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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] bogen hohe Sonnen-Seule zu Rhodis/ und
das aus dem Medischen Berge gemachte
Bild der Semiramis. Also wäre die Eitel-
keit der Ehrsucht nicht bald eine Vermehre-
rin des Ehren-Ruhms. Die Natur hinge-
gen billigte selbst das Gedächtnüs der Ehren-
Maale/ wenn sie nicht nur selbst mehrmahls
eine Bildhauerin; ja nichts minder als jener
Grieche/ der sich mit des Praxiteles Venus
vermählen wolte; und Junius Pisciculus/ der
eine marmelne Thespias umbarmete/ eine
Liebhaberin der Kunst-Bilder abgebe; wenn
sie dem auf derselben Häuptern gewachsenem
Kraute die Krafft dem Haupt-Weh abzuhelf-
fen zueignete. Nichts weniger hielte das
Verhängnüs gleichsam absonderlich die Hand
über wolver dienten Gedächtnüs-Seulen; wel-
che so gar die grimmigsten Feinde zu beschä-
digen sich allezeit gescheuet hätten. Mum-
mius hätte aus dem brennenden Corinth der
Griechischen Helden Bilder/ und Lucullus
der Pontischen Könige aus dem Verterben
errettet. Diomedes wäre durch eine Kranck-
heit gezwungen worden/ dem Eneas das Tro-
janische Schutz-Bild wieder zu geben. Cam-
byses hätte zwar die von denen Sonnen-
Strahlen laute Memnons-Seule eröffnet;
als er aber darinnen keinen Werckzeug sol-
chen Gethönes gesunden/ selbte wie andere
Egyptische Seltzamkeiten zu zerdrümmern
nicht das Hertze gehabt. Den Käyser Au-
gust hätte ein Traum so lange gequälet/ bis
er den Ephesiern ihren vom Myron gemach-
ten Apollo wieder gegeben/ den ihnen Anton
genommen hatte. Wenn auch schon die Ehr-
sucht einem Helden-Bilde den Kopff abge-
brochen/ und eines unwürdigen Wütterichs
darauf gesätzt hätte; wäre doch dieser niemals
lange stehen; des erstern Ruhm aber unver-
sehrt/ und die Seule sein Eigenthum geblie-
ben. GOtt hätte diese mehrmals zu Merck-
[Spaltenumbruch] maalen seiner Straffe gebraucht; und selbte
wie der Bildhauer Agoracritus seine mar-
melne Venus in das Bild der Rache ver-
wandelt. Käyser Cajus/ der des Pompejus
blutiges Haupt mit Freuden-Thränen bene-
tzet/ wäre todt und blutig unter die Seule des
Pompejus gefallen. Hingegen habe sie der Him-
mel offt aus einer geheimen Neigung zu Schutz-
Bildern der Menschen und Reiche erkieset. Von
den Römern wären selbte mehrmals als ge-
wisse Gräntz-Maale/ welche ihre Feinde un-
möglich überschreiten könten/ wider die Deut-
schen und andere Völcker eingegraben wor-
den. Aus diesem Glauben hätte Cajus Ce-
stius allezeit ein gewisses Bild mit in die
Schlacht genommen/ und des grossen Alexan-
ders Zelt wäre von eitel Bildern unterstützt
gewest; derer zwey die Römer hernach für
das Heiligthum des rächenden Kriegs-Gottes
gesätzt hätten. Uber dis wären durch solche heili-
ge Schutz-Seulen denen Feinden die Durch-
farth der Sicilischen Meer-Enge/ dem Berge
Etna mit Feuer-ausspeyen Schaden zu thun/
den Störchen die Stadt Byzantz zu beunru-
higen verwehret; und durch das aufgerich-
tete Bild des Charons die Pest gestillet wor-
den. Zu geschweigen: daß das Bild des
Apollo zu Buma drey Tag und Nächte we-
gen des von den Römern wider die Griechen
erhobenen Krieges/ und die Juno zu Lamiri-
um wegen bevorstehender Pest jämmerlich
geweinet hätten. Welche Eigenschafften ver-
muthlich Anlaß gegeben: daß die Bilder der
Fürsten zu Freystädten wären erkieset wor-
den. Wenn aber auch schon die Welt von
den Ehren-Seulen keinen so seltzamen/ son-
dern nur diesen allgemeinen Vortheil zu hof-
fen hätte: daß sie die Nachkommen zu tapf-
ferer Nachartung auffrischen/ und die glim-
mende Tugend recht in Brand bringen/ wäre
doch ihr Nutzen unschätzbar; und fürnemlich in

Deut-
