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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Drittes Buch
[Spaltenumbruch] gen brachten/ und die besten Festungen Thür
und Thor auffsperreten; also daß Phraates nur
genugsam zu besetzen/ und wenig zu fechten fand.
Augustus kriegte die Nachricht hiervon/ und
Phraatens Schreiben auff einen Tag/ als er
seinen zwey muthwilligen Enckeln des Agrip-
pa Söhnen Cajus und Lucius in den Rath zu
kommen erlaubt/ dem Cajus auch das Priester-
thum/ hingegen dem Tiberius auff fünff Jahr
die Zunfftmeisterschafft zugeeignet/ durch diß
letztere aber seine Enckel mehr beleidiget/ als
durch das erste vergnügt hatte. Der Käyser/ der
ohnediß deshalben unwillig war/ schrieb im Ey-
fer einen hefftigen Brieff an Phraates/ darin
er ihm gar den Königlichen Titel entzog/ und aus
Armenien zu ziehen anbefahl; welchem aber
Phraates noch hoffärtiger antwortete/ dem
Käyser wie einem Bürgermeister schrieb/ sich
aber selbst einen König der Könige nennte/ und/
daß die Parthischen Waffen sich keine Feder ja-
gen liessen/ bedeutete. Jnzwischen trug der Käy-
ser dem Tiberius den Zug in das abgefallene
Armenien auff/ dieser aber/ weil er denen in der
Schooß des Käysers sitzenden und frechen
Jünglingen aus dem Wege zu weichen für
rathsamer hielt; oder weil er mit der Julia sei-
nem Ehweibe nicht länger hausen konte/ (welche
die Freyheit alle einem Weibe mögliche Laster zu
thun oder zu leiden nach der Grösse ihres Glü-
ckes ausmaß/) lehnete solches bescheidentlich ab/
und verlangte: daß er auff der Jnsel Rhodus in
Ein amkeit der Weltweisheit obliegen/ und von
bißherigen Reichs-Sorgen Lufft schöpffen
möchte. Wiewohl nun der Käyser und Livia
ihn hiervon abwendig zu machen bemühet war;
Jener zwar dadurch/ daß das gemeine Wesen
seiner vonnöthen hätte/ und die Süßigkeit des
Feld-Lebens ein grosser Geist denen nütz- und
rühmlichen Sorgen für die Wohlfarth des Va-
terlandes sich nicht solte abstehlen/ und keine ihm
mehrmahls aus eitelem Argwohn eingebildete
Verdrüßligkeit seinen Zirckel verrücken lassen.
[Spaltenumbruch] Livia aber: daß die Enteusserung vom Hoffe
nicht nur sein Ansehen und Gewalt unterbre-
chen/ sondern die durch so viel Sorgen in Grund
gelegte Hoffnung der Reichs-Folge durch seine
Abwesenheit verschwinden würde. Denn die
Völcker/ welche gleich die Sonne als einen
Gott verehren/ vergäßen ihre Andacht gegen sie/
wenn sie nicht gesehen würde; So war doch Tiber
hiervon nicht abwendig zu machen; sondern ant-
wortete Livien: daß das tollkühne Beginnen des
Cajus und Lucius ein Verlangen in Rom nach
ihm/ dessen man schon überdrüssig wäre/ und
ihn auch bey denen/ die ihn gegenwärtig haßten/
beliebt machen würde. Gegen den Käyser a-
ber führte er an: Seine bißherige Bemühung
hätte nichts minder einer Erholung/ als Bäu-
me und Aecker der Ruh von nöthen. Sinte-
mahl August nach der Fähigkeit seiner uner-
müdlichen Achseln als ein zweyfacher Atlas
nicht anderer Kräffte messen müste. Wie er
nun frische Lufft zu schöpffen unnachbleiblich
vonnöthen hätte; also wüste er keine anständige-
re als das Landleben zu erkiesen. Die ersten
Helden in Griechenland hätten sich auch im
Kriege für Troja dadurch erholet; und wie Au-
geus bey den Griechen/ also Hercules in Jta-
lien die Tingung und andere Vortheile des A-
ckerbaues gewiesen; ja so gar vier Könige/ nehm-
lich Hieron/ Philometor/ Attalus und Arche-
laus diese Kunst schrifftlich abzufassen gewür-
digt. Die Persischen Könige wären im Frie-
de nichts minder um ihre fruchtbaren Gärte
und Auen/ als zur Kriegszeit um die Waffen be-
kümmert gewest. Semir amis hätte mit ihren
hängenden Gärten sich berühmter/ als mit so
viel Siegen gemacht. Xenophon/ welcher am
Cyrus ein Muster eines vollkommenen Fürsten
fürbilden wollen/ setzte seinen gewohnten Auf-
fenthalt aufß Land/ und in die Persischen Lust-
wälder. Der vermeinte Urheber des Müssig-
gangs Epicur hätte nicht nur zu Athen in der
Stadt Lustgärte angelegt; sondern Tarqvinius

zu

Drittes Buch
[Spaltenumbruch] gen brachten/ und die beſten Feſtungen Thuͤr
und Thor auffſperreten; alſo daß Phraates nur
genugſam zu beſetzen/ und wenig zu fechten fand.
