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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dem wegen nicht geleisteten Beystandes er grimm-
ten Antonius nicht trauen solte. Alleine dieser
redliche Fürst ließ sich seine Schmeichel-Worte
einnehmen/ daß er ihm mit allem Fahrzeuge
über den Strom halff/ ihm Geld und Lebens-
Mittel entgegen schickte/ und das erhungerte
Heer in Armenien überwintern lies. Anto-
nius selbst zohe in Egypten zu Cleopatren/ und
nachdem Artabazes auf sein Ersuchen nicht zu
ihm kommen/ und auf das ihm gestellte Fallbret
treten wolte/ zohe er auf den Frühling wieder in
Armenien/ als sich vorher bey ihm Polemon
eingefunden/ und nicht allein für sich/ sondern
auch im Nahmen des Medischen Königes ein
Bündnüß mit ihm wider den Artabazes und
Phraates gemacht hatte. Wider jenen/ weil er
ihm die Römer über den Hals geführt; wider
diesen/ weil er mit ihm die Römische Beute un-
gleich getheilet/ und seine Tochter Berenizen
von sich verstossen hatte. Antonius eignete dem
Polemon zur Vergeltung das kleinere Armeni-
en zu/ schickte aber Artabazen so viel leichter ins
Garn zu locken den Quintus Dellius zu ihm/
und ließ für seinen mit Cleopatren gezeugten
Knaben Alexander um seine Tochter Statira
werben/ und umb eine Zusammenkunft anhal-
ten. Wie nun der von Maneses aufs neue
verwarnigte Artabazes allerhand Außflüchte
brauchte/ schickte Antonius den Dellius
mit eydlicher Versicherung seiner Freund-
schafft/ und betheuerlichen Schreiben des König
Archelaus in Cappadocien/ und des Amyntens
in Galatien/ welche er daselbst eingesetzt hatte/
noch einmal zum Artabazes/ folgte aber bald mit
seinem Heere auf dem Fusse nach. Artabazes
ward hierdurch theils beredet dem Antonius auf
seine glatte Worte zu trauen/ theils auch gezwun-
gen sein Mißtrauen nicht mercken zu lassen/
fand sich also gutwillig in sein Läger ein. An-
tonius aber nahm ihn alsobald in Haft/ und gab
für: Er müsse sich wegen entzogener Hülffe mit
einem grossen Stücke Geldes lösen/ führte ihn
[Spaltenumbruch] also für die Schlösser/ darinnen der Königliche
Schatz verwahret war. Nach dem aber die
Stadthalter solche nicht öfneten/ der Armenische
Adel auch alsofort seinen Sohn Artaxias zum
Könige erklärte/ ließ Antonius Artabazen in sil-
berne Fessel schliessen/ führete ihn mit seiner Ge-
mahlin und Kindern in einem Siegs-Geprän-
ge nach Alexandrien/ legte sie Cleopatren in gül-
denen Ketten zun Füssen/ und ließ ihnen endlich
in einem Schauspiele den Kopf abhauen/ als er
vernahm/ daß sich Artaxias mit dem Parthischen
Könige Tiridates verbunden hatte. Denn
weil Phraatens grausame Herrschafft alle Er-
trägligkeit überstieg/ hatten ihn die Parther ver-
stossen/ und Tiridaten auf den Reichs-Stul ge-
setzet; hingegen vermählete Antonius des Me-
dischen Königes Tochter Jotapen seinem Soh-
ne Alexander/ und schenckte ihm ein Stücke Ar-
meniens/ welche nach des Antonius Tode Au-
gustus ihrem Vater wieder zurück schickte; Cle-
opatra aber sendete Artabazens abgehauenen