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] bogen hohe Sonnen-Seule zu Rhodis/ und
das aus dem Mediſchen Berge gemachte
Bild der Semiramis. Alſo waͤre die Eitel-
keit der Ehrſucht nicht bald eine Vermehre-
rin des Ehren-Ruhms. Die Natur hinge-
gen billigte ſelbſt das Gedaͤchtnuͤs der Ehren-
Maale/ wenn ſie nicht nur ſelbſt mehrmahls
eine Bildhauerin; ja nichts minder als jener
Grieche/ der ſich mit des Praxiteles Venus
vermaͤhlen wolte; und Junius Piſciculus/ der
eine marmelne Theſpias umbarmete/ eine
Liebhaberin der Kunſt-Bilder abgebe; wenn
ſie dem auf derſelben Haͤuptern gewachſenem
Kraute die Krafft dem Haupt-Weh abzuhelf-
fen zueignete. Nichts weniger hielte das
Verhaͤngnuͤs gleichſam abſonderlich die Hand
uͤber wolver dienten Gedaͤchtnuͤs-Seulen; wel-
che ſo gar die grimmigſten Feinde zu beſchaͤ-
digen ſich allezeit geſcheuet haͤtten. Mum-
mius haͤtte aus dem brennenden Corinth der
Griechiſchen Helden Bilder/ und Lucullus
der Pontiſchen Koͤnige aus dem Verterben
errettet. Diomedes waͤre durch eine Kranck-
heit gezwungen worden/ dem Eneas das Tro-
janiſche Schutz-Bild wieder zu geben. Cam-
byſes haͤtte zwar die von denen Sonnen-
Strahlen laute Memnons-Seule eroͤffnet;
als er aber darinnen keinen Werckzeug ſol-
chen Gethoͤnes geſunden/ ſelbte wie andere
Egyptiſche Seltzamkeiten zu zerdruͤmmern
nicht das Hertze gehabt. Den Kaͤyſer Au-
guſt haͤtte ein Traum ſo lange gequaͤlet/ bis
er den Epheſiern ihren vom Myron gemach-
ten Apollo wieder gegeben/ den ihnen Anton
genommen hatte. Wenn auch ſchon die Ehr-
ſucht einem Helden-Bilde den Kopff abge-
brochen/ und eines unwuͤrdigen Wuͤtterichs
darauf geſaͤtzt haͤtte; waͤre doch dieſer niemals
lange ſtehen; des erſtern Ruhm aber unver-
ſehrt/ und die Seule ſein Eigenthum geblie-
ben. GOtt haͤtte dieſe mehrmals zu Merck-
[Spaltenumbruch] maalen ſeiner Straffe gebraucht; und ſelbte
wie der Bildhauer Agoracritus ſeine mar-
melne Venus in das Bild der Rache ver-
wandelt. Kaͤyſer Cajus/ der des Pompejus
blutiges Haupt mit Freuden-Thraͤnen bene-
tzet/ waͤre todt und blutig unter die Seule des
Pompejus gefallen. Hingegen habe ſie deꝛ Him-
mel offt aus einer geheimẽ Neigung zu Schutz-
Bildern der Menſchen und Reiche eꝛkieſet. Von
den Roͤmern waͤren ſelbte mehrmals als ge-
wiſſe Graͤntz-Maale/ welche ihre Feinde un-
moͤglich uͤberſchreiten koͤnten/ wider die Deut-
ſchen und andere Voͤlcker eingegraben wor-
den. Aus dieſem Glauben haͤtte Cajus Ce-
ſtius allezeit ein gewiſſes Bild mit in die
Schlacht genommen/ und des groſſen Alexan-
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geweſt; derer zwey die Roͤmer hernach fuͤr
das Heiligthum des raͤchenden Kriegs-Gottes
geſaͤtzt haͤtten. Uber dis waͤren durch ſolche heili-
ge Schutz-Seulen denen Feinden die Durch-
farth der Siciliſchen Meer-Enge/ dem Berge
Etna mit Feuer-ausſpeyen Schaden zu thun/
den Stoͤrchen die Stadt Byzantz zu beunru-
higen verwehret; und durch das aufgerich-
tete Bild des Charons die Peſt geſtillet wor-
den. Zu geſchweigen: daß das Bild des
Apollo zu Buma drey Tag und Naͤchte we-
gen des von den Roͤmern wider die Griechen
erhobenen Krieges/ und die Juno zu Lamiri-
um wegen bevorſtehender Peſt jaͤmmerlich
geweinet haͤtten. Welche Eigenſchafften ver-
muthlich Anlaß gegeben: daß die Bilder der
Fuͤrſten zu Freyſtaͤdten waͤren erkieſet wor-
den. Wenn aber auch ſchon die Welt von
den Ehren-Seulen keinen ſo ſeltzamen/ ſon-
dern nur dieſen allgemeinen Vortheil zu hof-
fen haͤtte: daß ſie die Nachkommen zu tapf-
ferer Nachartung auffriſchen/ und die glim-
