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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dieser aber/ der von denen andern nicht bald von
einem so glatten Kampf-Platze herab gerissen
werden konte/ für den Sieger erkennet/ und mit
einem mit Wein gefüllten Bockleder beschenckt
ward. Die Winde steckten ihnen ein Ziel von
hundert fünf und zwantzig Schritten aus/ wor-
nach sie nach der Stiftung des Hercules/ in ei-
nem Atheme mit einander die Wette rennten.
Worinnen sie so embsig waren/ gleich als ihr
Vater Eolus ihnen seine Herrschafft/ wie für
Zeiten Endymion sein Reich dem Uberwinder
in dieser Ubung zwischen seinen Söhnen auf-
gesetzt hätte. Einen andern/ wiewohl bald
vor sich/ bald rückwerts/ bald in einen Kreiß ge-
henden Lauff hielten die der Sonnen Wagen
bedienende vier und zwantzig Stunden; welche
hier gleichsam die Beschuldigung ihrer Lang-
samkeit ablehnten/ aber wohl den Ruhm ihrer
weichen Füsse behielten; weil ihre Fußstappen
kaum im Sande zu sehen waren. Die vier
Centauren der Lufft rennten mit denen dem
Wasser zugeeigneten Pferden die Wette; und
zwar mit so embsiger Bemühung/ gleich als
wenn jene die Scharte ihres Verlustes gegen
den Hercules und die Lapithen auswetzen/ diese
aber es denen Epirischen und Niseischen Pfer-
den zuvor thun solten/ die Alcibiaden und Hera-
cliten so offt zum Sieger gemacht hatten. Die
Cyclopen legten auf ihr Haupt einen schweren
Ertzt-Teller/ an ieden Arm hiengen sie einen
messingenen Rincken/ in iede Hand namen sie eine
stählerne Kugel/ und umb die Schien-Beine
machten sie küpferne Platten feste; tantzten
aber damit so leichte/ als wenn sie keine Last
auf sich hätten. Die zwölff Wasser-Nym-
phen fochten gegen einander mit ihren Drey-
zancks-Stäben; hernach warffen sie diese Ge-
wehre weg/ rungen also zusammen/ und endlich
weltzten sie sich mit einander auf der Erden
herumb; biß die mit weissen Wachs-Fackeln
sie antastenden Liebes-Götter sie sich zu verein-
[Spaltenumbruch] baren/ und mit denen ergrieffenen Dreyzancks-
Stäben/ aus derer Spitzen sie häuffig Wasser
spritzten/ und damit die Fackeln ausleschten/ zu
vertheidigen zwang. Die Mägdchen/ welche
die der Erde geeignete Löwen führten/ setzten
sich darauf/ und rennten damit die Wette.
Denen zwölff himmlischen Zeichen setzte die Son-
ne einen güldenen Bogen zum Preiße auff;
den der haben solte/ welcher mit einem Pfeile
am gerädesten/ mit dem andern am höchsten/
mit dem dritten am geschwindesten schüssen
würde. Der Tag und die Nacht stritten gleich-
falls gegen einander/ indem sie anfangs nur die-
selbige Ringens-Art gegen einander angewehr-
ten; da kein ander Glied als nur die Finger
einander berühren dörffen; hernach Wechsels-
weise auf eine hohe Ertzt-Platte traten/ und
einander davon herab zu stossen/ oder einander
einen in der Hand feste gehaltenen Apfel aus-
zuwinden bemüht waren. Jn welchen bey-
den Ubungen Milo so berühmt gewest ist.
Die Monathe fochten anfangs mit länglicht-
rundten Ertzt-Rincken zusammen/ hernach
wurffen sie mit den Lantzen theils nach einem
Ziele/ theils in die Höhe in die Wette.

Bey diesen Lust-Spielen erhob sich umb die
Herrmanns-Seule allem Ansehen nach ein
ernster Krieg. Denn es brachten zwölff mit
Lorberkräntzen gezierte Barden eine Menge mit
Grabescheiten/ Hämmern und Aexten verse-
hene Leute in Schau-Platz/ und wiesen selbte an
die Herrmanns-Seule zu untergraben und zu
zernichten. Die hiefür eivernde und von
der Kunst zu derselben Aufrichtung gebrauchte
Riesen kamen als ein Blitz herzu/ und bothen
denen/ die die Hand daran legen wolten/ die
Stange. Deutschland/ die Natur und die
Kunst näherten sich alsofort auch; und recht-
fertigte Deutschland alsofort die Barden: ob
sie alleine ihre ungeartete Miß-Geburten

