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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Drittes Buch
[Spaltenumbruch] tiger und löblicher/ als des Mecenas/ der ihm
diesen löblichen Vorsatz wieder ausgeredet.
Antiochus hat auch so thöricht nicht gethan/
als er sich gegen die Römer/ nach dem sie ihn
seines gantzen Gebietes disseit des Taurischen
Gebürges entsetzten/ bedanckte/ daß sie ihm ei-
ner so grossen Uberlast und vieler Sorgen ent-
bürdet hätten. Gleichwohl aber gestehe ich/
daß die Liebe des gemeinen Heils mir die-
se Last erleichtert/ ich auch wegen meiner Ge-
mächligkeit dieses Geschencke der Götter nicht
weggeworffen hätte. Solte dir aber/ ver-
trauteste Salonine/ wohl schwer fallen die
Haupt-Ursache dieser meiner Entschlüssung
durch ein weniges Nachdencken zu errathen.
Hastu den unvergleichlichen Fürsten Zeno so
geschwind aus dem Gedächtnisse bracht/ dem
ich zu Sinope meine gantze Seele gewiedmet/
und dessen Abwesenheit mich seit der Zeit keine
Nacht ruhen/ noch auch aus der grösten Er-
getzligkeit die geringste Vergnügung hat schöpf-
fen lassen? Oder trauestu meinem Gemüthe
zu/ daß ich nicht ihn/ sondern sein Glücke ge-
liebt? daß/ nach dem er auffgehört des Pole-
mon Sohn/ und ein Erbe der Pontischen Kö-
nigreiche zu seyn/ bey mir auch sein Gedächt-
niß verschwunden sey? Nein sicher! Jch wer-
de seinethalben noch zehen Ariobarzanes und
alle Armenische/ ja aller Welt Fürsten ver-
schmehen; Wenn schon seine Tugenden mein
Gemüthe und deinen Zweiffel nicht überrede-
ten/ daß/ ob er schon kein Kind der Dynamis/
doch aus Fürstlichem Stamme entsprossen sey.
Jst dir seine eigene Fürtreffligkeit nicht Be-
weises genug/ so will ich dir ein unverwerf-
liches Zeugniß der Götter fürlegen. Denn
wisse/ daß ich nach meiner Ankunfft in die
Stadt Jdersa in dem Phrixischen Tempel der
Morgenröthe/ woraus Jason den gülde-
nen Widder geholet/ diese Antwort bekommen
habe:

[Spaltenumbruch]
Wenn Zeno nicht mehr wird seyn Polemons sein Sohn/
Wirstu Armeniens gekrönte Fürstin werden.
Wenn du verlassen wirst den väterlichen Thron/
Wird Zeno dich befreyn/ viel ängstiger Beschwerden.
Wenn man dich wieder wird zur Königin einweih'n/
Wird er ein Königs Sohn und selbst auch König seyn.

Was meinest du nun wol Salonine/ ob ich nicht
Ursach habe/ mich so wol dem Verhän gnisse gut-
willig zu unterwerffen/ als auf die fernere Hülf-
fe der Götter zu verlassen/ welche bereit die Helf-
te dieser so deutlichen Weissagung wahr gemacht
haben. Nicht nur ich/ fuhr Salonine fort/ son-
dern auch Artafernes verwundern sich über
diesen göttlichen Offenbarungen überaus/ schöpf-
ten auch von demselben Augenblicke an kräffti-
gen Trost. Ja ich konte mich nicht enthalten
überlaut zu ruffen: Jhr gütigen Götter! Ach
lasset doch unverlängt geschehen/ daß Fürst
Zeno dieser beständigen Königin/ bey der die
Liebe die Ehrsucht/ den grössesten Abgott
der Welt überwindet/ von ihren ängstigen
Beschwerden befreye! Wir zogen hierauff fort/
kamen sonder einige denckwürdige Begeben-
heiten über das Taurische Gebürge nach E-
dessa/ von dar durch die Cyrrestische Landschafft
noch Antiochia an dem Flusse Orontes in Sy-
rien/ und endlich von dar über Meer nach Pa-
phos in Cypern/ wo der berühmte Tempel
der Venus zu sehen ist. Selbigen soll Cyniras
an den Ort gebauet haben/ wo diese aus dem
Meere nach der Geburt steigende Göttin ih-
ren Fuß zum ersten mahl hingesetzt. Thamy-
ras aus Cilicien hat darinnen zum ersten/ und
seine Nachkommen hernach lange Zeit geweis-
saget. Die itzigen Priester rechnen ihren Ur-
sprung von Cynira her. Erato wolte die
Gelegenheit nicht versäumen hier ihre An-
dacht zu verrichten. Wir begleiteten sie in den
herrlichen Tempel/ welcher dreyfach mit Myr-
tenbäumen umgeben/ aus eitel weissen Mar-
mel recht in die Rundte/ und eben so wie der
Dianen Tempel zu Ephesus vierhundert

