Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] Schönheit/ oder die Heßligkeit selbst wäre. Die
weisse Farbe wäre nichts anders als ein Glantz
des reinen Geblütes und des Geistes/ und das
Licht nichts anders als eine thätige Weisse. Ja
die Götter selbst könten nicht schwartz seyn; und
daher könten die welche die Farbe der Perlen oder
Sternen und des heiteren Himmels an sich hät-
ten/ sich mit gutem Fug rühmen: daß sie den
Göttern ähnlicher als schwartze Leute wären.
Thußnelde war bereit geschickt der Königin zu
begegnen; als Zeno ihr mit Fleiß vorkam und
sagte: Die Schönheit stünde zwar allen Men-
schen wohl an/ aber niemanden besser als Für-
sten und Gesandten; als welche durch ihre ge-
heime Zauberey die Gemüther der Menschen
zu gewinnen am meisten vonnöthen hätten.
Daher die Serer/ welche aus der Schönheit
gleichsam einen Abgott machen/ noch auch die
Völcker/ die den Schönsten zum Könige erweh-
len/ so wenig als die Spartaner für Thoren zu
halten wären/ welche ihren König Archidamus
verhöneten/ weil er ihm eine Zwergin heyrathe-
te. Und die Hispanier hätten kein verwerffli-
ches Gesetze; daß ihre Könige schöne Gemah-
linnen ehlichen solten. Die ansehnliche Ge-
stalt des Marius/ und die Anmuth des Käysers
Augustus hätte zweyen sie zu tödten schon im
Wercke begriffenen Mördern Arm und Streich
zurücke gezogen. Hingegen wäre die Verach-
tung der unabtrennliche Nachfolger der Heß-
ligkeit; und wäre einsmahls ein nur mit einem
Auge sehender Gesandter bey Hofe gefragt
worden: Ob er von denen einäugichten Cyclo-
pen geschickt wäre? Und der sonst zum Schertz
ungeneigte Cato hätte von denen Bithynischen
abgefertigten Gesandten/ derer einer den
Schwindel/ der ander die Gicht/ der dritte we-
nig Witz gehabt/ geurtheilt: daß die Römische
Botschafft weder Haupt/ noch Füße noch Hertz
hätte. Wiewohl auch der Agrigentische Gesand-
te Gellias/ als die Centuripiner ihn als ein Un-
geheuer zu hören nicht würdigten; ihnen spitz-
[Spaltenumbruch] finnig begegnete: daß seine Oberen zu schönen
schöne/ zu heßlichen heßliche Gesandten schick-
ten; so vergnügte er zwar durch diese Rache seine
Empfindligkeit/ aber nicht in der Verrichtung
seine Bür ger.

Adgandester verfiel in seine Erzehlung/ und
sagte von seinen deutschen Bothschafftern: Jhre
Verrichtung hätte ihrer Gestalt nichts zuvor-
gegeben. Denn als alle Gesandten an den
Fluß Phrat kamen/ über welchem Alexander in
tausend von Golde schimmernden Zelten/ so
wohl der Bothschafften/ als anderer zu seinem
Einzuge verordneten Anstalten erwarte; wolte
keiner dem andern weichen; indem die Scythen
ihr Alterthum/ die Serer ihre Macht/ die Car-
thaginenser ihre Reichthümer/ die Jndianer ih-
re Bündnisse/ die Epirischen ihre Anverwand-
niß/ die Sarmater ihre Tapfferkeit/ andere was
anders vorschützten; also: daß es beynahe zu den
Waffen kommen wäre/ wenn nicht Perdiccas
darzu kommen/ und denen Bothschafften ihre
Reyhe angedeutet hätte. Weil nun die Deut-
schen vernahmen: daß die Serer die ersten/ die
Jndianer die andern/ die Scythen die dritten/
die Deutschen die vierdten seyn solten; und die
verhandenen Schiffe zur Uberfarth der Serer
bestellt wurden; fing der Ritter Rosenberg an:
es ist niemand an Treue und Tapfferkeit über
die Deutschen; und sie wissen von keinem Vor-
zuge/ als den man ihnen mit dem Degen macht.
