenes in Macedonien auffkommende
König Antigonus den Aristodemus. Der o-
berste Feldherr war der Stadt Athen Kriegs-
Hauptmann Callippus. Gleichwol aber hiel-
ten sich alle Kräfften Griechenlands zu schwach
den Deutschen in freyem Felde zu begognen.
Anfangs setzten sich zwar die Griechen an den
Fluß Peneus in Thessalien; als aber ein schwa-
cher Vortrab von tausend leichte berittenen Ly-
giern unter dem Berge Olympus bey Larissa
durchschwemmte/ hoben die Griechen über Hals
und Kopff ihr Läger auf/ giengen über den Fluß
Sperchius und warffen hinter sich alle Brücken
ab. Also eroberte Brennus die Länder Magnesia/
Thessalien und Phtiothis ohne einigen Schwerd-
streich. An dem Strome Sperchius aber hemm-
te sich etlicher massen der Lauf seines Sieges.

Denn
F f f f f 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gius viel Staͤdte/ und erſchuͤtterte gantz Grie-
chenland. Die zwey Macedoniſchen Fuͤrſten
Meleager und Antipater unterſtunden ſich
zwar die Macedonier vom Wehklagen und
Verfluchung des laſterhafften Ptolomeus zur
Gegenwehr anzuleiten/ aber jener verlohr nach
ſechzig/ dieſer nach fuͤnf und vierzig Tagen mit
ſeiner zerſtreueten Macht die Koͤnigliche Wuͤr-
de; welche hingegen der junge Ptolomeus durch
der Deutſchen Huͤlffe/ und der Thracier Auff-
ſtand gegen die Macedoniſchen Landvoͤgte wie-
der erlangte. Endlich brachte der unedle
Soſthenes/ welcher eines Ackermannes Sohn/
und durch ſeine Tapfferkeit ein Oberſter uͤber
zweytauſend Kriegsknechte worden war/ das
Macedoniſche Weſen ein wenig in Stand/ ſin-
temal die von dem Marſingiſchen Fuͤrſten Ce-
rethrius vorher gedemuͤthigten Geten und Tri-
ballen den Deutſchen nach ſeinem fruͤhzeitigen
Abſterben hinterruͤcks eingefallen waren/ und
alſo Koͤnig Belgius ſeine Macht zuruͤcke ziehen
muſte. Soſthenes ward derogeſtalt zwar fuͤr
den Koͤnig in Macedonien ausgeruffen/ wie-
wol er nach dem Beyſpiele des groſſen Philip-
pus nur den Nahmen eines Feldherren an-
nahm; Alleine es kam Brennus der von dem
Necker aus dem Schwartzwalde in Pannonien
gezogener Tectoſager Hertzog/ welcher ſich in-
zwiſchen zum Meiſter in Jllyris biß an den
Fluß Drilon gemacht hatte/ auff bewegliches
zuſchreiben des Koͤnig Belgius mit einem fri-
ſchen Heere in Macedonien/ zu welchem Bel-
gius noch dreißig tauſend an der Oſt-See um
die Weichſel/ um die Agſtein-Jnſeln wohnende
Herulier und Skirer unter dem Fuͤrſten Aci-
chor ſtoſſen. Soſthenes begegnete zwar dem
Brennus bey Heraclea an dem Fluſſe Erich-
ton/ und verſuchte alles/ was einem tapfferen
Heerfuͤhrer moͤglich war; inſonderheit ſprengte
er aus: daß Brennus von ihm erlegt waͤre/ wor-
mit er denen Macedoniern einen Muth/ viel
Deutſchen auch irre machte; alleine der feurige
[Spaltenumbruch] Brennus ließ ſich um dieſen ſchaͤdlichen Jrr-
thum zu wiederlegen/ bald als ein Blitz an der
Spitze ſehen/ und band mit dem auch unerſchre-
