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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] und seine Haupt-Fahne dahin zudringen ließ;
hielt König Huhansien es ihm für eine unaus-
leschliche Schande/ diesem kühnen Feinde nicht
selbst die Stirne zu bieten. Also musten die für
ihn fechtenden Völcker Platz machen/ und er
drang mit seiner Leibwache gerade auf den Seri-
schen König loß. Diese zwey Könige fielen
einander selbst als Löwen an/ gleich als sie eine
absonderliche Tod-Feindschafft gegen einander
trügen. Oropastes und ich kamen auf zwey Für-
sten des Geblütes zu treffen/ worfür wir sie aus
ihren mit güldenen Drachen gestückten Kleidern
erkennten. Und ich hatte das Glücke einen
mit meinem Sebel zu erlegen; Oropastes aber
seinen Feind mit einem Spiesse vom Pferde zu
rennen. Jnzwischen hatte König Juen/ ob
ihn schon Huhansien mit einem Pfeile in die Len-
den verwundet/ durch ein verborgenesFeuer-Ge-
wehr dem König Huhansien 2. Bley-Kugeln
in den rechten Arm geschossen/ daß er nicht mehr
seine Sebel brauchen/ und also aus dem Streite
mit nicht geringem Schrecken der Scythen wei-
chen musten. Die Fürstin Syrmanis/ als die
nechste darbey/ hatte zu grossem Glücke den dem
Könige Juen stets an der Seiten kämpfenden
höchsten Reichs-Rath/ der zu seinem Kennzeichen
eine Binde mit vielen Edelgesteinen führte/
durchrennet; Dahero als sie den König Juen
dem weichenden Huhansien nachdringen sahe/
brachte sie mit einer unglaublichen Geschwindig-
keit dem Juen einen tödtlichen Streich bey/ daß
er todt vom Pferde fiel. Die umb ihn fechten-
den Serer erschracken hierüber so sehr/ daß sie
erstarreten/ gleich als sie alle der Blitz gerühret
hätte. Oropastes rieß bey dieser Gelegenheit
dem Reichs-Fähnriche das einen güldenen Dra-
chen fürbildende Königliche Reichs-Fahn aus/
und schmisse es zu Bodem. Hierdurch gerieth
das gantze Serische Heer in Unordnung/ und
nach dem die Leibwache noch wohl eine Stunde
lang umb die Fahn und die Königliche Leiche
verzweifelt/ aber vergebens gefochten hatte/ wor-
über ich in die Achsel/ Syrmanis in die Hand
[Spaltenumbruch] verwundet ward/ hingegen unser äuserster Hin-
terhalt aufs neue den Serern in die Seite fiel/
gerieth alles in Verwirrung/ und weil die Furcht
auch die Tapferen/ wie der Krebs die gesunden
Glieder nach und nach einnimmt/ bald darauf
in offentliche Flucht. Kein Scythe steckte die-
sen Tag eine Sebel ein/ die nicht vor in Se-
rischem Blute gewaschen war/ und die Mitter-
nacht leschte noch nicht dieser verbitterten Feinde
brennende Mord-Begierde aus. Das einmal
einreissende Schrecken benimmet den Augen das
Gesichte/ den Ohren das Gehöre/ und der Ver-
nunfft allen Verstand; daher die Scythen nicht
allein die an denen zwey Haupt-Flüssen Pa und
Kiang liegende herrliche Stadt Chunking ver-
liessen/ sondern sich auch des Vortheils dieser
zwey Flüsse/ an welchen sie mit geringer Macht
noch einmal so viel Scythen hätten aufhalten
können/ entäuserten. Die Stadt Chunking
schickte mit der Morgen-Röthe dem König Hu-
hansien die Schlüssel zu den Stadt-Thoren ent-
gegen; welcher/ ungeachtet seiner Verwundung/
gegen Mittags zu Pferde seinen überaus präch-
tigen Einzug hielt. Die Häuser auf den Stras-
sen waren mit eitel Gold-gestickten Teppichten
bekleidet/ die Spring-Brunnen spritzten eitel
eingeambert Wasser aus/ die Strassen waren
mit eitel hier häuffig wachsenden Blumen Meu-
tang bestreut/ welches eine weißlichte mit Pur-
pur vermischte überaus grosse und aller Dornen
befreyte Rose ist/ und von den Serern für die
Königin der Blumen gehalten wird. Bey der
Königlichen Burg übergaben die Mandarinen
dem Könige Huhansien die daselbst befindliche
Königliche Krone/ und andere Zierrathen. Auf
den Morgen kam der König selbst in das Zim-
mer der Fürstin Syrmanis/ führte sie an der
Hand/ und setzte sie nebst sich auf einen güldenen
von vier schneeweissen Pferden gezogenen Sie-
ges-Wagen/ und zohe mit noch grösserer Pracht
auf den nahe bey der Stadt gelegenen Lustberg
Lungmuen/ auf welchem ein von weissem Mar-

mel

