Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] auf die Bahn gebracht/ oder ungefährliche Zu-
fälle dahin abergläubisch ausgedeutet hätte.
Des Romulus Empfängnüß und Tod soll
durch einer Sonnen-Finsternüß/ des Mithri-
dates Geburt und Herrschens-Anfang durch ei-
nen Schwantz-Stern/ welcher siebentzig Tag
und Nächte mit seinen Flammen das vierdte
Theil des Himmels bedecket habe/ angedeutet
seyn. Da doch solche aus dem unveränderli-
chen Lauffe der Gestirne sich begeben müsten.
Der Tempel zu Ephesus solte wegen Abwesen-
heit der bey des Alexanders Geburthandreichen-
den Diana verbrennet seyn/ da doch die Götter
allenthalben gegenwärtig/ oder zum minsten
auch in die Ferne zu würcken vermögend seyn
solten. Als Carneades sich mit Gift hingerich-
tet/ soll der Monde sich verfinstert haben/ da
doch diß/ wenn Carneades gleich noch hundert
Jahr gelebt hätte/ nicht nachblieben wäre. An-
derer Unglück solten frembde Vögel angekün-
digt/ oder andere Thiere beweinet haben; da doch
der Mensch alleine nur Thränen vergiessen
kan. Alleine/ wie dem allem sey/ glaube ich/
daß die blosse Einbildung des Todes ein
Schwantz - Gestirne/ welches dem Leibe den
Untergang dräuet/ der Seele aber ein zur Tu-
gend wegweisender Leit-Stern sey; Drusus auch
durch das ihm begegnete Gesichte zu keiner ge-
meinen Schwermuth/ also zu seltzamen Einbild-
und furchtsamen Entschlüssungen verleitet wor-
den. Adgandester fuhre fort: Jch wil darüber
nicht streiten/ ob dem Drusus die erzehlten Din-
ge begegnet sind/ oder geträumet haben. Diß
aber ist gewiß/ daß Drusus folgenden Tag mit
seinem Heere aufbrach/ und seinen Rückweg ge-
gen dem Rheine nahm/ nach dem er in einen
grossen am Ufer aufgerichteten Stein hatte ein-
graben lassen:

Das Ziel des Claudius Drusus/
welches ihm das Verhängnüß setzte/
weil sein Feind keines zu machen/ seine
[Spaltenumbruch] Tugend aber nicht inne zu halten
wuste.

Die Römer kamen biß an die Weser ohn
Hindernüß; fanden aber ihre befestigte
Brücke abgebrochen/ und nichts als die Todten-
Knochen von ihrer Besatzung. Welches sie in
eine noch grössere Bestürtzung setzte; zumal nie-
mand verhanden war/ der ihnen nur die Art so
erbärmlicher Niederlage erzehlen konte. Wie sie
nun beemsigt waren eine neue Brücke über diesen
Fluß zu schlagen; fielen umb Mitternacht ein
Hauffen von fünff hundert Cheruskischen Edel-
leuten den Römern ein/ erlegten die Wache/
rennten alles was ihnen begegnete im Läger zu
Bodem/ zohen sich auch/ als sie das gantze Läger
in Lermen gebracht/ und etliche hundert Feinde
erlegt hatten/ ohne einigen Verlust zurücke.
