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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] nünfftigen Staats-Klugheit: Es solten die
Deutschen mit den Batavern diesen nach Uber-
windung der Rhetier alleine noch übrigen
Thamm/ zwischen der Römischen und Deut-
schen Herrschafft/ nicht zerreissen lassen. Durch
der Bataver Thore würden sie in das Hertze
Deutschlandes einbrechen/ ja ihnen gleichsam
in Rücken gehen können. Die Natur wäre
hierinnen selbst ihr Wegweiser/ welche/ wormit
zwey Meere nicht zusammen brächen/ die dar-
zwischen stehenden Vorgebürge mit so steilen
Felsen befestigt hätte; Oder auch heute durch
die Wellen an diesem Ecke wieder ansetzte/ was
die Fluth gestern an jenem Ende abgespielt hät-
te. Wiewohl nun einige Fürsten unter ihnen
sich auff keine Seite schlagen/ und den Aus-
gang als Zuschauer des Spieles erwarten wol-
ten; insonderheit auch die Römer durch ihre Ge-
sandten alle deutsche Fürsten ihrer beständigen
Freundschafft versichern liessen; und deßwegen
die Ubier und Tenckterer allen andern entge-
gen setzten: daß die empfangene Beleidigung
keines weges aber die Furcht für dem sich ver-
grössernden Nachtbar eine rechtmäßige Ursa-
che des Krieges wäre; so hielt ihnen doch der
großmüthige Hertzog der Usipeter und Estier
ein: Die Freyheit wäre ein so edles Kleinod/ wel-
ches zu erhalten alle eusserste Mittel zuläßig
wären. Eine vernünfftige Beysorge solches ein-
zubüssen/ rechtfertigte alle Beschirmungs-Mit-
tel/ wenn die Furcht anders nicht eine weibische
Kleinmuth/ und insonderheit der siegenden
Nachbar herrschenssüchtig/ und zu ungerechtem
Kriege geneigt wäre. Weil nun die Römer
ihnen ein Recht die gantze Welt zu beherrschen
einbildeten/ sie nicht einst eine Ursache des wider
die Bataver angesponnenen Krieges zu sagen
wüsten; mit ihrer Eroberung aber sich zu Her-
ren des Nord-Meeres und zum Gesetzgeber
gantz Europens machten/ die Deutschen aber
bereit hundert mahl unrechtmäßig beleidiget
hätten; so solten sie sich ja ihrer Nachbarn
[Spaltenumbruch] Unterdrückung zu Hertzen gehen/ und der herr-
schenssüchtigen Römer Versicherungen nicht
einschläffen lassen. Jndem die Beleidigten
immer das angethane Unrecht vergessen/ oder
vielmehr aus einer knechtischen Zagheit ver-
schmertzet/ und sich nur immer das würcklich an-
gegriffene Volck ihnen zur Gegenwehre gestellt
hatte/ wäre ihrer so vielen das Joch an Hals
geleget worden. Den Deutschen würde al-
lein die dem Ulysses verliehene Gnade jenes
Cyclopen zu statten kommen/ daß er ihn zu-
letzt fressen wolte. Die es mit keinem Theile
hielten/ machten sich beyden zum Raube und
dem Uberwinder zur Beute. Die Theba-
ner hätten mehr? als die Feinde gelitten/ als sie
bey des Xerxes Einbruch in Griechenland
den Mantel auff zwey Achseln getragen/ hin-
gegen die Etolier es dem Bürgermeister
Qvinctius zu dancken/ daß sie auff seine Be-
redung sich mit den Römern wider den Anti-
ochus eingelassen. Diese hertzhaffte Entschlüs-
sung der Deutschen ward mit einer grossen
Tapfferkeit ausgeübt. Die Deutschen setzten
mit Gewalt über den Rhein/ ob schon die Für-
sten der Ubier und Tencterer ihnen allenthalben
die Uberfarth verweigerten/ wo sie den Fein-
den den Weg gewiesen hatten. Drusus/ welcher
ohne diß denen Trevirern und andern von den
Deutschen entsprossenen Galliern nicht trau-
en dorffte/ ward gezwungen ausser wenigen
Besatzungen seine gantze Kriegs-Macht aus
dem Gebiete der Bataver zu ziehen/ und den
Deutschen am Rheinstrome entgegen zu setzen.