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[1421[1423]/1489] Arminius und Thußnelda. bogen hohe Sonnen-Seule zu Rhodis/ und das aus dem Mediſchen Berge gemachte Bild der Semiramis. Alſo waͤre die Eitel- keit der Ehrſucht nicht bald eine Vermehre- rin des Ehren-Ruhms. Die Natur hinge- gen billigte ſelbſt das Gedaͤchtnuͤs der Ehren- Maale/ wenn ſie nicht nur ſelbſt mehrmahls eine Bildhauerin; ja nichts minder als jener Grieche/ der ſich mit des Praxiteles Venus vermaͤhlen wolte; und Junius Piſciculus/ der eine marmelne Theſpias umbarmete/ eine Liebhaberin der Kunſt-Bilder abgebe; wenn ſie dem auf derſelben Haͤuptern gewachſenem Kraute die Krafft dem Haupt-Weh abzuhelf- fen zueignete. Nichts weniger hielte das Verhaͤngnuͤs gleichſam abſonderlich die Hand uͤber wolver dienten Gedaͤchtnuͤs-Seulen; wel- che ſo gar die grimmigſten Feinde zu beſchaͤ- digen ſich allezeit geſcheuet haͤtten. Mum- mius haͤtte aus dem brennenden Corinth der Griechiſchen Helden Bilder/ und Lucullus der Pontiſchen Koͤnige aus dem Verterben errettet. Diomedes waͤre durch eine Kranck- heit gezwungen worden/ dem Eneas das Tro- janiſche Schutz-Bild wieder zu geben. Cam- byſes haͤtte zwar die von denen Sonnen- Strahlen laute Memnons-Seule eroͤffnet; als er aber darinnen keinen Werckzeug ſol- chen Gethoͤnes geſunden/ ſelbte wie andere Egyptiſche Seltzamkeiten zu zerdruͤmmern nicht das Hertze gehabt. Den Kaͤyſer Au- guſt haͤtte ein Traum ſo lange gequaͤlet/ bis er den Epheſiern ihren vom Myron gemach- ten Apollo wieder gegeben/ den ihnen Anton genommen hatte. Wenn auch ſchon die Ehr- ſucht einem Helden-Bilde den Kopff abge- brochen/ und eines unwuͤrdigen Wuͤtterichs darauf geſaͤtzt haͤtte; waͤre doch dieſer niemals lange ſtehen; des erſtern Ruhm aber unver- ſehrt/ und die Seule ſein Eigenthum geblie- ben. GOtt haͤtte dieſe mehrmals zu Merck- maalen ſeiner Straffe gebraucht; und ſelbte wie der Bildhauer Agoracritus ſeine mar- melne Venus in das Bild der Rache ver- wandelt. Kaͤyſer Cajus/ der des Pompejus blutiges Haupt mit Freuden-Thraͤnen bene- tzet/ waͤre todt und blutig unter die Seule des Pompejus gefallen. Hingegen habe ſie deꝛ Him- mel offt aus einer geheimẽ Neigung zu Schutz- Bildern der Menſchen und Reiche eꝛkieſet. Von den Roͤmern waͤren ſelbte mehrmals als ge- wiſſe Graͤntz-Maale/ welche ihre Feinde un- moͤglich uͤberſchreiten koͤnten/ wider die Deut- ſchen und andere Voͤlcker eingegraben wor- den. Aus dieſem Glauben haͤtte Cajus Ce- ſtius allezeit ein gewiſſes Bild mit in die Schlacht genommen/ und des groſſen Alexan- ders Zelt waͤre von eitel Bildern unterſtuͤtzt geweſt; derer zwey die Roͤmer hernach fuͤr das Heiligthum des raͤchenden Kriegs-Gottes geſaͤtzt haͤtten. Uber dis waͤren durch ſolche heili- ge Schutz-Seulen denen Feinden die Durch- farth der Siciliſchen Meer-Enge/ dem Berge Etna mit Feuer-ausſpeyen Schaden zu thun/ den Stoͤrchen die Stadt Byzantz zu beunru- higen verwehret; und durch das aufgerich- tete Bild des Charons die Peſt geſtillet wor- den. Zu geſchweigen: daß das Bild des Apollo zu Buma drey Tag und Naͤchte we- gen des von den Roͤmern wider die Griechen erhobenen Krieges/ und die Juno zu Lamiri- um wegen bevorſtehender Peſt jaͤmmerlich geweinet haͤtten. Welche Eigenſchafften ver- muthlich Anlaß gegeben: daß die Bilder der Fuͤrſten zu Freyſtaͤdten waͤren erkieſet wor- den. Wenn aber auch ſchon die Welt von den Ehren-Seulen keinen ſo ſeltzamen/ ſon- dern nur dieſen allgemeinen Vortheil zu hof- fen haͤtte: daß ſie die Nachkommen zu tapf- ferer Nachartung auffriſchen/ und die glim- mende Tugend recht in Brand bringen/ waͤre doch ihr Nutzen unſchaͤtzbar; und fuͤrnemlich in Deut- R r r r r r r r 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1421[1423]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1489>, abgerufen am 18.05.2024.