Weil nun ein Sieg des andern Werckzeug ist/
und dieselben/ welchen das Unglück mit seinen
Bley-Füssen gleich lange auf dem Rücken her-
umb getreten hat/ wieder aufrichtet/ so ermun-
terte dieser glückliche Streich den Feldherrn
Segimer ebenfalls/ daß er die Römer beym
Ubersetzen des Flusses anzugreiffen sich entschloß;
sonderlich da er vom Marobod/ daß er sein
Kriegsheer Sudwerts gezogen hätte/ vom Dru-
sus aber/ daß bereit das dritte Theil über die
Brücke gesetzt wäre/ Kundschafft einzog. Die-
semnach zohe er sein gantzes Heer aus dem Hartz-
walde gegen eben selbigen Strom/ und befehlich-
te etliche Wagehälse/ daß sie drey mit Pech/
Schwefel/ und anderm brennenden Zeuge an-
gefüllte Schiffe des Nachts Strom-ab füh-
ren/ und darmit die Römische Brücke zernich-
ten solten/ mit der Abrede/ so bald er das erste ihm
mit einer Fackel gegebene Zeichen von einem
Berge erblicken würde/ wolte er mit gesammter
Macht das Römische Läger anfallen. Der
Anschlag ging nach Wuntsch von statten.
Denn/ weil die Nacht sehr trübe war/ die auf
den Schiffen sich auch nur den Strom ab

treibne

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] auf die Bahn gebracht/ oder ungefaͤhrliche Zu-
faͤlle dahin aberglaͤubiſch ausgedeutet haͤtte.
Des Romulus Empfaͤngnuͤß und Tod ſoll
durch einer Sonnen-Finſternuͤß/ des Mithri-
dates Geburt und Herrſchens-Anfang durch ei-
nen Schwantz-Stern/ welcher ſiebentzig Tag
und Naͤchte mit ſeinen Flammen das vierdte
Theil des Himmels bedecket habe/ angedeutet
ſeyn. Da doch ſolche aus dem unveraͤnderli-
chen Lauffe der Geſtirne ſich begeben muͤſten.
Der Tempel zu Epheſus ſolte wegen Abweſen-
heit der bey des Alexanders Geburthandreichen-
den Diana verbrennet ſeyn/ da doch die Goͤtter
allenthalben gegenwaͤrtig/ oder zum minſten
auch in die Ferne zu wuͤrcken vermoͤgend ſeyn
ſolten. Als Carneades ſich mit Gift hingerich-
tet/ ſoll der Monde ſich verfinſtert haben/ da
doch diß/ wenn Carneades gleich noch hundert
Jahr gelebt haͤtte/ nicht nachblieben waͤre. An-
derer Ungluͤck ſolten frembde Voͤgel angekuͤn-
digt/ oder andere Thiere beweinet haben; da doch
der Menſch alleine nur Thraͤnen vergieſſen
kan. Alleine/ wie dem allem ſey/ glaube ich/
daß die bloſſe Einbildung des Todes ein
Schwantz - Geſtirne/ welches dem Leibe den
Untergang draͤuet/ der Seele aber ein zur Tu-
gend wegweiſender Leit-Stern ſey; Druſus auch
durch das ihm begegnete Geſichte zu keiner ge-
meinen Schwermuth/ alſo zu ſeltzamen Einbild-
und furchtſamen Entſchluͤſſungen verleitet wor-
den. Adgandeſter fuhre fort: Jch wil daruͤber
nicht ſtreiten/ ob dem Druſus die erzehlten Din-
ge begegnet ſind/ oder getraͤumet haben. Diß
aber iſt gewiß/ daß Druſus folgenden Tag mit
ſeinem Heere aufbrach/ und ſeinen Ruͤckweg ge-
gen dem Rheine nahm/ nach dem er in einen
groſſen am Ufer aufgerichteten Stein hatte ein-
graben laſſen:

Das Ziel des Claudius Druſus/
welches ihm das Verhaͤngnuͤß ſetzte/
weil ſein Feind keines zu machen/ ſeine
[Spaltenumbruch] Tugend aber nicht inne zu halten
wuſte.

