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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] weniger einiges Bild zu finden wäre. Der be-
rühmte Tempel zu Jerusalem/ der zu Gades
und das Heiligthum des Berges Carmel ver-
würffen alle Bildnüsse/ weil das unsichtbare
Wesen Gottes nur mit den Gemüths-Augen
zu schauen/ und die innerliche Furcht und An-
dacht die tieffste Ehrerbietung wäre. Oder da
ja auch ir gendswo der wahre Gott durch etwas
für gebildet würde/ zielete solcher Entwurff bloß
auf eine Wolthat/ oder auf eine gewisse Offen-
barung. Weswegen einsmals der berühmte
Jndianische Brachmann/ Zarmar/ der sich her-
nach in Anwesenheit des Käysers Augustus zu
Athen lebendig verbrennet/ seine Einfalt ver-
lacht/ und als er sich/ bey verspürter tieffsinniger
Weißheit/ über die Vielheit ihrer Götzen und
Götter verwundert/ ihn unterrichtet hätte: Der
grosse und einige Gott habe sich nicht nur durch
die geringsten Geschöpfe/ durch Kefer/ Schne-
cken/ Fliegen/ Schlangen und Würmer offen-
baret; sondern er sey auch selbst in allerhand
Gestalten auf der Welt/ hier so/ dort anders/ er-
schienen. Wie nun diese unterschiedene Erschei-
nung seine Gottheit nicht zergliederte/ also ge-
schehe diß noch weniger durch ihre Bilder und
vielfache Verehrungen. Jedoch könte er dis-
falls desselben Weltweisen Meynung nicht bey-
pflichten: daß Gott an dem vielfachen Unter-
schiede des Glaubens und des Gottes-Dienstes
ein Gefallen trüge. Aus Beypflichtung dieser
Einigkeit hiessen die Assyrischen Priester Gott
anders nicht/ als Adad/ nemlich Den Einigen.
Ja in den Sybillinischen Büchern würde Grie-
chenland/ wegen Vielheit der Götter und ihrer
ver götterten Menschen/ stachlicht durchgezogen.
Und ob schon die Ausländer von den Deutschen
insgemein ausgäben/ daß sie drey Götter/ nem-
lich die Sonne/ den Mond und das Feuer anbete-
ten; so läge doch/ unter diesen dreyen Bildern/
durch die sich Gott dem Mann/ ihrem Uhr-An-
herrn offenbaret hätte/ ein heiliges Geheimnüß
[Spaltenumbruch] einer dreyfachen Einigkeit verborgen; welches
zu er grübeln dem menschlichen Geiste so unmög-
lich/ als seine Augen in die Sonne zu schauen ge-
schickt wären. Denn menschlich darvon zu re-
den/ wie der Monde von der Sonnen sein Licht/
das in den natürlichen Leibern aber befindliche
Feuer von Sonn und Mond seinen Ursprung
hätte/ und alles diß auf gewisse Maaß dreyerley/
und gleichwohl ein Wesen/ und eines Alters wä-
re; also sey aus dem Göttlichen Wesen eine an-
dere Person/ aus beyden auch die dritte/ iedoch
von aller Ewigkeit her/ entsprossen/ und doch
die Göttliche Einigkeit hier weder zergliedert
noch vermehret worden. Auch wäre die Her-
tha bey den Deutschen keine absondere Göttin/
sondern ein unsichtbares Sinnen-Bild der Ge-
meine/ die diesen reinen Gottes-Dienst/ welcher
