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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] wären/ und insonderheit sich derselben Eumenes
derogestalt bedienet hätte/ daß er in einem Tage
dreißig Tagereisen weit etwas hätte zu wissen
machen können. Und als Xerxes in Grie-
chenland Krieg geführet/ hätte er von Athen
biß nach Susis derogleichen Ruffer ausgesetzt/
durch welche man in acht und viertzig Stun-
den in Persien erfahren/ was in Griechenland
geschehen wäre. Peucestes hätte eben des gros-
sen Alexanders Tod in einem Tage dem eusser-
sten Persien zu wissen gemacht. Der Feldherr
setzte bey/ diese Post-Art wäre wohl die schnellste/
aber sehr ungewiß; indem ein widriger Wind
selbte auff einmahl vernichtete/ die Erfahrung
auch öffters mit Schaden gewiesen hätte/ daß
die darzu bestellten Leute eine Sache gantz un-
recht vernommen/ und mehrmahls das Wi-
derspiel an den bestimten Ort berichtet wor-
den wäre. Denn eines einigen übeles Ge-
höre verfälsche aller andern Zungen. So
liesse sich auch hier durch nichts berichten/ an des-
sen Heimligkeit offtmahls so viel gelegen wäre.
Noch ungewisser wären die in Sicilien bräuch-
liche Fackeln/ der man sich auch nur des Nachts
bedienen könte. Weil sich auch so gleiche We-
ge zu bereiten/ wie Augustus gethan/ allzu kost-
bar/ die bergichten Länder aber darzu gar nicht
geschickt wären/ hielte er es mit den Scythischen
und Sarmatischen Pferden/ derer sie etliche
zwantzig Stück auff der Rennebahn gesehen/
welche/ wie unansehnlich sie gleich wären/ in ei-
nem Tage/ und zwar wohl zehn Tage hinter
einander sonder einige Uberlast hundert Römi-
sche/ oder fünff und zwantzig deutsche Meilen/
auff eussersten Nothfall auch/ wenn man sie den
Tag vorher nicht überfütterte/ noch halb so weit
lauffen könten. Rhemetalces wunderte sich hier-
über/ und sagte/ diese Pferde wären mit Golde
nicht zu bezahlen/ und eines prächtigen Grab-
mahls besser werth/ als die Krähe des Egypti-
schen Königs Marrha/ die er allenthalben hin
Brieffe zu tragen abgerichtet hatte. Hertzog
[Spaltenumbruch] Jubil fiel ihm ein: Jch halte diese Pferde we-
niger wunderns-werth/ als den Philippidas/
der im Persischen Kriege in zwey Tagen von
Athen nach Sparta/ zwölff hundert und sechzig
Stadia weit/ um Hülffe zu bitten; und noch
mehr den Euchidas/ der in einen Tage das heilige
Feuer zu holen von Athen nach Delphis und wie-
der zurück also tausend Stadia weit zu Fuße ge-
lauffen. Ja unglaublich scheint/ daß des gros-
sen Alexanders Bothe Philonides von Sicyon
nach Elis hundert funffzig Römische Meilenin
neun Stunden gegangen/ und auch alsobald
zurücke gekehret sey/ also gleichsam die Sonne
überlauffen habe. Wiewohl ich darfür halte/
daß es neun Sommer-Stunden gewesen/ und
daß man damahls eben wie itzt die Römer/ den
langen und kurtzen Tag in zwölff Stunden ab-
getheilet/ und selbte/ nach dem der Tag lang oder
kurtz ist/ verlängert oder verkürtzt habe. Eben
so unglaublich scheint/ daß Philip ein edler
Jüngling den grossen Alexander fünff hundert
Stadia weit in voller Rüstung begleitet/ und
das ihm vom Lysimachus offt angebotene Pferd
anzunehmen geweigert habe. Sonsten aber
halte ich die Botschafft durch das Geflügel
sehr hoch/ nützlich/ und nicht allein den geschwin-
desten Pferden/ sondern auch denen in den eus-
sersten Nordländern bräuchigen Rennthieren/
welche täglich dreißig deutsche Meilen/ und also
alle Pferde der Welt überlauffen/ überlegen zu
seyn. Sintemahl sie keinen krümmenden Um-
weg machen dörffen/ auch über Seen und Flüs-
se fliegen/ durch keine Läger/ Mauern und
Bollwercke auffgehalten werden können. Und
wie in Egypten die Tauben insgemein zu Brief-
trägern gebraucht werden/ also weiß ich bey de-
nen benach barten Batavern/ wie auch in Sy-
rien eine berühmte Stadt/ welche bey ihrer Be-
lägerung sich derselben nützlich bedienet hat.
Mir ist aber auch nicht unbekandt/ versetzte. Rhe-
metalces/ daß eine andere Festung dardurch zur
Ubergabe gebracht worden/ als eine solche Post-

