Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
zwantzig tapffere Catten/ die sich biß nach Car-ras durchschlugen/ niedergesebelt. Jm verlasse- nen Lager blieben vier tausend schwache zurück/ und worden wie Kälber abgeschlachtet. Das Heer erreichte zwar auch Carras/ allein durch des Andromachus Verrätherey/ und einem vom Surena mit den Römern zum Schein ge- machten Frieden/ und gepflogener Unterredung/ fiel es erst in die Falle/ sintemal die Parther/ nach dem sie ihren Feind sicher gemacht/ und ihm Crassus im Nahmen ihres Königs mit einem köstlich auffgeputzten Pferde beschenckt hatten/ sie überfielen. Octavius stieß zwar den/ der ihm zum ersten in Zügel fiel/ todt/ ward aber rückwerts/ und nach ihm Petronius/ durchsto- chen. Maxarthes hieb dem Crassus mit seinem Sebel den Kopff und die rechte Hand ab. Die Kriegsknechte kamen von dem verfolgenden Feinde fast alle um/ oder wurden von den Arabern in ihre Einöden verschleppet/ also/ daß von hundert tausend kaum zehen tausend in Armenien/ Cilicien und Syrien entrannen/ welche von dieser grausamen Niederlage die Botschaft zu bringen kaum genug waren. Wor- unter auch Caßius war/ der hernach den Juli- us Cäsar erstach. Surena hingegen hielt zu Seleucia ein herrliches Siegs-Gepränge/ ie- der Parthe hatte auff seinem Sebel einen Fein- des-Kopff angespißt/ ein dem Crassus ähnlicher Gefangener ward in Königlicher Tracht zum Schauspiele geführet/ welchem eine Menge fürreitender Huren seine Zagheit in schimffli- lichen Liedern fürrückten. Unterdessen gieng es in Armenien zwischen dem Könige Oro- des und Artabazes scharff her/ und das Glü- cke hielt ihre Siege fast in gleicher Wagschale. So trug sich auch dieser seltzame Zufall zu/ daß Artabazes den Pacor Orodens Sohn in ei- nem Treffen/ Orodes aber Artabazens Schwe- ster/ die schöne Sigambis/ in einem Berg- Schlosse gefangen bekam. Als diese zwey grosse Gefangenen nun an dem Flusse auff einer Jnsel [Spaltenumbruch] gegen einander ausgewechselt wurden/ ward Pacorus im ersten Augenblicke von Liebe der- gestalt entzündet/ daß er alsofort seinem Vater zu Fuße fiel/ und ihn um ihre Vermählung an- flehete. Artabazes kriegte gleich die Post von des Crassus Untergange/ sahe also die gantze Parthische Macht ihm auff den Hals dringen/ dahero hielt er es nicht für thulich diese Gelegen- heit aus den Händen zu lassen/ so wohl einen an- ständigen Frieden zu stifften/ als das mächtige Haus der Arsacer mit seinem so feste zu verknüp- fen. Die Heyrath und Bündniß ward noch selbigen Tag geschlossen/ und das Beylager mit höchster Pracht und allen ersinnlichen Er- getzligkeiten vollzogen. Der gelehrte Fürst Artabazes gab selbst durch unterschiedene Ge- dichte seine Vergnügung an Tag/ in derer einem das glückwünschende Armenien einge- führt ward/ daraus ich alleine den Schluß er- zehlen wil: Augapffel Persiens/ und Auge dieser Welt/ Schweig/ Sonne/ daß du gebst die Wärmde den Gewächsen/ Den Völckern Geist und Licht. Der Parthen Volck und Feld/ Ja ihre Sonne muß nach meinem Labsal lächsen. Mein Phrat- und Tiger-Qvell tränckt ihren heissen Sand/ Sigambens Liebes-Thau lescht ihres Fürsten Brand. Jch gönne/ Sonne/ dir ein weisses Opffer-Pferd/ Daß Griechenland dir Oel/ der Mohre Zimmet bringet/ Doch ist mein Caucasus viel edler Opffer werth/ Mehr Weyrauchs; weil