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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] zu verwundern. Dannenhero diese neblichte
Neben-Sonne/ welche so gar ihren Fürsten ü-
berscheinen wollen/ wohlverdient so geschwinde
verschwunden/ und zu Thränen-Wasser wor-
den wäre. Aber warum hat Augustus nicht
auch das Gedächtnis dieses hoffärtigen Knech-
tes vertilget? Zeno antwortete: Es hätte diß
ihn ebenfals befremdet; der Egyptische Land-
vogt Cajus Petronius aber hätte ihm gemeldet/
daß der Käyser ihm/ als er dieses austilgen wol-
len/ zugeschrieben hätte: Gallus wäre nicht we-
gen seiner aberwitzigen Eitelkeit/ welche das
Gelächter des Volckes/ die Erbarmung und
nicht die Rache des Fürsten verdiente/ son-
dern wegen anderer Laster bey ihm in Ungna-
de verfallen. Des Gallus blödsinnige Uber-
schrifft würde folgenden Landvögten zur War-
nigung dienen/ sich für seinen Verbrechen zu
hüten/ und an seinem Untergange zu spiegeln.
Ein Fürst wäre das Haupt/ dieses aber miß-
gönnte den andern Gliedern nichts. Der Für-
sten Fürbild solten seyn die Egyptischen Spitz-
Thürme/ denn wie diese am Mittage wegen ih-
rer Breite keinen Schatten von sich würffen/ al-
so solten jene aller Beneidung sich enteusern.
Daher dieselben für so thöricht als Gallus zu
achten wären/ welche ihren Dienern mißgön-
ten/ daß sie besser tantzten/ oder auff der Laute
schlügen/ als sie. Ein Fürst solte mit nieman-
den in nichts/ in dem aber mit der gantzen Welt
eifern/ da iemand sich ihm an Tugend und
Güte vorzücken wolte. Hingegen aber solten
sich hochmüthige Diener an dem von denen E-
gyptiern verlassenen/ und bey hervorbrechen-
der Ungnade des Käysers verhöneten Gallus
spiegeln/ der ihm doch jene durch grosse Wohl-
thaten zu seinen Schuldnern gemacht zu ha-
ben vermeinte; und sich erinnern: daß Fürsten
Sonnen/ Diener nur Sonnen-Uhren wären/
welche kein Mensch mehr einigen Anblicks
würdigte/ wenn die Sonne und die Huld des
Fürsten sie nicht mehr beschiene.

[Spaltenumbruch]

Dieser Petronius/ sagte Zeno/ ließ uns von
Heliopolis nach Aphroditopolis/ und von dar
auff dem rechten Arme des Nilus hinab/ auff
dem lincken aber wieder hinauff/ und durch die
Arsinoitische Gegend/ auff dem gemachten gros-
sen Wasser-Graben in die herrliche Krocodil-
Stadt führen/ und daselbst unter andern Sel-
tzamkeiten den sehr grossen Seeweisen/ welchen
König Meris funffzig Ellen tieff in Sand gra-
ben/ mit Marmel am Boden und Rande be-
setzen lassen: daß bey hoch angeschwollenem Nil
das Wasser sechs Monat hinein/ bey abfallen-
dem Strome aber sechs Monat heraus lauffen/
und das dürstende Egypten befeuchten könne.
Jn der Mitte stehen zwey Marmel-Spitzen/
welche funffzig Ellen über das Wasser noch
in die Lufft ragen/ an der einen war der Fluß
Nil/ an der andern König Meris auff einem
Stule sitzende/ und einen Wasser-Krug aus-
giessende/ gebildet. Auff des Nilus Wasser-
Kruge stehen die gestirnten Zwillinge und die
fünff folgenden himmlischen Zeichen; Auff des
Meris aber der Schütz/ und die fünff übrigen.
