Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Vierdtes Buch [Spaltenumbruch]
Glut krachenden Wacholder-Sträuche; unddaher dienet die lodernde Julia zwar besser zur Buhlschafft/ die laue Antonia aber ist unzeh- lich mal geschickter zur Gemahlin. Jene darff nur gläntzende Schalen; diese aber muß im Kerne gut seyn. Jst deine gute Ver- nunft aber nicht geneigt diesen wichtigen Un- terscheid zu beobachten/ so wird zuversichtlich deine Tugend der Natur Krieg anzubieten nicht gemeynt seyn. Die Natur/ sage ich/ ver- beut dir die Gemeinschafft/ wie vielmehr das Ehband mit Julien/ nach dem du mich ja zwin- gest ein Geheimnüß auszuschwätzen/ was nur ich und noch eine Seele weiß. Ach! mein Drusus! wie weit irrest du/ wenn du dir ein- bildest/ daß du ein Sohn des Tiberius Nero heist. Nein Drusus/ weit gefehlt! Erkenne heute den Käyser für deinen Vater. Und daß Livia dem Augustus ehe vermählt gewest/ ehe er sie aus dem Hause des Nero in seines genommen hat/ daß die schwangere Livia im dritten Monden ihm keinen Stief-Sohn gebohren. Ob nun wohl Livia hier etwas an- hielt/ sahe sie doch Drusus alleine ohne eintzi- ges Wort groß an/ also/ daß sie fortfuhr: Er- wege nun/ liebster Sohn/ was der Käyser für Macht über dich habe? was Augustus für Liebe und Sorge für dich trage? und warumb er dir mit Antonien das Käyserthum für dei- nem älteren Bruder Tiberius/ ja die Sonne zuzuneigen entschlossen sey? warumb er dir deine Schwester nicht vermählen könne? Dru- sus sanck hierauf für Livien abermals nieder/ mit beygesetzten Worten: Jch dancke den Göttern und ihr/ daß sie mich heute zu einem Sohne eines so grossen Käysers machen. Jch unterwerffe mich schuldigst seinen und ihren Verfügungen. Jch erkläre mich Antonien zu heyrathen. Aber ich sorge/ daß Antonie schwerlich mich zu ehlichen belieben werde. Darfür lasse mich sorgen/ antwortete Livia/ und ging hiermit aus der Höle. Wie sie [Spaltenumbruch] nun vernahm/ daß der Priester der Dianen/ welcher allhier gar mit dem Titul eines Kö- nigs beehret ward/ mit Octavien und Anto- nien gegen dem Nemorensischen Lust-Walde/ in welchem Diana den zerrissenen und wie- der zum Leben gebrachten Hippolytus der Egeria anvertrauet haben soll/ gegangen wä- re; folgte sie ihnen nach/ fand sie auch neben einem Brunnen beysammen auf einem vom Wetter niedergeschlagenen Myrten-Baume sitzen. Wie sich Livia nun neben sie verfügt hatte/ hob sie an: Liebste Antonia/ sie weiß/ was der Käyser von Kind auf zu ihr für Zunei- gung gehabt/ und wie rühmlich er die Stelle ihres unglückseligen Vaters vertreten habe. Jch aber betheure bey der Gottheit/ welcher dieser Pusch geweihet ist/ und in Beyseyn die- ses heiligen Priesters/ daß ich mit Octavien eifere/ da ihre mütterliche Liebe meine über- wiegen solte. Jn was aber mögen wohl Eltern ihre Fürsorge mehr an Tag geben/ als in glücklicher Vermählung ihrer Kinder? Und wen kan Antonia erwüntschter heyrathen/ als der mit der Zeit den höchsten Gipfel in der Welt besteigen soll? Sie kan unschwer urthei- len/ daß ich den Drusus meyne. Jch mag ihm als Mutter nicht das Wort reden/ Rom aber und die Welt redet