sein Schnee weit deine Glut verdringet. Die Seele brennt bey ihm/ die dort nicht glimmen kan/ Wenn Arsaces sein Hertz steckt meiner Göttin an. Doch bleibt Armenien auch Parthens Schuldnerin/ Sein kalter Taurus fühlt des Perseus Liebes-Feuer/ Reisst von Andromeden die schweren Fessel hin/ Erlegt durch seine Huld der Zwytracht Ungeheuer. Sigambis macht Pacorn/ Pacor Sigamben frey/ Daß durch sie beyder Reich verknüpfft und einig sey. Es bisamt Parthens Sud so uns're Wässer ein/ Daß Oel und Balsam nur aus ihnen kömmt geronnen. So mag iedwedes nur den andern Weyrauch streun/ Die Sonne meiner Fluth/ Araxes seiner Sonnen. Sigambens Seele schmiltzt für Parthens Liebes-Glut/ Und Arsacens zerrinnt in ihrer Anmuths-Flut. Als nun beyde Könige mit den Verlobten Ora- E e 2
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
zwantzig tapffere Catten/ die ſich biß nach Car-ras durchſchlugen/ niedergeſebelt. Jm verlaſſe- nen Lager blieben vier tauſend ſchwache zuruͤck/ und worden wie Kaͤlber abgeſchlachtet. Das Heer erreichte zwar auch Carras/ allein durch des Andromachus Verraͤtherey/ und einem vom Surena mit den Roͤmern zum Schein ge- machten Frieden/ und gepflogener Unterꝛedung/ fiel es erſt in die Falle/ ſintemal die Parther/ nach dem ſie ihren Feind ſicher gemacht/ und ihm Craſſus im Nahmen ihres Koͤnigs mit einem koͤſtlich auffgeputzten Pferde beſchenckt hatten/ ſie uͤberfielen. Octavius ſtieß zwar den/ der ihm zum erſten in Zuͤgel fiel/ todt/ ward aber ruͤckwerts/ und nach ihm Petronius/ durchſto- chen. Maxarthes hieb dem Craſſus mit ſeinem Sebel den Kopff und die rechte Hand ab. Die Kriegsknechte kamen von dem verfolgenden Feinde faſt alle um/ oder wurden von den Arabern in ihre Einoͤden verſchleppet/ alſo/ daß von hundert tauſend kaum zehen tauſend in Armenien/ Cilicien und Syrien entrannen/ welche von dieſer grauſamen Niederlage die Botſchaft zu bringen kaum genug waren. Woꝛ- unter auch Caßius war/ der hernach den Juli- us Caͤſar erſtach. Surena hingegen hielt zu Seleucia ein herrliches Siegs-Gepraͤnge/ ie- der Parthe hatte auff ſeinem Sebel einen Fein- des-Kopff angeſpißt/ ein dem Craſſus aͤhnlicher Gefangener ward in Koͤniglicher Tracht zum Schauſpiele gefuͤhret/ welchem eine Menge fuͤrreitender Huren ſeine Zagheit in ſchimffli- lichen Liedern fuͤrruͤckten. Unterdeſſen gieng es in Armenien zwiſchen dem Koͤnige Oro- des und Artabazes ſcharff her/ und das Gluͤ- cke hielt ihre Siege faſt in gleicher Wagſchale. So trug ſich auch dieſer ſeltzame Zufall zu/ daß Artabazes den Pacor Orodens Sohn in ei- nem Treffen/ Orodes aber Artabazens Schwe- ſter/ die ſchoͤne Sigambis/ in einem Berg- Schloſſe gefangen bekam. Als dieſe zwey groſſe Gefangenen nun an dem Fluſſe auff einer Jnſel [Spaltenumbruch] gegen einander ausgewechſelt wurden/ ward Pacorus im erſten Augenblicke von Liebe der- geſtalt entzuͤndet/ daß er alſofort ſeinem Vater zu Fuße fiel/ und ihn um ihre Vermaͤhlung an- flehete. Artabazes kriegte gleich die Poſt von des Craſſus Untergange/ ſahe alſo die gantze Parthiſche Macht ihm auff den Hals dringen/ dahero hielt er es nicht fuͤr thulich dieſe Gelegen- heit aus den Haͤnden zu laſſen/ ſo wohl einen an- ſtaͤndigen Frieden zu ſtifften/ als das maͤchtige Haus der Arſacer mit ſeinem ſo feſte zu verknuͤp- fen. Die Heyrath und Buͤndniß ward