Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] bey denen sämtlichen Blumen eine neue Tren-
nung. Sintemal die weiblichen aller vier Jah-
res-Zeiten sich durch einen zierlichen Tantz von
denen Männlichen in einen Kreiß versammle-
ten; und der Blumen-Göttin singende für-
stellten; wie der Amaranth sie und die Liebes-
Göttin beschimpft/ und die Rache einer gäntzli-
chen Austilgung verdient hätte. Die männ-
lichen Blumen aber namen sich des Amaran-
thes an/ und hiermit kam es zu einem neuen
Blumen-Kriege. Sintemal beyde abermals
sich nach dem Unterscheide ihrer Farben in eine
Schlacht-Ordnung stellten/ und von Gliede
zu Gliede mit ihren Blumen-Kugeln einander
antasteten. Die vier Jahres-Zeiten wurden
bestürtzt/ als sie ihre eigene Blumen mit einander
in Feindschafft verfallen sahen; rennten also
umb die Schrancken herumb ein Mittel zu fin-
den; wie jede Zeit die Jhrigen wieder in einen
Hauffen brächte. Aber die allzu grosse Ver-
mengung zernichtete alle Bemühung. Die-
semnach denn umb diese Zertrennung zu stö-
ren der Frühling rief: daß aus denen bundten
Blumen ein König zu erkiesen wäre. Die-
sem folgte der Sommer/ und vertröstete
dessen die Purperfarbenen/ der Herbst die gel-
ben/ und der Winter die weissen. Durch die-
sen Anschlag wurden aus zwey streitenden
Theilen ihrer fünff. Denn die übergangenen
blauen sammleten sich in der Mitte auch zu-
sammen; und beschwerten sich gegen dem Him-
mel über grosses Unrecht solcher Verächtligkeit;
als welcher die Saphieren-Farbe zu seiner Zier-
de erkieset hätte. Sie klagten bey der Sonne/
welche nicht nur darmit die Wolcken färbte/
und ihren Hyacinth in eine blaue Blume ver-
wandelt hätte/ ja auf tunckelen Dingen am
kräfftigsten die Macht ihrer Strahlen ausübte;
sondern auch denselben ihre geheime Weissa-
gungen eröfnete/ welche mit Saphieren sie ver-
ehreten. Sie rufften die Menschen zum
Beystande an; sintemal je mehr etwas von
[Spaltenumbruch] weisser Farbe in sich hätte die Strahlen des
Gesichtes zerstreuete/ und die Augen verdüster-
te/ ihre schwärtzlichte Farbe aber die Augen-
Strahlen zu einer genauen Betrachtung zu-
sammen züge/ und das Gesichte stärckte. Aber
alle andere Farben rieffen: die Mohren-Blu-
men wären keines Königreichs/ sondern viel-
mehr einer traurigen Bahre werth; weil ihre
Schwärtze mit der Farbe der Nacht und des
Todes eine so nahe Verwandschafft hätte. Die
blauen Blumen seuffzeten gegen dem Himmel/
und fleheten ihn an: daß weil der Winter kei-
ner blauen Veilgen/ der Frühling keiner Mertz-
und Lischblumen/ der Herbst keines Jasmins/
keiner Sonnenwirbel/ und keine Jahres-Zeit
noch die Erde der Hyacinthen werth wäre/
möchte selbter sie nicht mehr so niedrig wachsen
lassen/ sondern sie mit edlen Saphieren zwischen
die gestirnten Blumen des Ariadnischen Kran-
tzes versätzen. Zumahl nichts minder unter-
schiedliche Arten der irrdischen Hyacinthen/ als
der Saphiere schon mit güldenen Sternen be-