wären;
Erster Theil. R r r r r r r r

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dieſer aber/ der von denen andern nicht bald von
einem ſo glatten Kampf-Platze herab geriſſen
werden konte/ fuͤr den Sieger erkennet/ und mit
einem mit Wein gefuͤllten Bockleder beſchenckt
ward. Die Winde ſteckten ihnen ein Ziel von
hundert fuͤnf und zwantzig Schritten aus/ wor-
nach ſie nach der Stiftung des Hercules/ in ei-
nem Atheme mit einander die Wette rennten.
Worinnen ſie ſo embſig waren/ gleich als ihr
Vater Eolus ihnen ſeine Herrſchafft/ wie fuͤr
Zeiten Endymion ſein Reich dem Uberwinder
in dieſer Ubung zwiſchen ſeinen Soͤhnen auf-
geſetzt haͤtte. Einen andern/ wiewohl bald
vor ſich/ bald ruͤckwerts/ bald in einen Kreiß ge-
henden Lauff hielten die der Sonnen Wagen
bedienende vier und zwantzig Stunden; welche
hier gleichſam die Beſchuldigung ihrer Lang-
ſamkeit ablehnten/ aber wohl den Ruhm ihrer
weichen Fuͤſſe behielten; weil ihre Fußſtappen
kaum im Sande zu ſehen waren. Die vier
Centauren der Lufft rennten mit denen dem
Waſſer zugeeigneten Pferden die Wette; und
zwar mit ſo embſiger Bemuͤhung/ gleich als
wenn jene die Scharte ihres Verluſtes gegen
den Hercules und die Lapithen auswetzen/ dieſe
aber es denen Epiriſchen und Niſeiſchen Pfer-
den zuvor thun ſolten/ die Alcibiaden und Hera-
cliten ſo offt zum Sieger gemacht hatten. Die
Cyclopen legten auf ihr Haupt einen ſchweren
Ertzt-Teller/ an ieden Arm hiengen ſie einen
meſſingenẽ Rincken/ in iede Hand namen ſie eine
ſtaͤhlerne Kugel/ und umb die Schien-Beine
machten ſie kuͤpferne Platten feſte; tantzten
aber damit ſo leichte/ als wenn ſie keine Laſt
auf ſich haͤtten. Die zwoͤlff Waſſer-Nym-
phen fochten gegen einander mit ihren Drey-
zancks-Staͤben; hernach warffen ſie dieſe Ge-
wehre weg/ rungen alſo zuſammen/ und endlich
weltzten ſie ſich mit einander auf der Erden
herumb; biß die mit weiſſen Wachs-Fackeln
ſie antaſtenden Liebes-Goͤtter ſie ſich zu verein-
[Spaltenumbruch] baren/ und mit denen ergrieffenen Dreyzancks-
Staͤben/ aus derer Spitzen ſie haͤuffig Waſſer
ſpritzten/ und damit die Fackeln ausleſchten/ zu
vertheidigen zwang. Die Maͤgdchen/ welche
die der Erde geeignete Loͤwen fuͤhrten/ ſetzten
ſich darauf/ und rennten damit die Wette.
Denen zwoͤlff him̃liſchen Zeichen ſetzte die Son-
ne einen guͤldenen Bogen zum Preiße auff;
den der haben ſolte/ welcher mit einem Pfeile
am geraͤdeſten/ mit dem andern am hoͤchſten/
mit dem dritten am geſchwindeſten ſchuͤſſen
wuͤrde. Der Tag und die Nacht ſtritten gleich-
falls gegen einander/ indem ſie anfangs nur die-
ſelbige Ringens-Art gegen einander angewehr-
ten; da kein ander Glied als nur die Finger
einander beruͤhren doͤrffen; hernach Wechſels-
weiſe auf eine hohe Ertzt-Platte traten/ und
einander davon herab zu ſtoſſen/ oder einander
einen in der Hand feſte gehaltenen Apfel aus-
zuwinden bemuͤht waren. Jn welchen bey-
den Ubungen Milo ſo beruͤhmt geweſt iſt.
Die Monathe fochten anfangs mit laͤnglicht-
rundten Ertzt-Rincken zuſammen/ hernach
wurffen ſie mit den Lantzen theils nach einem
Ziele/ theils in die Hoͤhe in die Wette.

Bey dieſen Luſt-Spielen erhob ſich umb die
Herrmanns-Seule allem Anſehen nach ein
ernſter Krieg. Denn es brachten zwoͤlff mit
Lorberkraͤntzẽ gezierte Barden eine Menge mit
Grabeſcheiten/ Haͤmmern und Aexten verſe-
hene Leute in Schau-Platz/ und wieſen ſelbte an
die Herrmanns-Seule zu untergraben und zu
zernichten. Die hiefuͤr eivernde und von
der Kunſt zu derſelben Aufrichtung gebrauchte
Rieſen kamen als ein Blitz herzu/ und bothen
denen/ die die Hand daran legen wolten/ die
Stange. Deutſchland/ die Natur und die
Kunſt naͤherten ſich alſofort auch; und recht-
fertigte Deutſchland alſofort die Barden: ob
ſie alleine ihre ungeartete Miß-Geburten

waͤren;
Erſter Theil. R r r r r r r r
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1417[1419]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1485>, abgerufen am 23.11.2024.