Hiermit sprengte er Spornstreichs in den
Strom/ ihm folgte Ritter Sternberg und alle
ihre Edelleute; welche zu vieler tausend Men-
schen höchsten Verwunderung alle glückselig
durchschwemmeten/ und also allen Gesandten
den Ruhm ablieffen; von dem solches anschau-
enden Alexander auch überaus geneigt empfan-
gen/ und hernach bey dem Einzuge unmittelbar
für ihm zu reiten gewürdigt wurden. Die Sar-
mater folgten dem Beyspiele der Deutschen/
und jener die Scythen; so denn folgten allererst
der andern Völcker Gesandten auff den Schif-

fen

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] Schoͤnheit/ oder die Heßligkeit ſelbſt waͤre. Die
weiſſe Farbe waͤre nichts anders als ein Glantz
des reinen Gebluͤtes und des Geiſtes/ und das
Licht nichts anders als eine thaͤtige Weiſſe. Ja
die Goͤtter ſelbſt koͤnten nicht ſchwartz ſeyn; und
daheꝛ koͤnten die welche die Faꝛbe der Perlen oder
Sternen und des heiteren Himmels an ſich haͤt-
ten/ ſich mit gutem Fug ruͤhmen: daß ſie den
Goͤttern aͤhnlicher als ſchwartze Leute waͤren.
Thußnelde war bereit geſchickt der Koͤnigin zu
begegnen; als Zeno ihr mit Fleiß vorkam und
ſagte: Die Schoͤnheit ſtuͤnde zwar allen Men-
ſchen wohl an/ aber niemanden beſſer als Fuͤr-
ſten und Geſandten; als welche durch ihre ge-
heime Zauberey die Gemuͤther der Menſchen
zu gewinnen am meiſten vonnoͤthen haͤtten.
Daher die Serer/ welche aus der Schoͤnheit
gleichſam einen Abgott machen/ noch auch die
Voͤlcker/ die den Schoͤnſten zum Koͤnige erweh-
len/ ſo wenig als die Spartaner fuͤr Thoren zu
halten waͤren/ welche ihren Koͤnig Archidamus
verhoͤneten/ weil er ihm eine Zwergin heyrathe-
te. Und die Hiſpanier haͤtten kein verwerffli-
ches Geſetze; daß ihre Koͤnige ſchoͤne Gemah-
linnen ehlichen ſolten. Die anſehnliche Ge-
ſtalt des Marius/ und die Anmuth des Kaͤyſers
Auguſtus haͤtte zweyen ſie zu toͤdten ſchon im
Wercke begriffenen Moͤrdern Arm und Stꝛeich
zuruͤcke gezogen. Hingegen waͤre die Verach-
tung der unabtrennliche Nachfolger der Heß-
ligkeit; und waͤre einsmahls ein nur mit einem
Auge ſehender Geſandter bey Hofe gefragt
worden: Ob er von denen einaͤugichten Cyclo-
pen geſchickt waͤre? Und der ſonſt zum Schertz
ungeneigte Cato haͤtte von denen Bithyniſchen
abgefertigten Geſandten/ derer einer den
Schwindel/ der ander die Gicht/ der dritte we-
nig Witz gehabt/ geurtheilt: daß die Roͤmiſche
Botſchafft weder Haupt/ noch Fuͤße noch Hertz
haͤtte. Wiewohl auch der Agrigentiſche Geſand-
te Gellias/ als die Centuripiner ihn als ein Un-
geheuer zu hoͤren nicht wuͤrdigten; ihnen ſpitz-
[Spaltenumbruch] finnig begegnete: daß ſeine Oberen zu ſchoͤnen
ſchoͤne/ zu heßlichen heßliche Geſandten ſchick-
ten; ſo vergnuͤgte er zwar durch dieſe Rache ſeine
Empfindligkeit/ aber nicht in der Verrichtung
ſeine Buͤr ger.

