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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] von Teckelnburg einen Ring umb und umb
mit Schmaragden versetzt; weil sie nur mit
dem ertztenen Teller gefehlet/ und im Ringe den
andern Kreiß des Mars erreicht hatte. Fünf-
tens gab die Liebe der Gräfin von Rheinfeld ei-
ne Diamant-Rose: weil von ihr statt der einen
fehlenden Kugel der Ring in dem mittelsten
Sonnen-Kreisse weggenommen war. Hier-
mit traff die Reye schon die/ welche in allem ge-
troffen hatten; also empfieng sechstens die Grä-
fin von Waldeck ein paar perlene Arm-Bän-
der; weil ihre Lantze nur in den eusersten Mon-
den-Kreiß des Ringes gelückt war. Der sie-
bende Preiß war ein Schmuck von Opalen/ für
die Gräfin von der Marck; der achte ein Hals-
band von Schmaragden für die Gräfin von
Horn; der neundte ein Rubinen-Halsband für
die Chauzische Fürstin Leitholde; der zehnde
ein Diamanten Halsband für die Gräfin von
Hohenloh; der eilffte ein mit allerhand Edel-
gesteinen versetzter Gürtel für die Gräfin von
Mansfeld; der zwölffte ein mit Türckissen ver-
setzter Köcher und Bogen für die Fräulein von
Fürstenberg; weil die ersten drey in den fünften
Kreiß des Mercur/ die letzten in den vierdten
des Jupiters getroffen hatten. Der dreyzehn-
de Preiß war ein von Rubinen gleichsam bren-
nendes Hertze für die andere Cattische Fürstin
Adelmunde/ die biß in den driten der Venus ge-
eigneten Kreiß des Ringes kommen war. Den
vierzehnden Preiß/ nemlich einen mit Rubinen
versetzten Krantz aus Oelzweigen kriegte nach
Art der Olympischen Uberwinder die Cattische
Fürstin Rhamis; und einen solchen mit Dia-
manten gezierten Krantz das Ascanische Fräu-
lein Theudelinde? Weil nun aber die Fürstin
Jsmene und die Hertzogin Thußnelde mit un-
vergleichlicher Vollkommenheit in allen Ren-
nen getroffen hatten; gleich[wohl] aber nur
noch ein einiger Sieges-Preiß/ nemlich eine
perlene Krone übrig war; war iedermann be-
[Spaltenumbruch] gierig zu sehen/ welcher selbte zuerkennet wer-
den würde; nachdem sie nicht zu begreiffen wu-
sten; welche unter ihnen ohne Unrecht könte
übergangen werden. Dahero die meisten
muthmasten: daß beyde durch ein neues Ren-
nen mit einander würden gleichen müssen.
Alleine die Liebes-Göttin machte diesem Kum-
mer bald ein Ende; und rieff: Die Tugenden
und der Sieg dieser zwey Heldinnen wären ein-
ander so gleich; als sonst das Feuer und Was-
ser einander zuwider wäre. Jhre Vollkom-
menheit wäre so groß: daß keine der andern
durch neuen Versuch einen Vortheil abren-
nen; vielmehr aber einer ieden Höfligkeit durch
mit Fleiß angenommene Fehler der andern et-
was würde zuvor geben; in Wercke aber/ wie
vor in Tapferkeit/ also letztens in der Demuth
den Obsieg behaupten wollen. Gleichwohl
aber gehörete diese Perlen-Krone Jsmenen;
und (hiermit nam die Liebe ihre eigene Krone
vom Haupte) diese andere der unvergleichlichen
Thußnelde. Nichts/ was im Schau-Platze
einigen Athem hatte/ brauchte selbten zu was
anderm/ als zu Vergrösserung des Freuden-
Geschreyes. Thußnelde rennte nach empfan-
gener Sieges-Krone zu der erhobenen Herr-
manns-Seule/ und setzte sie durch Hülffe ihrer
Lantze selbter aufs Haupt; gleich als wenn die/
welche schon einem andern einmal ihr Hertze zu-
geeignet hatte/ nichts mehr für sich selbst zu er-
werben fähig wäre. Diese Freygebigkeit war
bey den Helden eine neue Gemüths-Vergnü-
gung/ dem Schau-Platze aber eine Ursache
nicht nur ihre frohlockende Glücks-Wünsche
zu wiederholen; sondern auch allerhand neue
Kampf-Spiele anzufangen.

