Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Vierdtes Buch [Spaltenumbruch]
Freuden nach Rom; allda er auch mich miteinem Siegs-Krantze beschenckte. Jnzwi- schen konte Dysidiat dem Bato seine Verrä- therey nicht vergessen/ daher belägerte er ihn mit denen ihm ebenfalls gramen Breutzen in der Festung Serota/ verdammte ihn nach der- selben Eroberung zum Tode/ und ließ ihn als einen Verräther in Spieß stecken. Der Pan- nonische Landvogt nahm diß für einen neuen Friede-Bruch auff/ überzohe die Breutzer/ und zwang sie mehr durch Feuer als durchs Sch werdt auffs neue um Frieden zu bitten; den Dysidiat aber nach Arduba in Dalma- tien zu weichen. Alldieweil aber beyde Völ- cker von den Römern ärger als iemahls vor- her gedrückt und ausgesogen wurden; flehe- ten sie den Fürsten Dysidiat abermahls umb Beschirmung ihrer Freyheit an/ überfielen die Römischen Besatzungen/ und brachten den Silan bey Velcera ziemlich ins Gedrange. Germanicus eilte mit frischen Völckern in Dalmatien/ büssete aber in der Stadt Rheti- um/ darein ihn die flüchtigen Dalmatier arg- listig lockten/ durchs Feuer etliche tausend Mann ein. Diese aber ersetzte er kurtz her- nach mit Eroberung der vormahls vom Ti- berius vergebens belägerten Stadt Seretium. Weil aber Dysidiat sich täglich verstärckte/ und mit vier Heeren gegen die Römer kriegte/ schickte der Käyser noch drey Kriegs-Heere unter dem Tiberius dem Silan und Lepi- dus in Pannonien; Er selbst aber und darun- ter ich schlugen sich zum Germanicus. Si- lanus kriegte an dem Flusse Arrabo/ Silan an der Drave mit ihren Feinden zu schaffen/ und wurden nach etlichen Treffen bey Carro- dum/ Bolentium und Limusa Meister. Ti- berius und Germanicus drangen mit dem Käyser durch der Flanater/ Japüder und Ma- zoer Gebiete dem Dystdiat biß ins Hertze Dal- matiens/ und ward er selbst in der fast unüber- [Spaltenumbruch] windlichen Festung Anderium an dem Flusse Jader belägert. Der Käyser ruhete bey die- ser Belägerung in der Nähe zu Salona aus. Jch will hier nicht die Künste des schlauen Tibe- rius erzehlen; genug ist es/ daß er den Dysidiat/ als er seine Dalmatier vergebens zu einem neu- en Frieden zu bewegen bemühet war/ dahin brachte/ daß er sich heimlich aus der Festung stahl/ und die Seinigen verließ; auch nach eus- serster Gegenwehr den Feind endlich zur Er- gebung zwang. Unterdessen schlug Germani- cus nebst mir etliche mahl den Feind/ und nahm das gantze Gebiete der Epetiner/ Phryger und Karier biß auff die Haupt-Stadt Arduba ein. Diese Belägerung setzte Germanicus mit so viel hertzhafftigerm Eyfer fort/ als er dem Tiberius in der Belägerung der Stadt Anderium/ von welcher dieser jenen mit Fleiß entfernet hat- te/ nichts nachzugeben begierig war. Die Stadt Arduba war fast umb und umb von dem überaus strengen Strohme Tillurus um- geben; in welchem die Römer mit ihren sonst bräuchigen Schiff-Flössen/ oder an die Schen- ckel gebundenen und auffgeblasenen Ochsen- Blasen und Ziegen-Häuten über zu kommen vergebens versuchten. Germanicus wuste ihm hierinnen weder Hülffe noch Rath/ und al- so foderte er von mir ein Gutachten. Jch aber/ weil ich bereit wahrgenommen hatte/ daß der Strohm nicht allenthalben an die Stadtmau- ern striche/ sondern an etlichen Orten ein ziemli- cher Platz Erde unbewässert an den Mauern hinge/ erbot mich folgende Nacht unter der Stadt-Mauer mit meinen Deutschen festen Fuß zu setzen. Dieses bewerckstelligte ich auch glücklich. Denn ich laß mir 200. des Schwimmens erfahrne Deutschen aus; iedem gab ich ein Grab- scheit/ ein Holtz oder Bret/ welches sie mit über den Fluß zu bringen getrauten. Mein Vor- gang/ die trübe Nacht/ und das grosse Geräu- sche des Stromes machte/ daß wir unvermerckt über-
Vierdtes Buch [Spaltenumbruch]
