Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ieden Satzes/ wiewohl allemal verändert/ Her-
tzog Herrmanns Nahmen durch ihre Stellun-
gen abbildeten. Nach dessen Endigung rückte
Deutschland/ die Natur und Kunst mit ihrem
Aufzuge an ein Ende des Schau-Platzes enge
zusammen; der Monde aber zoh/ weil es nun
völlig tagte/ vom Schau-Platze wieder ab.

Zu denen eröffneten Thoren sahe nun der
gleichsam in der Geburt stehende Tag hinein.
Es kam auch also fort der für Furcht gleichsam
erblaßte Morgen-Stern auf einem weissen
Pferde hinein gerennet; welch Pförtner des
Tages aber nicht Stand hielt/ sondern geraden
Weges zum andern Thore hinaus eilete. Hier-
auf folgte die Morgen-Röthe auf einem roth-
güldenen und von zwey geflügelten weissen
Pferden gezogenem Wagen. Die Räder
und Pferde waren so naß: daß sie troffen;
gleich als wenn sie allererst in dem Meere wä-
ren abgespielet worden. Diese rauchten gleich-
sam und schäumeten schier Feuer aus gegen die
vorher gehende in eine Wolcke eingehüllete/ und
mit einer schwartzen/ iedoch mit Stralen besä-
meten Haube bedeckte Nacht. Die Morgen-
Röthe hatte ein weiß silbern Gewand an/ umb
die Stirne einen güldenen und purpernen Schley-
er/ einen erhobenen Leib/ gleich als wenn sie alle-
zeit mit dem Tage schwanger gienge. Auf der
Schoß lag ein hell-gläntzender Spiegel; gleich
als wenn sie der Welt sich aufs neue zu beschau-
en das Gesichte wieder gäbe. Auf dem Haupte
trug sie einen Rosen-Krantz; sintemal sie den
Garten des Himmels gleichsam mit eitel sol-
chem Geblüme bestreuet. Hinter ihrem Haupte
gläntzete eine güldene Sonne; weil sie/ wo
nicht die Tochter/ doch der Schatten dieses Ge-
stirnes ist. An der Spitze des Wagens aber
erblaßten und flohen zugleich für ihr her der
gemahlte Monde und andere Sternen. Jhr
Mund lachte für Purper/ aus ihren Augen fie-
len häuffig Thränen/ womit sie täglich ihren
vom Achilles getödteten Sohn Memnon be-
weinet. Mit jenem mahlet sie; mit ihren
[Spaltenumbruch] Perlen aber bethauet und erfrischet sie sie; und
mit beyden scheint sie zu erinnern: daß alle
Lust ein weinendes Lachen/ ja die fruchtbaren
Thränen nützlicher/ als Schimmer und Freude
sind. Uber diß stand zu ihren Füssen auf der
rechten Seiten ein alabasterner Krug/ auf der
lincken ein zierlich geflochtener Korb/ jener ein
Geschencke der Thetys/ dieser der Blumen-Göt-
tin. Aus dem Kruge schüttete sie mit einen Spren-
gewedel wohlrüchendes Wasser/ aus dem Korbe
Blumen aus. Harte für dem Wagen giengen der
nasse Sud-Wind/ der spielende West- und der
beschneyete Nord Wind/ als ihre drey mit dem
Astreus erzeugete Söhne; der Ost-Wind aber
folgte dem Wagen als ein Diener nach. Bey
ihr auf dem Wagen aber saß als ein schöner
Jüngling ihr geliebter Orion/ von dem sie schier
kein Auge verwendete. Jhres Sohnes Mem-
nons schwartz-steinerne Seule aber stand auff
der Spitze des Förder-Wagens hoch erhöhet;
hatte in der Hand eine Harffe/ auf dem Haupt
einen Vogel/ darein er bey seiner Verbren-
