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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nig Antiochus hatte seinen Blutsverwandten
Alexander/ der mit einem Theile des ihm anver-
trauten Kriegsvolcks zu den Römern überge-
gangen/ und dabey dem mit dem Antonius ge-
troffenen Frieden ihm ausgelieffert worden war/
auff offentlicher Schaubühne andern Aufrüh-
rern zum Abscheu hinrichten lassen. Dieses hielt
Augustus für einen Schimpff des Römischen
Volcks/ welches zeither allen fremden Aufwieg-
lern Thür und Thor aufgesperret/ und durch selb-
te mehr als durch eigene. Kräffte in dem trüben
Wasser der unruhigen Länder gefischt hatte. Da-
hero trug erihmsolche That welche künftig Mein-
eidigen die Lust nach Rom ziemlich versaltzen
dörfte/ zu rächen lange nach/ biß er bey sich ereig-
nenden Zwytracht zwischen ihm und seinen Bru-
der dem blinden Könige der Dentheleter/ Sitas/
Gelegenheit solche auszuüben erlangte. Wie wol
ins gemein dafür gehalten ward: daß des Sitas
Gemahlin Arimanthe/ mit welcher Augustus
die hernach mit seiner Tochter Julia sich als ei-
ne Freygelassene auffhaltende/ und bey ihrem
ausbrechenden Ehebruche mit dem Julius An-
conius sich erhenckende Phorbe durch Ehebruch
erzeugt hatte/ den Käyser wider den Antiochus
verhetzt hätte. Diese Herrschsüchtige Ariman-
the meinte/ nachdem sie dem Käyser in dem
Schooß säße/ er ihrem Ehemanne auch schon
Hülffe wider den Antiochus versprochen hatte/
es trüge ihr mehr keine Busse alle Laster auszu-
üben. Daher schickte Sitas/ oder vielmehr sie
unter dem Scheine die brüderliche Uneinigkeit
gütlich beyzulegen einen Gesandten zum Anti-
ochus/ der von dar vollends nach Rom ziehen/
und den Verlauff der Sachen berichten solte. Jm
Werck aber kundschaffte dieser des Antiochus
Verfassung aus/ und trachtete nicht allein seine
Diener zu bestechen/ sondern ihm auch gar Gifft
beyzubringen. Diese Verrätherey aber ward
offenbar/ und Antiochus ließ seines Bruders
Gesandten ans Creutz schlagen. Augustus nam
diese gerechte Straffe für eine Verletzung des
[Spaltenumbruch] Völcker-Rechts und des Römischen Volcks/ zu
welchem der Gecreutzigte gehen solte/ auff/ und
foderte den Antiochus nach Rom/ dafür Red und
Antwort zu geben. Artaxias/ dessen Schwe-
ster Antiochus hatte/ widerrieth ihm zu erschei-
nen/ aber er verließ sich auff seine gerechte Sa-
che. So bald er aber nach Rom kam/ ward er
für den Rath gestellet/ und gegen ihm auffgemu-
tzet/ wie nicht allein alle Völcker/ sondern auch
die Götter das den Botschafftern zugefügte Un-
recht mit Feuer und Schwerdt gerochen hätten.
Als König Psammenitus in Egypten des Königs
Cambyses Herold niedersebeln lassen/ hätten
ihn und sein Königreich die Götter in Camby-
sens Hände gegeben/ welcher des Psammenitus
Sohne und zwey tausend Memphitischen
Knaben Knöbel an den Mund legen/ sie zur
Schlachtbanck schleppen/ und dem Geiste des
Herolds auffopffern lassen. Also hätten sie auch
den Ariovist gestrafft/ weil er des Julius Cäsars
Gesandten Valerius Procillus in Ketten ge-
schlossen und verbrennen wollen. Als die Athe-
nienser des Darius Botschafft/ ungeachtet sie ih-
nen Erde und Wasser ansprachen/ in ein tieffes
Loch steckten/ wären sie fast alles ihrigen entsetzt;
und als sie des Königs Philippus todtes Bild
(Gesandten aber wären lebendige Bilder ihrer
Fürsten) mit Harn begossen/ wäre ihre Stadt
mit Asche/ Blut und Saltz besprenget wor-
den. Jnsonderheit wäre es bey den Römern
ein löbliches Herkommen/ solche Schmach mit
des Verbrechers Untergange abzutilgen. Als
die Tarentiner den Römischen Botschaffter Lu-
cius Posthumius verlachet und besudelt/ hät-
te Tarent hernach bitterlich weinen und den
wenigen Koth mit grossen Strömen Bluts ab-
waschen müssen. Die gantze Stadt Fidena sey
deßwegen eingeäschert worden. Sie selbst hät-
ten ihre eigene Bürger ihren Feinden zur Straf-
fe ausfolgen lassen/ die sich an ihren Gesandten
vergriffen/ als den L. Minutius und L. Mann-
lius den Carthaginensern/ den Qvintus Fabius/