Denn in jenen Zeichen ist der Nil auffgeschwel-
let/ theils von denen häuffigen Regen in Moh-
renland/ wo er in dem Lande Sakela auff der
Fläche eines mit Wasser gantz angefüllten
Berges seine zwey Augen oder Brunnen hat/
und durch vielerley Schlangen-Wege durch
erschreckliche Stein-Klüffte in Egypten abstür-
tzet; theils weil also denn/ wenn die Sonne fast
am höchsten steht/ ein Thau fällt/ welcher das
Wasser und den Schlamm durch Beseelung
seines von der Sonnen-Hitze erwärmeten/ und
zu der Fruchtbarkeit alleine dienenden Saltzes
und Salpeters schwängert/ und beydes jährend
macht. Weßwegen sich nicht allein das Nil-
Wasser vier oder fünff Tage für seinem Wachs-
thume wie der junge Wein in Fässern trübet/
sondern auch die aus dem Bodeme geraffte Er-
de bey solcher Auffschwellung schwerer wird;
also/ daß man nach solcher Schwerde die be-

vor-
Q q q q 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] zu verwundern. Dannenhero dieſe neblichte
Neben-Sonne/ welche ſo gar ihren Fuͤrſten uͤ-
berſcheinen wollen/ wohlverdient ſo geſchwinde
verſchwunden/ und zu Thraͤnen-Waſſer wor-
den waͤre. Aber warum hat Auguſtus nicht
auch das Gedaͤchtnis dieſes hoffaͤrtigen Knech-
tes vertilget? Zeno antwortete: Es haͤtte diß
ihn ebenfals befremdet; der Egyptiſche Land-
vogt Cajus Petronius aber haͤtte ihm gemeldet/
daß der Kaͤyſer ihm/ als er dieſes austilgen wol-
len/ zugeſchrieben haͤtte: Gallus waͤre nicht we-
gen ſeiner aberwitzigen Eitelkeit/ welche das
Gelaͤchter des Volckes/ die Erbarmung und
nicht die Rache des Fuͤrſten verdiente/ ſon-
dern wegen anderer Laſter bey ihm in Ungna-
de verfallen. Des Gallus bloͤdſinnige Uber-
ſchrifft wuͤrde folgenden Landvoͤgten zur War-
nigung dienen/ ſich fuͤr ſeinen Verbrechen zu
huͤten/ und an ſeinem Untergange zu ſpiegeln.
Ein Fuͤrſt waͤre das Haupt/ dieſes aber miß-
goͤnnte den andern Gliedern nichts. Der Fuͤr-
ſten Fuͤrbild ſolten ſeyn die Egyptiſchen Spitz-
Thuͤrme/ denn wie dieſe am Mittage wegen ih-
rer Breite keinen Schatten von ſich wuͤrffen/ al-
ſo ſolten jene aller Beneidung ſich enteuſern.
Daher dieſelben fuͤr ſo thoͤricht als Gallus zu
achten waͤren/ welche ihren Dienern mißgoͤn-
ten/ daß ſie beſſer tantzten/ oder auff der Laute
ſchluͤgen/ als ſie. Ein Fuͤrſt ſolte mit nieman-
den in nichts/ in dem aber mit der gantzen Welt
eifern/ da iemand ſich ihm an Tugend und
Guͤte vorzuͤcken wolte. Hingegen aber ſolten
ſich hochmuͤthige Diener an dem von denen E-
gyptiern verlaſſenen/ und bey hervorbrechen-
der Ungnade des Kaͤyſers verhoͤneten Gallus
ſpiegeln/ der ihm doch jene durch groſſe Wohl-
thaten zu ſeinen Schuldnern gemacht zu ha-
ben vermeinte; und ſich erinnern: daß Fuͤrſten
Sonnen/ Diener nur Sonnen-Uhren waͤren/
welche kein Menſch mehr einigen Anblicks
wuͤrdigte/ wenn die Sonne und die Huld des
Fuͤrſten ſie nicht mehr beſchiene.