nung soll verwandelt worden seyn. Von dem
Bilde der Sonne gieng ein sichtbarer Feuer-
Strahl auf Memnons Mund/ wovon er den
allersüssesten Laut/ gleich als dieser Stein wahr-
haftig auf der Harffe spielte/ von sich gab. Nach
diesem Aufzuge der Morgen-Röthe folgten vier
gethürmte Elefanten mit Gold-Stück be-
deckt. Die Thürme waren mit Mohren-
Jungfrauen angefüllt; welche mit denen an-
nehmlichsten Seiten-Spielen die Lufft erfülle-
ten. Worunter fürnemlich eine vollstimmige
Leyer als ein der Sonne eigentlich zugehören-
des Seiten-Spiel zu hören war; weil sie mit
ihrer Bewegung in der Welt einen so süssen
Laut machen soll/ und desthalben für den
Vater der Musen/ der Himmel für die
Leyer Gottes/ und die Welt für eine
Harffe der Sonne gehalten wird. Hier-
auff ritt auff einem feuer - farbich-
ten Pferde Zirolane eine Marsingi-
sche Fürstin/ welche die Tochter der

Son-
P p p p p p p p 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ieden Satzes/ wiewohl allemal veraͤndert/ Her-
tzog Herrmanns Nahmen durch ihre Stellun-
gen abbildeten. Nach deſſen Endigung ruͤckte
Deutſchland/ die Natur und Kunſt mit ihrem
Aufzuge an ein Ende des Schau-Platzes enge
zuſammen; der Monde aber zoh/ weil es nun
voͤllig tagte/ vom Schau-Platze wieder ab.

Zu denen eroͤffneten Thoren ſahe nun der
gleichſam in der Geburt ſtehende Tag hinein.
Es kam auch alſo fort der fuͤr Furcht gleichſam
erblaßte Morgen-Stern auf einem weiſſen
Pferde hinein gerennet; welch Pfoͤrtner des
Tages aber nicht Stand hielt/ ſondern geraden
Weges zum andern Thore hinaus eilete. Hier-
auf folgte die Morgen-Roͤthe auf einem roth-
guͤldenen und von zwey gefluͤgelten weiſſen
Pferden gezogenem Wagen. Die Raͤder
und Pferde waren ſo naß: daß ſie troffen;
gleich als wenn ſie allererſt in dem Meere waͤ-
ren abgeſpielet worden. Dieſe rauchten gleich-
ſam und ſchaͤumeten ſchier Feuer aus gegen die
vorher gehende in eine Wolcke eingehuͤllete/ und
mit einer ſchwartzen/ iedoch mit Stralen beſaͤ-
meten Haube bedeckte Nacht. Die Morgen-
Roͤthe hatte ein weiß ſilbern Gewand an/ umb
die Stiꝛne einen guͤldenẽ und puꝛpeꝛnen Schley-
er/ einen erhobenen Leib/ gleich als wenn ſie alle-
zeit mit dem Tage ſchwanger gienge. Auf der
Schoß lag ein hell-glaͤntzender Spiegel; gleich
als wenn ſie der Welt ſich aufs neue zu beſchau-
en das Geſichte wieder gaͤbe. Auf dem Haupte
trug ſie einen Roſen-Krantz; ſintemal ſie den
Garten des Himmels gleichſam mit eitel ſol-
chem Gebluͤme beſtreuet. Hinter ihrem Haupte
glaͤntzete eine guͤldene Sonne; weil ſie/ wo
nicht die Tochter/ doch der Schatten dieſes Ge-
ſtirnes iſt. An der Spitze des Wagens aber
erblaßten und flohen zugleich fuͤr ihr her der
gemahlte Monde und andere Sternen. Jhr
Mund lachte fuͤr Purper/ aus ihren Augen fie-
len haͤuffig Thraͤnen/ womit ſie taͤglich ihren
vom Achilles getoͤdteten Sohn Memnon be-
weinet. Mit jenem mahlet ſie; mit ihren
[Spaltenumbruch] Perlen aber bethauet und erfriſchet ſie ſie; und
