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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] Sonnen Pasiphae in einem Regenbogen-fär-
bichten Kleide fürstellete. Auf dem Haupte
hatte sie eine mit Opalen gläntzende Krone von
Golde. Nach ihr ritten fünf und siebenzig
edle Jungfrauen alle wie Mohrinnen/ und
der Pasiphae/ außer der Krone/ gleich gekleidet.
Alle waren auch mit güldenen Köchern/ Bogen/
Pfeilen/ Schwerdtern und Wurff-Spießen
ausgerüstet. Pasiphaen trugen auf der Seite
sechs Mohren-Knaben die Waffen. Mitten
in diesem Geschwader führte die Gräfin von
Salms auf einer Stange zum Kriegs-Zeichen
einen Ochsen mit einem Menschen-Kopffe oder
Minotaurus. Hierauf kam auf einem gleich-
fals feuerfärbichten Hengste Leitholde eine Für-
stin der Chauzen; welche hier die andere Toch-
ter der Sonne Phaetusen abbildete. Jhr
goldgestückter Purper-Rock sahe wie eitel
Feuer-Flammen aus. Jhre Krone brennte
von eitel Rubinen. Jhre Waffen trugen
gleichfals sechs Mohren-Knaben; und nach
ihr ritten fünf und siebzig gleich gekleidete edle
Jungfrauen. Jhr Krieges-Zeichen war ein
schwartzer Papel-Baum/ darein die über ihren
Bruder so sehr betrübte Phaetusa soll verwan-
delt worden seyn. Hierauf folgte ein mit vier
feuer-färbichten Pferden gezogener güldener
Wagen; auf welchem das Bild des Feuers in
Gestalt eines Löwen/ mit einem menschlichen
Antlitze/ und grossen gewundenen Wieder-
Hörnern/ welcher mit den Klauen eines Ochsen
Hörner faßte/ zu sehen war. Für diesem stand
ein Mohren-Priester/ welcher in eine güldene
Schale unaufhörlich Zimmet warf/ der sich
von sich selbst anzündete. Auf jeder Seite
des Sonnen-Wagens giengen zwey von
so viel Mohren-Knaben geleitete Elefanten;
derer jeder zwey Mohren einen steinernen Kes-
sel fürtrug; aus welchem die Elefanten mit
ihrem Schnabel Wasser an sich zohen/ sich dar-
mit wuschen und besprützten; hernach sich
gleichsam aus einer angebohrnen Andacht für
dem Bilde der Sonne neigten; gegen selbtem
[Spaltenumbruch] ehrerbietig den Schnabel ausstreckten/ und et-
liche abgebrochene Zweige selbtem auf den
Wagen lieferten. Nach denen Elefanten
wurden vier der Sonne gewiedmete Pferde
mit güldenen Zäumen und Decken von vier
Mohrinnen geführet. Worauf die Fürstin
Jsmene unter dem Nahmen der Königin Can-
dace auf einem für Edelgesteinen schütternden
Pferde in Gestalt der Sonne oder einer Feuer-
Göttin erschien; und zwar noch schwärtzer/ als
alles andere Mohrische Frauen zimmer. Sin-
temal die Schwärtze ein Fürbild der Sonne
ist/ wegen ihrer Eigenschafft: daß sie die Men-
schen schwärtzet. Sie hatte einen Rubinenen
Krantz in Gestalt der sich zuspitzenden Sonnen-
Strahlen auf; ein güldenes Gewand an.
An der Achsel hieng ein güldener Bogen. An
der Seite ein mit Rubinen versetzter Köcher
mit güldenen Pfeilen. Umb sie giengen zwölf
weisse/ und zwölf schwartze Knaben/ welche die
vier und zwantzig Stunden des Tages und der
Nacht abbildeten/ und zugleich Waffen-Trä-
ger dieser Königin abgaben. Diese führete der
für eitel Golde schimmernde Mittag. Hier-
auf erschien des Hertzogs der Catten Arpus
Tochter Catta/ auf einem weissen Pferde die
Sonnen-Tochter Lampetie darstellende. Jhr
Kleid war Silberstück; ihr Krantz von
eitel Perlen. Nebst sechs ihr die Waffen
tragenden Knaben folgten ihr fünf und
siebentzig weiß gekleidete Mohren-Jungfrauen.