Die Roͤmer kamen biß an die Weſer ohn
Hindernuͤß; fanden aber ihre befeſtigte
Bruͤcke abgebrochen/ und nichts als die Todten-
Knochen von ihrer Beſatzung. Welches ſie in
eine noch groͤſſere Beſtuͤrtzung ſetzte; zumal nie-
mand verhanden war/ der ihnen nur die Art ſo
erbaͤrmlicher Niederlage erzehlen konte. Wie ſie
nun beemſigt warẽ eine neue Bruͤcke uͤber dieſen
Fluß zu ſchlagen; fielen umb Mitternacht ein
Hauffen von fuͤnff hundert Cheruskiſchen Edel-
leuten den Roͤmern ein/ erlegten die Wache/
rennten alles was ihnen begegnete im Laͤger zu
Bodem/ zohen ſich auch/ als ſie das gantze Laͤger
in Lermen gebracht/ und etliche hundert Feinde
erlegt hatten/ ohne einigen Verluſt zuruͤcke.
Weil nun ein Sieg des andern Werckzeug iſt/
und dieſelben/ welchen das Ungluͤck mit ſeinen
Bley-Fuͤſſen gleich lange auf dem Ruͤcken her-
umb getreten hat/ wieder aufrichtet/ ſo ermun-
terte dieſer gluͤckliche Streich den Feldherrn
Segimer ebenfalls/ daß er die Roͤmer beym
Uberſetzẽ des Fluſſes anzugreiffen ſich entſchloß;
ſonderlich da er vom Marobod/ daß er ſein
Kriegsheer Sudwerts gezogen haͤtte/ vom Dru-
ſus aber/ daß bereit das dritte Theil uͤber die
Bruͤcke geſetzt waͤre/ Kundſchafft einzog. Die-
ſemnach zohe er ſein gantzes Heer aus dem Hartz-
walde gegen eben ſelbigen Strom/ und befehlich-
te etliche Wagehaͤlſe/ daß ſie drey mit Pech/
Schwefel/ und anderm brennenden Zeuge an-
gefuͤllte Schiffe des Nachts Strom-ab fuͤh-
ren/ und darmit die Roͤmiſche Bruͤcke zernich-
ten ſolten/ mit der Abrede/ ſo bald er das erſte ihm
mit einer Fackel gegebene Zeichen von einem
Berge erblicken wuͤrde/ wolte er mit geſam̃ter
Macht das Roͤmiſche Laͤger anfallen. Der
Anſchlag ging nach Wuntſch von ſtatten.
Denn/ weil die Nacht ſehr truͤbe war/ die auf
den Schiffen ſich auch nur den Strom ab

treibne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0472" n="418"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdtes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
auf die Bahn gebracht/ oder ungefa&#x0364;hrliche Zu-<lb/>
fa&#x0364;lle dahin abergla&#x0364;ubi&#x017F;ch ausgedeutet ha&#x0364;tte.<lb/>
Des Romulus Empfa&#x0364;ngnu&#x0364;ß und Tod &#x017F;oll<lb/>
durch einer Sonnen-Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß/ des Mithri-<lb/>
dates Geburt und Herr&#x017F;chens-Anfang durch ei-<lb/>
nen Schwantz-Stern/ welcher &#x017F;iebentzig Tag<lb/>
und Na&#x0364;chte mit &#x017F;einen Flammen das vierdte<lb/>
Theil des Himmels bedecket habe/ angedeutet<lb/>
&#x017F;eyn. Da doch &#x017F;olche aus dem unvera&#x0364;nderli-<lb/>
chen Lauffe der Ge&#x017F;tirne &#x017F;ich begeben mu&#x0364;&#x017F;ten.<lb/>
Der Tempel zu Ephe&#x017F;us &#x017F;olte wegen Abwe&#x017F;en-<lb/>
heit der bey des Alexanders Geburthandreichen-<lb/>
den Diana verbrennet &#x017F;eyn/ da doch die Go&#x0364;tter<lb/>
allenthalben gegenwa&#x0364;rtig/ oder zum min&#x017F;ten<lb/>