noch ſelbigen Tag geſchloſſen/ und das Beylager mit hoͤchſter Pracht und allen erſinnlichen Er- getzligkeiten vollzogen. Der gelehrte Fuͤrſt Artabazes gab ſelbſt durch unterſchiedene Ge- dichte ſeine Vergnuͤgung an Tag/ in derer einem das gluͤckwuͤnſchende Armenien einge- fuͤhrt ward/ daraus ich alleine den Schluß er- zehlen wil: Augapffel Perſiens/ und Auge dieſer Welt/ Schweig/ Sonne/ daß du gebſt die Waͤrmde den Gewaͤchſen/ Den Voͤlckern Geiſt und Licht. Der Parthen Volck und Feld/ Ja ihre Sonne muß nach meinem Labſal laͤchſen. Mein Phrat- und Tiger-Qvell traͤnckt ihren heiſſen Sand/ Sigambens Liebes-Thau leſcht ihres Fuͤrſten Brand. Jch goͤnne/ Sonne/ dir ein weiſſes Opffer-Pferd/ Daß Griechenland dir Oel/ der Mohre Zimmet bringet/ Doch iſt mein Caucaſus viel edler Opffer werth/ Mehr Weyrauchs; weil ſein Schnee weit deine Glut verdringet. Die Seele brennt bey ihm/ die dort nicht glimmen kan/ Wenn Arſaces ſein Hertz ſteckt meiner Goͤttin an. Doch bleibt Armenien auch Parthens Schuldnerin/ Sein kalter Taurus fuͤhlt des Perſeus Liebes-Feuer/ Reiſſt von Andromeden die ſchweren Feſſel hin/ Erlegt durch ſeine Huld der Zwytracht Ungeheuer. Sigambis macht Pacorn/ Pacor Sigamben frey/ Daß durch ſie beyder Reich verknuͤpfft und einig ſey. Es biſamt Parthens Sud ſo unſ’re Waͤſſer ein/ Daß Oel und Balſam nur aus ihnen koͤmmt geronnen. So mag iedwedes nur den andern Weyrauch ſtreun/ Die Sonne meiner Fluth/ Araxes ſeiner Sonnen. Sigambens Seele ſchmiltzt fuͤr Parthens Liebes-Glut/ Und Arſacens zerrinnt in ihrer Anmuths-Flut. Als nun beyde Koͤnige mit den Verlobten Ora- E e 2
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Arminius und Thußnelda.
zwantzig tapffere Catten/ die ſich biß nach Car-
ras durchſchlugen/ niedergeſebelt. Jm verlaſſe-
nen Lager blieben vier tauſend ſchwache zuruͤck/
und worden wie Kaͤlber abgeſchlachtet. Das
Heer erreichte zwar auch Carras/ allein durch
des Andromachus Verraͤtherey/ und einem vom
Surena mit den Roͤmern zum Schein ge-
machten Frieden/ und gepflogener Unterꝛedung/
fiel es erſt in die Falle/ ſintemal die Parther/ nach
dem ſie ihren Feind ſicher gemacht/ und ihm
Craſſus im Nahmen ihres Koͤnigs mit einem
koͤſtlich auffgeputzten Pferde beſchenckt hatten/
ſie uͤberfielen. Octavius ſtieß zwar den/ der
ihm zum erſten in Zuͤgel fiel/ todt/ ward aber
ruͤckwerts/ und nach ihm Petronius/ durchſto-
chen. Maxarthes hieb dem Craſſus mit ſeinem
Sebel den Kopff und die rechte Hand ab. Die
Kriegsknechte kamen von dem verfolgenden
Feinde faſt alle um/ oder wurden von den
Arabern in ihre Einoͤden verſchleppet/ alſo/
daß von hundert tauſend kaum zehen tauſend
in Armenien/ Cilicien und Syrien entrannen/
welche von dieſer grauſamen Niederlage die
Botſchaft zu bringen kaum genug waren. Woꝛ-
unter auch Caßius war/ der hernach den Juli-
us Caͤſar erſtach. Surena hingegen hielt zu
Seleucia ein herrliches Siegs-Gepraͤnge/ ie-
der Parthe hatte auff ſeinem Sebel einen Fein-
des-Kopff angeſpißt/ ein dem Craſſus aͤhnlicher
Gefangener ward in Koͤniglicher Tracht zum
Schauſpiele gefuͤhret/ welchem eine Menge
fuͤrreitender Huren ſeine Zagheit in ſchimffli-
lichen Liedern fuͤrruͤckten. Unterdeſſen gieng
es in Armenien zwiſchen dem Koͤnige Oro-
des und Artabazes ſcharff her/ und das Gluͤ-
cke hielt ihre Siege faſt in gleicher Wagſchale.