[Spaltenumbruch]

Dieſer Petronius/ ſagte Zeno/ ließ uns von
Heliopolis nach Aphroditopolis/ und von dar
auff dem rechten Arme des Nilus hinab/ auff
dem lincken aber wieder hinauff/ und durch die
Arſinoitiſche Gegend/ auff dem gemachten groſ-
ſen Waſſer-Graben in die herrliche Krocodil-
Stadt fuͤhren/ und daſelbſt unter andern Sel-
tzamkeiten den ſehr groſſen Seeweiſen/ welchen
Koͤnig Meris funffzig Ellen tieff in Sand gra-
ben/ mit Marmel am Boden und Rande be-
ſetzen laſſen: daß bey hoch angeſchwollenem Nil
das Waſſer ſechs Monat hinein/ bey abfallen-
dem Strome aber ſechs Monat heraus lauffen/
und das duͤrſtende Egypten befeuchten koͤnne.
Jn der Mitte ſtehen zwey Marmel-Spitzen/
welche funffzig Ellen uͤber das Waſſer noch
in die Lufft ragen/ an der einen war der Fluß
Nil/ an der andern Koͤnig Meris auff einem
Stule ſitzende/ und einen Waſſer-Krug aus-
gieſſende/ gebildet. Auff des Nilus Waſſer-
Kruge ſtehen die geſtirnten Zwillinge und die
fuͤnff folgenden himmliſchen Zeichen; Auff des
Meris aber der Schuͤtz/ und die fuͤnff uͤbrigen.
Denn in jenen Zeichen iſt der Nil auffgeſchwel-
let/ theils von denen haͤuffigen Regen in Moh-
renland/ wo er in dem Lande Sakela auff der
Flaͤche eines mit Waſſer gantz angefuͤllten
Berges ſeine zwey Augen oder Brunnen hat/
und durch vielerley Schlangen-Wege durch
erſchreckliche Stein-Kluͤffte in Egypten abſtuͤr-
tzet; theils weil alſo denn/ wenn die Sonne faſt
am hoͤchſten ſteht/ ein Thau faͤllt/ welcher das
Waſſer und den Schlamm durch Beſeelung
ſeines von der Sonnen-Hitze erwaͤrmeten/ und
zu der Fruchtbarkeit alleine dienenden Saltzes
und Salpeters ſchwaͤngert/ und beydes jaͤhrend
macht. Weßwegen ſich nicht allein das Nil-
Waſſer vier oder fuͤnff Tage fuͤr ſeinem Wachs-
thume wie der junge Wein in Faͤſſern truͤbet/
ſondern auch die aus dem Bodeme geraffte Er-
de bey ſolcher Auffſchwellung ſchwerer wird;
alſo/ daß man nach ſolcher Schwerde die be-

vor-
Q q q q 2
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[675/0731] Arminius und Thußnelda. zu verwundern. Dannenhero dieſe neblichte Neben-Sonne/ welche ſo gar ihren Fuͤrſten uͤ- berſcheinen wollen/ wohlverdient ſo geſchwinde verſchwunden/ und zu Thraͤnen-Waſſer wor- den waͤre. Aber warum hat Auguſtus nicht auch das Gedaͤchtnis dieſes hoffaͤrtigen Knech- tes vertilget? Zeno antwortete: Es haͤtte diß ihn ebenfals befremdet; der Egyptiſche Land- vogt Cajus Petronius aber haͤtte ihm gemeldet/ daß der Kaͤyſer ihm/ als er dieſes austilgen wol- len/ zugeſchrieben haͤtte: Gallus waͤre nicht we- gen ſeiner aberwitzigen Eitelkeit/ welche das Gelaͤchter des Volckes/ die Erbarmung und nicht die Rache des Fuͤrſten verdiente/ ſon- dern wegen anderer Laſter bey ihm in Ungna- de verfallen. Des Gallus bloͤdſinnige Uber- ſchrifft wuͤrde folgenden Landvoͤgten zur War- nigung dienen/ ſich fuͤr ſeinen Verbrechen zu huͤten/ und an ſeinem Untergange zu ſpiegeln. Ein Fuͤrſt waͤre das Haupt/ dieſes aber miß- goͤnnte den andern Gliedern