ckenen/ und fuͤr ein gantzes Koͤnigreich fechten-
den Soſthenes tapffer an. Dieſer aber hatte
mehr Hertze denn Gluͤcke. Denn er ward vom
Brennus aus dem Sattel gehoben/ von Pfer-
den ertreten/ das durch Verluſt ſeines Hauptes
verſtimmelte Heer in die Flucht/ und nicht al-
lein das von den Deutſchen uͤberſchwem̃te Ma-
cedonien groſſen Theils erobert/ ſondern auch
des Brennus Siegs-Fahnen biß an den Berg
Cytheron/ und die Corinthiſche Land-Enge
ausgebreitet. Denn weil die Griechen dem
Soſthenes Huͤlfsvoͤlcker zugeſchickt/ die Deut-
ſchen aber ſchon gute Zeit die beruͤhmten Herr-
ligkeiten Griechenlands im Kopffe hatten/ be-
ſchloß Brennus mit dem Fuͤrſten Acichor Grie-
chenland zu bekriegen. Das Geſchrey hiervon
erſchuͤtterte diß mehr/ als fuͤr Zeiten Xerxes mit
ſeinen unzehlbaren Perſen; daher auch der
Griechen Zuruͤſtung nunmehr zwey mal ſo groß
war. Ja alle benachbarte Koͤnige ſchickten ih-
nen Huͤlfsvoͤlcker/ inſonderheit Antiochus aus
Aſien den Teleſarchus/ und der inzwiſchen nach
dem Soſthenes in Macedonien auffkommende
Koͤnig Antigonus den Ariſtodemus. Der o-
berſte Feldherr war der Stadt Athen Kriegs-
Hauptmann Callippus. Gleichwol aber hiel-
ten ſich alle Kraͤfften Griechenlands zu ſchwach
den Deutſchen in freyem Felde zu begognen.
Anfangs ſetzten ſich zwar die Griechen an den
Fluß Peneus in Theſſalien; als aber ein ſchwa-
cher Vortrab von tauſend leichte berittenen Ly-
giern unter dem Berge Olympus bey Lariſſa
durchſchwem̃te/ hoben die Griechen uͤber Hals
und Kopff ihr Laͤger auf/ giengen uͤber den Fluß
Sperchius und warffen hinter ſich alle Bruͤcken
ab. Alſo erobeꝛte Brennus die Laͤndeꝛ Magneſia/
Theſſalien und Phtiothis ohne einigẽ Schwerd-
ſtreich. An dem Strome Sperchius aber hemm-
te ſich etlicher maſſen der Lauf ſeines Sieges.

Denn
F f f f f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0841" n="779[781]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
gius viel Sta&#x0364;dte/ und er&#x017F;chu&#x0364;tterte gantz Grie-<lb/>
chenland. Die zwey Macedoni&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
Meleager und Antipater unter&#x017F;tunden &#x017F;ich<lb/>
zwar die Macedonier vom Wehklagen und<lb/>
Verfluchung des la&#x017F;terhafften Ptolomeus zur<lb/>
Gegenwehr anzuleiten/ aber jener verlohr nach<lb/>
&#x017F;echzig/ die&#x017F;er nach fu&#x0364;nf und vierzig Tagen mit<lb/>
&#x017F;einer zer&#x017F;treueten Macht die Ko&#x0364;nigliche Wu&#x0364;r-<lb/>
de; welche hingegen der junge Ptolomeus durch<lb/>
der Deut&#x017F;chen Hu&#x0364;lffe/ und der Thracier Auff-<lb/>
&#x017F;tand gegen die Macedoni&#x017F;chen Landvo&#x0364;gte wie-<lb/>
der erlangte. Endlich brachte der unedle<lb/>
So&#x017F;thenes/ welcher eines Ackermannes Sohn/<lb/>
und durch &#x017F;eine Tapfferkeit ein Ober&#x017F;ter u&#x0364;ber<lb/>
zweytau&#x017F;end Kriegsknechte worden war/ das<lb/>
Macedoni&#x017F;che We&#x017F;en ein wenig in Stand/ &#x017F;in-<lb/>