So trug ſich auch dieſer ſeltzame Zufall zu/ daß
Artabazes den Pacor Orodens Sohn in ei-
nem Treffen/ Orodes aber Artabazens Schwe-
ſter/ die ſchoͤne Sigambis/ in einem Berg-
Schloſſe gefangen bekam. Als dieſe zwey groſſe
Gefangenen nun an dem Fluſſe auff einer Jnſel
gegen einander ausgewechſelt wurden/ ward
Pacorus im erſten Augenblicke von Liebe der-
geſtalt entzuͤndet/ daß er alſofort ſeinem Vater
zu Fuße fiel/ und ihn um ihre Vermaͤhlung an-
flehete. Artabazes kriegte gleich die Poſt von
des Craſſus Untergange/ ſahe alſo die gantze
Parthiſche Macht ihm auff den Hals dringen/
dahero hielt er es nicht fuͤr thulich dieſe Gelegen-
heit aus den Haͤnden zu laſſen/ ſo wohl einen an-
ſtaͤndigen Frieden zu ſtifften/ als das maͤchtige
Haus der Arſacer mit ſeinem ſo feſte zu verknuͤp-
fen. Die Heyrath und Buͤndniß ward noch
ſelbigen Tag geſchloſſen/ und das Beylager
mit hoͤchſter Pracht und allen erſinnlichen Er-
getzligkeiten vollzogen. Der gelehrte Fuͤrſt
Artabazes gab ſelbſt durch unterſchiedene Ge-
dichte ſeine Vergnuͤgung an Tag/ in derer
einem das gluͤckwuͤnſchende Armenien einge-
fuͤhrt ward/ daraus ich alleine den Schluß er-
zehlen wil:
Augapffel Perſiens/ und Auge dieſer Welt/
Schweig/ Sonne/ daß du gebſt die Waͤrmde den Gewaͤchſen/
Den Voͤlckern Geiſt und Licht. Der Parthen Volck und Feld/
Ja ihre Sonne muß nach meinem Labſal laͤchſen.
Mein Phrat- und Tiger-Qvell traͤnckt ihren heiſſen Sand/
Sigambens Liebes-Thau leſcht ihres Fuͤrſten Brand.
Jch goͤnne/ Sonne/ dir ein weiſſes Opffer-Pferd/
Daß Griechenland dir Oel/ der Mohre Zimmet bringet/
Doch iſt mein Caucaſus viel edler Opffer werth/
Mehr Weyrauchs; weil ſein Schnee weit deine Glut verdringet.
Die Seele brennt bey ihm/ die dort nicht glimmen kan/
Wenn Arſaces ſein Hertz ſteckt meiner Goͤttin an.
Doch bleibt Armenien auch Parthens Schuldnerin/
Sein kalter Taurus fuͤhlt des Perſeus Liebes-Feuer/
Reiſſt von Andromeden die ſchweren Feſſel hin/
Erlegt durch ſeine Huld der Zwytracht Ungeheuer.
Sigambis macht Pacorn/ Pacor Sigamben frey/
Daß durch ſie beyder Reich verknuͤpfft und einig ſey.
Es biſamt Parthens Sud ſo unſ’re Waͤſſer ein/
Daß Oel und Balſam nur aus ihnen koͤmmt geronnen.
So mag iedwedes nur den andern Weyrauch ſtreun/
Die Sonne meiner Fluth/ Araxes ſeiner Sonnen.
Sigambens Seele ſchmiltzt fuͤr Parthens Liebes-Glut/
Und Arſacens zerrinnt in ihrer Anmuths-Flut.
Als nun beyde Koͤnige mit den Verlobten
gleich Taffel hielten/ brachte Sillaces des Craſ-
ſus Haupt in das Zimmer/ und warff es dem
Ora-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/271>, abgerufen am 19.07.2024. |