fünff

Drittes Buch
[Spaltenumbruch] tiger und loͤblicher/ als des Mecenas/ der ihm
dieſen loͤblichen Vorſatz wieder ausgeredet.
Antiochus hat auch ſo thoͤricht nicht gethan/
als er ſich gegen die Roͤmer/ nach dem ſie ihn
ſeines gantzen Gebietes diſſeit des Tauriſchen
Gebuͤrges entſetzten/ bedanckte/ daß ſie ihm ei-
ner ſo groſſen Uberlaſt und vieler Sorgen ent-
buͤrdet haͤtten. Gleichwohl aber geſtehe ich/
daß die Liebe des gemeinen Heils mir die-
ſe Laſt erleichtert/ ich auch wegen meiner Ge-
maͤchligkeit dieſes Geſchencke der Goͤtter nicht
weggeworffen haͤtte. Solte dir aber/ ver-
trauteſte Salonine/ wohl ſchwer fallen die
Haupt-Urſache dieſer meiner Entſchluͤſſung
durch ein weniges Nachdencken zu errathen.
Haſtu den unvergleichlichen Fuͤrſten Zeno ſo
geſchwind aus dem Gedaͤchtniſſe bracht/ dem
ich zu Sinope meine gantze Seele gewiedmet/
und deſſen Abweſenheit mich ſeit der Zeit keine
Nacht ruhen/ noch auch aus der groͤſten Er-
getzligkeit die geringſte Vergnuͤgung hat ſchoͤpf-
fen laſſen? Oder traueſtu meinem Gemuͤthe
zu/ daß ich nicht ihn/ ſondern ſein Gluͤcke ge-
liebt? daß/ nach dem er auffgehoͤrt des Pole-
mon Sohn/ und ein Erbe der Pontiſchen Koͤ-
nigreiche zu ſeyn/ bey mir auch ſein Gedaͤcht-
niß verſchwunden ſey? Nein ſicher! Jch wer-
de ſeinethalben noch zehen Ariobarzanes und
alle Armeniſche/ ja aller Welt Fuͤrſten ver-
ſchmehen; Wenn ſchon ſeine Tugenden mein
Gemuͤthe und deinen Zweiffel nicht uͤberrede-
ten/ daß/ ob er ſchon kein Kind der Dynamis/
doch aus Fuͤrſtlichem Stamme entſproſſen ſey.
Jſt dir ſeine eigene Fuͤrtreffligkeit nicht Be-
weiſes genug/ ſo will ich dir ein unverwerf-
liches Zeugniß der Goͤtter fuͤrlegen. Denn
wiſſe/ daß ich nach meiner Ankunfft in die
Stadt Jderſa in dem Phrixiſchen Tempel der
Morgenroͤthe/ woraus Jaſon den guͤlde-
nen Widder geholet/ dieſe Antwort bekommen
habe:

[Spaltenumbruch]
Wenn Zeno nicht mehr wird ſeyn Polemons ſein Sohn/
Wirſtu Armeniens gekroͤnte Fuͤrſtin werden.
Wenn du verlaſſen wirſt den vaͤterlichen Thron/
Wird Zeno dich befreyn/ viel aͤngſtiger Beſchwerden.
Wenn man dich wieder wird zur Koͤnigin einweih’n/
Wird er ein Koͤnigs Sohn und ſelbſt auch Koͤnig ſeyn.