auch in die Ferne zu wu&#x0364;rcken vermo&#x0364;gend &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;olten. Als Carneades &#x017F;ich mit Gift hingerich-<lb/>
tet/ &#x017F;oll der Monde &#x017F;ich verfin&#x017F;tert haben/ da<lb/>
doch diß/ wenn Carneades gleich noch hundert<lb/>
Jahr gelebt ha&#x0364;tte/ nicht nachblieben wa&#x0364;re. An-<lb/>
derer Unglu&#x0364;ck &#x017F;olten frembde Vo&#x0364;gel angeku&#x0364;n-<lb/>
digt/ oder andere Thiere beweinet haben; da doch<lb/>
der Men&#x017F;ch alleine nur Thra&#x0364;nen vergie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kan. Alleine/ wie dem allem &#x017F;ey/ glaube ich/<lb/>
daß die blo&#x017F;&#x017F;e Einbildung des Todes ein<lb/>
Schwantz - Ge&#x017F;tirne/ welches dem Leibe den<lb/>
Untergang dra&#x0364;uet/ der Seele aber ein zur Tu-<lb/>
gend wegwei&#x017F;ender Leit-Stern &#x017F;ey; Dru&#x017F;us auch<lb/>
durch das ihm begegnete Ge&#x017F;ichte zu keiner ge-<lb/>
meinen Schwermuth/ al&#x017F;o zu &#x017F;eltzamen Einbild-<lb/>
und furcht&#x017F;amen Ent&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ungen verleitet wor-<lb/>
den. Adgande&#x017F;ter fuhre fort: Jch wil daru&#x0364;ber<lb/>
nicht &#x017F;treiten/ ob dem Dru&#x017F;us die erzehlten Din-<lb/>
ge begegnet &#x017F;ind/ oder getra&#x0364;umet haben. Diß<lb/>
aber i&#x017F;t gewiß/ daß Dru&#x017F;us folgenden Tag mit<lb/>
&#x017F;einem Heere aufbrach/ und &#x017F;einen Ru&#x0364;ckweg ge-<lb/>
gen dem Rheine nahm/ nach dem er in einen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en am Ufer aufgerichteten Stein hatte ein-<lb/>
graben la&#x017F;&#x017F;en:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#fr">Das Ziel des Claudius Dru&#x017F;us/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">welches ihm das Verha&#x0364;ngnu&#x0364;ß &#x017F;etzte/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">weil &#x017F;ein Feind keines zu machen/ &#x017F;eine</hi> </l><lb/>
            <cb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Tugend aber nicht inne zu halten</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wu&#x017F;te.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Die Ro&#x0364;mer kamen biß an die We&#x017F;er ohn<lb/>
Hindernu&#x0364;ß; fanden aber ihre befe&#x017F;tigte<lb/>
Bru&#x0364;cke abgebrochen/ und nichts als die Todten-<lb/>
Knochen von ihrer Be&#x017F;atzung. Welches &#x017F;ie in<lb/>
eine noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Be&#x017F;tu&#x0364;rtzung &#x017F;etzte; zumal nie-<lb/>
mand verhanden war/ der ihnen nur die Art &#x017F;o<lb/>
erba&#x0364;rmlicher Niederlage erzehlen konte. Wie &#x017F;ie<lb/>
nun beem&#x017F;igt ware&#x0303; eine neue Bru&#x0364;cke u&#x0364;ber die&#x017F;en<lb/>
Fluß zu &#x017F;chlagen; fielen umb Mitternacht ein<lb/>
Hauffen von fu&#x0364;nff hundert Cheruski&#x017F;chen Edel-<lb/>
leuten den Ro&#x0364;mern ein/ erlegten die Wache/<lb/>