streuet wären. Die weissen Blumen hinge-
gen gründeten sich auf die allgemeine Verdam-
mung der blauen; und meinten aus dem Grun-
de solchen Urthels bereit das Recht gewonnen
zu haben. Sintemal die weisse Farbe alleine
den Nahmen einer Farbe verdiente. Denn
sie wäre alleine das Licht/ alles andere Schat-
ten. Sie wäre der einige Ursprung aller Far-
ben. Aus dreyen Theilen ihres Lichtes/ und
einer Helffte des Schattens käme die grüne;
aus zwey weissen/ und einem schwartzen Theile
eutspringe die gelbe/ aus anderthalb Theilen
des Lichts und einem der Finsternüs rührte die
Purper-/ aus einem weissen/ und anderthalb
finstern Theilen mischte sich die Himmel-blaue/
aus drey Theilen der Schwärtze/ und einem
Theile des Lichtes die Feilgen-Farbe zusam-
men. Je mehr nun etwas dem Schatten
näher käme/ je geringer wäre es; das von
allem Finstern entfernte aber wäre die Voll-

kom-
Erster Theil. O o o o o o o o

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] bey denen ſaͤmtlichen Blumen eine neue Tren-
nung. Sintemal die weiblichen aller vier Jah-
res-Zeiten ſich durch einen zierlichen Tantz von
denen Maͤnnlichen in einen Kreiß verſammle-
ten; und der Blumen-Goͤttin ſingende fuͤr-
ſtellten; wie der Amaranth ſie und die Liebes-
Goͤttin beſchimpft/ und die Rache einer gaͤntzli-
chen Austilgung verdient haͤtte. Die maͤnn-
lichen Blumen aber namen ſich des Amaran-
thes an/ und hiermit kam es zu einem neuen
Blumen-Kriege. Sintemal beyde abermals
ſich nach dem Unterſcheide ihrer Farben in eine
Schlacht-Ordnung ſtellten/ und von Gliede
zu Gliede mit ihren Blumen-Kugeln einander
antaſteten. Die vier Jahres-Zeiten wurden
beſtuͤrtzt/ als ſie ihre eigene Blumẽ mit einander
in Feindſchafft verfallen ſahen; rennten alſo
umb die Schrancken herumb ein Mittel zu fin-
den; wie jede Zeit die Jhrigen wieder in einen
Hauffen braͤchte. Aber die allzu groſſe Ver-
mengung zernichtete alle Bemuͤhung. Die-
ſemnach denn umb dieſe Zertrennung zu ſtoͤ-
ren der Fruͤhling rief: daß aus denen bundten
Blumen ein Koͤnig zu erkieſen waͤre. Die-
ſem folgte der Sommer/ und vertroͤſtete
deſſen die Purperfarbenen/ der Herbſt die gel-
ben/ und der Winter die weiſſen. Durch die-
ſen Anſchlag wurden aus zwey ſtreitenden
Theilen ihrer fuͤnff. Denn die uͤbergangenen
blauen ſammleten ſich in der Mitte auch zu-
ſammen; und beſchwerten ſich gegen dem Him-
mel uͤber groſſes Unrecht ſolcher Veraͤchtligkeit;
als welcher die Saphieren-Farbe zu ſeiner Zier-
de erkieſet haͤtte. Sie klagten bey der Sonne/
welche nicht nur darmit die Wolcken faͤrbte/
und ihren Hyacinth in eine blaue Blume ver-
wandelt haͤtte/ ja auf tunckelen Dingen am
kraͤfftigſten die Macht ihrer Stꝛahlen ausuͤbte;
ſondern auch denſelben ihre geheime Weiſſa-
gungen eroͤfnete/ welche mit Saphieren ſie ver-
ehreten. Sie rufften die Menſchen zum
Beyſtande an; ſintemal je mehr etwas von
[Spaltenumbruch] weiſſer Farbe in ſich haͤtte die Strahlen des
Geſichtes zerſtreuete/ und die Augen verduͤſter-