Was meineſt du nun wol Salonine/ ob ich nicht
Urſach habe/ mich ſo wol dem Verhaͤn gniſſe gut-
willig zu unterwerffen/ als auf die fernere Huͤlf-
fe der Goͤtter zu verlaſſen/ welche bereit die Helf-
te dieſer ſo deutlichen Weiſſagung wahr gemacht
haben. Nicht nur ich/ fuhr Salonine fort/ ſon-
dern auch Artafernes verwundern ſich uͤber
dieſen goͤttlichen Offenbaꝛungen uͤbeꝛaus/ ſchoͤpf-
ten auch von demſelben Augenblicke an kraͤffti-
gen Troſt. Ja ich konte mich nicht enthalten
uͤberlaut zu ruffen: Jhr guͤtigen Goͤtter! Ach
laſſet doch unverlaͤngt geſchehen/ daß Fuͤrſt
Zeno dieſer beſtaͤndigen Koͤnigin/ bey der die
Liebe die Ehrſucht/ den groͤſſeſten Abgott
der Welt uͤberwindet/ von ihren aͤngſtigen
Beſchwerden befreye! Wir zogen hierauff fort/
kamen ſonder einige denckwuͤrdige Begeben-
heiten uͤber das Tauriſche Gebuͤrge nach E-
deſſa/ von dar durch die Cyrreſtiſche Landſchafft
noch Antiochia an dem Fluſſe Orontes in Sy-
rien/ und endlich von dar uͤber Meer nach Pa-
phos in Cypern/ wo der beruͤhmte Tempel
der Venus zu ſehen iſt. Selbigen ſoll Cyniras
an den Ort gebauet haben/ wo dieſe aus dem
Meere nach der Geburt ſteigende Goͤttin ih-
ren Fuß zum erſten mahl hingeſetzt. Thamy-
ras aus Cilicien hat darinnen zum erſten/ und
ſeine Nachkommen hernach lange Zeit geweiſ-
ſaget. Die itzigen Prieſter rechnen ihren Ur-
ſprung von Cynira her. Erato wolte die
Gelegenheit nicht verſaͤumen hier ihre An-
dacht zu verrichten. Wir begleiteten ſie in den
herrlichen Tempel/ welcher dreyfach mit Myr-
tenbaͤumen umgeben/ aus eitel weiſſen Mar-
mel recht in die Rundte/ und eben ſo wie der
Dianen Tempel zu Epheſus vierhundert