rennten alles was ihnen begegnete im La&#x0364;ger zu<lb/>
Bodem/ zohen &#x017F;ich auch/ als &#x017F;ie das gantze La&#x0364;ger<lb/>
in Lermen gebracht/ und etliche hundert Feinde<lb/>
erlegt hatten/ ohne einigen Verlu&#x017F;t zuru&#x0364;cke.<lb/>
Weil nun ein Sieg des andern Werckzeug i&#x017F;t/<lb/>
und die&#x017F;elben/ welchen das Unglu&#x0364;ck mit &#x017F;einen<lb/>
Bley-Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gleich lange auf dem Ru&#x0364;cken her-<lb/>
umb getreten hat/ wieder aufrichtet/ &#x017F;o ermun-<lb/>
terte die&#x017F;er glu&#x0364;ckliche Streich den Feldherrn<lb/>
Segimer ebenfalls/ daß er die Ro&#x0364;mer beym<lb/>
Uber&#x017F;etze&#x0303; des Flu&#x017F;&#x017F;es anzugreiffen &#x017F;ich ent&#x017F;chloß;<lb/>
&#x017F;onderlich da er vom Marobod/ daß er &#x017F;ein<lb/>
Kriegsheer Sudwerts gezogen ha&#x0364;tte/ vom Dru-<lb/>
&#x017F;us aber/ daß bereit das dritte Theil u&#x0364;ber die<lb/>
Bru&#x0364;cke ge&#x017F;etzt wa&#x0364;re/ Kund&#x017F;chafft einzog. Die-<lb/>
&#x017F;emnach zohe er &#x017F;ein gantzes Heer aus dem Hartz-<lb/>
walde gegen eben &#x017F;elbigen Strom/ und befehlich-<lb/>
te etliche Wageha&#x0364;l&#x017F;e/ daß &#x017F;ie drey mit Pech/<lb/>
Schwefel/ und anderm brennenden Zeuge an-<lb/>
gefu&#x0364;llte Schiffe des Nachts Strom-ab fu&#x0364;h-<lb/>
ren/ und darmit die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Bru&#x0364;cke zernich-<lb/>
ten &#x017F;olten/ mit der Abrede/ &#x017F;o bald er das er&#x017F;te ihm<lb/>
mit einer Fackel gegebene Zeichen von einem<lb/>
Berge erblicken wu&#x0364;rde/ wolte er mit ge&#x017F;am&#x0303;ter<lb/>
Macht das Ro&#x0364;mi&#x017F;che La&#x0364;ger anfallen. Der<lb/>
An&#x017F;chlag ging nach Wunt&#x017F;ch von &#x017F;tatten.<lb/>
Denn/ weil die Nacht &#x017F;ehr tru&#x0364;be war/ die auf<lb/>
den Schiffen &#x017F;ich auch nur den Strom ab<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">treibne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0472] Vierdtes Buch auf die Bahn gebracht/ oder ungefaͤhrliche Zu- faͤlle dahin aberglaͤubiſch ausgedeutet haͤtte. Des Romulus Empfaͤngnuͤß und Tod ſoll durch einer Sonnen-Finſternuͤß/ des Mithri- dates Geburt und Herrſchens-Anfang durch ei- nen Schwantz-Stern/ welcher ſiebentzig Tag und Naͤchte mit ſeinen Flammen das vierdte Theil des Himmels bedecket habe/ angedeutet ſeyn. Da doch ſolche aus dem unveraͤnderli- chen Lauffe der Geſtirne ſich begeben muͤſten. Der Tempel zu Epheſus ſolte wegen Abweſen- heit der bey des Alexanders Geburthandreichen- den Diana verbrennet ſeyn/ da doch die Goͤtter allenthalben gegenwaͤrtig/ oder zum minſten auch in die Ferne zu wuͤrcken vermoͤgend ſeyn ſolten. Als Carneades ſich mit Gift hingerich- tet/ ſoll der Monde ſich verfinſtert haben/ da doch diß/ wenn Carneades gleich noch hundert Jahr gelebt haͤtte/ nicht nachblieben waͤre. An- derer Ungluͤck