es. Und der Käyser hat mir in Mund gelegt meine ietzige Aus- schüttung des Hertzens. Das Antlitz Octavi- ens gibt ihr schon ihre Einwilligung zu verste- hen. Also erwarte ich nur von ihr eine mir und dem Käyser annehmliche und ihr selbst er- sprießliche Erklärung. Antonia röthete sich über diesem unvermutheten Vortrage etliche mal/ und nach dem sie ihre Mutter angesehen/ auch einen tieffen Seufzer geholet hatte/ ant- wortete sie: Jch bin verbunden diß/ was das Verhängnüß beschlossen/ der Käyser befiehlet/ Livia verlanget/ Octavia genehm hat/ und Dru- sus belieben wird/ zu vollziehen. Livia umb- halsete mit Freuden Antonien/ und machte daß
Vierdtes Buch [Spaltenumbruch]
Glut krachenden Wacholder-Straͤuche; unddaher dienet die lodernde Julia zwar beſſer zur Buhlſchafft/ die laue Antonia aber iſt unzeh- lich mal geſchickter zur Gemahlin. Jene darff nur glaͤntzende Schalen; dieſe aber muß im Kerne gut ſeyn. Jſt deine gute Ver- nunft aber nicht geneigt dieſen wichtigen Un- terſcheid zu beobachten/ ſo wird zuverſichtlich deine Tugend der Natur Krieg anzubieten nicht gemeynt ſeyn. Die Natur/ ſage ich/ ver- beut dir die Gemeinſchafft/ wie vielmehr das Ehband mit Julien/ nach dem du mich ja zwin- geſt ein Geheimnuͤß auszuſchwaͤtzen/ was nur ich und noch eine Seele weiß. Ach! mein Druſus! wie weit irreſt du/ wenn du dir ein- bildeſt/ daß du ein Sohn des Tiberius Nero heiſt. Nein Druſus/ weit gefehlt! Erkenne heute den Kaͤyſer fuͤr deinen Vater. Und daß Livia dem Auguſtus ehe vermaͤhlt geweſt/ ehe er ſie aus dem Hauſe des Nero in ſeines genommen hat/ daß die ſchwangere Livia im dritten Monden ihm keinen Stief-Sohn gebohren. Ob nun wohl Livia hier etwas an- hielt/ ſahe ſie doch Druſus alleine ohne eintzi- ges Wort groß an/ alſo/ daß ſie fortfuhr: Er- wege nun/ liebſter Sohn/ was der Kaͤyſer fuͤr Macht uͤber dich habe? was Auguſtus fuͤr Liebe und Sorge fuͤr dich trage? und warumb er dir mit Antonien das Kaͤyſerthum fuͤr dei- nem aͤlteren Bruder Tiberius/ ja die Sonne zuzuneigen entſchloſſen ſey? warumb er dir deine Schweſter nicht vermaͤhlen koͤnne? Dru- ſus ſanck hierauf fuͤr Livien abermals nieder/ mit beygeſetzten Worten: Jch dancke den Goͤttern und ihr/ daß ſie mich heute zu einem Sohne eines ſo groſſen Kaͤyſers machen. Jch unterwerffe mich ſchuldigſt ſeinen und ihren Verfuͤgungen. Jch erklaͤre mich Antonien zu heyrathen. Aber ich ſorge/ daß Antonie ſchwerlich mich zu ehlichen belieben werde. Darfuͤr laſſe mich ſorgen/ antwortete Livia/ und ging hiermit aus der Hoͤle. Wie ſie [Spaltenumbruch] nun vernahm/ daß der Prieſter der Dianen/ welcher allhier gar mit dem Titul eines Koͤ- nigs beehret ward/ mit Octavien und Anto- nien gegen dem Nemorenſiſchen Luſt-Walde/ in welchem Diana den zerriſſenen und wie- der zum Leben gebrachten Hippolytus der Egeria anvertrauet haben ſoll/ gegangen waͤ- re; folgte ſie ihnen nach/ fand ſie auch neben einem Brunnen beyſammen auf einem vom Wetter niedergeſchlagenen Myrten-Baume ſitzen. Wie ſich Livia nun neben ſie verfuͤgt hatte/ hob ſie an: Liebſte Antonia/ ſie weiß/ was der Kaͤyſer von Kind auf zu ihr fuͤr Zunei- gung gehabt/ und wie ruͤhmlich er die Stelle ihres ungluͤckſeligen Vaters vertreten habe. Jch aber betheure bey der Gottheit/ welcher dieſer Puſch geweihet iſt/ und in Beyſeyn die- ſes heiligen Prieſters/ daß ich mit Octavien eifere/ da ihre muͤtterliche Liebe meine uͤber- wiegen ſolte. Jn was aber moͤgen wohl Eltern ihre Fuͤrſorge mehr an Tag geben/ als in gluͤcklicher Vermaͤhlung ihrer Kinder? Und wen kan Antonia erwuͤntſchter heyrathen/ als der mit der Zeit den hoͤchſten Gipfel in der Welt beſteigen ſoll? Sie kan unſchwer urthei- len/ daß ich den Druſus meyne. Jch mag ihm als Mutter nicht das Wort reden/ Rom aber und die Welt redet es. Und der Kaͤyſer hat mir in Mund gelegt meine ietzige Aus- ſchuͤttung des Hertzens. Das Antlitz Octavi- ens gibt ihr ſchon ihre Einwilligung zu verſte- hen. Alſo erwarte ich nur von ihr eine mir und dem Kaͤyſer annehmliche und ihr ſelbſt er- ſprießliche Erklaͤrung. Antonia roͤthete ſich uͤber dieſem unvermutheten Vortrage etliche mal/ und nach dem ſie ihre Mutter angeſehen/ auch einen tieffen Seufzer geholet hatte/ ant- wortete ſie: Jch bin verbunden diß/ was das Verhaͤngnuͤß beſchloſſen/ der Kaͤyſer befiehlet/ Livia verlanget/ Octavia genehm hat/ und Dru- ſus belieben wird/ zu vollziehen. Livia umb- halſete mit Freuden Antonien/ und machte daß
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Vierdtes Buch
Glut krachenden Wacholder-Straͤuche; und
daher dienet die lodernde Julia zwar beſſer zur
Buhlſchafft/ die laue Antonia aber iſt unzeh-
lich mal geſchickter zur Gemahlin. Jene
darff nur glaͤntzende Schalen; dieſe aber muß
im Kerne gut ſeyn. Jſt deine gute Ver-
nunft aber nicht geneigt dieſen wichtigen Un-
terſcheid zu beobachten/ ſo wird zuverſichtlich
deine Tugend der Natur Krieg anzubieten
nicht gemeynt ſeyn. Die Natur/ ſage ich/ ver-
beut dir die Gemeinſchafft/ wie vielmehr das
Ehband mit Julien/ nach dem du mich ja zwin-
geſt ein Geheimnuͤß auszuſchwaͤtzen/ was nur
ich und noch eine Seele weiß. Ach! mein
Druſus! wie weit irreſt du/ wenn du dir ein-
bildeſt/ daß du ein Sohn des Tiberius Nero
heiſt. Nein Druſus/ weit gefehlt! Erkenne
heute den Kaͤyſer fuͤr deinen Vater. Und
daß Livia dem Auguſtus ehe vermaͤhlt geweſt/
ehe er ſie aus dem Hauſe des Nero in ſeines
genommen hat/ daß die ſchwangere Livia im
dritten Monden ihm keinen Stief-Sohn
gebohren. Ob nun wohl Livia hier etwas an-
hielt/ ſahe ſie doch Druſus alleine ohne eintzi-
ges Wort groß an/ alſo/ daß ſie fortfuhr: Er-
wege nun/ liebſter Sohn/ was der Kaͤyſer fuͤr
Macht uͤber dich habe? was Auguſtus fuͤr
Liebe und Sorge fuͤr dich trage? und warumb
er dir mit Antonien das Kaͤyſerthum fuͤr dei-
nem aͤlteren Bruder Tiberius/ ja die Sonne
zuzuneigen entſchloſſen ſey? warumb er dir
deine Schweſter nicht vermaͤhlen koͤnne? Dru-
ſus ſanck hierauf fuͤr Livien abermals nieder/
mit beygeſetzten Worten: Jch dancke den
Goͤttern und ihr/ daß ſie mich heute zu einem
Sohne eines ſo groſſen Kaͤyſers machen. Jch
unterwerffe mich ſchuldigſt ſeinen und ihren
Verfuͤgungen. Jch erklaͤre mich Antonien
zu heyrathen. Aber ich ſorge/ daß Antonie
ſchwerlich mich zu ehlichen belieben werde.
