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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] auf dem andern die Lufft/ auf dem dritten die
Erde/ auf dem vierdten das Wasser. Der Na-
tur kam durch das andere Thor die Kunst entge-
gen/ auf einer vergüldeten grossen Schild-Krote
aus Metall; welche durch ein Uhrwerck getrie-
ben ward: daß sie sich schneller/ als eine Lebende
dahin bewegte; wohin es die Kunst mit ihrem an-
deutenden Fusse verlangte. Die Kunst bildete
eine junge Dirne ab/ mit aufgekrauseten Haa-
ren/ einem geschminckten und mit ausgeschnit-
tenen Fliegen und Gewürme bekleibten Antli-
tze. Das Haupt und der Hals strahlete mit
vielerley nachgemachten Perlen und Edelge-
steinen. Auf den Rock waren die Gestirne
nach ihrer wesentlichen Beschaffenheit gestickt.
Sie saß auf einem aus Helffenbein gedrehtem
Dreyfusse. Jn der Hand hatte sie einen holen
Mäß-Stab; den sie nicht allein zu einem
Circkel/ sondern auch zu einem Fern-
Glase brauchen konte. Jhr folgte ein zierlich
ausgeschnitzter Wagen mit zwey Maul-
Eseln. Selbten hielten hinten das Bild der
Liebe und des Mercur; welchen beyden das
Alterthum die Erfindung fast aller Künste zu-
geeignet hat. Auf dem Wagen lag allerhand
Handwercks-Zeug. Auf der Seite giengen
drey ungeheure Riesen mit Beilen und Häm-
mern. Als die Natur auf einer/ die Kunst auf
der andern Seiten sich Deutschlande näherten/
fiengen die zwölff Flüsse mit eitel irrdenen Ge-
fässen an ein liebliches Wasser-Gethöne zu ma-
chen; Deutschland aber mit freudiger Geber-
dung sie folgender Gestalt anzusingen:

Jhr Mütter aller Wunderwercke/
Bau't mir zu Lieb' ein Ehren-Maal/
Dem Helden/ dessen Riesen-Stärcke
Wie Glas zermalmt der Römer Stahl/
Der Fessel kan wie Wachs zerwinden/
Wormit Rom Deutschland meynt zu binden.
Natur/ zu was für einem Ende
Gebierst du Ertzt und Marmel-Stein?
Als daß der Kunst geschickte Hände
Der Heiden Bilder etzen drein.
Wer etwas schlechters draus läst machen/
Berunehrt nur so edle Sachen.
[Spaltenumbruch]
Nichts werthers aber ist zu bauen
Jn Helffenbein/ Gold und Porphir/
Als Herrmann seiner Feinde Grauen/
Des Himmels Schoß-Kind/ Deutschlands Zier;
Der durch die Tapferkeit in Norden
Mehr als ein Hercules ist worden.

Deutschland hatte noch nicht gar ausgesun-
gen; als die Natur mit ihrer Rutte auf die Er-
de schlug. Bald hierauf erhob sich daselbst ein
kleiner Hügel; welcher anfangs nur einem
Maulwurffs-Hauffen zu gleichen war/ her-
nach aber zu einer zwölff Ellen-hohen Stein-
Klippe ward. Also daß die allezeit zugleich
schwangere und gebehrende Natur/ die für Zei-
ten auch Delos/ Rhodus und andere Eylande
aus dem Meere herfür gestossen haben soll/ all-
hier einen neuen Berg zu gebehren schien. So
bald aber diß Wachsthum aufhörete; hoben
die drey Riesen die Kunst mit ihrer Schild-Kro-
te empor; welche mit ihrem Mäß-Stabe diese
Klippe abmaaß/ und/ was daran zu arbeiten wä-
re/ die Riesen anwieß. Diese machten sich al-
sofort mit ihrem Werckzeuge an diese Klippe/
welche diesen starcken/ und über so embsiger Ar-
beit schwitzenden Riesen wie weiches Holtz nach-
gab; und in kurtzer Zeit stellte dieser vorhin raue
Stein ein geschicktes Marmel-Bild Hertzog
Herrmanns für. Am wunderwürdigsten
war hierbey/ daß die Cyclopen mit ihrem Hauen
und Feilen ein so wohl abgetheiltes Geräusche
machten/ nach dem die zwölff Flüsse tantzen kon-
ten. Deutschland bezeugte hierüber seine nicht
geringe Vergnügung/ und sang abermals zu
seiner zwölff Flüsse Wasser-Gethöne:

Zwar Winde/ Zeit und Wolcken stürmen
Zu äschern falsche Bilder ein/
Die Heucheley pflegt aufzuthürmen.
Dis Bild wird aber ewig seyn.
Denn Senlen können nicht ver gehen/
Die auf der Tugend Fusse stehen.