Jhr Kriegs-Zeichen war ein Löwe. Zuletzt
kam mit eben so viel schwartzen Jungfrauen
und gleichmäßigem Aufzuge Melinde eine
Gräfin von Waldeck als die vierdte Sonnen-
Tochter Circe in einem gold-gelben Kleide/ und
mit einem Krantze von gelb-rothen Hyacinthen-
Steinen. Jn der Hand hatte sie eine Gärthe
in Gestalt einer Natter. Jhr Kriegs-Zeichen
war ein Drache. Als dieser Mohren-Aufzug
beschlossen war/ kam ein von sechs weissen Kühen
gezogener sechs-rädrichter silberner Wagen in
Schauplatz. Auf selbtem saß in einem Regen-

bogen-

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] Sonnen Paſiphae in einem Regenbogen-faͤr-
bichten Kleide fuͤrſtellete. Auf dem Haupte
hatte ſie eine mit Opalen glaͤntzende Krone von
Golde. Nach ihr ritten fuͤnf und ſiebenzig
edle Jungfrauen alle wie Mohrinnen/ und
der Paſiphae/ außer der Krone/ gleich gekleidet.
Alle waꝛen auch mit guͤldenen Koͤchern/ Bogen/
Pfeilen/ Schwerdtern und Wurff-Spießen
ausgeruͤſtet. Paſiphaen trugen auf der Seite
ſechs Mohren-Knaben die Waffen. Mitten
in dieſem Geſchwader fuͤhrte die Graͤfin von
Salms auf einer Stange zum Kriegs-Zeichen
einen Ochſen mit einem Menſchen-Kopffe oder
Minotaurus. Hieꝛauf kam auf einem gleich-
fals feuerfaͤrbichten Hengſte Leitholde eine Fuͤr-
ſtin der Chauzen; welche hier die andere Toch-
ter der Sonne Phaetuſen abbildete. Jhr
goldgeſtuͤckter Purper-Rock ſahe wie eitel
Feuer-Flammen aus. Jhre Krone brennte
von eitel Rubinen. Jhre Waffen trugen
gleichfals ſechs Mohren-Knaben; und nach
ihr ritten fuͤnf und ſiebzig gleich gekleidete edle
Jungfrauen. Jhr Krieges-Zeichen war ein
ſchwartzer Papel-Baum/ darein die uͤber ihren
Bruder ſo ſehr betruͤbte Phaetuſa ſoll verwan-
delt worden ſeyn. Hierauf folgte ein mit vier
feuer-faͤrbichten Pferden gezogener guͤldener
Wagen; auf welchem das Bild des Feuers in
Geſtalt eines Loͤwen/ mit einem menſchlichen
Antlitze/ und groſſen gewundenen Wieder-
Hoͤrnern/ welcher mit den Klauen eines Ochſen
Hoͤrner faßte/ zu ſehen war. Fuͤr dieſem ſtand
ein Mohren-Prieſter/ welcher in eine guͤldene
Schale unaufhoͤrlich Zimmet warf/ der ſich
von ſich ſelbſt anzuͤndete. Auf jeder Seite
des Sonnen-Wagens giengen zwey von
ſo viel Mohren-Knaben geleitete Elefanten;
derer jeder zwey Mohren einen ſteinernen Keſ-
ſel fuͤrtrug; aus welchem die Elefanten mit
ihrem Schnabel Waſſer an ſich zohen/ ſich dar-
mit wuſchen und beſpruͤtzten; hernach ſich
gleichſam aus einer angebohrnen Andacht fuͤr
dem Bilde der Sonne neigten; gegen ſelbtem
[Spaltenumbruch] ehrerbietig den Schnabel ausſtreckten/ und et-
liche abgebrochene Zweige ſelbtem auf den
Wagen lieferten. Nach denen Elefanten
wurden vier der Sonne gewiedmete Pferde
mit guͤldenen Zaͤumen und Decken von vier
Mohrinnen gefuͤhret. Worauf die Fuͤrſtin
Jſmene unter dem Nahmen der Koͤnigin Can-
dace auf einem fuͤr Edelgeſteinen ſchuͤtternden
Pferde in Geſtalt der Sonne oder einer Feuer-
Goͤttin erſchien; und zwar noch ſchwaͤrtzer/ als
alles andere Mohriſche Frauen zimmer. Sin-
temal die Schwaͤrtze ein Fuͤrbild der Sonne
iſt/ wegen ihrer Eigenſchafft: daß ſie die Men-
ſchen ſchwaͤrtzet. Sie hatte einen Rubinenen
Krantz in Geſtalt der ſich zuſpitzenden Sonnen-
Strahlen auf; ein guͤldenes Gewand an.