Weil nun Cariovalda bey dieser Erleichterung
die Hände gleichsam in die Schooß legte/ aus-
ser daß er die Stadt Fletio einnahm/ und das
verlassene Traject besetzte/ hingegen Drusus
etliche frische Legionen an sich zoh; wurden die
Sicambrer und Usipeter gezwungen sich zu-
rück über den Rhein zu begeben. Drusus folg-
te selbten mit Hülffe der Ubier und Tencterer;
Und nach dem der Deutschen Bündnis entwe-

der

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] nuͤnfftigen Staats-Klugheit: Es ſolten die
Deutſchen mit den Batavern dieſen nach Uber-
windung der Rhetier alleine noch uͤbrigen
Thamm/ zwiſchen der Roͤmiſchen und Deut-
ſchen Herrſchafft/ nicht zerreiſſen laſſen. Durch
der Bataver Thore wuͤrden ſie in das Hertze
Deutſchlandes einbrechen/ ja ihnen gleichſam
in Ruͤcken gehen koͤnnen. Die Natur waͤre
hierinnen ſelbſt ihr Wegweiſer/ welche/ wormit
zwey Meere nicht zuſammen braͤchen/ die dar-
zwiſchen ſtehenden Vorgebuͤrge mit ſo ſteilen
Felſen befeſtigt haͤtte; Oder auch heute durch
die Wellen an dieſem Ecke wieder anſetzte/ was
die Fluth geſtern an jenem Ende abgeſpielt haͤt-
te. Wiewohl nun einige Fuͤrſten unter ihnen
ſich auff keine Seite ſchlagen/ und den Aus-
gang als Zuſchauer des Spieles erwarten wol-
ten; inſonderheit auch die Roͤmer durch ihre Ge-
ſandten alle deutſche Fuͤrſten ihrer beſtaͤndigen
Freundſchafft verſichern lieſſen; und deßwegen
die Ubier und Tenckterer allen andern entge-
gen ſetzten: daß die empfangene Beleidigung
keines weges aber die Furcht fuͤr dem ſich ver-
groͤſſernden Nachtbar eine rechtmaͤßige Urſa-
che des Krieges waͤre; ſo hielt ihnen doch der
großmuͤthige Hertzog der Uſipeter und Eſtier
ein: Die Freyheit waͤre ein ſo edles Kleinod/ wel-
ches zu erhalten alle euſſerſte Mittel zulaͤßig
waͤren. Eine vernuͤnfftige Beyſorge ſolches ein-
zubuͤſſen/ rechtfertigte alle Beſchirmungs-Mit-
tel/ wenn die Furcht anders nicht eine weibiſche
Kleinmuth/ und inſonderheit der ſiegenden
Nachbar herrſchensſuͤchtig/ und zu ungerechtem
Kriege geneigt waͤre. Weil nun die Roͤmer
ihnen ein Recht die gantze Welt zu beherrſchen
einbildeten/ ſie nicht einſt eine Urſache des wider
die Bataver angeſponnenen Krieges zu ſagen
wuͤſten; mit ihrer Eroberung aber ſich zu Her-
ren des Nord-Meeres und zum Geſetzgeber
gantz Europens machten/ die Deutſchen aber
bereit hundert mahl unrechtmaͤßig beleidiget
haͤtten; ſo ſolten ſie ſich ja ihrer Nachbarn
[Spaltenumbruch] Unterdruͤckung zu Hertzen gehen/ und der herr-
ſchensſuͤchtigen Roͤmer Verſicherungen nicht
einſchlaͤffen laſſen. Jndem die Beleidigten
immer das angethane Unrecht vergeſſen/ oder
vielmehr aus einer knechtiſchen Zagheit ver-
ſchmertzet/ und ſich nur immer das wuͤrcklich an-
gegriffene Volck ihnen zur Gegenwehre geſtellt