Die Silenen ergetzten sich/ wie auf den Fey-
ern des Wein-Gottes bey den Griechen bräuch-
lich war/ auf einem von Wein gefüllten/ und
euserlich mit Oel geschmierten ledernen Sacke;
auf welchen bald einer bald der andere sprang;

dieser

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] von Teckelnburg einen Ring umb und umb
mit Schmaragden verſetzt; weil ſie nur mit
dem ertztenen Teller gefehlet/ und im Ringe den
andern Kreiß des Mars erreicht hatte. Fuͤnf-
tens gab die Liebe der Graͤfin von Rheinfeld ei-
ne Diamant-Roſe: weil von ihr ſtatt der einen
fehlenden Kugel der Ring in dem mittelſten
Sonnen-Kreiſſe weggenommen war. Hier-
mit traff die Reye ſchon die/ welche in allem ge-
troffen hatten; alſo empfieng ſechſtens die Graͤ-
fin von Waldeck ein paar perlene Arm-Baͤn-
der; weil ihre Lantze nur in den euſerſten Mon-
den-Kreiß des Ringes geluͤckt war. Der ſie-
bende Preiß war ein Schmuck von Opalen/ fuͤr
die Graͤfin von der Marck; der achte ein Hals-
band von Schmaragden fuͤr die Graͤfin von
Horn; der neundte ein Rubinen-Halsband fuͤr
die Chauziſche Fuͤrſtin Leitholde; der zehnde
ein Diamanten Halsband fuͤr die Graͤfin von
Hohenloh; der eilffte ein mit allerhand Edel-
geſteinen verſetzter Guͤrtel fuͤr die Graͤfin von
Mansfeld; der zwoͤlffte ein mit Tuͤrckiſſen ver-
ſetzter Koͤcher und Bogen fuͤr die Fraͤulein von
Fuͤrſtenberg; weil die erſten drey in den fuͤnften
Kreiß des Mercur/ die letzten in den vierdten
des Jupiters getroffen hatten. Der dreyzehn-
de Preiß war ein von Rubinen gleichſam bren-
nendes Hertze fuͤr die andere Cattiſche Fuͤrſtin
Adelmunde/ die biß in den driten der Venus ge-
eigneten Kreiß des Ringes kommen war. Den
vierzehnden Preiß/ nemlich einen mit Rubinen
verſetzten Krantz aus Oelzweigen kriegte nach
Art der Olympiſchen Uberwinder die Cattiſche
Fuͤrſtin Rhamis; und einen ſolchen mit Dia-
manten gezierten Krantz das Aſcaniſche Fraͤu-
lein Theudelinde? Weil nun aber die Fuͤrſtin
Jſmene und die Hertzogin Thußnelde mit un-
vergleichlicher Vollkommenheit in allen Ren-
nen getroffen hatten; gleich[wohl] aber nur
noch ein einiger Sieges-Preiß/ nemlich eine
perlene Krone uͤbrig war; war iedermann be-
[Spaltenumbruch] gierig zu ſehen/ welcher ſelbte zuerkennet wer-
den wuͤrde; nachdem ſie nicht zu begreiffen wu-
ſten; welche unter ihnen ohne Unrecht koͤnte
uͤbergangen werden. Dahero die meiſten
muthmaſten: daß beyde durch ein neues Ren-
nen mit einander wuͤrden gleichen muͤſſen.
Alleine die Liebes-Goͤttin machte dieſem Kum-
mer bald ein Ende; und rieff: Die Tugenden
und der Sieg dieſer zwey Heldinnen waͤren ein-
ander ſo gleich; als ſonſt das Feuer und Waſ-
ſer einander zuwider waͤre. Jhre Vollkom-
menheit waͤre ſo groß: daß keine der andern
durch neuen Verſuch einen Vortheil abren-
nen; vielmehr aber einer ieden Hoͤfligkeit durch
mit Fleiß angenommene Fehler der andern et-
was wuͤrde zuvor geben; in Wercke aber/ wie
vor in Tapferkeit/ alſo letztens in der Demuth
den Obſieg behaupten wollen. Gleichwohl
aber gehoͤrete dieſe Perlen-Krone Jſmenen;
und (hiermit nam die Liebe ihre eigene Krone
vom Haupte) dieſe andere der unvergleichlichen
Thußnelde. Nichts/ was im Schau-Platze
einigen Athem hatte/ brauchte ſelbten zu was
anderm/ als zu Vergroͤſſerung des Freuden-
Geſchreyes. Thußnelde rennte nach empfan-
gener Sieges-Krone zu der erhobenen Herr-
manns-Seule/ und ſetzte ſie durch Huͤlffe ihrer
Lantze ſelbter aufs Haupt; gleich als wenn die/
welche ſchon einem andern einmal ihr Hertze zu-
geeignet hatte/ nichts mehr fuͤr ſich ſelbſt zu er-
werben faͤhig waͤꝛe. Dieſe Freygebigkeit war
bey den Helden eine neue Gemuͤths-Vergnuͤ-
gung/ dem Schau-Platze aber eine Urſache
nicht nur ihre frohlockende Gluͤcks-Wuͤnſche
zu wiederholen; ſondern auch allerhand neue
Kampf-Spiele anzufangen.

Die Silenen ergetzten ſich/ wie auf den Fey-
ern des Wein-Gottes bey den Griechen braͤuch-
lich war/ auf einem von Wein gefuͤllten/ und
euſerlich mit Oel geſchmierten ledernen Sacke;
auf welchen bald einer bald der andere ſprang;

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1416[1418]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1484>, abgerufen am 23.11.2024.