te/ ihre ſchwaͤrtzlichte Farbe aber die Augen-
Strahlen zu einer genauen Betrachtung zu-
ſammen zuͤge/ und das Geſichte ſtaͤrckte. Aber
alle andeꝛe Farben rieffen: die Mohren-Blu-
men waͤren keines Koͤnigreichs/ ſondern viel-
mehr einer traurigen Bahre werth; weil ihre
Schwaͤrtze mit der Farbe der Nacht und des
Todes eine ſo nahe Verwandſchafft haͤtte. Die
blauen Blumen ſeuffzeten gegen dem Himmel/
und fleheten ihn an: daß weil der Winter kei-
ner blauen Veilgen/ der Fruͤhling keiner Mertz-
und Liſchblumen/ der Herbſt keines Jaſmins/
keiner Sonnenwirbel/ und keine Jahres-Zeit
noch die Erde der Hyacinthen werth waͤre/
moͤchte ſelbter ſie nicht mehr ſo niedrig wachſen
laſſen/ ſondeꝛn ſie mit edlen Saphieren zwiſchen
die geſtirnten Blumen des Ariadniſchen Kran-
tzes verſaͤtzen. Zumahl nichts minder unter-
ſchiedliche Arten der irꝛdiſchen Hyacinthen/ als
der Saphiere ſchon mit guͤldenen Sternen be-
ſtreuet waͤren. Die weiſſen Blumen hinge-
gen gruͤndeten ſich auf die allgemeine Verdam-
mung der blauen; und meinten aus dem Gꝛun-
de ſolchen Urthels bereit das Recht gewonnen
zu haben. Sintemal die weiſſe Farbe alleine
den Nahmen einer Farbe verdiente. Denn
ſie waͤre alleine das Licht/ alles andere Schat-
ten. Sie waͤꝛe der einige Urſprung aller Faꝛ-
ben. Aus dreyen Theilen ihres Lichtes/ und
einer Helffte des Schattens kaͤme die gruͤne;
aus zwey weiſſen/ und einem ſchwartzen Theile
eutſpringe die gelbe/ aus anderthalb Theilen
des Lichts und einem der Finſternuͤs ruͤhrte die
Purper-/ aus einem weiſſen/ und anderthalb
finſtern Theilen miſchte ſich die Himmel-blaue/
aus drey Theilen der Schwaͤrtze/ und einem
Theile des Lichtes die Feilgen-Farbe zuſam-
men. Je mehr nun etwas dem Schatten
naͤher kaͤme/ je geringer waͤre es; das von
allem Finſtern entfernte aber waͤre die Voll-

kom-
Erſter Theil. O o o o o o o o
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1461" n="1393[1395]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
bey denen &#x017F;a&#x0364;mtlichen Blumen eine neue Tren-<lb/>
nung. Sintemal die weiblichen aller vier Jah-<lb/>
res-Zeiten &#x017F;ich durch einen zierlichen Tantz von<lb/>
denen Ma&#x0364;nnlichen in einen Kreiß ver&#x017F;ammle-<lb/>
ten; und der Blumen-Go&#x0364;ttin &#x017F;ingende fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tellten; wie der Amaranth &#x017F;ie und die Liebes-<lb/>
Go&#x0364;ttin be&#x017F;chimpft/ und die Rache einer ga&#x0364;ntzli-<lb/>
chen Austilgung verdient ha&#x0364;tte. Die ma&#x0364;nn-<lb/>
lichen Blumen aber namen &#x017F;ich des Amaran-<lb/>
thes an/ und hiermit kam es zu einem neuen<lb/>
Blumen-Kriege. Sintemal beyde abermals<lb/>
&#x017F;ich nach dem Unter&#x017F;cheide ihrer Farben in eine<lb/>
Schlacht-Ordnung &#x017F;tellten/ und von Gliede<lb/>
zu Gliede mit ihren Blumen-Kugeln einander<lb/>
anta&#x017F;teten. Die vier Jahres-Zeiten wurden<lb/>