Kopf zum Augustus. Als Salonine allhier
ein wenig Athem holete/ fing die Königin an:
Jch besorge/ die holdselige Thußnelda und die
schöne Jsmene werde aus Unwissenheit/ wohin
so viel frembde Geschichte zielen/ unserer Erzeh-
lungen überdrüssig werden/ daher kan ich mich
länger nicht enthalten/ ihr zu eröffnen/ daß diese
Armenische Könige meine Voreltern/ Artaxias
mein Vater gewesen/ ich aber die verstossene
Königin Erato sey/ welcher Unglück Salonine
nicht gnugsam auszudrücken getrauet/ wenn sie
nicht die Trauer-Fälle meines zum Elende ver-
sehenen/ nicht aber so lasterhaften Geschlechtes/
wie die Römer in der Welt von ihm ausgespren-
ger/ mit auf die Schaubühne stellete. Thußnelde
umbhalsete die Königin Erato mit Vergiessung
vieler Thränen/ und versicherte sie/ daß wie ihres
Stammes Trauer-Fälle ihr mitleidentlich tief
zu Hertzen gegangen wären; also schöpfte sie mit
Jsmenen aus derselben umbständlichen Erzeh-
lung nicht wenige Ergetzligkeit. Denn es hätte

das
Erster Eheil. F f

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dem wegen nicht geleiſteten Beyſtandes er grim̃-
ten Antonius nicht trauen ſolte. Alleine dieſer
redliche Fuͤrſt ließ ſich ſeine Schmeichel-Worte
einnehmen/ daß er ihm mit allem Fahrzeuge
uͤber den Strom halff/ ihm Geld und Lebens-
Mittel entgegen ſchickte/ und das erhungerte
Heer in Armenien uͤberwintern lies. Anto-
nius ſelbſt zohe in Egypten zu Cleopatren/ und
nachdem Artabazes auf ſein Erſuchen nicht zu
ihm kommen/ und auf das ihm geſtellte Fallbret
treten wolte/ zohe er auf den Fruͤhling wieder in
Armenien/ als ſich vorher bey ihm Polemon
eingefunden/ und nicht allein fuͤr ſich/ ſondern
auch im Nahmen des Mediſchen Koͤniges ein
Buͤndnuͤß mit ihm wider den Artabazes und
Phraates gemacht hatte. Wider jenen/ weil er
ihm die Roͤmer uͤber den Hals gefuͤhrt; wider
dieſen/ weil er mit ihm die Roͤmiſche Beute un-
gleich getheilet/ und ſeine Tochter Berenizen
von ſich verſtoſſen hatte. Antonius eignete dem
Polemon zur Vergeltung das kleinere Armeni-
en zu/ ſchickte aber Artabazen ſo viel leichter ins
Garn zu locken den Quintus Dellius zu ihm/
und ließ fuͤr ſeinen mit Cleopatren gezeugten
Knaben Alexander um ſeine Tochter Statira
werben/ und umb eine Zuſammenkunft anhal-
ten. Wie nun der von Maneſes aufs neue
verwarnigte Artabazes allerhand Außfluͤchte
brauchte/ ſchickte Antonius den Dellius
mit eydlicher Verſicherung ſeiner Freund-
ſchafft/ und betheuerlichen Schreiben des Koͤnig
Archelaus in Cappadocien/ und des Amyntens
in Galatien/ welche er daſelbſt eingeſetzt hatte/
noch einmal zum Artabazes/ folgte aber bald mit
ſeinem Heere auf dem Fuſſe nach. Artabazes
ward hierdurch theils beredet dem Antonius auf
ſeine glatte Worte zu trauen/ theils auch gezwun-
gen ſein Mißtrauen nicht mercken zu laſſen/
fand ſich alſo gutwillig in ſein Laͤger ein. An-
tonius aber nahm ihn alſobald in Haft/ und gab
fuͤr: Er muͤſſe ſich wegen entzogener Huͤlffe mit
einem groſſen Stuͤcke Geldes loͤſen/ fuͤhrte ihn
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Schatz verwahret war. Nach dem aber die