mit beyden ſcheint ſie zu erinnern: daß alle
Luſt ein weinendes Lachen/ ja die fruchtbaren
Thraͤnen nuͤtzlicher/ als Schimmer und Freude
ſind. Uber diß ſtand zu ihren Fuͤſſen auf der
rechten Seiten ein alabaſterner Krug/ auf der
lincken ein zierlich geflochtener Korb/ jener ein
Geſchencke deꝛ Thetys/ dieſer deꝛ Blumen-Goͤt-
tin. Aus dem Kꝛuge ſchuͤttete ſie mit einẽ Spꝛen-
gewedel wohlruͤchendes Waſſer/ aus dem Korbe
Blumẽ aus. Harte fuͤr dem Wagẽ giengen der
naſſe Sud-Wind/ der ſpielende Weſt- und der
beſchneyete Nord Wind/ als ihre drey mit dem
Aſtreus erzeugete Soͤhne; der Oſt-Wind aber
folgte dem Wagen als ein Diener nach. Bey
ihr auf dem Wagen aber ſaß als ein ſchoͤner
Juͤngling ihr geliebter Orion/ von dem ſie ſchier
kein Auge verwendete. Jhres Sohnes Mem-
nons ſchwartz-ſteinerne Seule aber ſtand auff
der Spitze des Foͤrder-Wagens hoch erhoͤhet;
hatte in der Hand eine Harffe/ auf dem Haupt
einen Vogel/ darein er bey ſeiner Verbren-
nung ſoll verwandelt worden ſeyn. Von dem
Bilde der Sonne gieng ein ſichtbarer Feuer-
Strahl auf Memnons Mund/ wovon er den
allerſuͤſſeſten Laut/ gleich als dieſer Stein wahr-
haftig auf der Harffe ſpielte/ von ſich gab. Nach
dieſem Aufzuge der Morgen-Roͤthe folgten vieꝛ
gethuͤrmte Elefanten mit Gold-Stuͤck be-
deckt. Die Thuͤrme waren mit Mohren-
Jungfrauen angefuͤllt; welche mit denen an-
nehmlichſten Seiten-Spielen die Lufft erfuͤlle-
ten. Worunter fuͤrnemlich eine vollſtimmige
Leyer als ein der Sonne eigentlich zugehoͤren-
des Seiten-Spiel zu hoͤren war; weil ſie mit
ihrer Bewegung in der Welt einen ſo ſuͤſſen
Laut machen ſoll/ und deſthalben fuͤr den
Vater der Muſen/ der Himmel fuͤr die
Leyer Gottes/ und die Welt fuͤr eine
Harffe der Sonne gehalten wird. Hier-
auff ritt auff einem feuer - farbich-
ten Pferde Zirolane eine Marſingi-
ſche Fuͤrſtin/ welche die Tochter der

Son-
P p p p p p p p 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1473" n="1405[1407]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
ieden Satzes/ wiewohl allemal vera&#x0364;ndert/ Her-<lb/>
tzog Herrmanns Nahmen durch ihre Stellun-<lb/>
gen abbildeten. Nach de&#x017F;&#x017F;en Endigung ru&#x0364;ckte<lb/>
Deut&#x017F;chland/ die Natur und Kun&#x017F;t mit ihrem<lb/>
Aufzuge an ein Ende des Schau-Platzes enge<lb/>
zu&#x017F;ammen; der Monde aber zoh/ weil es nun<lb/>
vo&#x0364;llig tagte/ vom Schau-Platze wieder ab.</p><lb/>
          <p>Zu denen ero&#x0364;ffneten Thoren &#x017F;ahe nun der<lb/>
gleich&#x017F;am in der Geburt &#x017F;tehende Tag hinein.<lb/>
Es kam auch al&#x017F;o fort der fu&#x0364;r Furcht gleich&#x017F;am<lb/>
erblaßte Morgen-Stern auf einem wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Pferde hinein gerennet; welch Pfo&#x0364;rtner des<lb/>
Tages aber nicht Stand hielt/ &#x017F;ondern geraden<lb/>
Weges zum andern Thore hinaus eilete. Hier-<lb/>
auf folgte die Morgen-Ro&#x0364;the auf einem roth-<lb/>