be&#x017F;tu&#x0364;rtzt/ als &#x017F;ie ihre eigene Blume&#x0303; mit einander<lb/>
in Feind&#x017F;chafft verfallen &#x017F;ahen; rennten al&#x017F;o<lb/>
umb die Schrancken herumb ein Mittel zu fin-<lb/>
den; wie jede Zeit die Jhrigen wieder in einen<lb/>
Hauffen bra&#x0364;chte. Aber die allzu gro&#x017F;&#x017F;e Ver-<lb/>
mengung zernichtete alle Bemu&#x0364;hung. Die-<lb/>
&#x017F;emnach denn umb die&#x017F;e Zertrennung zu &#x017F;to&#x0364;-<lb/>
ren der Fru&#x0364;hling rief: daß aus denen bundten<lb/>
Blumen ein Ko&#x0364;nig zu erkie&#x017F;en wa&#x0364;re. Die-<lb/>
&#x017F;em folgte der Sommer/ und vertro&#x0364;&#x017F;tete<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en die Purperfarbenen/ der Herb&#x017F;t die gel-<lb/>
ben/ und der Winter die wei&#x017F;&#x017F;en. Durch die-<lb/>
&#x017F;en An&#x017F;chlag wurden aus zwey &#x017F;treitenden<lb/>
Theilen ihrer fu&#x0364;nff. Denn die u&#x0364;bergangenen<lb/>
blauen &#x017F;ammleten &#x017F;ich in der Mitte auch zu-<lb/>
&#x017F;ammen; und be&#x017F;chwerten &#x017F;ich gegen dem Him-<lb/>
mel u&#x0364;ber gro&#x017F;&#x017F;es Unrecht &#x017F;olcher Vera&#x0364;chtligkeit;<lb/>
als welcher die Saphieren-Farbe zu &#x017F;einer Zier-<lb/>
de erkie&#x017F;et ha&#x0364;tte. Sie klagten bey der Sonne/<lb/>
welche nicht nur darmit die Wolcken fa&#x0364;rbte/<lb/>
und ihren Hyacinth in eine blaue Blume ver-<lb/>
wandelt ha&#x0364;tte/ ja auf tunckelen Dingen am<lb/>
kra&#x0364;fftig&#x017F;ten die Macht ihrer St&#xA75B;ahlen ausu&#x0364;bte;<lb/>
&#x017F;ondern auch den&#x017F;elben ihre geheime Wei&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
gungen ero&#x0364;fnete/ welche mit Saphieren &#x017F;ie ver-<lb/>
ehreten. Sie rufften die Men&#x017F;chen zum<lb/>
Bey&#x017F;tande an; &#x017F;intemal je mehr etwas von<lb/><cb/>
wei&#x017F;&#x017F;er Farbe in &#x017F;ich ha&#x0364;tte die Strahlen des<lb/>
Ge&#x017F;ichtes zer&#x017F;treuete/ und die Augen verdu&#x0364;&#x017F;ter-<lb/>
te/ ihre &#x017F;chwa&#x0364;rtzlichte Farbe aber die Augen-<lb/>
Strahlen zu einer genauen Betrachtung zu-<lb/>
&#x017F;ammen zu&#x0364;ge/ und das Ge&#x017F;ichte &#x017F;ta&#x0364;rckte. Aber<lb/>
alle ande&#xA75B;e Farben rieffen: die Mohren-Blu-<lb/>
men wa&#x0364;ren keines Ko&#x0364;nigreichs/ &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr einer traurigen Bahre werth; weil ihre<lb/>
Schwa&#x0364;rtze mit der Farbe der Nacht und des<lb/>
Todes eine &#x017F;o nahe Verwand&#x017F;chafft ha&#x0364;tte. Die<lb/>
blauen Blumen &#x017F;euffzeten gegen dem Himmel/<lb/>
und fleheten ihn an: daß weil der Winter kei-<lb/>
ner blauen Veilgen/ der Fru&#x0364;hling keiner Mertz-<lb/>
und Li&#x017F;chblumen/ der Herb&#x017F;t keines Ja&#x017F;mins/<lb/>
keiner Sonnenwirbel/ und keine Jahres-Zeit<lb/>
noch die Erde der Hyacinthen werth wa&#x0364;re/<lb/>