Adgandeſter verfiel in ſeine Erzehlung/ und
ſagte von ſeinen deutſchen Bothſchafftern: Jhre
Verrichtung haͤtte ihrer Geſtalt nichts zuvor-
gegeben. Denn als alle Geſandten an den
Fluß Phrat kamen/ uͤber welchem Alexander in
tauſend von Golde ſchimmernden Zelten/ ſo
wohl der Bothſchafften/ als anderer zu ſeinem
Einzuge verordneten Anſtalten erwarte; wolte
keiner dem andern weichen; indem die Scythen
ihr Alterthum/ die Serer ihre Macht/ die Car-
thaginenſer ihre Reichthuͤmer/ die Jndianer ih-
re Buͤndniſſe/ die Epiriſchen ihre Anverwand-
niß/ die Sarmater ihre Tapfferkeit/ andere was
anders vorſchuͤtzten; alſo: daß es beynahe zu den
Waffen kommen waͤre/ wenn nicht Perdiccas
darzu kommen/ und denen Bothſchafften ihre
Reyhe angedeutet haͤtte. Weil nun die Deut-
ſchen vernahmen: daß die Serer die erſten/ die
Jndianer die andern/ die Scythen die dritten/
die Deutſchen die vierdten ſeyn ſolten; und die
verhandenen Schiffe zur Uberfarth der Serer
beſtellt wurden; fing der Ritter Roſenberg an:
es iſt niemand an Treue und Tapfferkeit uͤber
die Deutſchen; und ſie wiſſen von keinem Vor-
zuge/ als den man ihnen mit dem Degen macht.
Hiermit ſprengte er Spornſtreichs in den
Strom/ ihm folgte Ritter Sternberg und alle
ihre Edelleute; welche zu vieler tauſend Men-
ſchen hoͤchſten Verwunderung alle gluͤckſelig
durchſchwemmeten/ und alſo allen Geſandten
den Ruhm ablieffen; von dem ſolches anſchau-
enden Alexander auch uͤberaus geneigt empfan-
gen/ und hernach bey dem Einzuge unmittelbar
fuͤr ihm zu reiten gewuͤrdigt wurden. Die Sar-
mater folgten dem Beyſpiele der Deutſchen/
und jener die Scythen; ſo denn folgten allererſt
der andern Voͤlcker Geſandten auff den Schif-

fen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0824" n="762[764]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
Scho&#x0364;nheit/ oder die Heßligkeit &#x017F;elb&#x017F;t wa&#x0364;re. Die<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e Farbe wa&#x0364;re nichts anders als ein Glantz<lb/>
des reinen Geblu&#x0364;tes und des Gei&#x017F;tes/ und das<lb/>
Licht nichts anders als eine tha&#x0364;tige Wei&#x017F;&#x017F;e. Ja<lb/>
die Go&#x0364;tter &#x017F;elb&#x017F;t ko&#x0364;nten nicht &#x017F;chwartz &#x017F;eyn; und<lb/>
dahe&#xA75B; ko&#x0364;nten die welche die Fa&#xA75B;be der Perlen oder<lb/>
Sternen und des heiteren Himmels an &#x017F;ich ha&#x0364;t-<lb/>
ten/ &#x017F;ich mit gutem Fug ru&#x0364;hmen: daß &#x017F;ie den<lb/>
Go&#x0364;ttern a&#x0364;hnlicher als &#x017F;chwartze Leute wa&#x0364;ren.<lb/>
Thußnelde war bereit ge&#x017F;chickt der Ko&#x0364;nigin zu<lb/>
begegnen; als Zeno ihr mit Fleiß vorkam und<lb/>
&#x017F;agte: Die Scho&#x0364;nheit &#x017F;tu&#x0364;nde zwar allen Men-<lb/>
&#x017F;chen wohl an/ aber niemanden be&#x017F;&#x017F;er als Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und Ge&#x017F;andten; als welche durch ihre ge-<lb/>
