Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.
Alleine Deutschland noch vielmehr/ Nun seine zwey Gestirne sich vermählen. Man wird die güldne Zeit von diesem Tag' an zehlen/ Der Nachwelt Wolstand rechnen her/ Da Herrmanns und Thußneldens keusche Flammen Uns neigen zu des milden Himmels hold/ Der Erde Fruchtbarkeit/ der edlen Freyheit Gold/ Und hundert tausend Seeln vereinbaren zusammen. So
Alleine Deutſchland noch vielmehr/ Nun ſeine zwey Geſtirne ſich vermaͤhlen. Man wird die guͤldne Zeit von dieſem Tag’ an zehlen/ Der Nachwelt Wolſtand rechnen her/ Da Herrmanns und Thußneldens keuſche Flammen Uns neigen zu des milden Himmels hold/ Der Erde Fruchtbarkeit/ der edlen Freyheit Gold/ Und hundert tauſend Seeln vereinbaren zuſammen. So
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <l> <pb facs="#f1497" n="1429[1431]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Denn die iſt’s Himmels Hertz’/ der Geiſt der gantzen Welt/</l><lb/> <l>Die Seele der Natur/ der Liebe Brunn und Amme/</l><lb/> <l>Die ſich uhrſpruͤnglich nur in Hertz’ und Seel’ aufhaͤlt.</l><lb/> <l>Die Sternen ſind unfruchtbar/ ohne Schein/</l><lb/> <l>Wenn nicht die Sonn’ in ſie ſo Licht/ als Saamen floͤſſet.</l><lb/> <l>Sie machet: daß die Zahl der Sterne ſich vergroͤſſet/</l><lb/> <l>Weil mehrmahls Drach’ und Schwan mit neuen traͤchtig ſeyn.</l><lb/> <l>Von ihrer Schwaͤngerung gebiehrt</l><lb/> <l>Die Erde Gold/ das Meer Korall/ die Baͤume Fruͤchte.</l><lb/> <l>Die Welt iſt aber todt/ und die Natur gefriert/</l><lb/> <l>Wo nur der kalte Baͤr mit dem geborgten Lichte</l><lb/> <l>Beſcheint die duͤſtre Mitternacht/</l><lb/> <l>Wenn’s holde Sonnen-Rad die Sud-Welt ſchwanger macht;</l><lb/> <l>Und durch ihr Licht der Jſis Bild/ die Erde</l><lb/> <l>Befruchtet: daß ſie Milch aus tauſend Bruͤſten ſpritzt;</l><lb/> <l>Daß ihre Mutter-Schoß Wein/ Oel und Balſam ſchwitzt.</l><lb/> <l>Jedoch zeigt dieſe Braut durch ihr verliebt Gebehrde</l><lb/> <l>Wie angenehm ihr Braͤutigam ihr ſey.</l><lb/> <l>Sie muͤhet ſich ſein Bild/ der Sonne Liebes-Strahlen</l><lb/> <l>Auf edlen Stein- und Blumen abzumahlen.</l><lb/> <l>Die Sonne rennt ſo ſchleunig nicht vorbey/</l><lb/> <l>Es folgt ihr die in ſie verliebte Sonnen-Wende.</l><lb/> <l>Sinckt denn die Sonn’ in Meer und Nacht/</l><lb/> <l>Verkehrn in Thraͤnen - Thau ſich aller Kraͤuter Braͤnde.</l><lb/> <l>Die Roſe/ die der Welt ihr Auge ſtets anlacht/</l><lb/> <l>Schleußt ihre Blaͤtter zu/ entpurpert ihre Wangen/</l><lb/> <l>Haͤngt zu der Erd ihr traurig Haupt/</l><lb/> <l>Sie huͤllt ſich in die Nacht fuͤr luͤſternem Verlangen/</l><lb/> <l>Weil ſie des Liebſten iſt beraubt.</l><lb/> <l>Wenn aber nur der Tag vermaͤhlet Erd’ und Sonne/</l><lb/> <l>So ſchoͤpfft Natur und Werck Erqvickung/ Luſt und Wonne.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Alleine Deutſchland noch vielmehr/</l><lb/> <l>Nun ſeine zwey Geſtirne ſich vermaͤhlen.</l><lb/> <l>Man wird die guͤldne Zeit von dieſem Tag’ an zehlen/</l><lb/> <l>Der Nachwelt Wolſtand rechnen her/</l><lb/> <l>Da Herrmanns und Thußneldens keuſche Flammen</l><lb/> <l>Uns neigen zu des milden Himmels hold/</l><lb/> <l>Der Erde Fruchtbarkeit/ der edlen Freyheit Gold/</l><lb/> <l>Und hundert tauſend Seeln vereinbaren zuſammen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1429[1431]/1497]
Arminius und Thußnelda.
Denn die iſt’s Himmels Hertz’/ der Geiſt der gantzen Welt/
Die Seele der Natur/ der Liebe Brunn und Amme/
Die ſich uhrſpruͤnglich nur in Hertz’ und Seel’ aufhaͤlt.
Die Sternen ſind unfruchtbar/ ohne Schein/
Wenn nicht die Sonn’ in ſie ſo Licht/ als Saamen floͤſſet.
Sie machet: daß die Zahl der Sterne ſich vergroͤſſet/
Weil mehrmahls Drach’ und Schwan mit neuen traͤchtig ſeyn.
Von ihrer Schwaͤngerung gebiehrt
Die Erde Gold/ das Meer Korall/ die Baͤume Fruͤchte.
Die Welt iſt aber todt/ und die Natur gefriert/
Wo nur der kalte Baͤr mit dem geborgten Lichte
Beſcheint die duͤſtre Mitternacht/
Wenn’s holde Sonnen-Rad die Sud-Welt ſchwanger macht;
Und durch ihr Licht der Jſis Bild/ die Erde
Befruchtet: daß ſie Milch aus tauſend Bruͤſten ſpritzt;
Daß ihre Mutter-Schoß Wein/ Oel und Balſam ſchwitzt.
Jedoch zeigt dieſe Braut durch ihr verliebt Gebehrde
Wie angenehm ihr Braͤutigam ihr ſey.
Sie muͤhet ſich ſein Bild/ der Sonne Liebes-Strahlen
Auf edlen Stein- und Blumen abzumahlen.
Die Sonne rennt ſo ſchleunig nicht vorbey/
Es folgt ihr die in ſie verliebte Sonnen-Wende.
Sinckt denn die Sonn’ in Meer und Nacht/
Verkehrn in Thraͤnen - Thau ſich aller Kraͤuter Braͤnde.
Die Roſe/ die der Welt ihr Auge ſtets anlacht/
Schleußt ihre Blaͤtter zu/ entpurpert ihre Wangen/
Haͤngt zu der Erd ihr traurig Haupt/
Sie huͤllt ſich in die Nacht fuͤr luͤſternem Verlangen/
Weil ſie des Liebſten iſt beraubt.
Wenn aber nur der Tag vermaͤhlet Erd’ und Sonne/
So ſchoͤpfft Natur und Werck Erqvickung/ Luſt und Wonne.
Alleine Deutſchland noch vielmehr/
Nun ſeine zwey Geſtirne ſich vermaͤhlen.
Man wird die guͤldne Zeit von dieſem Tag’ an zehlen/
Der Nachwelt Wolſtand rechnen her/
Da Herrmanns und Thußneldens keuſche Flammen
Uns neigen zu des milden Himmels hold/
Der Erde Fruchtbarkeit/ der edlen Freyheit Gold/
Und hundert tauſend Seeln vereinbaren zuſammen.
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