Auguſtus kriegte die Nachricht hiervon/ und
Phraatens Schreiben auff einen Tag/ als er
ſeinen zwey muthwilligen Enckeln des Agrip-
pa Soͤhnen Cajus und Lucius in den Rath zu
kommen erlaubt/ dem Cajus auch das Prieſter-
thum/ hingegen dem Tiberius auff fuͤnff Jahr
die Zunfftmeiſterſchafft zugeeignet/ durch diß
letztere aber ſeine Enckel mehr beleidiget/ als
durch das erſte vergnuͤgt hatte. Der Kaͤyſer/ der
ohnediß deshalben unwillig war/ ſchrieb im Ey-
fer einen hefftigen Brieff an Phraates/ darin
er ihm gar den Koͤniglichen Titel entzog/ und aus
Armenien zu ziehen anbefahl; welchem aber
Phraates noch hoffaͤrtiger antwortete/ dem
Kaͤyſer wie einem Buͤrgermeiſter ſchrieb/ ſich
aber ſelbſt einen Koͤnig der Koͤnige nennte/ und/
daß die Parthiſchen Waffen ſich keine Feder ja-
gen lieſſen/ bedeutete. Jnzwiſchen trug der Kaͤy-
ſer dem Tiberius den Zug in das abgefallene
Armenien auff/ dieſer aber/ weil er denen in der
Schooß des Kaͤyſers ſitzenden und frechen
Juͤnglingen aus dem Wege zu weichen fuͤr
rathſamer hielt; oder weil er mit der Julia ſei-
nem Ehweibe nicht laͤnger hauſen konte/ (welche
die Freyheit alle einem Weibe moͤgliche Laſter zu
thun oder zu leiden nach der Groͤſſe ihres Gluͤ-
ckes ausmaß/) lehnete ſolches beſcheidentlich ab/
und verlangte: daß er auff der Jnſel Rhodus in
Ein amkeit der Weltweisheit obliegen/ und von
bißherigen Reichs-Sorgen Lufft ſchoͤpffen
moͤchte. Wiewohl nun der Kaͤyſer und Livia
ihn hiervon abwendig zu machen bemuͤhet war;
Jener zwar dadurch/ daß das gemeine Weſen
ſeiner vonnoͤthen haͤtte/ und die Suͤßigkeit des
Feld-Lebens ein groſſer Geiſt denen nuͤtz- und
ruͤhmlichen Sorgen fuͤr die Wohlfarth des Va-
terlandes ſich nicht ſolte abſtehlen/ und keine ihm
mehrmahls aus eitelem Argwohn eingebildete
Verdruͤßligkeit ſeinen Zirckel verruͤcken laſſen.
[Spaltenumbruch] Livia aber: daß die Enteuſſerung vom Hoffe
nicht nur ſein Anſehen und Gewalt unterbre-
chen/ ſondern die durch ſo viel Sorgen in Grund
gelegte Hoffnung der Reichs-Folge durch ſeine
Abweſenheit verſchwinden wuͤrde. Denn die
Voͤlcker/ welche gleich die Sonne als einen
Gott verehren/ vergaͤßen ihre Andacht gegen ſie/
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hiervon nicht abwendig zu machen; ſondern ant-
wortete Livien: daß das tollkuͤhne Beginnen des
Cajus und Lucius ein Verlangen in Rom nach
ihm/ deſſen man ſchon uͤberdruͤſſig waͤre/ und
ihn auch bey denen/ die ihn gegenwaͤrtig haßten/
beliebt machen wuͤrde. Gegen den Kaͤyſer a-
ber fuͤhrte er an: Seine bißherige Bemuͤhung
haͤtte nichts minder einer Erholung/ als Baͤu-
me und Aecker der Ruh von noͤthen. Sinte-
mahl Auguſt nach der Faͤhigkeit ſeiner uner-
muͤdlichen Achſeln als ein zweyfacher Atlas
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nun friſche Lufft zu ſchoͤpffen unnachbleiblich
vonnoͤthen haͤtte; alſo wuͤſte er keine anſtaͤndige-
re als das Landleben zu erkieſen. Die erſten
Helden in Griechenland haͤtten ſich auch im
Kriege fuͤr Troja dadurch erholet; und wie Au-
geus bey den Griechen/ alſo Hercules in Jta-
lien die Tingung und andere Vortheile des A-
ckerbaues gewieſen; ja ſo gar vier Koͤnige/ nehm-
lich Hieron/ Philometor/ Attalus und Arche-
laus dieſe Kunſt ſchrifftlich abzufaſſen gewuͤr-
digt. Die Perſiſchen Koͤnige waͤren im Frie-
de nichts minder um ihre fruchtbaren Gaͤrte
und Auen/ als zur Kriegszeit um die Waffen be-
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viel Siegen gemacht. Xenophon/ welcher am
Cyrus ein Muſter eines vollkommenen Fuͤrſten
fuͤrbilden wollen/ ſetzte ſeinen gewohnten Auf-
fenthalt aufß Land/ und in die Perſiſchen Luſt-
waͤlder. Der vermeinte Urheber des Muͤſſig-
gangs Epicur haͤtte nicht nur zu Athen in der
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/298>, abgerufen am 11.05.2024.