Freuden nach Rom; allda er auch mich miteinem Siegs-Krantze beſchenckte. Jnzwi- ſchen konte Dyſidiat dem Bato ſeine Verraͤ- therey nicht vergeſſen/ daher belaͤgerte er ihn mit denen ihm ebenfalls gramen Breutzen in der Feſtung Serota/ verdammte ihn nach der- ſelben Eroberung zum Tode/ und ließ ihn als einen Verraͤther in Spieß ſtecken. Der Pan- noniſche Landvogt nahm diß fuͤr einen neuen Friede-Bruch auff/ uͤberzohe die Breutzer/ und zwang ſie mehr durch Feuer als durchs Sch werdt auffs neue um Frieden zu bitten; den Dyſidiat aber nach Arduba in Dalma- tien zu weichen. Alldieweil aber beyde Voͤl- cker von den Roͤmern aͤrger als iemahls vor- her gedruͤckt und ausgeſogen wurden; flehe- ten ſie den Fuͤrſten Dyſidiat abermahls umb Beſchirmung ihrer Freyheit an/ uͤberfielen die Roͤmiſchen Beſatzungen/ und brachten den Silan bey Velcera ziemlich ins Gedrange. Germanicus eilte mit friſchen Voͤlckern in Dalmatien/ buͤſſete aber in der Stadt Rheti- um/ darein ihn die fluͤchtigen Dalmatier arg- liſtig lockten/ durchs Feuer etliche tauſend Mann ein. Dieſe aber erſetzte er kurtz her- nach mit Eroberung der vormahls vom Ti- berius vergebens belaͤgerten Stadt Seretium. Weil aber Dyſidiat ſich taͤglich verſtaͤrckte/ und mit vier Heeren gegen die Roͤmer kriegte/ ſchickte der Kaͤyſer noch drey Kriegs-Heere unter dem Tiberius dem Silan und Lepi- dus in Pannonien; Er ſelbſt aber und darun- ter ich ſchlugen ſich zum Germanicus. Si- lanus kriegte an dem Fluſſe Arrabo/ Silan an der Drave mit ihren Feinden zu ſchaffen/ und wurden nach etlichen Treffen bey Carro- dum/ Bolentium und Limuſa Meiſter. Ti- berius und Germanicus drangen mit dem Kaͤyſer durch der Flanater/ Japuͤder und Ma- zoer Gebiete dem Dyſtdiat biß ins Hertze Dal- matiens/ und ward er ſelbſt in der faſt unuͤber- [Spaltenumbruch] windlichen Feſtung Anderium an dem Fluſſe Jader belaͤgert. Der Kaͤyſer ruhete bey die- ſer Belaͤgerung in der Naͤhe zu Salona aus. Jch will hier nicht die Kuͤnſte des ſchlauen Tibe- rius erzehlen; genug iſt es/ daß er den Dyſidiat/ als er ſeine Dalmatier vergebens zu einem neu- en Frieden zu bewegen bemuͤhet war/ dahin brachte/ daß er ſich heimlich aus der Feſtung ſtahl/ und die Seinigen verließ; auch nach euſ- ſerſter Gegenwehr den Feind endlich zur Er- gebung zwang. Unterdeſſen ſchlug Germani- cus nebſt mir etliche mahl den Feind/ und nahm das gantze Gebiete der Epetiner/ Phryger und Karier biß auff die Haupt-Stadt Arduba ein. Dieſe Belaͤgerung ſetzte Germanicus mit ſo viel hertzhafftigerm Eyfer fort/ als er dem Tiberius in der Belaͤgerung der Stadt Anderium/ von welcher dieſer jenen mit Fleiß entfernet hat- te/ nichts nachzugeben begierig war. Die Stadt Arduba war faſt umb und umb von dem uͤberaus ſtrengen Strohme Tillurus um- geben; in welchem die Roͤmer mit ihren ſonſt braͤuchigen Schiff-Floͤſſen/ oder an die Schen- ckel gebundenen und auffgeblaſenen Ochſen- Blaſen und Ziegen-Haͤuten uͤber zu kommen vergebens verſuchten. Germanicus wuſte ihm hierinnen weder Huͤlffe noch Rath/ und al- ſo foderte er von mir ein Gutachten. Jch aber/ weil ich bereit wahrgenommen hatte/ daß der Strohm nicht allenthalben an die Stadtmau- ern ſtriche/ ſondern an etlichen Orten ein ziemli- cher Platz Erde unbewaͤſſert an den Mauern hinge/ erbot mich folgende Nacht unter der Stadt-Mauer mit meinen Deutſchen feſten Fuß zu ſetzen. Dieſes bewerckſtelligte ich auch gluͤcklich. Deñ ich laß mir 200. des Schwim̃ens erfahrne Deutſchen aus; iedem gab ich ein Gꝛab- ſcheit/ ein Holtz oder Bret/ welches ſie mit uͤber den Fluß zu bringen getrauten. Mein Vor- gang/ die truͤbe Nacht/ und das groſſe Geraͤu- ſche des Stromes machte/ daß wir unvermerckt uͤber-
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Vierdtes Buch
Freuden nach Rom; allda er auch mich mit
einem Siegs-Krantze beſchenckte. Jnzwi-
ſchen konte Dyſidiat dem Bato ſeine Verraͤ-
therey nicht vergeſſen/ daher belaͤgerte er ihn
mit denen ihm ebenfalls gramen Breutzen in
der Feſtung Serota/ verdammte ihn nach der-
ſelben Eroberung zum Tode/ und ließ ihn als
einen Verraͤther in Spieß ſtecken. Der Pan-
noniſche Landvogt nahm diß fuͤr einen neuen
Friede-Bruch auff/ uͤberzohe die Breutzer/
und zwang ſie mehr durch Feuer als durchs
Sch werdt auffs neue um Frieden zu bitten;
den Dyſidiat aber nach Arduba in Dalma-
tien zu weichen. Alldieweil aber beyde Voͤl-
cker von den Roͤmern aͤrger als iemahls vor-
her gedruͤckt und ausgeſogen wurden; flehe-
ten ſie den Fuͤrſten Dyſidiat abermahls umb
Beſchirmung ihrer Freyheit an/ uͤberfielen die
Roͤmiſchen Beſatzungen/ und brachten den
Silan bey Velcera ziemlich ins Gedrange.