Stadthalter ſolche nicht oͤfneten/ der Armeniſche
Adel auch alſofort ſeinen Sohn Artaxias zum
Koͤnige erklaͤrte/ ließ Antonius Artabazen in ſil-
berne Feſſel ſchlieſſen/ fuͤhrete ihn mit ſeiner Ge-
mahlin und Kindern in einem Siegs-Gepraͤn-
ge nach Alexandrien/ legte ſie Cleopatren in guͤl-
denen Ketten zun Fuͤſſen/ und ließ ihnen endlich
in einem Schauſpiele den Kopf abhauen/ als er
vernahm/ daß ſich Artaxias mit dem Parthiſchen
Koͤnige Tiridates verbunden hatte. Denn
weil Phraatens grauſame Herrſchafft alle Er-
traͤgligkeit uͤberſtieg/ hatten ihn die Parther ver-
ſtoſſen/ und Tiridaten auf den Reichs-Stul ge-
ſetzet; hingegen vermaͤhlete Antonius des Me-
diſchen Koͤniges Tochter Jotapen ſeinem Soh-
ne Alexander/ und ſchenckte ihm ein Stuͤcke Ar-
meniens/ welche nach des Antonius Tode Au-
guſtus ihrem Vater wieder zuruͤck ſchickte; Cle-
opatra aber ſendete Artabazens abgehauenen
Kopf zum Auguſtus. Als Salonine allhier
ein wenig Athem holete/ fing die Koͤnigin an:
Jch beſorge/ die holdſelige Thußnelda und die
ſchoͤne Jſmene werde aus Unwiſſenheit/ wohin
ſo viel frembde Geſchichte zielen/ unſerer Erzeh-
lungen uͤberdruͤſſig werden/ daher kan ich mich
laͤnger nicht enthalten/ ihr zu eroͤffnen/ daß dieſe
Armeniſche Koͤnige meine Voreltern/ Artaxias
mein Vater geweſen/ ich aber die verſtoſſene
Koͤnigin Erato ſey/ welcher Ungluͤck Salonine
nicht gnugſam auszudruͤcken getrauet/ wenn ſie
nicht die Trauer-Faͤlle meines zum Elende ver-
ſehenen/ nicht aber ſo laſterhaften Geſchlechtes/
wie die Roͤmer in der Welt von ihm ausgeſpren-
ger/ mit auf die Schaubuͤhne ſtellete. Thußnelde
umbhalſete die Koͤnigin Erato mit Vergieſſung
vieler Thraͤnen/ und verſicherte ſie/ daß wie ihres
Stammes Trauer-Faͤlle ihr mitleidentlich tief
zu Hertzen gegangen waͤren; alſo ſchoͤpfte ſie mit
Jſmenen aus derſelben umbſtaͤndlichen Erzeh-
lung nicht wenige Ergetzligkeit. Denn es haͤtte

das
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[225/0277] Arminius und Thußnelda. dem wegen nicht geleiſteten Beyſtandes er grim̃- ten Antonius nicht trauen ſolte. Alleine dieſer redliche Fuͤrſt ließ ſich ſeine Schmeichel-Worte einnehmen/ daß er ihm mit allem Fahrzeuge uͤber den Strom halff/ ihm Geld und Lebens- Mittel entgegen ſchickte/ und das erhungerte Heer in Armenien uͤberwintern lies. Anto- nius ſelbſt zohe in Egypten zu Cleopatren/ und nachdem Artabazes auf ſein Erſuchen nicht zu ihm kommen/ und auf das ihm geſtellte Fallbret treten wolte/ zohe er auf den Fruͤhling wieder in Armenien/ als ſich vorher bey ihm Polemon eingefunden/ und nicht allein fuͤr ſich/ ſondern auch im Nahmen des Mediſchen Koͤniges ein Buͤndnuͤß mit ihm wider den Artabazes und Phraates gemacht hatte. Wider jenen/ weil er ihm die Roͤmer uͤber den Hals gefuͤhrt; wider dieſen/ weil er mit ihm die Roͤmiſche Beute un- gleich getheilet/ und ſeine Tochter Berenizen von ſich verſtoſſen hatte. Antonius eignete dem Polemon zur Vergeltung das kleinere Armeni- en zu/ ſchickte aber Artabazen ſo