hatte/ waͤre ihrer ſo vielen das Joch an Hals
geleget worden. Den Deutſchen wuͤrde al-
lein die dem Ulyſſes verliehene Gnade jenes
Cyclopen zu ſtatten kommen/ daß er ihn zu-
letzt freſſen wolte. Die es mit keinem Theile
hielten/ machten ſich beyden zum Raube und
dem Uberwinder zur Beute. Die Theba-
ner haͤtten mehr? als die Feinde gelitten/ als ſie
bey des Xerxes Einbruch in Griechenland
den Mantel auff zwey Achſeln getragen/ hin-
gegen die Etolier es dem Buͤrgermeiſter
Qvinctius zu dancken/ daß ſie auff ſeine Be-
redung ſich mit den Roͤmern wider den Anti-
ochus eingelaſſen. Dieſe hertzhaffte Entſchluͤſ-
ſung der Deutſchen ward mit einer groſſen
Tapfferkeit ausgeuͤbt. Die Deutſchen ſetzten
mit Gewalt uͤber den Rhein/ ob ſchon die Fuͤr-
ſten der Ubier und Tencterer ihnen allenthalben
die Uberfarth verweigerten/ wo ſie den Fein-
den den Weg gewieſen hatten. Druſus/ welcher
ohne diß denen Trevirern und andern von den
Deutſchen entſproſſenen Galliern nicht trau-
en dorffte/ ward gezwungen auſſer wenigen
Beſatzungen ſeine gantze Kriegs-Macht aus
dem Gebiete der Bataver zu ziehen/ und den
Deutſchen am Rheinſtrome entgegen zu ſetzen.
Weil nun Cariovalda bey dieſer Erleichterung
die Haͤnde gleichſam in die Schooß legte/ auſ-
ſer daß er die Stadt Fletio einnahm/ und das
verlaſſene Traject beſetzte/ hingegen Druſus
etliche friſche Legionen an ſich zoh; wurden die
Sicambrer und Uſipeter gezwungen ſich zu-
ruͤck uͤber den Rhein zu begeben. Druſus folg-
te ſelbten mit Huͤlffe der Ubier und Tencterer;
Und nach dem der Deutſchen Buͤndnis entwe-

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[370/0424] Vierdtes Buch nuͤnfftigen Staats-Klugheit: Es ſolten die Deutſchen mit den Batavern dieſen nach Uber- windung der Rhetier alleine noch uͤbrigen Thamm/ zwiſchen der Roͤmiſchen und Deut- ſchen Herrſchafft/ nicht zerreiſſen laſſen. Durch der Bataver Thore wuͤrden ſie in das Hertze Deutſchlandes einbrechen/ ja ihnen gleichſam in Ruͤcken gehen koͤnnen. Die Natur waͤre hierinnen ſelbſt ihr Wegweiſer/ welche/ wormit zwey Meere nicht zuſammen braͤchen/ die dar- zwiſchen ſtehenden Vorgebuͤrge mit ſo ſteilen Felſen befeſtigt haͤtte; Oder auch heute durch die Wellen an dieſem Ecke wieder anſetzte/ was die Fluth geſtern an jenem Ende abgeſpielt haͤt- te. Wiewohl nun einige Fuͤrſten unter ihnen ſich auff keine Seite ſchlagen/ und den Aus- gang als Zuſchauer des Spieles erwarten wol- ten; inſonderheit auch die Roͤmer durch ihre Ge- ſandten alle deutſche Fuͤrſten ihrer beſtaͤndigen Freundſchafft verſichern lieſſen; und deßwegen die Ubier und Tenckterer allen andern entge- gen ſetzten: daß die empfangene Beleidigung keines weges aber die Furcht fuͤr dem ſich ver- groͤſſernden Nachtbar eine rechtmaͤßige Urſa- che des Krieges waͤre; ſo hielt ihnen doch