heime Zauberey die Gemu&#x0364;ther der Men&#x017F;chen<lb/>
zu gewinnen am mei&#x017F;ten vonno&#x0364;then ha&#x0364;tten.<lb/>
Daher die Serer/ welche aus der Scho&#x0364;nheit<lb/>
gleich&#x017F;am einen Abgott machen/ noch auch die<lb/>
Vo&#x0364;lcker/ die den Scho&#x0364;n&#x017F;ten zum Ko&#x0364;nige erweh-<lb/>
len/ &#x017F;o wenig als die Spartaner fu&#x0364;r Thoren zu<lb/>
halten wa&#x0364;ren/ welche ihren Ko&#x0364;nig Archidamus<lb/>
verho&#x0364;neten/ weil er ihm eine Zwergin heyrathe-<lb/>
te. Und die Hi&#x017F;panier ha&#x0364;tten kein verwerffli-<lb/>
ches Ge&#x017F;etze; daß ihre Ko&#x0364;nige &#x017F;cho&#x0364;ne Gemah-<lb/>
linnen ehlichen &#x017F;olten. Die an&#x017F;ehnliche Ge-<lb/>
&#x017F;talt des Marius/ und die Anmuth des Ka&#x0364;y&#x017F;ers<lb/>
Augu&#x017F;tus ha&#x0364;tte zweyen &#x017F;ie zu to&#x0364;dten &#x017F;chon im<lb/>
Wercke begriffenen Mo&#x0364;rdern Arm und St&#xA75B;eich<lb/>
zuru&#x0364;cke gezogen. Hingegen wa&#x0364;re die Verach-<lb/>
tung der unabtrennliche Nachfolger der Heß-<lb/>
ligkeit; und wa&#x0364;re einsmahls ein nur mit einem<lb/>
Auge &#x017F;ehender Ge&#x017F;andter bey Hofe gefragt<lb/>
worden: Ob er von denen eina&#x0364;ugichten Cyclo-<lb/>
pen ge&#x017F;chickt wa&#x0364;re? Und der &#x017F;on&#x017F;t zum Schertz<lb/>
ungeneigte Cato ha&#x0364;tte von denen Bithyni&#x017F;chen<lb/>
abgefertigten Ge&#x017F;andten/ derer einer den<lb/>
Schwindel/ der ander die Gicht/ der dritte we-<lb/>
nig Witz gehabt/ geurtheilt: daß die Ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Bot&#x017F;chafft weder Haupt/ noch Fu&#x0364;ße noch Hertz<lb/>
ha&#x0364;tte. Wiewohl auch der Agrigenti&#x017F;che Ge&#x017F;and-<lb/>
te Gellias/ als die Centuripiner ihn als ein Un-<lb/>
geheuer zu ho&#x0364;ren nicht wu&#x0364;rdigten; ihnen &#x017F;pitz-<lb/><cb/>
finnig begegnete: daß &#x017F;eine Oberen zu &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne/ zu heßlichen heßliche Ge&#x017F;andten &#x017F;chick-<lb/>
ten; &#x017F;o vergnu&#x0364;gte er zwar durch die&#x017F;e Rache &#x017F;eine<lb/>
Empfindligkeit/ aber nicht in der Verrichtung<lb/>
&#x017F;eine Bu&#x0364;r ger.</p><lb/>
          <p>Adgande&#x017F;ter verfiel in &#x017F;eine Erzehlung/ und<lb/>
&#x017F;agte von &#x017F;einen deut&#x017F;chen Both&#x017F;chafftern: Jhre<lb/>
Verrichtung ha&#x0364;tte ihrer Ge&#x017F;talt nichts zuvor-<lb/>
gegeben. Denn als alle Ge&#x017F;andten an den<lb/>
Fluß Phrat kamen/ u&#x0364;ber welchem Alexander in<lb/>
tau&#x017F;end von Golde &#x017F;chimmernden Zelten/ &#x017F;o<lb/>
wohl der Both&#x017F;chafften/ als anderer zu &#x017F;einem<lb/>
Einzuge verordneten An&#x017F;talten erwarte; wolte<lb/>
keiner dem andern weichen; indem die Scythen<lb/>
ihr Alterthum/ die Serer ihre Macht/ die Car-<lb/>
thaginen&#x017F;er ihre Reichthu&#x0364;mer/ die Jndianer ih-<lb/>
re Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e/ die Epiri&#x017F;chen ihre Anverwand-<lb/>
niß/ die Sarmater ihre Tapfferkeit/ andere was<lb/>
anders vor&#x017F;chu&#x0364;tzten; al&#x017F;o: daß es beynahe zu den<lb/>
Waffen kommen wa&#x0364;re/ wenn nicht Perdiccas<lb/>
darzu kommen/ und denen Both&#x017F;chafften ihre<lb/>
Reyhe angedeutet ha&#x0364;tte. Weil nun die Deut-<lb/>
&#x017F;chen vernahmen: daß die Serer die er&#x017F;ten/ die<lb/>
Jndianer die andern/ die Scythen die dritten/<lb/>
die Deut&#x017F;chen die vierdten &#x017F;eyn &#x017F;olten; und die<lb/>
verhandenen Schiffe zur Uberfarth der Serer<lb/>
be&#x017F;tellt wurden; fing der Ritter Ro&#x017F;enberg an:<lb/>
es i&#x017F;t niemand an Treue und Tapfferkeit u&#x0364;ber<lb/>
die Deut&#x017F;chen; und &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en von keinem Vor-<lb/>
zuge/ als den man ihnen mit dem Degen macht.<lb/>
Hiermit &#x017F;prengte er Sporn&#x017F;treichs in den<lb/>
Strom/ ihm folgte Ritter Sternberg und alle<lb/>
ihre Edelleute; welche zu vieler tau&#x017F;end Men-<lb/>
&#x017F;chen ho&#x0364;ch&#x017F;ten Verwunderung alle glu&#x0364;ck&#x017F;elig<lb/>
durch&#x017F;chwemmeten/ und al&#x017F;o allen Ge&#x017F;andten<lb/>
den Ruhm ablieffen; von dem &#x017F;olches an&#x017F;chau-<lb/>
enden Alexander auch u&#x0364;beraus geneigt empfan-<lb/>
gen/ und hernach bey dem Einzuge unmittelbar<lb/>
fu&#x0364;r ihm zu reiten gewu&#x0364;rdigt wurden. Die Sar-<lb/>
mater folgten dem Bey&#x017F;piele der Deut&#x017F;chen/<lb/>
und jener die Scythen; &#x017F;o denn folgten allerer&#x017F;t<lb/>
der andern Vo&#x0364;lcker Ge&#x017F;andten auff den Schif-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[762[764]/0824] Sechſtes Buch Schoͤnheit/ oder die Heßligkeit ſelbſt waͤre. Die weiſſe Farbe waͤre nichts anders als ein Glantz des reinen Gebluͤtes und des Geiſtes/ und das Licht nichts anders als eine thaͤtige Weiſſe. Ja die Goͤtter ſelbſt koͤnten nicht ſchwartz ſeyn; und daheꝛ koͤnten die welche die Faꝛbe der Perlen oder Sternen und des heiteren Himmels an ſich haͤt- ten/ ſich mit gutem Fug ruͤhmen: daß ſie den Goͤttern aͤhnlicher als ſchwartze Leute waͤren. Thußnelde war bereit geſchickt der Koͤnigin zu begegnen; als Zeno ihr mit Fleiß vorkam und ſagte: Die Schoͤnheit ſtuͤnde zwar allen Men- ſchen wohl an/ aber niemanden beſſer als Fuͤr- ſten und Geſandten; als welche durch ihre ge- heime Zauberey die Gemuͤther der Menſchen zu gewinnen am meiſten vonnoͤthen haͤtten. Daher die Serer/ welche aus der Schoͤnheit gleichſam einen Abgott machen/ noch auch die Voͤlcker/ die den Schoͤnſten zum Koͤnige erweh- len/ ſo wenig als die Spartaner fuͤr Thoren zu halten waͤren/ welche ihren Koͤnig Archidamus verhoͤneten/ weil er ihm eine Zwergin heyrathe- te. Und die Hiſpanier haͤtten kein verwerffli- ches Geſetze; daß ihre Koͤnige ſchoͤne Gemah- linnen ehlichen ſolten. Die