ſolten frembde Voͤgel angekuͤn- digt/ oder andere Thiere beweinet haben; da doch der Menſch alleine nur Thraͤnen vergieſſen kan. Alleine/ wie dem allem ſey/ glaube ich/ daß die bloſſe Einbildung des Todes ein Schwantz - Geſtirne/ welches dem Leibe den Untergang draͤuet/ der Seele aber ein zur Tu- gend wegweiſender Leit-Stern ſey; Druſus auch durch das ihm begegnete Geſichte zu keiner ge- meinen Schwermuth/ alſo zu ſeltzamen Einbild- und furchtſamen Entſchluͤſſungen verleitet wor- den. Adgandeſter fuhre fort: Jch wil daruͤber nicht ſtreiten/ ob dem Druſus die erzehlten Din- ge begegnet ſind/ oder getraͤumet haben. Diß aber iſt gewiß/ daß Druſus folgenden Tag mit ſeinem Heere aufbrach/ und ſeinen Ruͤckweg ge- gen dem Rheine nahm/ nach dem er in einen groſſen am Ufer aufgerichteten Stein hatte ein- graben laſſen: Das Ziel des Claudius Druſus/ welches ihm das Verhaͤngnuͤß ſetzte/ weil ſein Feind keines zu machen/ ſeine Tugend aber nicht inne zu halten wuſte. Die Roͤmer kamen biß an die Weſer ohn Hindernuͤß; fanden aber ihre befeſtigte Bruͤcke abgebrochen/ und nichts als die Todten- Knochen von ihrer Beſatzung. Welches ſie in eine noch groͤſſere Beſtuͤrtzung ſetzte; zumal nie- mand verhanden war/ der ihnen nur die Art ſo erbaͤrmlicher Niederlage erzehlen konte. Wie ſie nun beemſigt warẽ eine neue Bruͤcke uͤber dieſen Fluß zu ſchlagen; fielen umb Mitternacht ein Hauffen von fuͤnff hundert Cheruskiſchen Edel- leuten den Roͤmern ein/ erlegten die Wache/ rennten alles was ihnen begegnete im Laͤger zu Bodem/ zohen ſich auch/ als ſie das gantze Laͤger in Lermen gebracht/ und etliche hundert Feinde erlegt hatten/ ohne einigen Verluſt zuruͤcke. Weil nun ein Sieg des andern Werckzeug iſt/ und dieſelben/ welchen das Ungluͤck mit ſeinen Bley-Fuͤſſen gleich lange auf dem Ruͤcken her- umb getreten hat/ wieder aufrichtet/ ſo ermun- terte dieſer gluͤckliche Streich den Feldherrn Segimer ebenfalls/ daß er die Roͤmer beym Uberſetzẽ des Fluſſes anzugreiffen ſich entſchloß; ſonderlich da er vom Marobod/ daß er ſein Kriegsheer Sudwerts gezogen haͤtte/ vom Dru- ſus aber/ daß bereit das dritte Theil uͤber die Bruͤcke geſetzt waͤre/ Kundſchafft einzog. Die- ſemnach zohe er ſein gantzes Heer aus dem Hartz- walde gegen eben ſelbigen Strom/ und befehlich- te etliche Wagehaͤlſe/ daß ſie drey mit Pech/ Schwefel/ und anderm brennenden Zeuge an- gefuͤllte Schiffe des Nachts Strom-ab fuͤh- ren/ und darmit die Roͤmiſche Bruͤcke zernich- ten ſolten/ mit der Abrede/ ſo bald er das erſte ihm mit einer Fackel gegebene Zeichen von einem Berge erblicken wuͤrde/ wolte er mit geſam̃ter Macht das Roͤmiſche Laͤger anfallen. Der Anſchlag ging nach Wuntſch von ſtatten. Denn/ weil die Nacht ſehr truͤbe war/ die auf den Schiffen ſich auch nur den Strom ab treibne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/472
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/472>, abgerufen am 22.11.2024.