gu&#x0364;ldenen und von zwey geflu&#x0364;gelten wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Pferden gezogenem Wagen. Die Ra&#x0364;der<lb/>
und Pferde waren &#x017F;o naß: daß &#x017F;ie troffen;<lb/>
gleich als wenn &#x017F;ie allerer&#x017F;t in dem Meere wa&#x0364;-<lb/>
ren abge&#x017F;pielet worden. Die&#x017F;e rauchten gleich-<lb/>
&#x017F;am und &#x017F;cha&#x0364;umeten &#x017F;chier Feuer aus gegen die<lb/>
vorher gehende in eine Wolcke eingehu&#x0364;llete/ und<lb/>
mit einer &#x017F;chwartzen/ iedoch mit Stralen be&#x017F;a&#x0364;-<lb/>
meten Haube bedeckte Nacht. Die Morgen-<lb/>
Ro&#x0364;the hatte ein weiß &#x017F;ilbern Gewand an/ umb<lb/>
die Sti&#xA75B;ne einen gu&#x0364;ldene&#x0303; und pu&#xA75B;pe&#xA75B;nen Schley-<lb/>
er/ einen erhobenen Leib/ gleich als wenn &#x017F;ie alle-<lb/>
zeit mit dem Tage &#x017F;chwanger gienge. Auf der<lb/>
Schoß lag ein hell-gla&#x0364;ntzender Spiegel; gleich<lb/>
als wenn &#x017F;ie der Welt &#x017F;ich aufs neue zu be&#x017F;chau-<lb/>
en das Ge&#x017F;ichte wieder ga&#x0364;be. Auf dem Haupte<lb/>
trug &#x017F;ie einen Ro&#x017F;en-Krantz; &#x017F;intemal &#x017F;ie den<lb/>
Garten des Himmels gleich&#x017F;am mit eitel &#x017F;ol-<lb/>
chem Geblu&#x0364;me be&#x017F;treuet. Hinter ihrem Haupte<lb/>
gla&#x0364;ntzete eine gu&#x0364;ldene Sonne; weil &#x017F;ie/ wo<lb/>
nicht die Tochter/ doch der Schatten die&#x017F;es Ge-<lb/>
&#x017F;tirnes i&#x017F;t. An der Spitze des Wagens aber<lb/>
erblaßten und flohen zugleich fu&#x0364;r ihr her der<lb/>
gemahlte Monde und andere Sternen. Jhr<lb/>
Mund lachte fu&#x0364;r Purper/ aus ihren Augen fie-<lb/>
len ha&#x0364;uffig Thra&#x0364;nen/ womit &#x017F;ie ta&#x0364;glich ihren<lb/>
vom Achilles geto&#x0364;dteten Sohn Memnon be-<lb/>
weinet. Mit jenem mahlet &#x017F;ie; mit ihren<lb/><cb/>
Perlen aber bethauet und erfri&#x017F;chet &#x017F;ie &#x017F;ie; und<lb/>
mit beyden &#x017F;cheint &#x017F;ie zu erinnern: daß alle<lb/>
Lu&#x017F;t ein weinendes Lachen/ ja die fruchtbaren<lb/>
Thra&#x0364;nen nu&#x0364;tzlicher/ als Schimmer und Freude<lb/>
&#x017F;ind. Uber diß &#x017F;tand zu ihren Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auf der<lb/>
rechten Seiten ein alaba&#x017F;terner Krug/ auf der<lb/>
lincken ein zierlich geflochtener Korb/ jener ein<lb/>
Ge&#x017F;chencke de&#xA75B; Thetys/ die&#x017F;er de&#xA75B; Blumen-Go&#x0364;t-<lb/>
tin. Aus dem K&#xA75B;uge &#x017F;chu&#x0364;ttete &#x017F;ie mit eine&#x0303; Sp&#xA75B;en-<lb/>
gewedel wohlru&#x0364;chendes Wa&#x017F;&#x017F;er/ aus dem Korbe<lb/>
Blume&#x0303; aus. Harte fu&#x0364;r dem Wage&#x0303; giengen der<lb/>
na&#x017F;&#x017F;e Sud-Wind/ der &#x017F;pielende We&#x017F;t- und der<lb/>
be&#x017F;chneyete Nord Wind/ als ihre drey mit dem<lb/>
A&#x017F;treus erzeugete So&#x0364;hne; der O&#x017F;t-Wind aber<lb/>
folgte dem Wagen als ein Diener nach. Bey<lb/>
ihr auf dem Wagen aber &#x017F;aß als ein &#x017F;cho&#x0364;ner<lb/>