mo&#x0364;chte &#x017F;elbter &#x017F;ie nicht mehr &#x017F;o niedrig wach&#x017F;en<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;onde&#xA75B;n &#x017F;ie mit edlen Saphieren zwi&#x017F;chen<lb/>
die ge&#x017F;tirnten Blumen des Ariadni&#x017F;chen Kran-<lb/>
tzes ver&#x017F;a&#x0364;tzen. Zumahl nichts minder unter-<lb/>
&#x017F;chiedliche Arten der ir&#xA75B;di&#x017F;chen Hyacinthen/ als<lb/>
der Saphiere &#x017F;chon mit gu&#x0364;ldenen Sternen be-<lb/>
&#x017F;treuet wa&#x0364;ren. Die wei&#x017F;&#x017F;en Blumen hinge-<lb/>
gen gru&#x0364;ndeten &#x017F;ich auf die allgemeine Verdam-<lb/>
mung der blauen; und meinten aus dem G&#xA75B;un-<lb/>
de &#x017F;olchen Urthels bereit das Recht gewonnen<lb/>
zu haben. Sintemal die wei&#x017F;&#x017F;e Farbe alleine<lb/>
den Nahmen einer Farbe verdiente. Denn<lb/>
&#x017F;ie wa&#x0364;re alleine das Licht/ alles andere Schat-<lb/>
ten. Sie wa&#x0364;&#xA75B;e der einige Ur&#x017F;prung aller Fa&#xA75B;-<lb/>
ben. Aus dreyen Theilen ihres Lichtes/ und<lb/>
einer Helffte des Schattens ka&#x0364;me die gru&#x0364;ne;<lb/>
aus zwey wei&#x017F;&#x017F;en/ und einem &#x017F;chwartzen Theile<lb/>
eut&#x017F;pringe die gelbe/ aus anderthalb Theilen<lb/>
des Lichts und einem der Fin&#x017F;ternu&#x0364;s ru&#x0364;hrte die<lb/>
Purper-/ aus einem wei&#x017F;&#x017F;en/ und anderthalb<lb/>
fin&#x017F;tern Theilen mi&#x017F;chte &#x017F;ich die Himmel-blaue/<lb/>
aus drey Theilen der Schwa&#x0364;rtze/ und einem<lb/>
Theile des Lichtes die Feilgen-Farbe zu&#x017F;am-<lb/>
men. Je mehr nun etwas dem Schatten<lb/>
na&#x0364;her ka&#x0364;me/ je geringer wa&#x0364;re es; das von<lb/>
allem Fin&#x017F;tern entfernte aber wa&#x0364;re die Voll-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;ter Theil. O o o o o o o o</fw><fw place="bottom" type="catch">kom-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1393[1395]/1461] Arminius und Thußnelda. bey denen ſaͤmtlichen Blumen eine neue Tren- nung. Sintemal die weiblichen aller vier Jah- res-Zeiten ſich durch einen zierlichen Tantz von denen Maͤnnlichen in einen Kreiß verſammle- ten; und der Blumen-Goͤttin ſingende fuͤr- ſtellten; wie der Amaranth ſie und die Liebes- Goͤttin beſchimpft/ und die Rache einer gaͤntzli- chen Austilgung verdient haͤtte. Die maͤnn- lichen Blumen aber namen ſich des Amaran- thes an/ und hiermit kam es zu einem neuen Blumen-Kriege. Sintemal beyde abermals ſich nach dem Unterſcheide ihrer Farben in eine Schlacht-Ordnung ſtellten/ und von Gliede zu Gliede mit ihren Blumen-Kugeln einander antaſteten. Die vier Jahres-Zeiten wurden beſtuͤrtzt/ als ſie ihre eigene Blumẽ mit einander in Feindſchafft verfallen ſahen; rennten alſo umb die Schrancken herumb ein Mittel zu fin- den; wie jede Zeit die Jhrigen wieder in einen Hauffen braͤchte. Aber die allzu groſſe Ver- mengung zernichtete alle Bemuͤhung. Die- ſemnach denn umb dieſe Zertrennung zu ſtoͤ- ren der Fruͤhling rief: daß aus denen bundten Blumen ein Koͤnig zu erkieſen waͤre. Die- ſem folgte