temal die von dem Mar&#x017F;ingi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ce-<lb/>
rethrius vorher gedemu&#x0364;thigten Geten und Tri-<lb/>
ballen den Deut&#x017F;chen nach &#x017F;einem fru&#x0364;hzeitigen<lb/>
Ab&#x017F;terben hinterru&#x0364;cks eingefallen waren/ und<lb/>
al&#x017F;o Ko&#x0364;nig Belgius &#x017F;eine Macht zuru&#x0364;cke ziehen<lb/>
mu&#x017F;te. So&#x017F;thenes ward deroge&#x017F;talt zwar fu&#x0364;r<lb/>
den Ko&#x0364;nig in Macedonien ausgeruffen/ wie-<lb/>
wol er nach dem Bey&#x017F;piele des gro&#x017F;&#x017F;en Philip-<lb/>
pus nur den Nahmen eines Feldherren an-<lb/>
nahm; Alleine es kam Brennus der von dem<lb/>
Necker aus dem Schwartzwalde in Pannonien<lb/>
gezogener Tecto&#x017F;ager Hertzog/ welcher &#x017F;ich in-<lb/>
zwi&#x017F;chen zum Mei&#x017F;ter in Jllyris biß an den<lb/>
Fluß Drilon gemacht hatte/ auff bewegliches<lb/>
zu&#x017F;chreiben des Ko&#x0364;nig Belgius mit einem fri-<lb/>
&#x017F;chen Heere in Macedonien/ zu welchem Bel-<lb/>
gius noch dreißig tau&#x017F;end an der O&#x017F;t-See um<lb/>
die Weich&#x017F;el/ um die Ag&#x017F;tein-Jn&#x017F;eln wohnende<lb/>
Herulier und Skirer unter dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten Aci-<lb/>
chor &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. So&#x017F;thenes begegnete zwar dem<lb/>
Brennus bey Heraclea an dem Flu&#x017F;&#x017F;e Erich-<lb/>
ton/ und ver&#x017F;uchte alles/ was einem tapfferen<lb/>
Heerfu&#x0364;hrer mo&#x0364;glich war; in&#x017F;onderheit &#x017F;prengte<lb/>
er aus: daß Brennus von ihm erlegt wa&#x0364;re/ wor-<lb/>
mit er denen Macedoniern einen Muth/ viel<lb/>
Deut&#x017F;chen auch irre machte; alleine der feurige<lb/><cb/>
Brennus ließ &#x017F;ich um die&#x017F;en &#x017F;cha&#x0364;dlichen Jrr-<lb/>
thum zu wiederlegen/ bald als ein Blitz an der<lb/>
Spitze &#x017F;ehen/ und band mit dem auch uner&#x017F;chre-<lb/>
ckenen/ und fu&#x0364;r ein gantzes Ko&#x0364;nigreich fechten-<lb/>
den So&#x017F;thenes tapffer an. Die&#x017F;er aber hatte<lb/>
mehr Hertze denn Glu&#x0364;cke. Denn er ward vom<lb/>
Brennus aus dem Sattel gehoben/ von Pfer-<lb/>
den ertreten/ das durch Verlu&#x017F;t &#x017F;eines Hauptes<lb/>
ver&#x017F;timmelte Heer in die Flucht/ und nicht al-<lb/>
lein das von den Deut&#x017F;chen u&#x0364;ber&#x017F;chwem&#x0303;te Ma-<lb/>
cedonien gro&#x017F;&#x017F;en Theils erobert/ &#x017F;ondern auch<lb/>
des Brennus Siegs-Fahnen biß an den Berg<lb/>
Cytheron/ und die Corinthi&#x017F;che Land-Enge<lb/>
ausgebreitet. Denn weil die Griechen dem<lb/>
So&#x017F;thenes Hu&#x0364;lfsvo&#x0364;lcker zuge&#x017F;chickt/ die Deut-<lb/>
&#x017F;chen aber &#x017F;chon gute Zeit die beru&#x0364;hmten Herr-<lb/>
ligkeiten Griechenlands im Kopffe hatten/ be-<lb/>
&#x017F;chloß Brennus mit dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten Acichor Grie-<lb/>