An der Achſel hieng ein guͤldener Bogen. An
der Seite ein mit Rubinen verſetzter Koͤcher
mit guͤldenen Pfeilen. Umb ſie giengen zwoͤlf
weiſſe/ und zwoͤlf ſchwartze Knaben/ welche die
vier und zwantzig Stunden des Tages und der
Nacht abbildeten/ und zugleich Waffen-Traͤ-
ger dieſer Koͤnigin abgaben. Dieſe fuͤhrete der
fuͤr eitel Golde ſchimmernde Mittag. Hier-
auf erſchien des Hertzogs der Catten Arpus
Tochter Catta/ auf einem weiſſen Pferde die
Sonnen-Tochter Lampetie darſtellende. Jhr
Kleid war Silberſtuͤck; ihr Krantz von
eitel Perlen. Nebſt ſechs ihr die Waffen
tragenden Knaben folgten ihr fuͤnf und
ſiebentzig weiß gekleidete Mohꝛen-Jungfꝛauen.
Jhr Kriegs-Zeichen war ein Loͤwe. Zuletzt
kam mit eben ſo viel ſchwartzen Jungfrauen
und gleichmaͤßigem Aufzuge Melinde eine
Graͤfin von Waldeck als die vierdte Sonnen-
Tochter Circe in einem gold-gelben Kleide/ und
mit einem Krantze von gelb-rothen Hyacinthen-
Steinen. Jn der Hand hatte ſie eine Gaͤrthe
in Geſtalt einer Natter. Jhr Kriegs-Zeichen
war ein Drache. Als dieſer Mohren-Aufzug
beſchloſſen war/ kam ein von ſechs weiſſen Kuͤhen
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Schauplatz. Auf ſelbtem ſaß in einem Regen-

bogen-
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[1406[1408]/1474] Neuntes Buch Sonnen Paſiphae in einem Regenbogen-faͤr- bichten Kleide fuͤrſtellete. Auf dem Haupte hatte ſie eine mit Opalen glaͤntzende Krone von Golde. Nach ihr ritten fuͤnf und ſiebenzig edle Jungfrauen alle wie Mohrinnen/ und der Paſiphae/ außer der Krone/ gleich gekleidet. Alle waꝛen auch mit guͤldenen Koͤchern/ Bogen/ Pfeilen/ Schwerdtern und Wurff-Spießen ausgeruͤſtet. Paſiphaen trugen auf der Seite ſechs Mohren-Knaben die Waffen. Mitten in dieſem Geſchwader fuͤhrte die Graͤfin von Salms auf einer Stange zum Kriegs-Zeichen einen Ochſen mit einem Menſchen-Kopffe oder Minotaurus. Hieꝛauf kam auf einem gleich- fals feuerfaͤrbichten Hengſte Leitholde eine Fuͤr- ſtin der Chauzen; welche hier die andere Toch- ter der Sonne Phaetuſen abbildete. Jhr goldgeſtuͤckter Purper-Rock ſahe wie eitel Feuer-Flammen aus. Jhre Krone brennte von eitel Rubinen. Jhre Waffen trugen gleichfals ſechs Mohren-Knaben; und nach ihr ritten fuͤnf und ſiebzig gleich gekleidete edle Jungfrauen. Jhr Krieges-Zeichen war ein ſchwartzer Papel-Baum/ darein die uͤber ihren Bruder ſo ſehr betruͤbte Phaetuſa ſoll verwan- delt worden ſeyn. Hierauf folgte ein mit vier feuer-faͤrbichten Pferden gezogener guͤldener Wagen; auf welchem das Bild des Feuers in Geſtalt eines Loͤwen/ mit einem menſchlichen Antlitze/ und groſſen gewundenen Wieder- Hoͤrnern/ welcher mit den Klauen eines Ochſen Hoͤrner faßte/ zu ſehen war. Fuͤr dieſem ſtand ein Mohren-Prieſter/ welcher in eine guͤldene Schale unaufhoͤrlich Zimmet warf/ der ſich von ſich ſelbſt anzuͤndete. Auf jeder Seite des Sonnen-Wagens giengen zwey von ſo viel Mohren-Knaben geleitete Elefanten; derer jeder zwey Mohren einen ſteinernen Keſ- ſel fuͤrtrug; aus welchem die Elefanten mit ihrem Schnabel Waſſer an ſich zohen/ ſich dar- mit wuſchen und beſpruͤtzten; hernach ſich gleichſam aus einer angebohrnen Andacht fuͤr dem Bilde der Sonne neigten; gegen ſelbtem ehrerbietig den Schnabel ausſtreckten/ und et- liche abgebrochene Zweige ſelbtem auf den Wagen lieferten. Nach denen Elefanten wurden vier der Sonne gewiedmete Pferde mit guͤldenen Zaͤumen und Decken von vier Mohrinnen gefuͤhret. Worauf die Fuͤrſtin Jſmene unter dem Nahmen der Koͤnigin Can- dace auf einem fuͤr Edelgeſteinen ſchuͤtternden Pferde in Geſtalt der Sonne oder einer Feuer- Goͤttin erſchien; und zwar noch ſchwaͤrtzer/ als alles andere Mohriſche Frauen zimmer. Sin- temal die Schwaͤrtze ein Fuͤrbild der Sonne iſt/ wegen ihrer Eigenſchafft: daß ſie die Men- ſchen ſchwaͤrtzet. Sie hatte einen Rubinenen Krantz in Geſtalt der ſich zuſpitzenden Sonnen- Strahlen auf; ein guͤldenes Gewand an. An der Achſel hieng ein guͤldener Bogen. An der Seite ein mit Rubinen verſetzter Koͤcher mit guͤldenen Pfeilen. Umb ſie giengen zwoͤlf weiſſe/ und zwoͤlf ſchwartze Knaben/ welche die vier und zwantzig Stunden des Tages und der Nacht abbildeten/ und zugleich Waffen-Traͤ- ger dieſer Koͤnigin abgaben. Dieſe fuͤhrete der fuͤr eitel Golde ſchimmernde Mittag. Hier- auf erſchien des Hertzogs der Catten Arpus Tochter Catta/ auf einem weiſſen Pferde die Sonnen-Tochter Lampetie darſtellende. Jhr Kleid war Silberſtuͤck; ihr Krantz von eitel Perlen. Nebſt ſechs ihr die Waffen tragenden Knaben folgten ihr fuͤnf und ſiebentzig weiß gekleidete Mohꝛen-Jungfꝛauen. Jhr Kriegs-Zeichen war ein Loͤwe. Zuletzt kam mit eben ſo viel ſchwartzen Jungfrauen und gleichmaͤßigem Aufzuge Melinde eine Graͤfin von Waldeck als die vierdte Sonnen- Tochter Circe in einem gold-gelben Kleide/ und mit einem Krantze von gelb-rothen Hyacinthen- Steinen. Jn der Hand hatte ſie eine Gaͤrthe in Geſtalt einer Natter. Jhr Kriegs-Zeichen war ein Drache. Als dieſer Mohren-Aufzug beſchloſſen war/ kam ein von ſechs weiſſen Kuͤhen gezogener ſechs-raͤdrichter ſilberner Wagen in Schauplatz. Auf ſelbtem ſaß in einem Regen- bogen-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1406[1408]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1474>, abgerufen am 23.11.2024.