nichts. Der Fuͤr- ſten Fuͤrbild ſolten ſeyn die Egyptiſchen Spitz- Thuͤrme/ denn wie dieſe am Mittage wegen ih- rer Breite keinen Schatten von ſich wuͤrffen/ al- ſo ſolten jene aller Beneidung ſich enteuſern. Daher dieſelben fuͤr ſo thoͤricht als Gallus zu achten waͤren/ welche ihren Dienern mißgoͤn- ten/ daß ſie beſſer tantzten/ oder auff der Laute ſchluͤgen/ als ſie. Ein Fuͤrſt ſolte mit nieman- den in nichts/ in dem aber mit der gantzen Welt eifern/ da iemand ſich ihm an Tugend und Guͤte vorzuͤcken wolte. Hingegen aber ſolten ſich hochmuͤthige Diener an dem von denen E- gyptiern verlaſſenen/ und bey hervorbrechen- der Ungnade des Kaͤyſers verhoͤneten Gallus ſpiegeln/ der ihm doch jene durch groſſe Wohl- thaten zu ſeinen Schuldnern gemacht zu ha- ben vermeinte; und ſich erinnern: daß Fuͤrſten Sonnen/ Diener nur Sonnen-Uhren waͤren/ welche kein Menſch mehr einigen Anblicks wuͤrdigte/ wenn die Sonne und die Huld des Fuͤrſten ſie nicht mehr beſchiene. Dieſer Petronius/ ſagte Zeno/ ließ uns von Heliopolis nach Aphroditopolis/ und von dar auff dem rechten Arme des Nilus hinab/ auff dem lincken aber wieder hinauff/ und durch die Arſinoitiſche Gegend/ auff dem gemachten groſ- ſen Waſſer-Graben in die herrliche Krocodil- Stadt fuͤhren/ und daſelbſt unter andern Sel- tzamkeiten den ſehr groſſen Seeweiſen/ welchen Koͤnig Meris funffzig Ellen tieff in Sand gra- ben/ mit Marmel am Boden und Rande be- ſetzen laſſen: daß bey hoch angeſchwollenem Nil das Waſſer ſechs Monat hinein/ bey abfallen- dem Strome aber ſechs Monat heraus lauffen/ und das duͤrſtende Egypten befeuchten koͤnne. Jn der Mitte ſtehen zwey Marmel-Spitzen/ welche funffzig Ellen uͤber das Waſſer noch in die Lufft ragen/ an der einen war der Fluß Nil/ an der andern Koͤnig Meris auff einem Stule ſitzende/ und einen Waſſer-Krug aus- gieſſende/ gebildet. Auff des Nilus Waſſer- Kruge ſtehen die geſtirnten Zwillinge und die fuͤnff folgenden himmliſchen Zeichen; Auff des Meris aber der Schuͤtz/ und die fuͤnff uͤbrigen. Denn in jenen Zeichen iſt der Nil auffgeſchwel- let/ theils von denen haͤuffigen Regen in Moh- renland/ wo er in dem Lande Sakela auff der Flaͤche eines mit Waſſer gantz angefuͤllten Berges ſeine zwey Augen oder Brunnen hat/ und durch vielerley Schlangen-Wege durch erſchreckliche Stein-Kluͤffte in Egypten abſtuͤr- tzet; theils weil alſo denn/ wenn die Sonne faſt am hoͤchſten ſteht/ ein Thau faͤllt/ welcher das Waſſer und den Schlamm durch Beſeelung ſeines von der Sonnen-Hitze erwaͤrmeten/ und zu der Fruchtbarkeit alleine dienenden Saltzes und Salpeters ſchwaͤngert/ und beydes jaͤhrend macht. Weßwegen ſich nicht allein das Nil- Waſſer vier oder fuͤnff Tage fuͤr ſeinem Wachs- thume wie der junge Wein in Faͤſſern truͤbet/ ſondern auch die aus dem Bodeme geraffte Er- de bey ſolcher Auffſchwellung ſchwerer wird; alſo/ daß man nach ſolcher Schwerde die be- vor- Q q q q 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/731>, abgerufen am 23.11.2024.