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[318/0370] Drittes Buch tiger und loͤblicher/ als des Mecenas/ der ihm dieſen loͤblichen Vorſatz wieder ausgeredet. Antiochus hat auch ſo thoͤricht nicht gethan/ als er ſich gegen die Roͤmer/ nach dem ſie ihn ſeines gantzen Gebietes diſſeit des Tauriſchen Gebuͤrges entſetzten/ bedanckte/ daß ſie ihm ei- ner ſo groſſen Uberlaſt und vieler Sorgen ent- buͤrdet haͤtten. Gleichwohl aber geſtehe ich/ daß die Liebe des gemeinen Heils mir die- ſe Laſt erleichtert/ ich auch wegen meiner Ge- maͤchligkeit dieſes Geſchencke der Goͤtter nicht weggeworffen haͤtte. Solte dir aber/ ver- trauteſte Salonine/ wohl ſchwer fallen die Haupt-Urſache dieſer meiner Entſchluͤſſung durch ein weniges Nachdencken zu errathen. Haſtu den unvergleichlichen Fuͤrſten Zeno ſo geſchwind aus dem Gedaͤchtniſſe bracht/ dem ich zu Sinope meine gantze Seele gewiedmet/ und deſſen Abweſenheit mich ſeit der Zeit keine Nacht ruhen/ noch auch aus der groͤſten Er- getzligkeit die geringſte Vergnuͤgung hat ſchoͤpf- fen laſſen? Oder traueſtu meinem Gemuͤthe zu/ daß ich nicht ihn/ ſondern ſein Gluͤcke ge- liebt? daß/ nach dem er auffgehoͤrt des Pole- mon Sohn/ und ein Erbe der Pontiſchen Koͤ- nigreiche zu ſeyn/ bey mir auch ſein Gedaͤcht- niß verſchwunden ſey? Nein ſicher! Jch wer- de ſeinethalben noch zehen Ariobarzanes und alle Armeniſche/ ja aller Welt Fuͤrſten ver- ſchmehen; Wenn ſchon ſeine Tugenden mein Gemuͤthe und deinen Zweiffel nicht uͤberrede- ten/ daß/ ob er ſchon kein Kind der Dynamis/ doch aus Fuͤrſtlichem Stamme entſproſſen ſey. Jſt dir ſeine eigene Fuͤrtreffligkeit nicht Be- weiſes genug/ ſo will ich dir ein unverwerf- liches Zeugniß der Goͤtter fuͤrlegen. Denn wiſſe/ daß ich nach meiner Ankunfft in die Stadt Jderſa in dem Phrixiſchen Tempel der Morgenroͤthe/ woraus Jaſon den guͤlde- nen Widder geholet/ dieſe Antwort bekommen habe: Wenn Zeno nicht mehr wird ſeyn Polemons ſein Sohn/ Wirſtu Armeniens gekroͤnte Fuͤrſtin werden. Wenn du verlaſſen wirſt den vaͤterlichen Thron/ Wird Zeno dich befreyn/ viel aͤngſtiger Beſchwerden. Wenn man dich wieder wird zur Koͤnigin einweih’n/ Wird er ein Koͤnigs Sohn und ſelbſt auch Koͤnig ſeyn. Was meineſt du nun wol Salonine/ ob ich nicht Urſach habe/ mich ſo wol dem Verhaͤn gniſſe gut- willig zu unterwerffen/ als auf die fernere Huͤlf- fe der Goͤtter zu verlaſſen/ welche bereit die Helf- te dieſer ſo deutlichen Weiſſagung wahr gemacht haben. Nicht nur ich/ fuhr Salonine fort/ ſon- dern auch Artafernes verwundern ſich uͤber dieſen goͤttlichen Offenbaꝛungen uͤbeꝛaus/ ſchoͤpf- ten auch von demſelben Augenblicke an kraͤffti- gen Troſt. Ja ich konte mich nicht enthalten uͤberlaut zu ruffen: Jhr guͤtigen Goͤtter! Ach laſſet doch unverlaͤngt geſchehen/ daß Fuͤrſt Zeno dieſer beſtaͤndigen Koͤnigin/ bey der die Liebe die Ehrſucht/ den groͤſſeſten Abgott der Welt uͤberwindet/ von ihren aͤngſtigen Beſchwerden befreye! Wir zogen hierauff fort/ kamen ſonder einige denckwuͤrdige Begeben- heiten uͤber das Tauriſche Gebuͤrge nach E- deſſa/ von dar durch die Cyrreſtiſche Landſchafft noch Antiochia an dem Fluſſe Orontes in Sy- rien/ und endlich von dar uͤber Meer nach Pa- phos in Cypern/ wo der beruͤhmte Tempel der Venus zu ſehen iſt. Selbigen ſoll Cyniras an den Ort gebauet haben/ wo dieſe aus dem Meere nach der Geburt ſteigende Goͤttin ih- ren Fuß zum erſten mahl hingeſetzt. Thamy- ras aus Cilicien hat darinnen zum erſten/ und ſeine Nachkommen hernach lange Zeit geweiſ- ſaget. Die itzigen Prieſter rechnen ihren Ur- ſprung von Cynira her. Erato wolte die Gelegenheit nicht verſaͤumen hier ihre An- dacht zu verrichten. Wir begleiteten ſie in den herrlichen Tempel/ welcher dreyfach mit Myr- tenbaͤumen umgeben/ aus eitel weiſſen Mar- mel recht in die Rundte/ und eben ſo wie der Dianen Tempel zu Epheſus vierhundert fuͤnff

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/370>, abgerufen am 09.05.2024.