und

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nig Antiochus hatte ſeinen Blutsverwandten
Alexander/ der mit einem Theile des ihm anver-
trauten Kriegsvolcks zu den Roͤmern uͤberge-
gangen/ und dabey dem mit dem Antonius ge-
troffenen Frieden ihm ausgelieffert woꝛden waꝛ/
auff offentlicher Schaubuͤhne andern Aufruͤh-
rern zum Abſcheu hinrichten laſſen. Dieſes hielt
Auguſtus fuͤr einen Schimpff des Roͤmiſchen
Volcks/ welches zeither allen fremden Aufwieg-
lern Thuͤꝛ und Thor aufgeſperret/ und duꝛch ſelb-
te mehr als durch eigene. Kraͤffte in dem truͤben
Waſſeꝛ der unꝛuhigen Laͤndeꝛ gefiſcht hatte. Da-
heꝛo tꝛug eꝛihmſolche That welche kuͤnftig Mein-
eidigen die Luſt nach Rom ziemlich verſaltzen
doͤrfte/ zu raͤchen lange nach/ biß er bey ſich ereig-
nenden Zwytꝛacht zwiſchen ihm und ſeinen Bꝛu-
der dem blinden Koͤnige der Dentheleter/ Sitas/
Gelegenheit ſolche auszuuͤben eꝛlangte. Wie wol
ins gemein dafuͤr gehalten ward: daß des Sitas
Gemahlin Arimanthe/ mit welcher Auguſtus
die hernach mit ſeiner Tochter Julia ſich als ei-
ne Freygelaſſene auffhaltende/ und bey ihrem
ausbrechenden Ehebruche mit dem Julius An-
conius ſich erhenckende Phorbe durch Ehebruch
erzeugt hatte/ den Kaͤyſer wider den Antiochus
verhetzt haͤtte. Dieſe Herrſchſuͤchtige Ariman-
the meinte/ nachdem ſie dem Kaͤyſer in dem
Schooß ſaͤße/ er ihrem Ehemanne auch ſchon
Huͤlffe wider den Antiochus verſprochen hatte/
es truͤge ihr mehr keine Buſſe alle Laſter auszu-
uͤben. Daher ſchickte Sitas/ oder vielmehr ſie
unter dem Scheine die bruͤderliche Uneinigkeit
guͤtlich beyzulegen einen Geſandten zum Anti-
ochus/ der von dar vollends nach Rom ziehen/
uñ den Verlauff der Sachen berichten ſolte. Jm
Werck aber kundſchaffte dieſer des Antiochus
Verfaſſung aus/ und trachtete nicht allein ſeine
Diener zu beſtechen/ ſondern ihm auch gar Gifft
beyzubringen. Dieſe Verraͤtherey aber ward
offenbar/ und Antiochus ließ ſeines Bruders
Geſandten ans Creutz ſchlagen. Auguſtus nam
dieſe gerechte Straffe fuͤr eine Verletzung des
[Spaltenumbruch] Voͤlcker-Rechts und des Roͤmiſchen Volcks/ zu
welchem der Gecreutzigte gehen ſolte/ auff/ und
foderte den Antiochus nach Rom/ dafuͤr Red und
Antwort zu geben. Artaxias/ deſſen Schwe-
ſter Antiochus hatte/ widerrieth ihm zu erſchei-
nen/ aber er verließ ſich auff ſeine gerechte Sa-
che. So bald er aber nach Rom kam/ ward er
fuͤr den Rath geſtellet/ und gegen ihm auffgemu-
tzet/ wie nicht allein alle Voͤlcker/ ſondern auch
die Goͤtter das den Botſchafftern zugefuͤgte Un-
recht mit Feuer und Schwerdt gerochen haͤtten.
Als Koͤnig Pſam̃enitus in Egypten des Koͤnigs
Cambyſes Herold niederſebeln laſſen/ haͤtten
ihn und ſein Koͤnigreich die Goͤtter in Camby-
ſens Haͤnde gegeben/ welcher des Pſammenitus
Sohne und zwey tauſend Memphitiſchen
Knaben Knoͤbel an den Mund legen/ ſie zur
Schlachtbanck ſchleppen/ und dem Geiſte des
Herolds auffopffern laſſen. Alſo haͤtten ſie auch
den Arioviſt geſtrafft/ weil er des Julius Caͤſars
Geſandten Valerius Procillus in Ketten ge-
ſchloſſen und verbrennen wollen. Als die Athe-
nienſer des Darius Botſchafft/ ungeachtet ſie ih-
nen Erde und Waſſer anſprachen/ in ein tieffes
Loch ſteckten/ waͤren ſie faſt alles ihrigen entſetzt;
und als ſie des Koͤnigs Philippus todtes Bild
(Geſandten aber waͤren lebendige Bilder ihrer
Fuͤrſten) mit Harn begoſſen/ waͤre ihre Stadt
mit Aſche/ Blut und Saltz beſprenget wor-
den. Jnſonderheit waͤre es bey den Roͤmern
ein loͤbliches Herkommen/ ſolche Schmach mit
des Verbrechers Untergange abzutilgen. Als
die Tarentiner den Roͤmiſchen Botſchaffter Lu-
cius Poſthumius verlachet und beſudelt/ haͤt-
te Tarent hernach bitterlich weinen und den
wenigen Koth mit groſſen Stroͤmen Bluts ab-
waſchen muͤſſen. Die gantze Stadt Fidena ſey
deßwegen eingeaͤſchert worden. Sie ſelbſt haͤt-
ten ihre eigene Buͤrgeꝛ ihren Feinden zuꝛ Straf-
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lius den Carthaginenſern/ den Qvintus Fabius/

und
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/283>, abgerufen am 25.11.2024.