durch die weissen Ochsen bedeutet würde/ in ihren
Hertzen unbefleckt behielten. Die Aurinia aber
wäre/ so wol als andere Helden bey den Deutschen/
zwar durch herrliche Gedächtnüß-Lieder vereh-
ret/ kein Mensch aber bey ihnen iemals unter die
Zahl der Götter gerechnet/ weder einigem Kö-
nige damit geheuchelt worden. Denn ob ih-
nen wohl die Ausländer beymässen/ daß sie ihren
Mercurius/ Mars/ wie auch die Jsts anbete-
ten/ und daß sie diesen Gottes-Dienst von
Frembden angenommen hätten/ aus einem auf-
gerichteten Renn-Schiffe erzwingen wolten/ er
auch nicht läugnete/ daß ein Theil der Deutschen
in diesen Jrrthum durch etliche Druiden versetzt
worden wäre; so wohnte doch denen Verstän-
digern eine viel andere Meynung und Ausle-
gung dieser Sinnen-Bilder bey. Zudem hät-
ten auch nebst ihnen viel Völcker die Vergötte-
rung der Todten/ darinnen die Griechen den
Anfang gemacht/ verdammet. Die Afrieaner/
ausser den Augilen und Nasamonern/ welche
ihre Eltern anrufften/ und auf diß/ was ihnen
bey ihren Gräbern träumete/ grosse Stücke
hielten/ hätten sich dieser Abgötterey allezeit ent-
halten. Die Persen wären bey ihrer Sonne

blieben/

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] weniger einiges Bild zu finden waͤre. Der be-
ruͤhmte Tempel zu Jeruſalem/ der zu Gades
und das Heiligthum des Berges Carmel ver-
wuͤrffen alle Bildnuͤſſe/ weil das unſichtbare
Weſen Gottes nur mit den Gemuͤths-Augen
zu ſchauen/ und die innerliche Furcht und An-
dacht die tieffſte Ehrerbietung waͤre. Oder da
ja auch ir gendswo der wahre Gott durch etwas
fuͤr gebildet wuͤrde/ zielete ſolcher Entwurff bloß
auf eine Wolthat/ oder auf eine gewiſſe Offen-
barung. Weswegen einsmals der beruͤhmte
Jndianiſche Brachmann/ Zarmar/ der ſich her-
nach in Anweſenheit des Kaͤyſers Auguſtus zu
Athen lebendig verbrennet/ ſeine Einfalt ver-
lacht/ und als er ſich/ bey verſpuͤrter tieffſinniger
Weißheit/ uͤber die Vielheit ihrer Goͤtzen und
Goͤtter verwundert/ ihn unterrichtet haͤtte: Der
groſſe und einige Gott habe ſich nicht nur durch
die geringſten Geſchoͤpfe/ durch Kefer/ Schne-
cken/ Fliegen/ Schlangen und Wuͤrmer offen-
baret; ſondern er ſey auch ſelbſt in allerhand
Geſtalten auf der Welt/ hier ſo/ dort anders/ er-
ſchienen. Wie nun dieſe unterſchiedene Erſchei-
nung ſeine Gottheit nicht zergliederte/ alſo ge-
ſchehe diß noch weniger durch ihre Bilder und
vielfache Verehrungen. Jedoch koͤnte er dis-
falls deſſelben Weltweiſen Meynung nicht bey-
pflichten: daß Gott an dem vielfachen Unter-
ſchiede des Glaubens und des Gottes-Dienſtes
ein Gefallen truͤge. Aus Beypflichtung dieſer
Einigkeit hieſſen die Aſſyriſchen Prieſter Gott
anders nicht/ als Adad/ nemlich Den Einigen.
Ja in den Sybilliniſchen Buͤchern wuͤrde Grie-
chenland/ wegen Vielheit der Goͤtter und ihrer
ver goͤtterten Menſchen/ ſtachlicht durchgezogen.