Die drey Cyclopen/ und die vier von dem Wagen
der Natur abspringenden Geister des Feuers/
der Lufft/ der Erde und des Wassers mischten
sich hier auf unter die zwölff Flüsse; und hegten
zusammen umb diese Herrmanns-Seule einen
artlichen Tantz; darinnen sie beym Schlusse

jeden

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] auf dem andern die Lufft/ auf dem dritten die
Erde/ auf dem vierdten das Waſſer. Der Na-
tur kam durch das andere Thor die Kunſt entge-
gen/ auf einer verguͤldeten groſſen Schild-Krote
aus Metall; welche durch ein Uhrwerck getrie-
ben ward: daß ſie ſich ſchneller/ als eine Lebende
dahin bewegte; wohin es die Kunſt mit ihꝛem an-
deutenden Fuſſe verlangte. Die Kunſt bildete
eine junge Dirne ab/ mit aufgekrauſeten Haa-
ren/ einem geſchminckten und mit ausgeſchnit-
tenen Fliegen und Gewuͤrme bekleibten Antli-
tze. Das Haupt und der Hals ſtrahlete mit
vielerley nachgemachten Perlen und Edelge-
ſteinen. Auf den Rock waren die Geſtirne
nach ihrer weſentlichen Beſchaffenheit geſtickt.
Sie ſaß auf einem aus Helffenbein gedrehtem
Dreyfuſſe. Jn der Hand hatte ſie einen holen
Maͤß-Stab; den ſie nicht allein zu einem
Circkel/ ſondern auch zu einem Fern-
Glaſe brauchen konte. Jhr folgte ein zierlich
ausgeſchnitzter Wagen mit zwey Maul-
Eſeln. Selbten hielten hinten das Bild der
Liebe und des Mercur; welchen beyden das
Alterthum die Erfindung faſt aller Kuͤnſte zu-
geeignet hat. Auf dem Wagen lag allerhand
Handwercks-Zeug. Auf der Seite giengen
drey ungeheure Rieſen mit Beilen und Haͤm-
mern. Als die Natur auf einer/ die Kunſt auf
der andern Seiten ſich Deutſchlande naͤherten/
fiengen die zwoͤlff Fluͤſſe mit eitel irrdenen Ge-
faͤſſen an ein liebliches Waſſer-Gethoͤne zu ma-
chen; Deutſchland aber mit freudiger Geber-
dung ſie folgender Geſtalt anzuſingen:

Jhr Muͤtter aller Wunderwercke/
Bau’t mir zu Lieb’ ein Ehren-Maal/
Dem Helden/ deſſen Rieſen-Staͤrcke
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Der Feſſel kan wie Wachs zerwinden/
Wormit Rom Deutſchland meynt zu binden.
Natur/ zu was fuͤr einem Ende
Gebierſt du Ertzt und Marmel-Stein?
Als daß der Kunſt geſchickte Haͤnde
Der Heiden Bilder etzen drein.
Wer etwas ſchlechters draus laͤſt machen/
Berunehrt nur ſo edle Sachen.
[Spaltenumbruch]
Nichts werthers aber iſt zu bauen
Jn Helffenbein/ Gold und Porphir/
Als Herrmann ſeiner Feinde Grauen/
Des Himmels Schoß-Kind/ Deutſchlands Zier;
Der durch die Tapferkeit in Norden
Mehr als ein Hercules iſt worden.

Deutſchland hatte noch nicht gar ausgeſun-
gen; als die Natur mit ihrer Rutte auf die Er-
de ſchlug. Bald hierauf erhob ſich daſelbſt ein
kleiner Huͤgel; welcher anfangs nur einem
Maulwurffs-Hauffen zu gleichen war/ her-
nach aber zu einer zwoͤlff Ellen-hohen Stein-
Klippe ward. Alſo daß die allezeit zugleich
ſchwangere und gebehrende Natur/ die fuͤr Zei-
ten auch Delos/ Rhodus und andere Eylande
aus dem Meere herfuͤr geſtoſſen haben ſoll/ all-
hier einen neuen Berg zu gebehren ſchien. So
bald aber diß Wachsthum aufhoͤrete; hoben
die drey Rieſen die Kunſt mit ihrer Schild-Kro-
te empor; welche mit ihrem Maͤß-Stabe dieſe
Klippe abmaaß/ und/ was daran zu arbeiten waͤ-
re/ die Rieſen anwieß. Dieſe machten ſich al-
ſofort mit ihrem Werckzeuge an dieſe Klippe/
welche dieſen ſtarcken/ und uͤber ſo embſiger Ar-
beit ſchwitzenden Rieſen wie weiches Holtz nach-
gab; und in kurtzer Zeit ſtellte dieſer vorhin raue
Stein ein geſchicktes Marmel-Bild Hertzog
Herrmanns fuͤr. Am wunderwuͤrdigſten
war hierbey/ daß die Cyclopen mit ihrem Hauen
und Feilen ein ſo wohl abgetheiltes Geraͤuſche
machten/ nach dem die zwoͤlff Fluͤſſe tantzen kon-
ten. Deutſchland bezeugte hieruͤber ſeine nicht
geringe Vergnuͤgung/ und ſang abermals zu
ſeiner zwoͤlff Fluͤſſe Waſſer-Gethoͤne:

Zwar Winde/ Zeit und Wolcken ſtuͤrmen
Zu aͤſchern falſche Bilder ein/
Die Heucheley pflegt aufzuthuͤrmen.
Dis Bild wird aber ewig ſeyn.
Denn Senlen koͤnnen nicht ver gehen/
Die auf der Tugend Fuſſe ſtehen.

Die drey Cyclopen/ und die vieꝛ von dem Wagen
der Natur abſpringenden Geiſter des Feuers/
der Lufft/ der Erde und des Waſſers miſchten
ſich hier auf unter die zwoͤlff Fluͤſſe; und hegten
zuſammen umb dieſe Herrmanns-Seule einen
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1404[1406]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1472>, abgerufen am 23.11.2024.