anſehnliche Ge- ſtalt des Marius/ und die Anmuth des Kaͤyſers Auguſtus haͤtte zweyen ſie zu toͤdten ſchon im Wercke begriffenen Moͤrdern Arm und Stꝛeich zuruͤcke gezogen. Hingegen waͤre die Verach- tung der unabtrennliche Nachfolger der Heß- ligkeit; und waͤre einsmahls ein nur mit einem Auge ſehender Geſandter bey Hofe gefragt worden: Ob er von denen einaͤugichten Cyclo- pen geſchickt waͤre? Und der ſonſt zum Schertz ungeneigte Cato haͤtte von denen Bithyniſchen abgefertigten Geſandten/ derer einer den Schwindel/ der ander die Gicht/ der dritte we- nig Witz gehabt/ geurtheilt: daß die Roͤmiſche Botſchafft weder Haupt/ noch Fuͤße noch Hertz haͤtte. Wiewohl auch der Agrigentiſche Geſand- te Gellias/ als die Centuripiner ihn als ein Un- geheuer zu hoͤren nicht wuͤrdigten; ihnen ſpitz- finnig begegnete: daß ſeine Oberen zu ſchoͤnen ſchoͤne/ zu heßlichen heßliche Geſandten ſchick- ten; ſo vergnuͤgte er zwar durch dieſe Rache ſeine Empfindligkeit/ aber nicht in der Verrichtung ſeine Buͤr ger. Adgandeſter verfiel in ſeine Erzehlung/ und ſagte von ſeinen deutſchen Bothſchafftern: Jhre Verrichtung haͤtte ihrer Geſtalt nichts zuvor- gegeben. Denn als alle Geſandten an den Fluß Phrat kamen/ uͤber welchem Alexander in tauſend von Golde ſchimmernden Zelten/ ſo wohl der Bothſchafften/ als anderer zu ſeinem Einzuge verordneten Anſtalten erwarte; wolte keiner dem andern weichen; indem die Scythen ihr Alterthum/ die Serer ihre Macht/ die Car- thaginenſer ihre Reichthuͤmer/ die Jndianer ih- re Buͤndniſſe/ die Epiriſchen ihre Anverwand- niß/ die Sarmater ihre Tapfferkeit/ andere was anders vorſchuͤtzten; alſo: daß es beynahe zu den Waffen kommen waͤre/ wenn nicht Perdiccas darzu kommen/ und denen Bothſchafften ihre Reyhe angedeutet haͤtte. Weil nun die Deut- ſchen vernahmen: daß die Serer die erſten/ die Jndianer die andern/ die Scythen die dritten/ die Deutſchen die vierdten ſeyn ſolten; und die verhandenen Schiffe zur Uberfarth der Serer beſtellt wurden; fing der Ritter Roſenberg an: es iſt niemand an Treue und Tapfferkeit uͤber die Deutſchen; und ſie wiſſen von keinem Vor- zuge/ als den man ihnen mit dem Degen macht. Hiermit ſprengte er Spornſtreichs in den Strom/ ihm folgte Ritter Sternberg und alle ihre Edelleute; welche zu vieler tauſend Men- ſchen hoͤchſten Verwunderung alle gluͤckſelig durchſchwemmeten/ und alſo allen Geſandten den Ruhm ablieffen; von dem ſolches anſchau- enden Alexander auch uͤberaus geneigt empfan- gen/ und hernach bey dem Einzuge unmittelbar fuͤr ihm zu reiten gewuͤrdigt wurden. Die Sar- mater folgten dem Beyſpiele der Deutſchen/ und jener die Scythen; ſo denn folgten allererſt der andern Voͤlcker Geſandten auff den Schif- fen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/824
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 762[764]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/824>, abgerufen am 22.07.2024.