Und ob ſchon die Auslaͤnder von den Deutſchen
insgemein ausgaͤben/ daß ſie drey Goͤtter/ nem-
lich die Soñe/ den Mond und das Feuer anbete-
ten; ſo laͤge doch/ unter dieſen dreyen Bildern/
durch die ſich Gott dem Mann/ ihrem Uhr-An-
herrn offenbaret haͤtte/ ein heiliges Geheimnuͤß
[Spaltenumbruch] einer dreyfachen Einigkeit verborgen; welches
zu er gruͤbeln dem menſchlichen Geiſte ſo unmoͤg-
lich/ als ſeine Augen in die Sonne zu ſchauen ge-
ſchickt waͤren. Denn menſchlich darvon zu re-
den/ wie der Monde von der Sonnen ſein Licht/
das in den natuͤrlichen Leibern aber befindliche
Feuer von Sonn und Mond ſeinen Urſprung
haͤtte/ und alles diß auf gewiſſe Maaß dreyerley/
und gleichwohl ein Weſen/ und eines Alters waͤ-
re; alſo ſey aus dem Goͤttlichen Weſen eine an-
dere Perſon/ aus beyden auch die dritte/ iedoch
von aller Ewigkeit her/ entſproſſen/ und doch
die Goͤttliche Einigkeit hier weder zergliedert
noch vermehret worden. Auch waͤre die Her-
tha bey den Deutſchen keine abſondere Goͤttin/
ſondern ein unſichtbares Sinnen-Bild der Ge-
meine/ die dieſen reinen Gottes-Dienſt/ welcher
durch die weiſſen Ochſen bedeutet wuͤrde/ in ihren
Hertzen unbefleckt behielten. Die Aurinia aber
waͤre/ ſo wol als andere Heldẽ bey dẽ Deutſchen/
zwar durch herrliche Gedaͤchtnuͤß-Lieder vereh-
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Zahl der Goͤtter gerechnet/ weder einigem Koͤ-
nige damit geheuchelt worden. Denn ob ih-
nen wohl die Auslaͤnder beymaͤſſen/ daß ſie ihren
Mercurius/ Mars/ wie auch die Jſts anbete-
ten/ und daß ſie dieſen Gottes-Dienſt von
Frembden angenommen haͤtten/ aus einem auf-
gerichteten Renn-Schiffe erzwingen wolten/ er
auch nicht laͤugnete/ daß ein Theil der Deutſchen
in dieſen Jrrthum durch etliche Druiden verſetzt
worden waͤre; ſo wohnte doch denen Verſtaͤn-
digern eine viel andere Meynung und Ausle-
gung dieſer Sinnen-Bilder bey. Zudem haͤt-
ten auch nebſt ihnen viel Voͤlcker die Vergoͤtte-
rung der Todten/ darinnen die Griechen den
Anfang gemacht/ verdammet. Die Afrieaner/
auſſer den Augilen und Naſamonern/ welche
ihre Eltern anrufften/ und auf diß/ was ihnen
bey ihren Graͤbern traͤumete/ groſſe Stuͤcke
hielten/ haͤtten ſich dieſer Abgoͤtterey allezeit ent-
halten. Die Perſen waͤren bey ihrer Sonne

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[346/0400] Vierdtes Buch weniger einiges Bild zu finden waͤre. Der be- ruͤhmte Tempel zu Jeruſalem/ der zu Gades und das Heiligthum des Berges Carmel ver- wuͤrffen alle Bildnuͤſſe/ weil das unſichtbare Weſen Gottes nur mit den Gemuͤths-Augen zu ſchauen/ und die innerliche Furcht und An- dacht die tieffſte Ehrerbietung waͤre. Oder da ja auch ir gendswo der wahre Gott durch etwas fuͤr gebildet wuͤrde/ zielete ſolcher Entwurff bloß auf eine Wolthat/ oder auf eine gewiſſe Offen- barung. Weswegen einsmals der beruͤhmte Jndianiſche Brachmann/ Zarmar/ der ſich her- nach in Anweſenheit des Kaͤyſers Auguſtus zu Athen lebendig verbrennet/ ſeine Einfalt ver- lacht/ und als er ſich/ bey verſpuͤrter tieffſinniger Weißheit/ uͤber die Vielheit ihrer Goͤtzen und Goͤtter verwundert/ ihn unterrichtet haͤtte: Der groſſe und einige Gott habe