viel leichter ins Garn zu locken den Quintus Dellius zu ihm/ und ließ fuͤr ſeinen mit Cleopatren gezeugten Knaben Alexander um ſeine Tochter Statira werben/ und umb eine Zuſammenkunft anhal- ten. Wie nun der von Maneſes aufs neue verwarnigte Artabazes allerhand Außfluͤchte brauchte/ ſchickte Antonius den Dellius mit eydlicher Verſicherung ſeiner Freund- ſchafft/ und betheuerlichen Schreiben des Koͤnig Archelaus in Cappadocien/ und des Amyntens in Galatien/ welche er daſelbſt eingeſetzt hatte/ noch einmal zum Artabazes/ folgte aber bald mit ſeinem Heere auf dem Fuſſe nach. Artabazes ward hierdurch theils beredet dem Antonius auf ſeine glatte Worte zu trauen/ theils auch gezwun- gen ſein Mißtrauen nicht mercken zu laſſen/ fand ſich alſo gutwillig in ſein Laͤger ein. An- tonius aber nahm ihn alſobald in Haft/ und gab fuͤr: Er muͤſſe ſich wegen entzogener Huͤlffe mit einem groſſen Stuͤcke Geldes loͤſen/ fuͤhrte ihn alſo fuͤr die Schloͤſſer/ darinnen der Koͤnigliche Schatz verwahret war. Nach dem aber die Stadthalter ſolche nicht oͤfneten/ der Armeniſche Adel auch alſofort ſeinen Sohn Artaxias zum Koͤnige erklaͤrte/ ließ Antonius Artabazen in ſil- berne Feſſel ſchlieſſen/ fuͤhrete ihn mit ſeiner Ge- mahlin und Kindern in einem Siegs-Gepraͤn- ge nach Alexandrien/ legte ſie Cleopatren in guͤl- denen Ketten zun Fuͤſſen/ und ließ ihnen endlich in einem Schauſpiele den Kopf abhauen/ als er vernahm/ daß ſich Artaxias mit dem Parthiſchen Koͤnige Tiridates verbunden hatte. Denn weil Phraatens grauſame Herrſchafft alle Er- traͤgligkeit uͤberſtieg/ hatten ihn die Parther ver- ſtoſſen/ und Tiridaten auf den Reichs-Stul ge- ſetzet; hingegen vermaͤhlete Antonius des Me- diſchen Koͤniges Tochter Jotapen ſeinem Soh- ne Alexander/ und ſchenckte ihm ein Stuͤcke Ar- meniens/ welche nach des Antonius Tode Au- guſtus ihrem Vater wieder zuruͤck ſchickte; Cle- opatra aber ſendete Artabazens abgehauenen Kopf zum Auguſtus. Als Salonine allhier ein wenig Athem holete/ fing die Koͤnigin an: Jch beſorge/ die holdſelige Thußnelda und die ſchoͤne Jſmene werde aus Unwiſſenheit/ wohin ſo viel frembde Geſchichte zielen/ unſerer Erzeh- lungen uͤberdruͤſſig werden/ daher kan ich mich laͤnger nicht enthalten/ ihr zu eroͤffnen/ daß dieſe Armeniſche Koͤnige meine Voreltern/ Artaxias mein Vater geweſen/ ich aber die verſtoſſene Koͤnigin Erato ſey/ welcher Ungluͤck Salonine nicht gnugſam auszudruͤcken getrauet/ wenn ſie nicht die Trauer-Faͤlle meines zum Elende ver- ſehenen/ nicht aber ſo laſterhaften Geſchlechtes/ wie die Roͤmer in der Welt von ihm ausgeſpren- ger/ mit auf die Schaubuͤhne ſtellete. Thußnelde umbhalſete die Koͤnigin Erato mit Vergieſſung vieler Thraͤnen/ und verſicherte ſie/ daß wie ihres Stammes Trauer-Faͤlle ihr mitleidentlich tief zu Hertzen gegangen waͤren; alſo ſchoͤpfte ſie mit Jſmenen aus derſelben umbſtaͤndlichen Erzeh- lung nicht wenige Ergetzligkeit. Denn es haͤtte das Erſter Eheil. F f

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/277>, abgerufen am 11.05.2024.