Ju&#x0364;ngling ihr geliebter Orion/ von dem &#x017F;ie &#x017F;chier<lb/>
kein Auge verwendete. Jhres Sohnes Mem-<lb/>
nons &#x017F;chwartz-&#x017F;teinerne Seule aber &#x017F;tand auff<lb/>
der Spitze des Fo&#x0364;rder-Wagens hoch erho&#x0364;het;<lb/>
hatte in der Hand eine Harffe/ auf dem Haupt<lb/>
einen Vogel/ darein er bey &#x017F;einer Verbren-<lb/>
nung &#x017F;oll verwandelt worden &#x017F;eyn. Von dem<lb/>
Bilde der Sonne gieng ein &#x017F;ichtbarer Feuer-<lb/>
Strahl auf Memnons Mund/ wovon er den<lb/>
aller&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Laut/ gleich als die&#x017F;er Stein wahr-<lb/>
haftig auf der Harffe &#x017F;pielte/ von &#x017F;ich gab. Nach<lb/>
die&#x017F;em Aufzuge der Morgen-Ro&#x0364;the folgten vie&#xA75B;<lb/>
gethu&#x0364;rmte Elefanten mit Gold-Stu&#x0364;ck be-<lb/>
deckt. Die Thu&#x0364;rme waren mit Mohren-<lb/>
Jungfrauen angefu&#x0364;llt; welche mit denen an-<lb/>
nehmlich&#x017F;ten Seiten-Spielen die Lufft erfu&#x0364;lle-<lb/>
ten. Worunter fu&#x0364;rnemlich eine voll&#x017F;timmige<lb/>
Leyer als ein der Sonne eigentlich zugeho&#x0364;ren-<lb/>
des Seiten-Spiel zu ho&#x0364;ren war; weil &#x017F;ie mit<lb/>
ihrer Bewegung in der Welt einen &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Laut machen &#x017F;oll/ und de&#x017F;thalben fu&#x0364;r den<lb/>
Vater der Mu&#x017F;en/ der Himmel fu&#x0364;r die<lb/>
Leyer Gottes/ und die Welt fu&#x0364;r eine<lb/>
Harffe der Sonne gehalten wird. Hier-<lb/>
auff ritt auff einem feuer - farbich-<lb/>
ten Pferde Zirolane eine Mar&#x017F;ingi-<lb/>
&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ welche die Tochter der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p p p p p p p 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Son-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1405[1407]/1473] Arminius und Thußnelda. ieden Satzes/ wiewohl allemal veraͤndert/ Her- tzog Herrmanns Nahmen durch ihre Stellun- gen abbildeten. Nach deſſen Endigung ruͤckte Deutſchland/ die Natur und Kunſt mit ihrem Aufzuge an ein Ende des Schau-Platzes enge zuſammen; der Monde aber zoh/ weil es nun voͤllig tagte/ vom Schau-Platze wieder ab. Zu denen eroͤffneten Thoren ſahe nun der gleichſam in der Geburt ſtehende Tag hinein. Es kam auch alſo fort der fuͤr Furcht gleichſam erblaßte Morgen-Stern auf einem weiſſen Pferde hinein gerennet; welch Pfoͤrtner des Tages aber nicht Stand hielt/ ſondern geraden Weges zum andern Thore hinaus eilete. Hier- auf folgte die Morgen-Roͤthe auf einem roth- guͤldenen und von zwey gefluͤgelten weiſſen Pferden gezogenem Wagen. Die Raͤder und Pferde waren ſo naß: daß ſie troffen; gleich als wenn ſie allererſt in dem Meere waͤ- ren abgeſpielet worden. Dieſe rauchten gleich- ſam und ſchaͤumeten ſchier Feuer aus gegen die vorher gehende in eine Wolcke eingehuͤllete/ und mit einer ſchwartzen/ iedoch mit Stralen beſaͤ- meten Haube bedeckte Nacht. Die Morgen- Roͤthe hatte ein weiß ſilbern