ſich nicht nur durch die geringſten Geſchoͤpfe/ durch Kefer/ Schne- cken/ Fliegen/ Schlangen und Wuͤrmer offen- baret; ſondern er ſey auch ſelbſt in allerhand Geſtalten auf der Welt/ hier ſo/ dort anders/ er- ſchienen. Wie nun dieſe unterſchiedene Erſchei- nung ſeine Gottheit nicht zergliederte/ alſo ge- ſchehe diß noch weniger durch ihre Bilder und vielfache Verehrungen. Jedoch koͤnte er dis- falls deſſelben Weltweiſen Meynung nicht bey- pflichten: daß Gott an dem vielfachen Unter- ſchiede des Glaubens und des Gottes-Dienſtes ein Gefallen truͤge. Aus Beypflichtung dieſer Einigkeit hieſſen die Aſſyriſchen Prieſter Gott anders nicht/ als Adad/ nemlich Den Einigen. Ja in den Sybilliniſchen Buͤchern wuͤrde Grie- chenland/ wegen Vielheit der Goͤtter und ihrer ver goͤtterten Menſchen/ ſtachlicht durchgezogen. Und ob ſchon die Auslaͤnder von den Deutſchen insgemein ausgaͤben/ daß ſie drey Goͤtter/ nem- lich die Soñe/ den Mond und das Feuer anbete- ten; ſo laͤge doch/ unter dieſen dreyen Bildern/ durch die ſich Gott dem Mann/ ihrem Uhr-An- herrn offenbaret haͤtte/ ein heiliges Geheimnuͤß einer dreyfachen Einigkeit verborgen; welches zu er gruͤbeln dem menſchlichen Geiſte ſo unmoͤg- lich/ als ſeine Augen in die Sonne zu ſchauen ge- ſchickt waͤren. Denn menſchlich darvon zu re- den/ wie der Monde von der Sonnen ſein Licht/ das in den natuͤrlichen Leibern aber befindliche Feuer von Sonn und Mond ſeinen Urſprung haͤtte/ und alles diß auf gewiſſe Maaß dreyerley/ und gleichwohl ein Weſen/ und eines Alters waͤ- re; alſo ſey aus dem Goͤttlichen Weſen eine an- dere Perſon/ aus beyden auch die dritte/ iedoch von aller Ewigkeit her/ entſproſſen/ und doch die Goͤttliche Einigkeit hier weder zergliedert noch vermehret worden. Auch waͤre die Her- tha bey den Deutſchen keine abſondere Goͤttin/ ſondern ein unſichtbares Sinnen-Bild der Ge- meine/ die dieſen reinen Gottes-Dienſt/ welcher durch die weiſſen Ochſen bedeutet wuͤrde/ in ihren Hertzen unbefleckt behielten. Die Aurinia aber waͤre/ ſo wol als andere Heldẽ bey dẽ Deutſchen/ zwar durch herrliche Gedaͤchtnuͤß-Lieder vereh- ret/ kein Menſch aber bey ihnen iemals unter die Zahl der Goͤtter gerechnet/ weder einigem Koͤ- nige damit geheuchelt worden. Denn ob ih- nen wohl die Auslaͤnder beymaͤſſen/ daß ſie ihren Mercurius/ Mars/ wie auch die Jſts anbete- ten/ und daß ſie dieſen Gottes-Dienſt von Frembden angenommen haͤtten/ aus einem auf- gerichteten Renn-Schiffe erzwingen wolten/ er auch nicht laͤugnete/ daß ein Theil der Deutſchen in dieſen Jrrthum durch etliche Druiden verſetzt worden waͤre; ſo wohnte doch denen Verſtaͤn- digern eine viel andere Meynung und Ausle- gung dieſer Sinnen-Bilder bey. Zudem haͤt- ten auch nebſt ihnen viel Voͤlcker die Vergoͤtte- rung der Todten/ darinnen die Griechen den Anfang gemacht/ verdammet. Die Afrieaner/ auſſer den Augilen und Naſamonern/ welche ihre Eltern anrufften/ und auf diß/ was ihnen bey ihren Graͤbern traͤumete/ groſſe Stuͤcke hielten/ haͤtten ſich dieſer Abgoͤtterey allezeit ent- halten. Die Perſen waͤren bey ihrer Sonne blieben/

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/400>, abgerufen am 10.05.2024.