der Sommer/ und vertroͤſtete deſſen die Purperfarbenen/ der Herbſt die gel- ben/ und der Winter die weiſſen. Durch die- ſen Anſchlag wurden aus zwey ſtreitenden Theilen ihrer fuͤnff. Denn die uͤbergangenen blauen ſammleten ſich in der Mitte auch zu- ſammen; und beſchwerten ſich gegen dem Him- mel uͤber groſſes Unrecht ſolcher Veraͤchtligkeit; als welcher die Saphieren-Farbe zu ſeiner Zier- de erkieſet haͤtte. Sie klagten bey der Sonne/ welche nicht nur darmit die Wolcken faͤrbte/ und ihren Hyacinth in eine blaue Blume ver- wandelt haͤtte/ ja auf tunckelen Dingen am kraͤfftigſten die Macht ihrer Stꝛahlen ausuͤbte; ſondern auch denſelben ihre geheime Weiſſa- gungen eroͤfnete/ welche mit Saphieren ſie ver- ehreten. Sie rufften die Menſchen zum Beyſtande an; ſintemal je mehr etwas von weiſſer Farbe in ſich haͤtte die Strahlen des Geſichtes zerſtreuete/ und die Augen verduͤſter- te/ ihre ſchwaͤrtzlichte Farbe aber die Augen- Strahlen zu einer genauen Betrachtung zu- ſammen zuͤge/ und das Geſichte ſtaͤrckte. Aber alle andeꝛe Farben rieffen: die Mohren-Blu- men waͤren keines Koͤnigreichs/ ſondern viel- mehr einer traurigen Bahre werth; weil ihre Schwaͤrtze mit der Farbe der Nacht und des Todes eine ſo nahe Verwandſchafft haͤtte. Die blauen Blumen ſeuffzeten gegen dem Himmel/ und fleheten ihn an: daß weil der Winter kei- ner blauen Veilgen/ der Fruͤhling keiner Mertz- und Liſchblumen/ der Herbſt keines Jaſmins/ keiner Sonnenwirbel/ und keine Jahres-Zeit noch die Erde der Hyacinthen werth waͤre/ moͤchte ſelbter ſie nicht mehr ſo niedrig wachſen laſſen/ ſondeꝛn ſie mit edlen Saphieren zwiſchen die geſtirnten Blumen des Ariadniſchen Kran- tzes verſaͤtzen. Zumahl nichts minder unter- ſchiedliche Arten der irꝛdiſchen Hyacinthen/ als der Saphiere ſchon mit guͤldenen Sternen be- ſtreuet waͤren. Die weiſſen Blumen hinge- gen gruͤndeten ſich auf die allgemeine Verdam- mung der blauen; und meinten aus dem Gꝛun- de ſolchen Urthels bereit das Recht gewonnen zu haben. Sintemal die weiſſe Farbe alleine den Nahmen einer Farbe verdiente. Denn ſie waͤre alleine das Licht/ alles andere Schat- ten. Sie waͤꝛe der einige Urſprung aller Faꝛ- ben. Aus dreyen Theilen ihres Lichtes/ und einer Helffte des Schattens kaͤme die gruͤne; aus zwey weiſſen/ und einem ſchwartzen Theile eutſpringe die gelbe/ aus anderthalb Theilen des Lichts und einem der Finſternuͤs ruͤhrte die Purper-/ aus einem weiſſen/ und anderthalb finſtern Theilen miſchte ſich die Himmel-blaue/ aus drey Theilen der Schwaͤrtze/ und einem Theile des Lichtes die Feilgen-Farbe zuſam- men. Je mehr nun etwas dem Schatten naͤher kaͤme/ je geringer waͤre es; das von allem Finſtern entfernte aber waͤre die Voll- kom- Erſter Theil. O o o o o o o o

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1461
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1393[1395]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1461>, abgerufen am 18.05.2024.