der großmuͤthige Hertzog der Uſipeter und Eſtier ein: Die Freyheit waͤre ein ſo edles Kleinod/ wel- ches zu erhalten alle euſſerſte Mittel zulaͤßig waͤren. Eine vernuͤnfftige Beyſorge ſolches ein- zubuͤſſen/ rechtfertigte alle Beſchirmungs-Mit- tel/ wenn die Furcht anders nicht eine weibiſche Kleinmuth/ und inſonderheit der ſiegenden Nachbar herrſchensſuͤchtig/ und zu ungerechtem Kriege geneigt waͤre. Weil nun die Roͤmer ihnen ein Recht die gantze Welt zu beherrſchen einbildeten/ ſie nicht einſt eine Urſache des wider die Bataver angeſponnenen Krieges zu ſagen wuͤſten; mit ihrer Eroberung aber ſich zu Her- ren des Nord-Meeres und zum Geſetzgeber gantz Europens machten/ die Deutſchen aber bereit hundert mahl unrechtmaͤßig beleidiget haͤtten; ſo ſolten ſie ſich ja ihrer Nachbarn Unterdruͤckung zu Hertzen gehen/ und der herr- ſchensſuͤchtigen Roͤmer Verſicherungen nicht einſchlaͤffen laſſen. Jndem die Beleidigten immer das angethane Unrecht vergeſſen/ oder vielmehr aus einer knechtiſchen Zagheit ver- ſchmertzet/ und ſich nur immer das wuͤrcklich an- gegriffene Volck ihnen zur Gegenwehre geſtellt hatte/ waͤre ihrer ſo vielen das Joch an Hals geleget worden. Den Deutſchen wuͤrde al- lein die dem Ulyſſes verliehene Gnade jenes Cyclopen zu ſtatten kommen/ daß er ihn zu- letzt freſſen wolte. Die es mit keinem Theile hielten/ machten ſich beyden zum Raube und dem Uberwinder zur Beute. Die Theba- ner haͤtten mehr? als die Feinde gelitten/ als ſie bey des Xerxes Einbruch in Griechenland den Mantel auff zwey Achſeln getragen/ hin- gegen die Etolier es dem Buͤrgermeiſter Qvinctius zu dancken/ daß ſie auff ſeine Be- redung ſich mit den Roͤmern wider den Anti- ochus eingelaſſen. Dieſe hertzhaffte Entſchluͤſ- ſung der Deutſchen ward mit einer groſſen Tapfferkeit ausgeuͤbt. Die Deutſchen ſetzten mit Gewalt uͤber den Rhein/ ob ſchon die Fuͤr- ſten der Ubier und Tencterer ihnen allenthalben die Uberfarth verweigerten/ wo ſie den Fein- den den Weg gewieſen hatten. Druſus/ welcher ohne diß denen Trevirern und andern von den Deutſchen entſproſſenen Galliern nicht trau- en dorffte/ ward gezwungen auſſer wenigen Beſatzungen ſeine gantze Kriegs-Macht aus dem Gebiete der Bataver zu ziehen/ und den Deutſchen am Rheinſtrome entgegen zu ſetzen. Weil nun Cariovalda bey dieſer Erleichterung die Haͤnde gleichſam in die Schooß legte/ auſ- ſer daß er die Stadt Fletio einnahm/ und das verlaſſene Traject beſetzte/ hingegen Druſus etliche friſche Legionen an ſich zoh; wurden die Sicambrer und Uſipeter gezwungen ſich zu- ruͤck uͤber den Rhein zu begeben. Druſus folg- te ſelbten mit Huͤlffe der Ubier und Tencterer; Und nach dem der Deutſchen Buͤndnis entwe- der

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/424>, abgerufen am 12.05.2024.