Germanicus eilte mit friſchen Voͤlckern in
Dalmatien/ buͤſſete aber in der Stadt Rheti-
um/ darein ihn die fluͤchtigen Dalmatier arg-
liſtig lockten/ durchs Feuer etliche tauſend
Mann ein. Dieſe aber erſetzte er kurtz her-
nach mit Eroberung der vormahls vom Ti-
berius vergebens belaͤgerten Stadt Seretium.
Weil aber Dyſidiat ſich taͤglich verſtaͤrckte/
und mit vier Heeren gegen die Roͤmer kriegte/
ſchickte der Kaͤyſer noch drey Kriegs-Heere
unter dem Tiberius dem Silan und Lepi-
dus in Pannonien; Er ſelbſt aber und darun-
ter ich ſchlugen ſich zum Germanicus. Si-
lanus kriegte an dem Fluſſe Arrabo/ Silan
an der Drave mit ihren Feinden zu ſchaffen/
und wurden nach etlichen Treffen bey Carro-
dum/ Bolentium und Limuſa Meiſter. Ti-
berius und Germanicus drangen mit dem
Kaͤyſer durch der Flanater/ Japuͤder und Ma-
zoer Gebiete dem Dyſtdiat biß ins Hertze Dal-
matiens/ und ward er ſelbſt in der faſt unuͤber-
windlichen Feſtung Anderium an dem Fluſſe
Jader belaͤgert. Der Kaͤyſer ruhete bey die-
ſer Belaͤgerung in der Naͤhe zu Salona aus.
Jch will hier nicht die Kuͤnſte des ſchlauen Tibe-
rius erzehlen; genug iſt es/ daß er den Dyſidiat/
als er ſeine Dalmatier vergebens zu einem neu-
en Frieden zu bewegen bemuͤhet war/ dahin
brachte/ daß er ſich heimlich aus der Feſtung
ſtahl/ und die Seinigen verließ; auch nach euſ-
ſerſter Gegenwehr den Feind endlich zur Er-
gebung zwang. Unterdeſſen ſchlug Germani-
cus nebſt mir etliche mahl den Feind/ und nahm
das gantze Gebiete der Epetiner/ Phryger und
Karier biß auff die Haupt-Stadt Arduba ein.
Dieſe Belaͤgerung ſetzte Germanicus mit ſo viel
hertzhafftigerm Eyfer fort/ als er dem Tiberius
in der Belaͤgerung der Stadt Anderium/ von
welcher dieſer jenen mit Fleiß entfernet hat-
te/ nichts nachzugeben begierig war. Die
Stadt Arduba war faſt umb und umb von
dem uͤberaus ſtrengen Strohme Tillurus um-
geben; in welchem die Roͤmer mit ihren ſonſt
braͤuchigen Schiff-Floͤſſen/ oder an die Schen-
ckel gebundenen und auffgeblaſenen Ochſen-
Blaſen und Ziegen-Haͤuten uͤber zu kommen
vergebens verſuchten. Germanicus wuſte
ihm hierinnen weder Huͤlffe noch Rath/ und al-
ſo foderte er von mir ein Gutachten. Jch aber/
weil ich bereit wahrgenommen hatte/ daß der
Strohm nicht allenthalben an die Stadtmau-
ern ſtriche/ ſondern an etlichen Orten ein ziemli-
cher Platz Erde unbewaͤſſert an den Mauern
hinge/ erbot mich folgende Nacht unter der
Stadt-Mauer mit meinen Deutſchen feſten
Fuß zu ſetzen. Dieſes bewerckſtelligte ich auch
gluͤcklich. Deñ ich laß mir 200. des Schwim̃ens
erfahrne Deutſchen aus; iedem gab ich ein Gꝛab-
ſcheit/ ein Holtz oder Bret/ welches ſie mit uͤber
den Fluß zu bringen getrauten. Mein Vor-
gang/ die truͤbe Nacht/ und das groſſe Geraͤu-
ſche des Stromes machte/ daß wir unvermerckt
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