chenland zu bekriegen. Das Ge&#x017F;chrey hiervon<lb/>
er&#x017F;chu&#x0364;tterte diß mehr/ als fu&#x0364;r Zeiten Xerxes mit<lb/>
&#x017F;einen unzehlbaren Per&#x017F;en; daher auch der<lb/>
Griechen Zuru&#x0364;&#x017F;tung nunmehr zwey mal &#x017F;o groß<lb/>
war. Ja alle benachbarte Ko&#x0364;nige &#x017F;chickten ih-<lb/>
nen Hu&#x0364;lfsvo&#x0364;lcker/ in&#x017F;onderheit Antiochus aus<lb/>
A&#x017F;ien den Tele&#x017F;archus/ und der inzwi&#x017F;chen nach<lb/>
dem So&#x017F;thenes in Macedonien auffkommende<lb/>
Ko&#x0364;nig Antigonus den Ari&#x017F;todemus. Der o-<lb/>
ber&#x017F;te Feldherr war der Stadt Athen Kriegs-<lb/>
Hauptmann Callippus. Gleichwol aber hiel-<lb/>
ten &#x017F;ich alle Kra&#x0364;fften Griechenlands zu &#x017F;chwach<lb/>
den Deut&#x017F;chen in freyem Felde zu begognen.<lb/>
Anfangs &#x017F;etzten &#x017F;ich zwar die Griechen an den<lb/>
Fluß Peneus in The&#x017F;&#x017F;alien; als aber ein &#x017F;chwa-<lb/>
cher Vortrab von tau&#x017F;end leichte berittenen Ly-<lb/>
giern unter dem Berge Olympus bey Lari&#x017F;&#x017F;a<lb/>
durch&#x017F;chwem&#x0303;te/ hoben die Griechen u&#x0364;ber Hals<lb/>
und Kopff ihr La&#x0364;ger auf/ giengen u&#x0364;ber den Fluß<lb/>
Sperchius und warffen hinter &#x017F;ich alle Bru&#x0364;cken<lb/>
ab. Al&#x017F;o erobe&#xA75B;te Brennus die La&#x0364;nde&#xA75B; Magne&#x017F;ia/<lb/>
The&#x017F;&#x017F;alien und Phtiothis ohne einige&#x0303; Schwerd-<lb/>
&#x017F;treich. An dem Strome Sperchius aber hemm-<lb/>
te &#x017F;ich etlicher ma&#x017F;&#x017F;en der Lauf &#x017F;eines Sieges.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f f f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[779[781]/0841] Arminius und Thußnelda. gius viel Staͤdte/ und erſchuͤtterte gantz Grie- chenland. Die zwey Macedoniſchen Fuͤrſten Meleager und Antipater unterſtunden ſich zwar die Macedonier vom Wehklagen und Verfluchung des laſterhafften Ptolomeus zur Gegenwehr anzuleiten/ aber jener verlohr nach ſechzig/ dieſer nach fuͤnf und vierzig Tagen mit ſeiner zerſtreueten Macht die Koͤnigliche Wuͤr- de; welche hingegen der junge Ptolomeus durch der Deutſchen Huͤlffe/ und der Thracier Auff- ſtand gegen die Macedoniſchen Landvoͤgte wie- der erlangte. Endlich brachte der unedle Soſthenes/ welcher eines Ackermannes Sohn/ und durch ſeine Tapfferkeit ein Oberſter uͤber zweytauſend Kriegsknechte worden war/ das Macedoniſche Weſen ein wenig in Stand/ ſin- temal die von dem Marſingiſchen Fuͤrſten Ce- rethrius vorher gedemuͤthigten Geten und Tri- ballen den Deutſchen nach ſeinem fruͤhzeitigen Abſterben hinterruͤcks eingefallen waren/ und alſo Koͤnig Belgius ſeine Macht zuruͤcke ziehen muſte. Soſthenes ward derogeſtalt zwar fuͤr den Koͤnig in Macedonien ausgeruffen/ wie- wol er nach dem Beyſpiele des groſſen Philip- pus nur den Nahmen eines Feldherren an- nahm; Alleine