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] und ſeine Haupt-Fahne dahin zudringen ließ;
hielt Koͤnig Huhanſien es ihm fuͤr eine unaus-
leſchliche Schande/ dieſem kuͤhnen Feinde nicht
ſelbſt die Stirne zu bieten. Alſo muſten die fuͤr
ihn fechtenden Voͤlcker Platz machen/ und er
drang mit ſeiner Leibwache gerade auf den Seri-
ſchen Koͤnig loß. Dieſe zwey Koͤnige fielen
einander ſelbſt als Loͤwen an/ gleich als ſie eine
abſonderliche Tod-Feindſchafft gegen einander
truͤgen. Oropaſtes und ich kamen auf zwey Fuͤr-
ſten des Gebluͤtes zu treffen/ worfuͤr wir ſie aus
ihren mit guͤldenen Drachen geſtuͤckten Kleidern
erkennten. Und ich hatte das Gluͤcke einen
mit meinem Sebel zu erlegen; Oropaſtes aber
ſeinen Feind mit einem Spieſſe vom Pferde zu
rennen. Jnzwiſchen hatte Koͤnig Juen/ ob
ihn ſchon Huhanſien mit einem Pfeile in die Len-
dẽ verwundet/ durch ein verborgenesFeuer-Ge-
wehr dem Koͤnig Huhanſien 2. Bley-Kugeln
in den rechten Arm geſchoſſen/ daß er nicht mehr
ſeine Sebel brauchen/ und alſo aus dem Streite
mit nicht geringem Schrecken der Scythen wei-
chen muſten. Die Fuͤrſtin Syrmanis/ als die
nechſte darbey/ hatte zu groſſem Gluͤcke den dem
Koͤnige Juen ſtets an der Seiten kaͤmpfenden
hoͤchſten Reichs-Rath/ der zu ſeinem Kennzeichen
eine Binde mit vielen Edelgeſteinen fuͤhrte/
durchrennet; Dahero als ſie den Koͤnig Juen
dem weichenden Huhanſien nachdringen ſahe/
brachte ſie mit einer unglaublichẽ Geſchwindig-
keit dem Juen einen toͤdtlichen Streich bey/ daß
er todt vom Pferde fiel. Die umb ihn fechten-
den Serer erſchracken hieruͤber ſo ſehr/ daß ſie
erſtarreten/ gleich als ſie alle der Blitz geruͤhret
haͤtte. Oropaſtes rieß bey dieſer Gelegenheit
dem Reichs-Faͤhnriche das einen guͤldenen Dra-
chen fuͤrbildende Koͤnigliche Reichs-Fahn aus/
und ſchmiſſe es zu Bodem. Hierdurch gerieth
das gantze Seriſche Heer in Unordnung/ und
nach dem die Leibwache noch wohl eine Stunde
lang umb die Fahn und die Koͤnigliche Leiche
verzweifelt/ aber vergebens gefochten hatte/ wor-
uͤber ich in die Achſel/ Syrmanis in die Hand
[Spaltenumbruch] verwundet ward/ hingegen unſer aͤuſerſter Hin-
terhalt aufs neue den Serern in die Seite fiel/
gerieth alles in Verwirrung/ und weil die Furcht
auch die Tapferen/ wie der Krebs die geſunden
Glieder nach und nach einnim̃t/ bald darauf
in offentliche Flucht. Kein Scythe ſteckte die-
ſen Tag eine Sebel ein/ die nicht vor in Se-
riſchem Blute gewaſchen war/ und die Mitter-
nacht leſchte noch nicht dieſer verbitterten Feinde
brennende Mord-Begierde aus. Das einmal
einreiſſende Schrecken benim̃et den Augen das
Geſichte/ den Ohren das Gehoͤre/ und der Ver-
nunfft allen Verſtand; daher die Scythen nicht
allein die an denen zwey Haupt-Fluͤſſen Pa und
Kiang liegende herrliche Stadt Chunking ver-
lieſſen/ ſondern ſich auch des Vortheils dieſer
zwey Fluͤſſe/ an welchen ſie mit geringer Macht
noch einmal ſo viel Scythen haͤtten aufhalten
koͤnnen/ entaͤuſerten. Die Stadt Chunking
ſchickte mit der Morgen-Roͤthe dem Koͤnig Hu-
hanſien die Schluͤſſel zu den Stadt-Thoren ent-
gegen; welcher/ ungeachtet ſeiner Verwundung/
gegen Mittags zu Pferde ſeinen uͤberaus praͤch-
tigen Einzug hielt. Die Haͤuſer auf den Straſ-
ſen waren mit eitel Gold-geſtickten Teppichten
bekleidet/ die Spring-Brunnen ſpritzten eitel
eingeambert Waſſer aus/ die Straſſen waren
mit eitel hier haͤuffig wachſenden Blumen Meu-
tang beſtreut/ welches eine weißlichte mit Pur-
pur vermiſchte uͤberaus groſſe und aller Dornen
befreyte Roſe iſt/ und von den Serern fuͤr die
Koͤnigin der Blumen gehalten wird. Bey der
Koͤniglichen Burg uͤbergaben die Mandarinen
dem Koͤnige Huhanſien die daſelbſt befindliche
Koͤnigliche Krone/ und andere Zierrathen. Auf
den Morgen kam der Koͤnig ſelbſt in das Zim-
mer der Fuͤrſtin Syrmanis/ fuͤhrte ſie an der
Hand/ und ſetzte ſie nebſt ſich auf einen guͤldenen
von vier ſchneeweiſſen Pferden gezogenen Sie-
ges-Wagen/ und zohe mit noch groͤſſerer Pracht
auf den nahe bey der Stadt gelegenen Luſtberg
Lungmuen/ auf welchem ein von weiſſem Mar-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/670>, abgerufen am 22.11.2024.