Gewand an/ umb die Stiꝛne einen guͤldenẽ und puꝛpeꝛnen Schley- er/ einen erhobenen Leib/ gleich als wenn ſie alle- zeit mit dem Tage ſchwanger gienge. Auf der Schoß lag ein hell-glaͤntzender Spiegel; gleich als wenn ſie der Welt ſich aufs neue zu beſchau- en das Geſichte wieder gaͤbe. Auf dem Haupte trug ſie einen Roſen-Krantz; ſintemal ſie den Garten des Himmels gleichſam mit eitel ſol- chem Gebluͤme beſtreuet. Hinter ihrem Haupte glaͤntzete eine guͤldene Sonne; weil ſie/ wo nicht die Tochter/ doch der Schatten dieſes Ge- ſtirnes iſt. An der Spitze des Wagens aber erblaßten und flohen zugleich fuͤr ihr her der gemahlte Monde und andere Sternen. Jhr Mund lachte fuͤr Purper/ aus ihren Augen fie- len haͤuffig Thraͤnen/ womit ſie taͤglich ihren vom Achilles getoͤdteten Sohn Memnon be- weinet. Mit jenem mahlet ſie; mit ihren Perlen aber bethauet und erfriſchet ſie ſie; und mit beyden ſcheint ſie zu erinnern: daß alle Luſt ein weinendes Lachen/ ja die fruchtbaren Thraͤnen nuͤtzlicher/ als Schimmer und Freude ſind. Uber diß ſtand zu ihren Fuͤſſen auf der rechten Seiten ein alabaſterner Krug/ auf der lincken ein zierlich geflochtener Korb/ jener ein Geſchencke deꝛ Thetys/ dieſer deꝛ Blumen-Goͤt- tin. Aus dem Kꝛuge ſchuͤttete ſie mit einẽ Spꝛen- gewedel wohlruͤchendes Waſſer/ aus dem Korbe Blumẽ aus. Harte fuͤr dem Wagẽ giengen der naſſe Sud-Wind/ der ſpielende Weſt- und der beſchneyete Nord Wind/ als ihre drey mit dem Aſtreus erzeugete Soͤhne; der Oſt-Wind aber folgte dem Wagen als ein Diener nach. Bey ihr auf dem Wagen aber ſaß als ein ſchoͤner Juͤngling ihr geliebter Orion/ von dem ſie ſchier kein Auge verwendete. Jhres Sohnes Mem- nons ſchwartz-ſteinerne Seule aber ſtand auff der Spitze des Foͤrder-Wagens hoch erhoͤhet; hatte in der Hand eine Harffe/ auf dem Haupt einen Vogel/ darein er bey ſeiner Verbren- nung ſoll verwandelt worden ſeyn. Von dem Bilde der Sonne gieng ein ſichtbarer Feuer- Strahl auf Memnons Mund/ wovon er den allerſuͤſſeſten Laut/ gleich als dieſer Stein wahr- haftig auf der Harffe ſpielte/ von ſich gab. Nach dieſem Aufzuge der Morgen-Roͤthe folgten vieꝛ gethuͤrmte Elefanten mit Gold-Stuͤck be- deckt. Die Thuͤrme waren mit Mohren- Jungfrauen angefuͤllt; welche mit denen an- nehmlichſten Seiten-Spielen die Lufft erfuͤlle- ten. Worunter fuͤrnemlich eine vollſtimmige Leyer als ein der Sonne eigentlich zugehoͤren- des Seiten-Spiel zu hoͤren war; weil ſie mit ihrer Bewegung in der Welt einen ſo ſuͤſſen Laut machen ſoll/ und deſthalben fuͤr den Vater der Muſen/ der Himmel fuͤr die Leyer Gottes/ und die Welt fuͤr eine Harffe der Sonne gehalten wird. Hier- auff ritt auff einem feuer - farbich- ten Pferde Zirolane eine Marſingi- ſche Fuͤrſtin/ welche die Tochter der Son- P p p p p p p p 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1473
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1405[1407]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1473>, abgerufen am 18.05.2024.