Tau-

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] waͤren/ und inſonderheit ſich derſelben Eumenes
derogeſtalt bedienet haͤtte/ daß er in einem Tage
dreißig Tagereiſen weit etwas haͤtte zu wiſſen
machen koͤnnen. Und als Xerxes in Grie-
chenland Krieg gefuͤhret/ haͤtte er von Athen
biß nach Suſis derogleichen Ruffer ausgeſetzt/
durch welche man in acht und viertzig Stun-
den in Perſien erfahren/ was in Griechenland
geſchehen waͤre. Peuceſtes haͤtte eben des groſ-
ſen Alexanders Tod in einem Tage dem euſſer-
ſten Perſien zu wiſſen gemacht. Der Feldherr
ſetzte bey/ dieſe Poſt-Art waͤre wohl die ſchnellſte/
aber ſehr ungewiß; indem ein widriger Wind
ſelbte auff einmahl vernichtete/ die Erfahrung
auch oͤffters mit Schaden gewieſen haͤtte/ daß
die darzu beſtellten Leute eine Sache gantz un-
recht vernommen/ und mehrmahls das Wi-
derſpiel an den beſtimten Ort berichtet wor-
den waͤre. Denn eines einigen uͤbeles Ge-
hoͤre verfaͤlſche aller andern Zungen. So
lieſſe ſich auch hier durch nichts berichten/ an deſ-
ſen Heimligkeit offtmahls ſo viel gelegen waͤre.
Noch ungewiſſer waͤren die in Sicilien braͤuch-
liche Fackeln/ der man ſich auch nur des Nachts
bedienen koͤnte. Weil ſich auch ſo gleiche We-
ge zu bereiten/ wie Auguſtus gethan/ allzu koſt-
bar/ die bergichten Laͤnder aber darzu gar nicht
geſchickt waͤren/ hielte er es mit den Scythiſchen
und Sarmatiſchen Pferden/ derer ſie etliche
zwantzig Stuͤck auff der Rennebahn geſehen/
welche/ wie unanſehnlich ſie gleich waͤren/ in ei-
nem Tage/ und zwar wohl zehn Tage hinter
einander ſonder einige Uberlaſt hundert Roͤmi-
ſche/ oder fuͤnff und zwantzig deutſche Meilen/
auff euſſerſten Nothfall auch/ wenn man ſie den
Tag vorher nicht uͤberfuͤtterte/ noch halb ſo weit
lauffen koͤnten. Rhemetalces wunderte ſich hier-
uͤber/ und ſagte/ dieſe Pferde waͤren mit Golde
nicht zu bezahlen/ und eines praͤchtigen Grab-
mahls beſſer werth/ als die Kraͤhe des Egypti-
ſchen Koͤnigs Marrha/ die er allenthalben hin
Brieffe zu tragen abgerichtet hatte. Hertzog
[Spaltenumbruch] Jubil fiel ihm ein: Jch halte dieſe Pferde we-
niger wunderns-werth/ als den Philippidas/
der im Perſiſchen Kriege in zwey Tagen von
Athen nach Sparta/ zwoͤlff hundert und ſechzig
Stadia weit/ um Huͤlffe zu bitten; und noch
mehr den Euchidas/ der in einẽ Tage das heilige
Feuer zu holẽ von Athen nach Delphis und wie-
der zuruͤck alſo tauſend Stadia weit zu Fuße ge-
lauffen. Ja unglaublich ſcheint/ daß des groſ-
ſen Alexanders Bothe Philonides von Sicyon
nach Elis hundert funffzig Roͤmiſche Meilenin
neun Stunden gegangen/ und auch alſobald
zuruͤcke gekehret ſey/ alſo gleichſam die Sonne
uͤberlauffen habe. Wiewohl ich darfuͤr halte/
daß es neun Sommer-Stunden geweſen/ und
daß man damahls eben wie itzt die Roͤmer/ den
langen und kurtzen Tag in zwoͤlff Stunden ab-
getheilet/ und ſelbte/ nach dem der Tag lang oder
kurtz iſt/ verlaͤngert oder verkuͤrtzt habe. Eben
ſo unglaublich ſcheint/ daß Philip ein edler
Juͤngling den groſſen Alexander fuͤnff hundert
Stadia weit in voller Ruͤſtung begleitet/ und
das ihm vom Lyſimachus offt angebotene Pferd
anzunehmen geweigert habe. Sonſten aber
halte ich die Botſchafft durch das Gefluͤgel
ſehr hoch/ nuͤtzlich/ und nicht allein den geſchwin-
deſten Pferden/ ſondern auch denen in den euſ-
ſerſten Nordlaͤndern braͤuchigen Rennthieren/
welche taͤglich dreißig deutſche Meilen/ und alſo
alle Pferde der Welt uͤberlauffen/ uͤberlegen zu
ſeyn. Sintemahl ſie keinen kruͤmmenden Um-
weg machen doͤrffen/ auch uͤber Seen und Fluͤſ-
ſe fliegen/ durch keine Laͤger/ Mauern und
Bollwercke auffgehalten werden koͤnnen. Und
wie in Egypten die Taubẽ insgemein zu Brief-
traͤgern gebraucht werden/ alſo weiß ich bey de-
nen benach barten Batavern/ wie auch in Sy-
rien eine beruͤhmte Stadt/ welche bey ihrer Be-
laͤgerung ſich derſelben nuͤtzlich bedienet hat.
Mir iſt aber auch nicht unbekandt/ verſetzte. Rhe-
metalces/ daß eine andere Feſtung dardurch zur
Ubergabe gebracht worden/ als eine ſolche Poſt-

Tau-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/498>, abgerufen am 19.05.2024.