es kam Brennus der von dem Necker aus dem Schwartzwalde in Pannonien gezogener Tectoſager Hertzog/ welcher ſich in- zwiſchen zum Meiſter in Jllyris biß an den Fluß Drilon gemacht hatte/ auff bewegliches zuſchreiben des Koͤnig Belgius mit einem fri- ſchen Heere in Macedonien/ zu welchem Bel- gius noch dreißig tauſend an der Oſt-See um die Weichſel/ um die Agſtein-Jnſeln wohnende Herulier und Skirer unter dem Fuͤrſten Aci- chor ſtoſſen. Soſthenes begegnete zwar dem Brennus bey Heraclea an dem Fluſſe Erich- ton/ und verſuchte alles/ was einem tapfferen Heerfuͤhrer moͤglich war; inſonderheit ſprengte er aus: daß Brennus von ihm erlegt waͤre/ wor- mit er denen Macedoniern einen Muth/ viel Deutſchen auch irre machte; alleine der feurige Brennus ließ ſich um dieſen ſchaͤdlichen Jrr- thum zu wiederlegen/ bald als ein Blitz an der Spitze ſehen/ und band mit dem auch unerſchre- ckenen/ und fuͤr ein gantzes Koͤnigreich fechten- den Soſthenes tapffer an. Dieſer aber hatte mehr Hertze denn Gluͤcke. Denn er ward vom Brennus aus dem Sattel gehoben/ von Pfer- den ertreten/ das durch Verluſt ſeines Hauptes verſtimmelte Heer in die Flucht/ und nicht al- lein das von den Deutſchen uͤberſchwem̃te Ma- cedonien groſſen Theils erobert/ ſondern auch des Brennus Siegs-Fahnen biß an den Berg Cytheron/ und die Corinthiſche Land-Enge ausgebreitet. Denn weil die Griechen dem Soſthenes Huͤlfsvoͤlcker zugeſchickt/ die Deut- ſchen aber ſchon gute Zeit die beruͤhmten Herr- ligkeiten Griechenlands im Kopffe hatten/ be- ſchloß Brennus mit dem Fuͤrſten Acichor Grie- chenland zu bekriegen. Das Geſchrey hiervon erſchuͤtterte diß mehr/ als fuͤr Zeiten Xerxes mit ſeinen unzehlbaren Perſen; daher auch der Griechen Zuruͤſtung nunmehr zwey mal ſo groß war. Ja alle benachbarte Koͤnige ſchickten ih- nen Huͤlfsvoͤlcker/ inſonderheit Antiochus aus Aſien den Teleſarchus/ und der inzwiſchen nach dem Soſthenes in Macedonien auffkommende Koͤnig Antigonus den Ariſtodemus. Der o- berſte Feldherr war der Stadt Athen Kriegs- Hauptmann Callippus. Gleichwol aber hiel- ten ſich alle Kraͤfften Griechenlands zu ſchwach den Deutſchen in freyem Felde zu begognen. Anfangs ſetzten ſich zwar die Griechen an den Fluß Peneus in Theſſalien; als aber ein ſchwa- cher Vortrab von tauſend leichte berittenen Ly- giern unter dem Berge Olympus bey Lariſſa durchſchwem̃te/ hoben die Griechen uͤber Hals und Kopff ihr Laͤger auf/ giengen uͤber den Fluß Sperchius und warffen hinter ſich alle Bruͤcken ab. Alſo erobeꝛte Brennus die Laͤndeꝛ Magneſia/ Theſſalien und Phtiothis ohne einigẽ Schwerd- ſtreich. An dem Strome Sperchius aber hemm- te ſich etlicher maſſen der Lauf ſeines Sieges. Denn F f f f f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/841
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 779[781]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/841>, abgerufen am 23.11.2024.