Darfuͤr laſſe mich ſorgen/ antwortete Livia/
und ging hiermit aus der Hoͤle. Wie ſie
nun vernahm/ daß der Prieſter der Dianen/
welcher allhier gar mit dem Titul eines Koͤ-
nigs beehret ward/ mit Octavien und Anto-
nien gegen dem Nemorenſiſchen Luſt-Walde/
in welchem Diana den zerriſſenen und wie-
der zum Leben gebrachten Hippolytus der
Egeria anvertrauet haben ſoll/ gegangen waͤ-
re; folgte ſie ihnen nach/ fand ſie auch neben
einem Brunnen beyſammen auf einem vom
Wetter niedergeſchlagenen Myrten-Baume
ſitzen. Wie ſich Livia nun neben ſie verfuͤgt
hatte/ hob ſie an: Liebſte Antonia/ ſie weiß/ was
der Kaͤyſer von Kind auf zu ihr fuͤr Zunei-
gung gehabt/ und wie ruͤhmlich er die Stelle
ihres ungluͤckſeligen Vaters vertreten habe.
Jch aber betheure bey der Gottheit/ welcher
dieſer Puſch geweihet iſt/ und in Beyſeyn die-
ſes heiligen Prieſters/ daß ich mit Octavien
eifere/ da ihre muͤtterliche Liebe meine uͤber-
wiegen ſolte. Jn was aber moͤgen wohl
Eltern ihre Fuͤrſorge mehr an Tag geben/ als
in gluͤcklicher Vermaͤhlung ihrer Kinder? Und
wen kan Antonia erwuͤntſchter heyrathen/ als
der mit der Zeit den hoͤchſten Gipfel in der
Welt beſteigen ſoll? Sie kan unſchwer urthei-
len/ daß ich den Druſus meyne. Jch mag
ihm als Mutter nicht das Wort reden/ Rom
aber und die Welt redet es. Und der Kaͤyſer
hat mir in Mund gelegt meine ietzige Aus-
ſchuͤttung des Hertzens. Das Antlitz Octavi-
ens gibt ihr ſchon ihre Einwilligung zu verſte-
hen. Alſo erwarte ich nur von ihr eine mir
und dem Kaͤyſer annehmliche und ihr ſelbſt er-
ſprießliche Erklaͤrung. Antonia roͤthete ſich
uͤber dieſem unvermutheten Vortrage etliche
mal/ und nach dem ſie ihre Mutter angeſehen/
auch einen tieffen Seufzer geholet hatte/ ant-
wortete ſie: Jch bin verbunden diß/ was das
Verhaͤngnuͤß beſchloſſen/ der Kaͤyſer befiehlet/
Livia verlanget/ Octavia genehm hat/ und Dru-
ſus belieben wird/ zu vollziehen. Livia umb-
halſete mit Freuden Antonien/ und machte
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/454>, abgerufen am 16.07.2024. |